Kurs 03412: I. Wahrnehmung I.1 Was ist Wahrnehmung?

Kurs 03412: Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Bewusstsein I. Wahrnehmung I.1 Was ist Wahrnehmung?

Kurs 03412: Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Bewusstsein I. Wahrnehmung I.1 Was ist Wahrnehmung?

Alexander Wahler

Alexander Wahler

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Flashcards 104
Students 18
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 12.06.2014 / 08.06.2018
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Produktivität der Sinnessysteme

Produktivität der Sinnessysteme

  • trägt wesentlich zur Genese des Wahrnehmungseindrucks bei
  • Genese eines Wahrnehmungseindrucks hängt nicht ausschließlich vom distalen Reiz ab
  • Reiz ist nur eine Teilursache des Wahrnehmungseindrucks

Problem der distalen Referenz

Problem der distalen Referenz

  • Warum nehmen wir die gesamten Zwischenglieder zwischen distalem Reiz und Wahrnehmung nicht wahr, obwohl sie die gesamten Informationen über den distalen Reiz enthalten?
  • Wir erleben nicht die Prozesse, sondern das Resultat als Wahrnehmungsding in unserer Außenwelt.

Der adäquate Reiz

 

Der adäquate Reiz

  • Reiz dessen physikalischen Eigenschaften mit denen der Sinneszelle am besten abgestimmt sind, bezeichnet man als adäquat
  • Mechanischer Druck auf Augen führen zwar zu Lichtempfindung, sind aber inadäquat

 

Reizspezifität

Reizspezifität

  • biophysikalische Spezifität
  • Selektivität der Wahrnehmung
  • Ist physikalisch definiert
  • Nicht immer eindeutig -> manche Sinneszellen der Haut werden durch mechanische Reize und Temperaturabfall gereizt

Empfindungsspezifität

Empfindungsspezifität

  • Johannes Müller 1940 „spezifische Sinnesenergie“
  • Bezieht sich auf Verhältnis zwischen Aktivität der Sinnessysteme und dem Wahrnehmungserlebnis (vereinfacht: dass man mit den Augen sieht und den Ohren hört)
  • Was auch immer die Zapfen und Stächen reizt (Licht oder Druck), es kommt zu Seherlebnissen
  • Dass man mit inadäquaten Reizen dieselben Empfindungen wie mit einem adäquaten Reiz auslösen kann beweist die Empfindungsspezifität der Sinnesorgane
  • Bei inadäquaten Reizen kommt es jedoch häufig zu Wahrnehmungserlebnissen die sich von der adäquaten Reizung unterscheiden
  • Empfindungsspezifität nicht nur Ausdruck der Spezifität der Sinneszellen, sondern auch der nachgeschalteten Nervennetze → Nervennetze arbeiten stets in der gleichen Weise 

Kontaktprinzip der Nervenzellen

Kontaktprinzip der Nervenzellen

  • eine Nervenzelle kann nur die Aktivitätsänderung ihrer unmittelbaren Nachbarzellen registrieren 

Kodierung

Kodierung

  • Bildung einer Übersetzung der Außenwelt in das Erleben und in das Handeln
  • Erfolgt auf Basis von Aktivitätsmustern aktivierender und hemmender Sinneszellen
  • Binäre Codierung: 1=aktiv=Aktionspotential; 0=inaktiv=kein Aktionspotential
  • Abfolge von Nullen und Einsen = zeitliche Abfolge der Aktivierungsänderung, codiert von 
einem Nervennetz 

Wichtige Rolle für die Codierung

Wichtige Rolle für die Codierung

  • räumliche Anordnung der Neurone im Gehirn → komplexer dynamischer Schaltplan 

Ein grundlegendes Problem der Wahrnehmungspsychologie

 

Ein grundlegendes Problem der Wahrnehmungspsychologie

  • zu bestimmen ob beobachtete Reaktion auf den Reiz zurück geht, den die Experimentatoren für wirksam halten
  • Es muss also gelten R=f(S)

 

Wahrnehmungsgeschehen

Wahrnehmungsgeschehen

  • Reiz ist nur eine von vielen Größen die in die Genese der Wahrnehmung eingehen
  • Wahrnehmungsgeschehen wird von Angeborenem, Erworbenem, Erfahrung und Erwartung mitbeeinflusst

Perzept =/= Konzept

Perzept =/= Konzept

  • beim Wahrnehmen kommt es auf die Information an die man aufnimmt, doch: Information ist nicht mit den physikalischen Eigenschaften des Reizes identisch
  • Bsp. zwei Personen sehen kreuzförmiges Muster am Himmel, einer Vogelkenner und erkennt sofort bestimmte Art, anderer hält es erst für Flugzeug, dann allenfalls Vogel = beide haben dasselbe Perzept aber unterschiedliches Konzept
  • Was für Informationen ein Reiz hat ist nicht unabhängig von Vorerfahrungen, Gedächtnis und kognitiven Fähigkeiten (z.B. Lesen) des Wahrnehmenden.
  • Daher Unterscheidung nomineller/funktioneller Reiz

Unterschied nomineller/funktioneller Reiz

Unterschied nomineller/funktioneller Reiz

  • nomineller Reiz: von Wahrnehmungsforscher für Experiment konstruiert
  • müssen nicht notwendigerweise übereinstimmen
  • funktioneller Reiz: meint Reizwirkung beim Beobachtenden die nicht direkt beobachtet werden kann, nur möglich mittels beobachtbarer Indikatoren wie verbale/nonverbale Reaktionen oder neurophysiologische Maße
  • hat für Begriff „Reiz“ die Konsequenz, dass Reiz als Signal aufgefasst werden muss

Signal

Signal

  • physikalische Größe, der eine bestimmte Nachricht, bestimmte Information zugeordnet ist
  • Reize sind potentielle Informationsquellen = ob sie informieren/nicht informieren hängt vom Informationsempfänger ab

Information

Information

  • dasjenige, was Ungewissheit eines Empfängers über die aktuellen Gegebenheiten beseitig
  • „Ungewissheit“ stets relativ zum Vorwissen des Empfängers zu sehen

Syntaktischer Informationsgehalt

Syntaktischer Informationsgehalt

  • lassen Fragen nur eine Antwortalternative zu (Ja/Nein) kann der SI gemessen werden
  • SI vernachlässigt die Wertigkeit der Informationen, die eigentliche Bedeutung für den Informationsempfänger
  • Es geht nur um Informationsmenge, die wichtig ist, um die Kapazität des 
Übertragungskanals zu bestimmen
  • Syntaktische Definition der Information setzt voraus, dass die Wahrscheinlichkeiten der 
Ereignisse in einem möglichen Wissensbereich bekannt sind
  • Bsp.: Wissensbereich aus 64 gleich wahrscheinlichen Elementen = jedes Element mit einer 
Informationsmenge von 6bit → max. 6 Binärfragen, um 1 Element aus den 64 zu identifizieren, 
da es der Logarithmus dualis ist: 2 hoch 6 = 64 

Informationsmaß

Informationsmaß

  • wird aus der Wahrscheinlichkeit diskreter Signale abgeleitet

 

Störungen bei Informationsübertragung

 

Störungen bei Informationsübertragung

  • Idealfall dass Information beim Empfänger so ankommt wie vom Sender gesendet wurde ist selten
  • Störungen im Übertragungsmedium (Kanal) durch z.B. Rauschen, zu geringe Kapazität
  • Störungen während Decodierungsphase

Transinformation

Transinformation

  • Teil der Information, die vom Sender tatsächlich beim Empfänger ankommen

Redundanz der Nachricht

 

Redundanz der Nachricht

  • erneutes Senden der Nachricht als Ausgleich zu Störungen

 

Redundanz des Codes

Redundanz des Codes

  • Verwendung eines Codes, einer Sprache, in der die Buchstaben oder Buchstabenfolgen unterschiedlich häufig vorkommen

Computationalen Theorie der Wahrnehmung

Computationalen Theorie der Wahrnehmung

  • David Marr, 1982,
  • → Ziel: 
Identifikation von Programmen und Algorithmen, die dem sensorisch perzeptiven Prozess Struktur geben und zu Wahrnehmungen führen 

Was ist für die Wahrnehmungspsychologie festzuhalten? 1

 

 

 

 

1 Information hat nur, was unterscheidbar ist, denn zu einer Unterscheidung gehören mindestens zwei Elemente

 

Was ist für die Wahrnehmungspsychologie festzuhalten? 2

2 Distale Reize sind Informationsquellen

Was ist für die Wahrnehmungspsychologie festzuhalten? 3

3 Reiz = überträgt Information = Information ist übertragbar = setzt Übertragungsmedium voraus

Übertragung der Information des proximalen Reizes erfolgt im Medium von elektrischen Potentialänderungen von Sinneszellen und Neuronen. Medien = Informationsträger, da sich ihr Zustand ständig ändern kann 

Was ist für die Wahrnehmungspsychologie festzuhalten? 4

4 Gehalt der Information bleibt erhalten, wenn er zwischen verschiedenen Informationsträgern wechselt.

Entspricht der Transduktion des sensorisch-perzeptiven Prozesses: Bsp. Telefonieren: Anrufer encodiert 
seine Nachricht in einer Lautfolge, deren Luftdruckschwankungen im Telefon in elektrische Impulse umgewandelt werden, Transformierung dieser im Empfängerapparat in eine Folge Luftdruckdifferenzen → Decodierung → Erhaltung des Informationsgehaltes beim Wechsel zwischen Informationsträgern

= Information braucht Informationsträger, ist aber im Prinzip nicht auf einen bestimmten angewiesen

Was ist für die Wahrnehmungspsychologie festzuhalten? 5

5 Information wird in Form von Daten oder Signalen übertragen

Reize in diesem Sinne = Signale

Reiz- und Erregungsverarbeitung lässt sich als Datenverarbeitung verstehen → Tätigkeit des Gehirns als Errechnen von Informationen aus Daten

 

Was ist für die Wahrnehmungspsychologie festzuhalten? 6

6 Fließen der Information von Informationsquelle/Reiz und Informationsempfänger/Lebewesen

Information =Ereignis das Zustand und Operieren des Empfängers verändert

Was ist für die Wahrnehmungspsychologie festzuhalten? 7

7 Informationsverarbeitung: Sequenz von Datenleitung/Transduktion und Datenwandlung/Transformation, bestehend aus verschiedenen Stufen

 

Was ist für die Wahrnehmungspsychologie festzuhalten? 8

8 Information ermöglicht die Verringerung von Ungewissheit

Perzept am Ende des s.-p.- Prozess ermöglicht es den Reiz zu erkennen und von anderen zu unterscheiden -> drückt sich in Verringerung von Ungewissheit aus

Was ist für die Wahrnehmungspsychologie festzuhalten? 9

9 syntaktischer Informationsbegriff ist dazu da die technische Übertragungskapazität eines Mediums zu bestimmen = für Psychologie nur bedingt brauchbar

Verwendung des Informationsbegriffs in der Psychologie erheblich weiter, im semantischen und pragmatischen 
Sinn = Begriff er Information ist nicht unproblematisch

Ihm kommt modell- und theoriebildende Funktion zu um Dynamik komplexer Zusammenhänge besser abzubilden

„top down“ Prozess / konzeptgesteuerte Verarbeitung

„top down“ Prozess / konzeptgesteuerte Verarbeitung

  • Form der Wahrnehmungsanalyse, die höhere mentale Prozesse zur Identifikation und Wiedererkennung von Objekten oder Ereignissen heranzieht → unsere Erfahrungen, unser (Vor-)Wissen, unsere Motive und unsere kulturelleren Dispositionen kommen dabei ins Spiel und beeinflussen die Bildung des Perzeptes
  • Bsp. Buchstabenliste. P1 soll nur „O“ suchen, P2 nur „A“, trotz gleichem Netzhautbild wird „O“ und „A“ für beide jeweils funktionell anders wirken

„Bottom-up“ Prozess

„Bottom-up“ Prozess

  • Bildung des Perzeptes beruht in erster Linie auf dem Reiz 

Wodurch wird noch belegt, dass Wahrnehmung ein aktives Geschehen ist?

Wodurch wird noch belegt, dass Wahrnehmung ein aktives Geschehen ist?

  • Viele Wahrnehmungen müssen erst erlernt werden
  • Bsp. Lesen, Expertise beim Prüfen von Wein/Kaffee

Ausgezeichnete Stufen/Phasen der Informationsverarbeitung

Ausgezeichnete Stufen/Phasen der Informationsverarbeitung

  • Reiz- Erregungs- und Wahrnehmungsprozess

Was ist mit dem Ausdruck „Verarbeitung“ gemeint?

Was ist mit dem Ausdruck „Verarbeitung“ gemeint?

  • Muster aus Aktionspotentialen werden als Symbole/Daten verstanden und können somit in einer Art Programm berechnet werden
  • Reize = Input
  • Throughput: Erregungsgeschehen
  • Output: Wahrnehmung und die Re-Aktionsbewegungen 

Systemtheoretisches Modell

Systemtheoretisches Modell

  • versteht das System als „Black Box“ -> Input rein, Output raus
  • man möchte die innere Organisation (Struktur) des Systems kennen lernen
  • Output O = f (Input I) → funktionelle Systemgleichung 

Funktionelle Systemgleichung

Funktionelle Systemgleichung

  • Output O = f (Input I)

Vollständige Systemgleichung

Vollständige Systemgleichung

  • O = f(I, Zi)
  • i = bestimmter Beitrag einer natürlichen Zahl zwischen i=1 bis i=n, ist ein Zähler
  • wichtig: man weiß nicht, für welche Variablen Zi steht, wie viele Zis es gibt und über welche 
Interaktionen und Interaktionsmuster diese verbunden sind
  • Zi Status von hypothetischen Konstrukten

Automaten

Automaten

  • alle Modellsysteme, die einen Eingang, eine innere Verarbeitung (Transformation und Musterbildung der Zi) und eine Ausgabe haben
  • O = f(I, Zi) kennzeichnet Modell als Automaten
  • Automaten ohne Zi = selten, reiner Weiterleitungsapparat (Bsp. Regenrinne)
  • Unter Automat können Maschinen, Organismen oder Gesellschaften (also reale Systeme) fallen

Wann kann man den Output eines Automaten berechnen?

Wann kann man den Output eines Automaten berechnen?

  • wenn man alle Zi und deren Verbindungen kennt, dann ist der Output eine eindeutige Funktion des Inputs
  • Problem: Zi und die Programme kennt man nur, wenn man sie selbst gemacht hat
  • Mit realen Systemen/Automaten muss man Experimente machen um die innere Organisation zu erschließen
  • Problem: mehrere Modelle können die Vermittlung des Outputs durch den Input über die Zi erklären (versch. Zi Programme liefern bei gleichem Input den gleichen Output) -> man kann schnell an die Grenze des experimentbasierten Modellierens kommen

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