Lernen und Gedächtnis
Memory - Alan Baddeley, Michael W. Eysenck, Michael C. Anderson Vorlesung Uni Bern, FS 2016
Memory - Alan Baddeley, Michael W. Eysenck, Michael C. Anderson Vorlesung Uni Bern, FS 2016
Kartei Details
Karten | 238 |
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Lernende | 20 |
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 19.06.2016 / 08.07.2024 |
Weblink |
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Verlauf der Alzheimer-Krankheit
1. MT und Hippocampus
2. TL und PL
3. andere Hirnregionen
Augenzeugengedächtnis
- Nach Bartlett sind Gedächtnisinhalte konstruktiv (Informationen werden schemate-kosistent verarbeitet).
- Rekonsolidierung kann zu veränderung der Gedächtnisspur führen.
- Zeugenaussagen sind nicht sehr zuverlässige Quellen (Von 200 Freisprüchen durch neue DNA-Evidenz sind 75% aufgrund Zeugenaussagen verurteilt worden).
Confirmation Bias
- Erwartungen beeinflussen, was wir sehen.
- Was eigene Theorien, Ansichten, Meinung bestätigt, wird eher erinnert.
Einfluss von Falschinformation
- Falschinformationen, die erst gegeben werden, wenn der Abruf erfolgt, führen zu retroaktiver interferenz.
Waffen-Fokus-Effekt
- Menschen, die mit einer Waffe bedroht werden, fokussieren eher die Waffe, als die Person, die die Waffe hält.
Suggestibilität / Ja-Sage-Tendenz
- Kinder viel anfälliger für Suggestivfragen.
- Ja-Sage-Tendenz bei Erwachsenen grösser als bei Kindern.
Clark-Kent-Effekt
- Betrifft die Gesichtserkennung.
- Bereits Brille oder eine andere frisur kann dazu führen, dass man eine Person nicht mehr erkennt.
Cross-Race-Effekt / Own-Age-Bias
- Menschen eigener Rasse und eigenen Alters kann man besser auseinanderhalten.
Unbewusste Übertragung
- Fehlattribution von Kontextinformation (z.B. jemand, der auch bei einem Verbrechen dabei war, wird als Täter betrachtet; oder z.B. Frau wurde vergewaltigt, während ein Mann im Fernsehen war - Sendung lief während Vergewaltigung - Mann im TV wurde für Täter gehalten).
Sind unterschiedliche Netzwerke involviert, wenn wir an Zukunft oder Vergangenheit denken?
- Es gibt eine grosse Überlappung (MPFC, IPL, MTL).
- Nur prospektiv (frontaler Pol auch stärker aktiviert in Studien zu prospektiven Gedächtnisaufgaben).
Funktion von prospektivem Gedächtnis
- Planen, Plan behalten, bei der richtigen Gelegenheit ausführen.
Kritische Situationen für prospektives Gedächtnis
- Situationen, in denen es hektisch zu und her geht.
- Situationen, in denen keine salienten Abrufhinweise vorhanden sind.
- Situationen, die einen unerwarteten Verlauf nehmen.
episodisches prospektives Gedächtnis
- Einmalige Ereignisse.
habituelles prospektives Gedächtnis
- Z.B. Leute, die Medikamente nehmen müssen.
- Licht ausschalten, wenn man das Zimmer verlässt.
zeitbasiertes / ereignisbasiertes prospektives Gedächtnis
- Zeitbasiertes: z.B. Termin beim Arzt; Zeit als Abrufhinweis.
- Ereignisbasiertes: Bestimmtes Ereignis ist als Abrufcue vorhanden.
Eigenschaften des prospektiven Gedächtnisses
- Erinnerung muss selbst initiiert werden; Beim Auftauchen eines Abrufcues wird keine explizite Abrufinstruktion gegeben.
- Eine prospektive Gedächtnisaufgabe ist immer in eine andere, laufende Aktivität eingebettet.
- Besteht aus einer prospektiven und retrospektiven Komponente: Erinnern, dass etwas getan werden mus und erinnern, was getan werden muss.
Studie von Einstein & McDaniel (1990)
- Erste Laboraufgabe zu prospektivem Gedächtnis.
- Ziel: Untersuchung von Alterseffekten.
- Motiviert durch Framework von Craik.
- Erkenntnis: Keine Alterseffekte, inkonsistent mit Craiks Framework.
- Meilenstein, systematische Forschungsanstrengungen wurden dadurch initiiert.
Notice plus Search
- Erklärung für Inkonsistenz von prospektiver Gedächtnisaufgabe mit Craiks Framework.
- Notice: Erkennen des prospektiven Abrufcues ist automatisch; kein Alterseffekt.
- Search: Abruf retrospektiver Kompoente beinhaltet anstrengende Gedächtnissuche, evtl. Alterseffekte (aber retrospektive Komponente wird einfach gehalten).
- Aber: Prospektives Gedächtnis beinhaltet auch Wechsel von laufender Aufgabe auf intendierte, was Ressourcen kostet.
Age-Prospective Memory Paradox
- In naturalistischen Studien sind ältere Leute beim prospektiven Gedächtnis besser als jüngere.
- In Laborstudien sind Junge besser, vor allem bei zeitbasierten Aufgaben.
- Metaanalysen zeigen konsistente Alterseffekte (widerlegt erste Erkenntnis von Einstein und McDaniel).
Prospektives Gedächtnis Über die Lebensspanne?
- Ähnlicher Verlauf wie retrospektives.
- In prospektiven Gedächtnisaufgaben ist das retrospektive Gedächtnis von Anfang an gut (einfache Aufgabe), nimmt mit dem Alter aber ab. - Schwierigkeiten mit Task Swich.
Wie können Alterseffekte beim prospektiven Gedächtnis reduziert werden?
Implementation Intentions:
- Wiederholte Formulierung einer Absicht in Ich-Form mit exakter Definition der spezifischen Abrufsituation (wenn Situation x eintrifft, werde ich y tun, um z zu erreichen).
- Bei vielen verschiedenen Alltagsaufgaben erfolgreich eingesetzt.
- Simulation des Abrufs - erhöhte Zugreifbarkeit der Absicht - erleichtertes Erkennen der Situation.
Effekt von Implementation Intention bei Jugendlichen, Erwachsenen und älteren Erwachsenen
Prospektive Komponente:
- Bei Jugendlichen und älteren Erwachsenen Leistungssteigerung.
Retrospektive Komponente:
- Bei älteren Erwachsenen Leistungssteigerung.
-> Wirkt quasi dort, wo Defizit besteht.
1. Beeinflusst das Abgeben von metakognitiven Urteile dieprospektive Gedächtnisleistung?
2. Interagiert das Abgeben von metakognitiven Urteilen mit der Spezifität der Abrufhinweise?
- Sowohl das Abgeben eines metakognitiven Urteils als auch die Spezifität der Abrufhinweise beeinflussen die Gedächtnisleistung.
1. Alleine das Überlegen, ob man eine Aufgabe erinnern wird, steigert Leistung; Einschätzung spielt keine Rolle bei spezifischen Abrufhinweisen.
2. Bei kategorialen Abrufhinweisen führt eine bessere Einschätzung zu besserer Leistung.
Auswirkung von Ernährung und Bildung auf kognitive Leistung
- Bessere Bildung führt zu besseren Fähigkeiten.
- Grosse Ernährungsfortschritte im letzten Jahrhundert durch kleinere Kinderzahl. Bessere Ernährung führt zu weniger Mangelkrankheiten, besserer Vitaminversorgung
Auswirkung von einem aktiven Lebensstil auf kognitive Leistungen
- Führt aktiver Lebensstil zu besseren kognitiven Fähigkeiten, oder ist die Kausalität umgekehrt?
- Aktiver Lebensstil führt zu besseren Leistungen, vor allem bei Verarbeitungsgeschwindigkeit, Arbeitsgedächtnis, schlussfolgerndes Denken.
Auswirkungen von Sport auf kognitive Leistung
- Bei Ratten: Joggen produziert neue Stammzellen im Hippocampus; fördert räumliche Erinnerungsfähigkeit.
- Erhöht Aufmerksamkeit bei Kindern.
- Verbessert räumliches Vorstellungsvermögen.
- Versbessert exekutive Funktionen bei älteren Personen.
Einfluss von Musik auf kognitive Fähigkeiten
- Mozart-Effekt: Steigert das 10-minütige Hören von Mozart die Intelligenz?
- Mythos konnte nicht konsistent repliziert werden
- Aber: Musik hat Auswirkung auf kortikale Organisation - Musiker haben "Omega-Form" im motorischen Kortex - aber ist eher wegen Fingerfertigkeit, als wegen Musik per se.
- Spielen eines Musikinstruments / sich mit Musik beschäftigen könnte auch zu einer Erweiterung im somatosensorischen Kortex und Regionen, die bei der auditiven Verarbeitung involviert sind, führen.
- Evidenz für positiven Effekt von Musik auf mentale Entwicklung - Aufmerksamkeitsrichtung, Selbstregulation.
Cognitive Enhancers
- Versorgen das Gehirn mit Neurotransmittern und stimulieren Rezeptoren.
- Hirnspezifische Nährstoffe (Nutrients).
- Für die meisten dieser Substanzen gibt es kleine aber positive Effekte bei standardisierten psychometrischen Gedächtnistests. - Aber Levels of Processing - Effekte sind grösser, also warum Geld ausgeben?
Transkranielle elektrische Stimulation
- Transcranial direct current Stimulation (tDCS).
- Ungefährlich, niedrige Stromstärke, Neuronen werden nicht zum Feuern gebracht (TMS z.B. höhere Stromstärke, bringt Neuronen zum Feuern, kann epileptische Anfälle auslösen).
- Konstanter Stromfluss verändert kortikale Erregbarkeit. - Kurzzeiteffekte durch polaritätsspezifische Veränderungen des Ruhepotentials der Zellmembrane; Langzeiteffekte durch Membranpotentialveränderungen und Modulation der NMDA-Effektivität.
- Kann keine subkortikale Regionen stimulieren und Stromfluss sucht sich den kleinsten Widerstand, Lokalisierung ist relativ diffus wegen grossen Elektroden.
Gedächtnistraining, Formen
- Klassisch: Strategien lernen.
- Allgemeines Aktivierungstraining (z.B. aktiver Lebensstil, kreative Aufgaben - grosse Variation an Trainings).
- Spezifische funktionstrainings: Working Memory (Kapazität erhöhen), Aufmerksamkeit (durch Action Videogames).
Klassisches Strategien lernen
- Mnemonics, die miteinander verknüpft werden können.
- Methode der Orte.
- Akronyme.
Nutzen ist relativ beschränkt.
Aktivierungstraining
- Idee, dass man möglichst viele kognitive Funktionen aktiviert.
- Multisensorische Erlebnisse.
- Wahrnehmung anregen.
- Kreuzwort- / Rätsel lösen.
Musik hören, Rhythmus / Instrumente identifizieren, mitklatschen.
etc.
Funktionstraining
- n-Back Aufgabe üben.
- Transfereffekte: Training kann Leistung in Intelligenztest verbessern.
- Überlappende neuronale Netzwerke, höhere neuronale Effizienz, verbesserte Selbstkontrolle.
- Leistungszuwachs in einer ganz anderen Aufgabe durch Arbeitsgedächtnistraining.
Übervertrauen
- Kommt zustande durch Recency, Vorhersagbarkeit, etc.
Rückschaufehler
- Wenn Antwort vorliegt denkt man, man habe das sowieso schon gewusst.
Vorschaufehler
- Man denkt, man werde dies dann schon wissen (z.B. beim Text lesen).
Stabilitätsfehler
- Man denkt, dass sich das eigene Erinnerungsfähigkeit nicht verändert.
- Führt zu Vergessen oder dazu, dass man zu früh aufhört mit dem Lernen.
Was beinhaltet effektives Lernen?
- Bedeutungsvolles Kodieren.
- Üben des Abrufs.