Kurs 03412: I. Wahrnehmung I.1 Was ist Wahrnehmung?
Kurs 03412: Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Bewusstsein I. Wahrnehmung I.1 Was ist Wahrnehmung?
Kurs 03412: Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Bewusstsein I. Wahrnehmung I.1 Was ist Wahrnehmung?
Set of flashcards Details
Flashcards | 104 |
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Students | 18 |
Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 12.06.2014 / 08.06.2018 |
Weblink |
https://card2brain.ch/box/kurs_03412_i_wahrnehmung_i_1_was_ist_wahrnehmung
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Wichtige lehre aus dem systemtheoretischen Modellgedanken
Wichtige lehre aus dem systemtheoretischen Modellgedanken
- Output ist keineswegs eine eindeutige Funktion des Inputs, da die Zi mitberücksichtigt werden müssen
Allgemeine Verhaltensgleichung
Allgemeine Verhaltensgleichung
- Kurt Lewin 1963
- Verhalten ist eine Funktion der Umwelt/außen und der Person/innen: V=f(U, P)
- Sehr allgemein, daher wenig informativ
Wie findet man das Innere einer „Black Box“ heraus?
Wie findet man das Innere einer „Black Box“ heraus?
- man muss den Input systematisch variieren -> anhand der Kovariationen des Outputs mit dem Input Rückschlüsse auf die Instanzen machen zu können, die zu dem Output führen
Hypothetische Konstrukte
Hypothetische Konstrukte
- Unbeobachtbare innere Größen Zi
- Dienen dazu, die beobachtbaren Input-Output-Beziehungen verständlich zu machen
- In Zi können weitere Zi sein und weitere Zi etc....
- Output Z1 sogleich Input für Z2, in Z2 wiederum Za, Zb etc
Suche nach Transformationsregeln
Suche nach Transformationsregeln
- Wichtiges Ziel der Wahrnehmungspsychologie: finden der Regeln („Programme“) der Transformationen, sofern die Identifikation der Transformationen gelingt
- Gelingt dies nicht kann man ein Simulationsmodell bauen -> dann wiederum Problem der Modellidentifikation: Ist das Simulationsmodell das einzig mögliche, um eine I-O-Funktion zu erklären oder ergibt sich diese I-O-Funktion auch als Lösungsmenge anderer Simulationsprogramme?
Serielle/parallele Informationsverarbeitung
Serielle/parallele Informationsverarbeitung
- Basisannahme, Arbeitsschritte erfolgen nacheinander/Seriell
- Selten Prozess im Sinne einer Leitung, sondern eher einer Verteilung = bedeutet, serielle Prozesse laufen in engem Zeitfenster benachbart ab = deswegen spricht man auch von paralleler Informationsverarbeitung
- Zunächst Trennung der verschiedenen Informationskomponenten eines Reizes → parallele Verarbeitung durch mehrere Verarbeitungsinstanzen, z.B..: Form, Farbe, Orientierung, Bedeutung, → Zusammenbinden am Ende der Verarbeitung
- Bei der parallelen sind mehrere Instanzen mit verschiedenen Aufgaben beteiligt
- Bei der seriellen erledigt eine Instanz nacheinander die Aufgaben
- Empirisch schwierig zu sehen, ob eine serielle oder eine parallele Verarbeitung vorliegt, denn eine schnelle serielle kann nicht mehr von einer langsamen parallelen unterschieden werden
- „Verarbeitung“
- -> Reiz wird nicht nur weitergeleitet sondern nach bestimmten Programmen verändert
- -> Daten von außen werden mit Daten im Inneren verknüpft→ das Wissen als Inhalt des Gedächtnisses kann letztlich auf allen Stufen des Informationsverarbeitungsprozesses die Perzeptbildung beeinflussen
Wonach können Reaktionen und Handlungen beurteilt werden?
Wonach können Reaktionen und Handlungen beurteilt werden?
- Güte, z.B. „richtig“ oder „falsch“
- Schnelligkeit
- Sind Grundlage dafür kognitive Leistungen zu messen
Reaktionszeitmethodik
Reaktionszeitmethodik
- erschließen kognitiver Teilprozesse, vor allem um Stufen der Informationsverarbeitung zu identifizieren (Bsp. Unterscheidung Entdecken und Erkennen)
- geht auf holländischen Augenarzt Donders zurück, 1868, schlug vor Prozess zwischen Erscheinen des Reizes und Beginn der Reaktion in Teilprozesse zu zerlegen
- man variiert die Eigenschaften und/oder der Bewegung und misst die Auswirkungen der Variation auf die Reaktionszeit (RT)
- aus den Veränderungen schließt man auf die kognitiven Prozesse, die für die Identifikation des Reizes und für die Vorbereitung der Bewegung nötig waren
Die Wahlreaktionssituation
Die Wahlreaktionssituation
- VP wird Reiz geboten, hat so schnell wie möglich mit Reaktion zu antworten
- Grundstruktur fast immer gleich:
- Anzahl möglicher Reize Si & möglicher Reaktionen Ri, Instruktion auf bestimmten S mit bestimmten R zu reagieren (z.B. S1 = R1, S2 = R2, S3= R1 oder R2)
Zeitskalen mentaler Prozesse
Zeitskalen mentaler Prozesse
- laut J. R. Anderson mindestens sieben bis zwölf Größenordnungen
- Mentale Aktivitäten können von 10ms (bei sub-symbolischen neuralen Prozessen) über 100 Stunden (längere Lernprozesse, z.B. Seminare) bis zu die Lebensspanne übergreifenden Prozessen dauern
Wozu führen automatentheoretisch gesehen Lern- und Entwicklungsprozesse?
Wozu führen automatentheoretisch gesehen Lern- und Entwicklungsprozesse?
- zu einer fortwährenden Veränderung der Zi und deren „Programme“
Paradigmen der Informationsverarbeitung
Paradigmen der Informationsverarbeitung
- Dekompositionsthese
- Relevanzthese
- Modellierungsthese
Dekompositionsthese
Dekompositionsthese
- Annahme, dass man lange andauernde Lernprozesse/komplexe Programme in kleinere Einheiten zerlegen kann, bis eine weitere Zerlegung funktional irrelevant wird
- Wirft Frage auf, welche Auflösungsgröße man auf der Suche nach Informationsverarbeitungseinheiten/elementare mentalen Prozessen anvisieren soll
- Auflösungsgröße der elementaren mentalen Prozesse, bei Farbwahrnehmung natürlich anders als bei einer Umfrage bezüglich Religion
Relevanzthese
Relevanzthese
- behauptet, Mikrostruktur kognitiver Prozesse ist relevant für die Produkte auf höchster Ebene
- unklar wie Mikro- und Makroebene zusammenhängen
- Annahme einfacher Additivität dürfte bei einem komplexen System nicht angebracht sein
Modellierungsthese
Modellierungsthese
- behauptet, höchste mentale Prozesse lassen sich unter Rückgriff auf elementare Prozesse erklären
- kognitive Modellierungen müssen vorgenommen werden, um die Lücken zu schließen, die Experimente nicht schließen können
- aber: reale Systeme sind integrale Funktionseinheiten -> man hat kaum Chance auf Mikroebene zu kommen, wann man nicht das gesamte System berücksichtigt
Was wird wichtiger, je weiter man auf der Zeitskala mentaler Aktivitäten nach oben steigt?
Was wird wichtiger, je weiter man auf der Zeitskala mentaler Aktivitäten nach oben steigt?
- holistische Strukturen wie „Sinn“ und „Verstehen“
Der Weg vom Reiz zur Wahrnehmung als eine Kette, was kann das suggerieren?
Der Weg vom Reiz zur Wahrnehmung als eine Kette, was kann das suggerieren?
- das Wahrnehmung im Dienste des Erkennens und damit in bloßer Informationsaufnahme steht
- afferente Seite dominiert
- gewissermaßen kontemplative Sicht der Wahrnehmung (wie z.B. beim Betrachten von Bildern, ruhigen Beobachten)
Wozu dient das Wahrnehmen in den meisten Fällen?
Wozu dient das Wahrnehmen in den meisten Fällen?
- dem Handeln, dem erfolgreichen Handeln
- Jede Aktion verändert die Wahrnehmung
- Viele Handlungen haben die systematische Änderung der Wahrnehmung zum Ziel (z.B. Suchen)
- Zum Wesen der Handlung gehört ein Ziel -> man führt verschiedene Handlungen durch um Ziel zu erreichen; Annäherung geht mit vielen verschiedenen Wahrnehmungen einher und der Vorstellungen, welche Zustände und Erfolge der Erreichung des Ziels entsprechen
- -> Bewegungen die man ausführt dienen der Antizipation des Zielzustandes: das Handeln dient auch der Herstellung einer bestimmten Wahrnehmung , Handeln kontrolliert Wahrnehmung und diese steht im Dienste der Zielerreichung
- Erfolg des Handelns = Bewältigung der Anforderungen aus der Umwelt, der Anpassung an die Umwelt
Biologische Funktion der perzeptiven Systeme
Biologische Funktion der perzeptiven Systeme
- nach Prinz und Aschersleben (1995): Organismen mit Informationen für die umgebungsgerechte Planung und Ausführung ihrer Handlungen zu versorgen
- Aus Sicht der Evolution: Systeme haben sich so entwickelt, dass sie auf die Bedürfnisse der Handlungssteuerung zugeschnitten sind
- Wahrnehmungspsychologie muss afferente und efferente Seite der Wahrnehmung in Betracht ziehen
Woraufhin werden alle Handlungen geplant?
Woraufhin werden alle Handlungen geplant?
- Alle Handlungen werden darauf geplant eine bestimmte Veränderung zu bewirken
- Setzt voraus, dass man die von einem selber bewirkten Veränderungen von Veränderungen unterscheiden kann die nicht auf einen selbst zurückgehen
Erweitere Automatenmodellgleichung
Erweitere Automatenmodellgleichung
- Oi=i=f(I, Zi, Oi=i-1) → eine Handlung kann von einer Vorgängerhandlung abhängen, auch der Input kann davon abhängen
Rückkopplungsprinzip
Rückkopplungsprinzip
- Selbstbewegende Wesen kontrollieren über ihren Output ihren Input, die Wahrnehmung kontrolliert nicht die Handlung, sondern die Handlung die Wahrnehmung
- Powers (1977), charakteristisch für dynamische Systeme sie sich selber regeln, wie typischerweise in der Kybernetik
- Beispiel: Mauszeiger mit bewegender Scheibe auf Bildschirm zur Deckung bringen
- Sollwert y (Ziel), Deckung Mauszeiger-Scheibe
- Ist-Wert x, aktuelle Mauszeiger- Scheibenposition
- Differenzsignal z= y-x
- Ist-Wert durch Messfühler „Auge“ gemessen
- Vergleich des Differenzsignals im Komparator, Wahrnehmung dessen, Eingabe in den Regler (Auge-Hand-Mauszeiger Subsystem)
- Effekt der Einwirkung: vom Ausgangswert zum neuen Ist-Wert
- Einwirkung erfolgt so lange bis z=0 ist
- Man spricht von negativer Rückkopplung da die Rückmeldung dazu dient, die Differenz zwischen Soll- und Ist-Wert zu minimieren bzw. innerhalb eines Toleranzbereichs stabil zu halten
Closed-loop-control
Closed-loop-control
- Störgröße (z.B. Handzittern) kann vom nächsten Ausgangswert subtrahiert werden
Open-loop-control
Open-loop-control
- Steuerung bei der Störgröße nicht vom Ausgangswert abgezogen werden kann