Lernen und Gedächtnis

Memory - Alan Baddeley, Michael W. Eysenck, Michael C. Anderson Vorlesung Uni Bern, FS 2016

Memory - Alan Baddeley, Michael W. Eysenck, Michael C. Anderson Vorlesung Uni Bern, FS 2016


Set of flashcards Details

Flashcards 238
Students 20
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 19.06.2016 / 08.07.2024
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Flashbulb Memories

Brown & Kulik (1977)

- Lebhafte Erinnerungen, die mit Details ausgestattet sind.

- Interpretation als qualitativ andere Erinnerungsspeicherung (now print) - nicht bewiesen.

 

Warum gibt es Flashbulb Memories?

- Distinktive Ereignisse (kaum Verwechslung mit anderen Ereignissen).

- Rehearsal (Medien, Bekannte, etc.).

- Wichtigkeit (z.B. 9/11, können Aspekte unseres Lebens und der Umwelt verändern).

- Starke emotionale Komponente.

Recovered Memories

- Dramatische Erinnerungen, die wieder aufgedeckt werden, nachdem sie verdrängt wurden.

False memory Syndrome

- Suggestive Induktion von Erinnerungen.

- Symptome: tiefer Selbstwert, Selbstmord-Gedanken, Depression, sexuelle Dysfunktion.

PTSD

- Oft Flashbacks.

- Stimuli oder Gedanken können Erinnerung zurückrufen (klassische Konditionierung: Kontext + Schreckereignis -> Schreckreaktion).

- Risikofaktoren: Dauer des Stresserlebens und individuelle Unterschiede.
Hippocampus-Volumen (kleinerer Hippocampus kann sich weniger gut von Adrenalin-Flut erholen).
 

- Therapieansatz: Extinktion durch Vorstellung von Kontext in sicherem Umfeld.

 

Psychogene Amnesie

- Fugue: plötzlich auftretender Verlust des autobiographischen Gedächtnisses.

- Dauert wenige Stunden oder Tage.

Charakteristiken:
- Vorangehender Stress.
- Depressive Stimmung.
- Oft bereits vorher Perioden vorübergehender, organischer Amnesie.
- Möglicherweise versteckte Motive.
- Verknüpft mit starken Emotionen, oft auch verbunden mit Alkoholkonsum.

kollektives Gedächtnis

- Erinnerungen, die von einer Gruppe geteilt werden und für die soziale Identität der Gruppenmitglieder eine zntrale Rolle spielt" - Roediger & Abel

- Schnittstelle zwisvhen autobiographischem und semantischem Gedächtnis.

- Beinhaltet Primacy- / Recency-, Kohorteeffekte und zeigt eine Vergessenskurve.

In welche Bereiche lässt sich das kollektive Gedächtnis unterteilen?

- Gemeinsames Wissen (z.B. über Präsidenten).

- Gemeinsame Attribute (z.B. Einschätzung des Abwurfs der Atombomben über Hiroshima / Nagasaki).

- Prozesse: ist permanenten Veränderungen unterworfen.

Grundlegende Prinzipien des Gedächtnisabrufs

- Basiert auf Organisation des semantischen Gedächtnisses (spreading activation).

- Abruf als Progression von einem oder mehreren Cues zur Zielinformation.

- Aktivierungsstärke bestimmt, ob Erinnerung abgerufen werden kann.

Eigenschaften von Abrufcues

- Benötigen Aufmerksamkeit (geteilte Aufmerksamkeit führt zu Leistungseinbussen).

- Müssen relevant sein.

- Assoziationsstärke (Cue-Target-Strength).

- Multiple Cues (Spreading Activation).

- Perspektivenwechsel beim Abruf (einer Geschichte z.B.) triggert zusätzliche Cues.

- Kontext-Cues.

Kontext-Cues

- Enkodierspezifität (Tulving & Thomson, 1973).

- Transfer-appropriate-Processing (encoding specificity principle).

- Umweltkontext (Taucherstudie).

- Zustandsabhängiges Gedächtnis.

Stimmungskongruenzeffekte

- Kein kontext-abhängiger Gedächtniseffekt, auch nicht dasselbe wie zustands- / stimmungabhängiges Gedächtnis.

- Übereinstimmung von Abrufstimmung und Materialvalenz ist zentral (nicht Übereinstimmung zwischen Kodierung und Abruf).

- Beschreibt Phänomen, dass depressive Personen z.B. sich mehr an traurige als an fröhliche Ereignisse erinnern.

Typen von Abrufhinweisen

Internale Cues - für freie Erinnerung:
- Organisation (semantisch, zeitlich, räumlich).
- (Wort-)Häufigkeit.
- Vertrautheit.

Externale Cues:
- Erster Buchtsabe, Wortanfang, Kategorie etc. - Cued Recall.
- Stimulus als Ganzes vorhanden - Rekognition.

Ein-Prozess-Theorie

- Signalerkennungstheorie, Modell zur Erklärung der Informationsübertragung.

- Basiert auf Experimenten zur auditiven Wahrnehmung.

- Vier Antwortmöglichkeiten: Hit, Correct Rejection, False Alarm, Miss.

- Annahmen: Gedächtnisspuren haben gewisse Stärke und bestimmen Aktivierung; Vertrautheit ist noralverteilt für alte und neue Items.

- Aber: Kann Worthäufigkeits-Mirror-Effekte nicht erklären und basiert nur auf einem Urteilsprozess: Familiarity (Vertrautheit, Rekognition).

Worthäufigkeitseffekte

- Fallen unterschiedlich aus für freie Erinnerung und Rekognition.

- Freie Erinnerung: Häufige Wörter werden besser erinnert als nicht häufige Wörter.

- Rekognition: In der Sprache häufige Wörter werden weniger gut diskriminiert; bei Betrachtung des Musters von Hits und False Alarms ergibt sich ein Spiegelbild - Word-Frequenzy-Mirror-Effect. 

Zwei-Prozess-Theorie

- Urteile aufgrund von Familiarity und Recollection.

- Familiarity (know) - perirhinaler Kortex: Wissen, ohne Quelle zu erinnern, schnell und automatisch, Basiert auf Charakteristiken der Signalerkennung (Stärke der Vertrautheit).

Recollection (remember) - episodisch, Hippocampus: Erinnerung an kontextuelle Details der Lernepisode, langsamer und strategisch, Wiedererleben.

- Remember/Know-Prozedur (Tulving) & Prozessdissoziationsprozedur.

Prozessdissoziationsprozedur

- Jacoby (1991)

- Idee: In jedem Gedächtnistest sind automatische und kontrollierte Prozesse beteiligt.

- Es sollen Anteile von automatischen und von kontrollierten Prozessen ermittelt werden (durch Inklusion & Exklusion).

Quellengedächtnis

Dient dem Reality Monitoring nach Johnson et al. (1993):

- Internal soure: Hat man etwas gedacht / vorgestellt oder wirklich erlebt?

- External source: Hat Person A oder Person B das gesagt?

 

Kryptomnesie

- Quellenkonfusion zwischen internaler und externaler Quelle.

- Unbewusste Form von Plagiarismus.

Richardson-Klavehn und Bjork (1988); Unterscheidung zwischen theoretischer und operationaler Ebene.

- Theoretische Ebene: explizites vs. implizites Gedächtnis.

- Operational: direkte (Referenz auf Lernepisode) vs. indirekte Tests (keine Referenz).

Hyperthymestisches Syndrom

- A.J.P.: Erinnert sich an jeden Tag ihres Lebens seit Jugend (nach Umzug von Ost- an Westküste der USA).

-A.J.P ist Synästhetikerin.

- Erinnerung kommt automatisch, Erleben ist stressvoll.

- Keine besonderen Leistungen bei standardisierten Tests.

Highly Superior Autobiographical Memory (HSAM)

- Exzellentes Gedächtnis für persönliche und öffentliche Ereignisse (insbesondere Datierungen).

- Kein stressvoller, automatischer Abruf.

- Keine besonderen Leistungen bei standardisierten Tests.

Inzidentelles Vergessen

- Betrifft KZG, episodisches und semantisches Gedächtnis.

- Kommt auch durch positivity bias zustande.

- Klassische Vergessenskurve ersichtlich.

Motiviertes Vergessen

- Mit Absicht Prozesse aktivieren, die den Abruf bestimmter Informationen verhindern.

- Dient der Selbstregulation oder Verdränung von traumatischen Erlebnissen (PTSD).

Permastore

- Bahrick (1984)

- Analogie zum ewigen Eis - Erinnerungen sind ab einem gewissen Punkt unempfindlich für Vergessen.

- Aber heute weiss man: Konsolidierung und Rekonsolidierung führen zu einer Verletzarkeit / Veränderbarkeit einer Gedächtnisspur.

Vergessenstheorien

- Abrufproblem (keine richtigen Arufcues).

- Spurenzerfall.

- Spurenveränderung.

- Spureninterferenz.

- Verdrängung.

Spurenzerfall

- Kompatibel mit biologischen Mechanismen.

- Auf Verhaltensebene schwierig nachweisbar (ist Spur zerfallen oder gabe es Spureninterferenz / hat man einfach keinen Zugriff?).

Spurenveränderung

- Kontextuelle Fluktuation.

- Rekonsolidierung.

Spureninterferenz

- Immer, wenn mehrere Ereignisse mit einem Cue verknüpft sind.

- Competition Assumption (Aktivierte Knoten konkurrieren um Zugang zum Bewusstsein).

- Cue-Overload-Prinzip / Fan-Effekt: Abrufleistung nimmt ab, wenn Anzahl Ereignisse, die mit einem bestimmten Cue verknüpft sind, zunimmt.

Retroaktive Interferenz

- Lernen neuer Information führt zum Vergessen vorher gelernter Information.

- A-B, A-C Paradigma, Barnes & Underwoods (1959).

Proaktive Interferenz

- Altes stört Neues: Bereits gelernte information kann zum Vergessen von neu gelernter führen, insbesondere wenn Abrufcues überlappen.

- Underwood (1957): Anzahl von Listenlernexperimenten bei Studenten beeinflusst ihre Leistung bei neuen Listenlernexperimenten.

Release from PI

- PI: proactive Interference.

- Proaktive Interferenz kann umgangen werden, wenn Wörter verschiedener Kategorien abgefragt werden oder man sich Bilder statt Wörter merken muss (anderes Material).

part-set cuing

- Slamecka (1978)

- Präsentation einer Lösung / Informationen, die mit dem Zielitem verknüpft ist (competitors), kann dazu führen, dass das Zielitem schlechter erinnert wird, da Assoziationsstärke zu diesen falschen Targets gestärkt wird.

- Collaborative Inhibition.

- Führt zu Interferenz.

Retrieval Induced Forgetting

- Selektiver Abruf kann Erinnerung an andere Gedächtnisinhalte beeinträchtigen, die mit den abgerufenen Items assoziiert sind (aber nicht abgerufen wurden).

- Kann durch Effekt von part-set cuing erklärt werden.

Verdrängung bei Freud

- Psychologischer Abwehrmechanismus.

- Schiebt ungewollte Erinnerungen, gedanken, gefühle ins Unbewusste, um Konflikte zu reduzieren.

- Kann bewusst oder unbewusst ablaufen.

- Gedächtnisspur wird abgekoppelt von Bewusstsein.

- Psychogene Amnesie, positivity bias.

Reppression

- Unbewusste Verdrängung.

Suppression

- Bewusste, intentionale Verdrängung.

- Motiviertes Vergessen.

- Kontrolle von ungewollten Gedanken bei Rumination / Gedankenkreisen.

- Vergessen von negative / penlichen Erlebnssen.

- PTSD.

Was meinte Kurt Lewin bezüglich Vergeben?

- Vergeben ist eine Form von Vergessen.

Wie kann man ungewollte Gedanken kontollieren?

- Beim Kodieren: Nicht hinschauen, auf positive Aspekte fokussieren, nicht elaborieren.

- Beim Abruf: Absichtlich an etwas anderes denken, Cues und Reminder vermeiden, Kontext verändern (Vermeidung von kontextuellen Cues).

- Abruf vermeiden, wenn Cue / Reminder vorkommt: Gedanken unterdrücken.

Directed Forgetting

- Item-Methode: Items werden präsentiert, darauffolgend jeweils Information, ob es erinnert oder vergessen werden soll.
- Erinnerungsinstruktion führt zu semantischer Kodierung, Vergessensinstruktion zum Abbruch weiterer Rehearsal-Prozesse.
- Effekt ist unabhängig von Material und Test-Methode (Recall, Recognition).

- List-Method: Ganze Liste mit Wörtern wird vorgestellt, muss danach aber vergessen werden.
- Vergessensinstruktion nach erster Liste vermindert Effekt proaktiver Interferenz und directed Forgetting Instruktion verbessert Abruf zweiter Liste.
- Effekt basiert auf unterschiedlichen Abrufprozessen (kein Effekt bei Recognition).