Kultur kartographieren

Kultur kartographieren SS 15 Uni Siegen

Kultur kartographieren SS 15 Uni Siegen

Kim Jrm

Kim Jrm

Kartei Details

Karten 123
Sprache Deutsch
Kategorie Allgemeinbildung
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 08.07.2015 / 14.07.2015
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aus der Professionalisierung der Justiz entstanden auch

neue Disziplinen (zB Theologie, Jura u Medizin)

sie sollten sich auch auf internationale Politik u Beziehungen beziehen bzw. helfen, sie auszubauen

allgemeine Beschäftigung mit Wissenschaft u Politik - so wurden Paradigmen für diese Disziplin herausgearbeitet

-> die daraus hervorgegangene Argumentation und Ergebnisse konnten sich aber leicht aus dem Entstehungszusammenhang lösen  - es wurde eher nach allgemeinen Lösungen und Reformen der Justiz & Wissenschaft gesucht

Thomas Hobbes:

- beeinflusste stark die Debatten um Wissenschaft

- ehemaliger Sekretät von Francis Bacon  ( dieser hatte als erster die Emanzipation der Naturwissenschaften gefordert -> Wissenschaft sollte die Macht über die Natur schaffen )

- beide waren der Meinung, dass Wissenschaft die Technik schaffen kann und sich für die Praxis öffnen muss

- aber Hobbes brachte ein, dass Wissenschaft keine Allgemeinheit oder Gleichheit schaffen kann

- ihm war bewusst, wie unterschiedlich die Kulturen der Europäer und Indianer waren - trotzdem wollte er in der Welt Ordnung schaffen - und das geht nicht mit der Wissenschaft

- Stattdessen will er durch Politk Allgemeinheit schaffen;

-er vertrat die These, dass Strafe Angst schafft -> und Angst schafft wiederum Ordnung - also muss man hart durchgreifen

- so kann man die Kulturen gleichschalten und das Allgemeine erstellen

-> er hatte Angst davor, die Unordnung würde sonst auch auf seine Heimat übergehen

 

- Menschen im Naturzustand -> Selbsterhaltung

- der Mensch ist triebbestimmt - Konkurrenz, Ruhmsucht, Misstrauen

- während des Naturzustands tritt jeder als sein eigener Richter aus

- moralische Konflikte sollen aber gelöst werden durch eine übergeordnete Instanz

- Menschen sollen freiwillig ihr Selbstbestimmungs & Verteidigungsrecht an den Souverän abgeben ( dieser beschützt sie voreinander )

- strenge Unterscheidung: Glaube & Wissenschaft

 

-> geht vom bösen Wilden aus - der Wilde ist die Bedrohung unserer selbst, wenn die Ordnung nicht verteidigt wird

Adam Smith (über den Menschen)

nicht höhere Instanz,sondern der Mensch selbst setze sich seine Schranken,

- Kultur ist relativ, Allgemeinheit ist aber absolut. Wissenschaft mehr auf allgemeine Phänomene stützen – dann würde sich Kultur nicht untersuchen lassen, da jede anders ist.

- indirekt Vorbild für Kants Emanzipationstheorie

Naturzustand: Alle gegen alle (im engl. Bürgerkrieg ebenfalls Gewalt) Ordnungsfixierung ist nicht nötig,da Unordnung schon längst eingetroffen

Jean Jacques Rousseau:

Abscheu vor etablierter Gesellschaft (selbstsüchtig,eitel,unwahrhaftig),

Am Beginn:edler Wilder,

Indianer:egoistische Selbsterhaltung (ähnelt Tier) (aber nicht schlimm)

durch Änderungen und Unterdrückung, Gewaltherrschaft (Despotismus) der Europäer : Klassengemeinschaft, politisch stabilisierte Ungleichheit – daraus folgt Bürgerkrieg

Bürgerkrieg also nicht am Anfang, sondern am Ende des Prozesses

Etablierung eines Gemeinschaftsgefühl könnte dies unterbinden

Fortschritt=Verfall (europ. Fortschritt=Verfall für indian. Kultur)

Politik=künstlich hergestellte Urtümlichkeit

edle Wilde: Idealbild des von Zivilisation unverdorbenen, trotzdem wild, niedrigste Stufe

mit Kultur tritt das Böse in die Welt

von "erster" zur "zweiten" Natur: wie kann man Freiheit behalten?

Verlust von Freiheit&Autonomie: Privateigentum

Plessner:

-> philosophische Anthropologie (Gegenbeispiel zum Ethnozentrismus)

- der Mensch ist kein alternativloses Mängelwesen, sondern hat eine exzentrische Positionalität (Er bezeichnet die Stellung des Menschen in der Welt und seine wechselseitige Beziehung zu seiner belebten und unbelebten Umwelt.)

- Mensch wird von Umwelt und Zeit beeinflusst und fragt immer nach sich selbst

- Mensch hat nicht nur Existenz als Körperwesen, sondern auch als Geisteswesen ( aber das sind keine 2 verschiedenen Welten - sondern Ausprägungen des Menschen )

Meistens ist Anthropolgie ethnozentrisch, muss es aber nicht sein

- lehnte teleologische Deutung der Evolution ab, drei anthropologische Grundgesetze: natürlichen Künstlichkeit, d.h. es liegt in ‚Natur‘ des Menschen ‚Künstlichkeiten‘ hervorzubringen,die ihm dann objektiv entgegentreten und so auf ihn zurückwirken. Kultur ist der Umweg über diese künstlichen Dinge.

die vermittelte Unmittelbarkeit: heißt,dass der Mensch seine Umwelt bloß vermittelt - durch kulturelle Medien, durch Sprache - erfassen kann.

utopischer Standort, den der Mensch einnimmt, wenn er mit der Frage nach dem Sein, der kontingenten Welt konfrontiert wird. Die Lösung dieses Problems sucht der Mensch in der Transzendenz der Religion.

Alternativen zur anthroplogischen Sichtweise der Kulturwissenschaft:

 

  • Relativismus ( philosophische Denkrichtung, die die Wahrheit von Aussagen, Forderungen und Prinzipien als stets von etwas anderem bedingt ansieht und absolute Wahrheiten verneint. Dass also jede Aussage auf Bedingungen aufbaut, deren Wahrheit jedoch wiederum auf Bedingungen fußt usw.)

  • Mikroperspektiven

  • Anti-Essenzialismus ( gegen ein Denken,dass Identitäten als etwas Wesenhaftes & Feststehendes begreift )

Karten dienen nicht nur der Navigation, sondern haben noch viele andere Funktionen;

wie Sinnstiftung und Repräsentation, Klärung

zeigen die Welt, wie sie wirklich ist - können somit Antworten generieren

aber: Karten sind immer perspektivistisch und zeigen, was der Kartenhersteller sieht btw das, was ihm selbst wichtig ist

damit können also neue Erfahrungen verarbeitet werden und altes, überholtes Wissen bzw. Erfahrungen abgelöst werden.

das Höhlengleichnis von Platon:

Platon wat der erste, der durch das Höhlengleichnis das Verhältnis von Entdeckung und Verborgendheit thematisierte

 

Sonne: Alle Energie, Idee des Guten, Sinnstiftung allens

-> scheint auf nächste Ebene  - die natürlichen Dinge, unsere Welt, für Platon die Ideen

diese Dinge werfen Schatten, diese können mathematisch errechnet werden

Unterwelt: ( eigene Welt für sich ) hier gibt es auch Energie, nämlich produziertes Feuer ( künstliches Abbild der Sonne)  - die Menschen hier haben künstliche Dinge gebaut, sollen wie  natürliche Gegenstände oberhalb sein, bzw. Abbild dieser natürlich Ideen

diese werfen wiederum einen Schatten - diese werfen Bilder nach unten

Menschen dort unten würden nur die Bilder ( die Schatten ) sehen und sie als ihre Welt wahrnhemen ( auf die Idee, dass es nur Schatten sind, kämen sie nicht )

Um das zu erkennen, müssten sie in die obere Welt ( hier würden sie sich aber nicht zurecht finden ( zu hell und komolex))

schafft man das aber -> erlangt man neue Erkennetnis -  Lebensqualität und Wissen verbessern sich

-> das Seiende soll Erkenntnis über das Sein erlangen

 

 

Aus dem Höhlengleichnis von Platon ergibt sich eine Aufgabe für die Wissenschaft:

sie soll die Welt der Ideen, der Wahrheit aufdecken - während sich die Menschen selbst an Dogmen und Artefakte klammern, die sie als ihre (minderwertige) Welt wahrnehmen.

Im Mittelalter bezog sich das Gleichnis auf: Gott -> Welt -> Artefakte -> Doxa

Was entwickelte sich aus dem mittelalterlichen Denken über Platons Höhlengleichnis ?

das scholastische Denken

die Scholastik:

- wichtigste wissenschaftliche Gegenstände: Platon, Aristoteles, Bibel

Platonismus: das Absolute (also der Glauben) sichert die Welt und die Erkenntnis, ohne Glauben gibt es keine Wahrheit und ohne Wahrheit keine Wissenschaft.
- Platon war Rationalist, ging von Ideen und den Dingen an sich aus, ihn interessierte mehr das absolute Wissen an sich, als die Anwendung von diesem

Aristoteles fügte später hinzu: dass die Alltagskultur nicht weniger wichtig ist, als die Ideen bzw die Wahrheit . Er war eher Empirist u wollte die Äußerung des Absoluten in unserer Lebenswelt erforschen

Thomas von Aquin fügte hinzu: dass man richtig sprechen sollte und die Wahrheit kundtun sollte, die Wissenschaft (Lehre richtigen Urteilens) ist der reine Spiegel des Göttlichen - der Geist der Menschen ist ein reiner Spiegel, der die Wahrheit abbildet, bzw. dies tun soll

 

Francis Bacon:

(Begründer des eigentlichen Empirismus)

Spiegel ist nicht rein, sondern unrein (Flecken=Idole-Vorurteile).

Wissenschaft soll Dogmen nicht einfach abbilden, sondern den Spiegel reinigen

soll nützlich sein, und nicht sinnlose Diskussionen führen – praktisches Schaffen und Wahrheit enthüllen

Geist des Menschen= Medium, welches "Bild" stören kann, der reine Geist=Kanal, der Wirklichkeit abbildet

der spiegel muss gereinigt werden, um die Wahrheit zu enthüllen -> Der Geist muss gereinigt werden, damit die Dinge an sich ( Phänomene wie Magnetismus, physikalische Dinge, die wir heute kennen und bestimmen)

das, was unseren Geist stört, sind Idole – sie müssen bereinigt werden.

Rene Descartes:

Struktur lösbarer Probleme liegt atomar vor – die Wissenschaft soll daraus Probleme ableiten

-> daher ist die Mathematik die wichtigste Wissenschaft für ihn – sie kann Lösungen durch Nichtlösungen unterscheiden

die mathematische Modellierbarkeit bestimmt die Welt der Wissenschaft, des Geistes (sie ist klar und eindeutig)

Im Gegensatz dazu gibt es die Welt des Alltags, des Körpers (klar, uneindeutig, wissenschaftlich uninteressant)

Welt des Geistes wächst ständig – weil immer neue Erkenntnis

Adam Smith (Wissenschaft):

Vorbild für Kants Emanzipationskonzept, vollzog Analysen aus Binnenperspektive – Identitäten=immer Modelle ( auch seine eigene, die des "unparteiischen Beobachters")

Gesellschaft=Arbeitsteilung in Institutionen, damit die Basis des Staates, der sich erst (wie bei Marx) aus der Basis ableitete.

Modelle: helfen, die Komplexität von Phänomenen zu reduzieren

kritisiert die Physiokraten ( die allen Sinn immer nur Gegenständen zuschreiben)

er brauch keine absoluten Bezugspunkte, um Gesetzesmäßigkeiten zu modellieren

-> der Markt (als unsichtbare Hand) ist auch nicht absolut – kann aber allg. Aussagen über Angebot u Nachfrage bringen

Wissenschaft ist doppelt vorhanden – in Gesellschaft, Arbeitsteilung ist sie praktisch eingebettet (soll relevante Probleme analysieren u eigene Binnenperspektive kritisch hinterfragen) – so dass Rationalität und nicht Ideologien gefördert werden

Gesetzesmäßigkeiten haben hier generell keine absoluten Bezugspunkte, aber dafür institutionell gesichterte Formen, wie Recht

In Öffentlichkeit, im Allgemeinen ist die Wissenschaft dagegen ethisch herausgefordert

2 Wege, Wissenschaftserkenntens zu generieren:

der erste Weg ist der Empirismus;

Empirismus:

Bacon:

- Macht über Natur gewinnen

- mit dieser Macht praktische Dinge konstruieren

- Dinge an sich empirisch erkennen

- Das Wesen der Welt - wird verbunden mit der Möglichkeit, in die Welt einzugreifen

- geht auf empirische Methoden zurück -> hat immer den Auftrag, in der Welt zu operieren und zu handeln

- Bacon beschreibt das als göttliches Projekt

Aufgabe ist nicht, die Schriften Platons wie in der Scholastik auszulegen - sondern wissenschaftliche Erkenntnisse zu erlangen

- Empirimus funktioniert quasi als Naturwissenschaft - die die Urkräfte aufzeigen soll  -> das ist aber keine Disziplin, sondern DIE Wissenschaft

- Welt erkennen, wie sie durch Urkräfte geformt ist

 

 

der zweite Weg, Wissenschafterkenntnis zu generieren:

Idealismus bzw. Rationalismus ( Kant )

  • Kant wollte die Einseitigkeit von Empirismus und Rationalität überwinden

  • lehnt sich Jahre später gegen Bacon auf

  • Macht über sich selbst bzw. Erkenntnis ( die stets an ein Subjekt, nämlich an sich selbst, gebunden ist )soll erlangt werden

  • Erkenntnis kann für Kant in 2 Formen auftreten:

- a posteriori: sinnlich demonstrierbare Erkenntnis

- a priori: synthetische Urteile bzw. Gegenstandkonstitutionen wie der Fakt, dass die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten eine Gerade ist Diese Gegenstandkonstitution ist bereits voraus gesetzt, wenn ich empirisch forsche - und kann daher keine neue Erkenntnis gewinnen

  • Daraufhin entwickelt Kant das Modell transzendentalen Reflexion

  • er stellt die Frage, wie wissenschaftliche Erkenntnis gedacht werden muss, damit sie möglich ist

  • -> er kommt hier zu dem Schluss, dass sie Möglichkeit von wissenschaftlicher Erkennnis in ihrer konsistenten Denkbarkeit liegt

  • - Kant will Aufklärung schaffen & die Transzendentalität versteht er als politisches Projekt der Emanzipation

  • daher stellt er sich auch die Frage: Wie sol Emanzipation gedacht werden, damit sie möglich ist ?

  • -> kommt zu dem Schluss, dass die Wissenschaft der menschlichen Emanzipation dienen soll

  • Zweckhaftigkeit kann zum einen ästhethisch auf einen Gegenstand bezogen werden, kann aber transzendental nur auf das Subjekt mit dem Zweck der Emanzipation bezogen werden.

  • -> transzendentale Reflexion: soll also die Dinge an sich aufklären, ohne auf empirische Mittel zurückzugreifen, es soll mithilfe des Nachdenkens und des Geistes - Wissen über die Dinge an sich erlangt werden

  • Bei Kant liegt der Fokus dementsprechend auf der Vernunft, welche durch den Verstand und die Urteilskraft spricht & die den Auftrag der Aufklärung hat

  • die anthropologischen Voraussetzungen von Erkenntnis müssen mit einbezogen werden ( also Anschauung, Wahrnehmung, Kategorisierung )

  • -> dadurch kann dann gesicherte Empirie und die Emanzipation gewährleistet werden

  • -> der Mensch soll sich im Klaren darüber sein, dass er selbst nur unter bestimten Voraussetzungen körperlich wahrnehmen kann und dass Erkennnis somit über den Geist und die Vernunft kommt

 

Der Neukantinismus:

- geht von Kulturen, Traditionen und Mentalitäten aus, die sich unterscheiden

-> dadurch wird Geisteswissenschaft geschaffen, die an de Seite der Naturwissenschaft gestellt wird

-> die Voraussetzung für Erkenntnis sind nicht mehr anthroplogisch, sondern kulturell gedacht und umschließt auch Werte

-> der Fokus wird also nicht mehr auf die allgemeine menschliche Vernunft gelegt, sondern auf Kulturspezifika und den Lebensraum und Stil eines Menschen

 

es gab aber nicht den einen Neukantinismus, sondern viele verschiedene Schulen und Denkweisen, die man als neukantianisch bezeichnen könntte

Immer wieder wird aber das "System der Werte" betont, und dass Werte allgemein eine starke Wirkung aud die Handlungen von Individuen haben

die Marbuger Schule (Neukantinismus)

Cohen, Natorp, Vorländer, Cassire

-> Philosophie ist besonders Erkenntnistheorie

- wollen logische Voraussetzungen von Naturwissenschaft u Mathematik ergründen

- Erkenntnis hier = wissenschaftliche Erkenntnis über Kant hinaus

Die Heidelberger/Badische/südwestdeutsche Schule

Windelband, Rickert

- widmen sich besonders dem Wertproblem

- suchen den Unterschied zwischen Naturwissenschaft & Geisteswissenschaft ( unterschiedl. Methode der Erkenntnisgewinnung )

- nomothetische - generalisierende Naturwissenschaft: zielt auf Erklären allgemeiner Zusammenhänge

- idiographische - individualisierte Kulturwissenschaft: betrachten das Besondere ( aber welches Einzelne sollen sie betrachten ? der Wet ist zentrale Kategorie des menschlichen Handelns, Werte der Gegenstände sind transzendental (dh. sie existieren unabhängig von Erfahrung)

Gilbert Ryle: Kategorienverwechslung in der praktischen Sprachbedeutung von Kartographieren

inspiriert vom logischen Empirismus

"Danke für das Zeigen der Hörsäle, aber wo ist die Uni ? -> kategorischer Fehler, denn die Uni gehört nicht zur gleichen Kategorie von Gegenständen, wie die Hörsäle

 

Kategorien: Begriffe, die in einem Satz die gleiche logische Struktur geben, sofoern Wörter innerhalb einer Kategorie ausgetauscht werden

- man sieht nicht, welche Wörter in eine Kategorie gehören bzw was der Denker tut, wenn er die Wörter in die gleiche Kategorie packt

( -> Kategorienverwechslung bei Descartes )

- die Bedeutung von empirischen Aussagen sind nach Ryles Lehre kontextabhängig

- demnach kann man sie nur überprüfen, wenn man den Kontext mit einbezieht

- dafür müssen die aus dem Kontext erhobenen Geltungsansprüche identifiziert werden, woraus die Möglichkeiten und Vorausetzung für eine Prüfung abgeleitet werden müssen und erst dann kann wirklich geprüft werden.

 

Ryle will also, um dieses Problem zu vermeiden, möglichst alles und vor allem die Metaphysik, in Beobachtung auflösung. - aber er weiß selbst, dass dieses Auflösen auch neue Fehler bringen würde

 

Was muss man durchführen, um das Verhalten eines Denkenden bei Kategorien zu verstehen ?

thick description - so eine Art Beschreibung konzentriert sich nich nur auf das Verhalten, sondern auch auf den Kontext, in dem das Verhalten stattfindet

thick description: im Kontext, in dem das Verhalten stattfindet, unterscheidet man zwischen:

Knowing That - Wissen

&

Know-How - Können

 

es reicht nicht, zu wissen, was Wörter bedeuten, sondern man muss sie & ihre logische Funktion in einem Kontext auch verstehen & anwenden können

Kategorienverwechslun bei Descartes :

laut Ryle bei Descartes u seiner 2 Welten Theorie ( Welt des Körpers u. des Geistes ) eine Kategorienverwechslung

- die Konstruktion einer geistigen Welt ist insofern als irrational einzustufen

Geist nach Descartes: soll von immaterieller Substanz sein und Sinn bzw. Wissen verkörpern

- hier ist der kategorische Fehler: dass Substanz überhaupt nichts mit Wissen und logischen Fakten zu tun hat, da es 2 verschiedene Kategorien sind

Wissenschaft während der NS-Zeit

vor 1933: Fokus auf wesentlicher Bestimmung, Mensch wurde nicht als geprägtes Wesen durch Verbindungen verstanden, sondern als rein ethnisch definiert

die Pflicht soll ergriffen werden und man soll gehorsam sein - die Männer sollten handeln und nicht reden

(sehr antidemokratische, der Einzelne nimmt nur passive Rolle ein )

 

Nach 1933: Wissenschaft wurde genutzt, um akademische Alternativkarrierewege und Rassenwahn zu propagieren

unterschiedlichste Reaktionen aus dem Volk ( die meisten gingen langsam und vorsichtig konform )

traf auch auf viele Wissenschaftler zu; einige gingen ins Exil, andere unterstützen den Nationalsoz. auf irgendeine Weise

sie sollten wissenschaftlich die kulturelle Wertordnung im Sinne der NS beschreiben

ihre Wissenschaft war quasi religiöse Probaganda

Professionen

Professionen = akademische Disziplin mit Anwedungsanspruch wie Jura und Medizin

insofern:

Professionalisierung = Entwicklung von akademischen Disziplinen

sie hilft sehr, um wissenschaftliche Expertise herzustellen, weil sie einen definierten Wissenskanon, etablierte Verantwortlichkeiten und geteilte Anwendungen mit sich bringt, so dass innerhalb der Professionen effizienter und einheitlicher geforscht werden kann.

um professional Wissenschaftlichkeit zu sichern, braucht es

- Wissen

- einen praktischen Problemszug

- und methodologisches Vorgehen

Man muss also: Mit Blick auf den Problemzug und die Methodik, das "wie forsche ich" mit dem "wofür forsche ich" verbinden - und hat dies in den Professionen vereint

Paternalismus:

  • Paternalistische Entscheidungen und Handlungen beschneiden die Freiheit eines Individuums und

  • werden vom ihm somit abgelehnt. Ihr Ziel ist es dennoch das Wohlergehen, die Interessen und die Werte des Individuums zu fordern.

Wissenschaft kann auch paternalistisch agieren: zB wenn man bestimmte Infos vor Kleinkindern geheim hät

wenn Paternalismus aber gesellschaftlich versteckt wird,  wird er schnell illegitim

Paradigmen(wechsel)

Thomas Kuhn machte sich eine disziplinäre Organisation wissenschaftlicher Erkenntnis zum Ziel

das Muster der theoretischen Erklärung schafft zwar eine relativ stabile Ordnung - löst aber nicht alle Probleme der Wissenschaft

 

Findet man innerhalb einer Disziplin Probleme, müssen sie gelöst werden

entweder ordnet diese Lösung sich dem sonstigen Wissensstand der Disziplin unter

-> oder es geschieht eine wissenschaftliche Revolution

-> hier spricht man dann auch von einem Paradigmenwechsel ( altes Wissen wird von neuem verdrängt, dieses ist jetzt richtungsbestimmend für die Disziplin)

Wissenschaft -> Revolution -> Wissenschaft = so kann man Wissenschaft auf einer Metaperspektive beschreiben

Die Veränderungen äußern sich dabei im wissenschaftlichen Diskurs

 

Die Ordnungsmuster, die die Wissenschaft bestimmen, heißen Paradigmen ( sie beschreiben das Muster, nach denen sich die Wissenschaft richtet und messen lässt und sie befasst sich mit Fragen über den Gegenstand und die Interpretationsweisen der Wissenschaft

die Astronautenperspektive:

Perspektive von Außen ( im Gegensatz zur Binnensituation, die versucht, ein Phänomen von innen zu beschreiben )

- dabei werden oft nur die beobachtbaren Kräfte und Objekte des zu beschreibenden Gegenstand gezeigt

- es sollen Eigenschaften über den Gegenstand ( zB Kultur ) abgeleitet werden, die den Gegenstand dann allgemein definieren können sollen - aber keinerlei Praxiszusammenhang oder Situativität beinhalten

-> es werden also subjektive Theorien gebildet, die das Ziel haben, die eigene Theorie als allgemein und selbstverständlich darzustellen

 

Wissenschaftlich legetimiert, werden Theorien aus dieser Perspektive durch intratheoretische Widerspruchsfreiheit ( da Theorie von Theoretiker entworfen )

& durch empirische Gesetzmäßigkeiten, deren Beispiele so gewählt werden können, dass sie auf die Theorie passen

-> daraus sollen dann widerspruchsfreie, allgemeine Gesetzmäßigkeiten abgeleitet werden

-

Großtheorien:

eine Art Metatheorie ( garantiert  & ermöglicht zwar keine sinnvolle Anwendung, zeigt jedoch das mentale Modell des Forschers )

versuchen, Allgemeinheit zu sichern - müssen daher mit klaren Voraussetzungen arbeiten und diese klarlegen

 

werden von Kritikern regelmäßig abgelehnt - die Allgemeinheit an sich wird als Illusion betrachtet

Welche Eigenschaften müssen Großtheorien aufweisen ?

1. Offenheit - & an ein allgemeines Interesse gebunden

2. Transparenz - so dass Ergebnisse und Voraussetzungen nachgeprüft werden können

3. Konsistenz - sie müssen in sich stimmig sein

4. Skepsis - die Vorannahmen müssen also beweisbar sein

5. Verantwortlichkeit - sie müssen Ethik mit einbeziehen

6. Empirische Orientierung - sie müssen also offen für Forschung sein & empirische Beweise liefern können und wollen

OTKSVE

Lehnte, neben Descartes & co., die Großtheorie ab

Robert Merton;

forderte Theorien mittlerer Reichweite ( also empirisch prüfbare Theorien mit praktischer Bedeutung

Prinzipien nach Merton

CUDOS-Prinzipien ( mit ihnen fordert er normative Grundlagen der Wissenschaft, die sich vor dem NS-Hintergrund gegen Gleichschaltung richtet

C – Communitarism (Wissenschaft soll für alle zugänglich sein)

U – Universalism (keine Diskriminierung von Menschen durch Wissenschaft)

D – Desinterestedness (Forschung soll Mehrheit und nicht Wirtschaft dienen)

O – Organized (Wissenschaft soll Systematik unterlaufen)

S – Scepticism (Wissenschaft soll kritisch & nicht dogmatisch aufgebaut sein)

 

OS= organisierte Skepsis als wissenschaftl. Verpflichtung – Forschung soll trotz Lehre allgemein offen bleben und sich nicht nur auf Dogmen stützen

(Falsche Aussagen können auch richtige Resultate hervorbringen – unbegründete Vorhersagen eines Bankencrashs können zu einem realen Crash führen)

 

 

 

Antidogmatische Wissenschaft

Vertreter neben Robert Merton: Karl Popper & Gunnar Myrdal

für diese Wissenschaft ist es unabdingbar, dass nicht nur Probleme, sondern auch deren historische Entwicklung mit analysiert wird

außerdem muss die Gegenstandkonstitution die Gesamtheit der theoretischen Rahmung, und eine kritische Analyse dieser, beinhalten

Experimente

- immer aus der Astronautenperspektive, von außen kontrolliert und bekommen Rahmung

diese Rahmung: umfasst vorher festgelegte Parameter und Metriken ( aus denen können reproduzierbare Beobachtungen abgeleitet werden )

-> dadurch kann man Wissen akkumilieren und Gesetzesmäßigkeiten als gesichertes Wissen finden

jene Gesetzesmäßigkeiten müssen vor dem Hintergrund von intraprofessionellen Sprachen verfasst werden

& damit Theorien für den Objektbereich bilden

- die formale, sprachliche Konsistenz und Logiken des Ergebnisses sind dabei der wissenschaftliche Teil der Theorie, die Praxis bzw. die Bedeutung der Erkenntnis außerwissenschaftlich

Kurt Lewin ( zur Durchführung von Experimenten )

er sagt: nicht nur die eigene Theorie, sondern auch die eigene Praxis ( die Durchführung des Experiments ) sind reflexionsbedürftig

& die wissenschaftliche Praxis soll im Zukunftsbezug thematisiert werden

Lewin führte eine Gruppendynamikforschung durch -> dadurch kam er zu dem Schluss, dass sie Psychologie sich nicht auf die Seelenschau bzw Persönlichkeit - sondern vielmehr auf das Individuum in seinem sozialen Umfeld konzentrieren sollte

 

Seine Aktionsforschung soll die Feldtheorie durch Forschung öffnen

Diese besteht aus folgenden 3 Ebenen: Diagnose/Lehre -> Therapie -> Evaluation/Forschung

 

Lewin möchte eine Theorie finden, die Gegenstände aus der Empirie heraus erklären kann -> das nennt er Feldtheorie

"Feld" daher, weil sich unterschiedl. Ausdehnungen überlagern können & verschied. Felder am gleichen Ort sein können

Daher möchte er die Forschung als Felderöffnung sehen - das Feld wird durch die Forschung konstituiert - und die Struktur des Feldes zeigt sich während der Forschung

-> anhand von eigenen Interventionen in das Feld, kann die eigene Diagnose überprüft werden - damit stellt sich Lewin gegen Bacon, der versuchte, die subjektive Seite in Experimenten komplett zu eliminieren

Grounded Theory:

als Begründer gelten: Barney Glaser und Anselm Strauss

- sie führen an, dass jede Theorie immer gerahmt ist -> solche Rahmungen reduzieren die Komplexität der Theorie ( können aber auch das Lernen blockieren )

 

die GT versucht, der Forschung eine neue Methode bzw neue Sichtweise zu vermitteln

der Grundgedanke ist: dass die Forschung nicht im Labor ( mit immer gleichbleibenden Rahmung ) stattfinden soll, sondern dass das soziale Leben vor Ort untersucht werden soll

 

- man soll sich Einzelfälle anschauen, um zu verstehen, wie Prozesse ablaufen ( & nicht anhand quantitativen Studien versuchen, Gesetzmäßigkeiten abzuleiten )

- die Ergebnisse sollen sich also aus direkt beobachteten Evidenzen ergeben - und nicht auf ungeprüfte Vorannahmen der einseitig gerahmten Laborforschung

- es soll nicht nur einseitige Quellen geben, sondern Quellenvielfalt ( Feldtagebücher, Interviews, Transkripte, Literatur etc.)

diese Daten sollen permanent systematisch vergleichen werden, um zu einer Lösung zu kommen

 

es gibt unterschiedliche Verständnisse von GT - einige meinen die Ähnlichkeit wissenschaftlicher Praxis, und Alltagsverstehen

bei anderen steht die Vorstellung im Vordergrund, dass möglichst viele Daten bei der Begründung einer Theorie mit einfließen sollen

die Qualität von Grounded Theory Studien liegt in folgenden Werten:

- Angepasstheit/Passung: enge Verbindung zwischen Code (Theorie) und Ereignis

- Verständlichkeit/Anwendbarkeit: die Problemlösung soll verständlich beschreibbar werden

- Verallgemeinerung/Relevanz: Der Code soll für die Akteure selbst auch relevant und nutzbar sein

- Veränderbarkeit/Prüfbarkeit: die Theorie soll anhand von Daten überprüfbar sein und soll sich außerdem an neue Datensätze anpassen können

 

 

Theoretisches Sampling und Codierung:

die Art und Weise, wie geforscht wird ( also die Konzeptualiserung der Forschung ) ist nicht ex ante ( also a priori ) gegeben,

sondern evolutionär bedingt & entwickelt worden

bei einer Evolution stellt sich irgendwann die Frage: läuft sie weiter oder ist sie irgendwann gesättigt ?

im Fall der Forschung: kann Forschung neue Ergebnisse bringen ?

 

da sich die Ergebnisse von Forschung immer wieder wiederholen, wird ein theoretisches Sampling ( statt einem statistischen ) durchgeführt -> die Theorien werden also durchgereicht und auf unterschiedliche Phänomene angewandt

so erweitern sich Theorien -> sie müssen codiert werden -> d.h. die Ergebnisse der Forschung müssen in theoretische Begriffe transformiert werden

Man unterscheidet drei Arten von Codierung:

Offenes Codieren: Untersuchung von Texten auf interessante Stellen - Herausarbeitung und Kodierung dieser - Vergleichen der Codes - Gemeinsamkeiten herausarbeiten und somit Verknüpfungen feststellen ( - Memos schreiben, Erinnerung an Gedankengänge )

Selektives Codieren: Codes nun sortiert und axial kodiert ( Kategorien herausgearbeitet und mit Codes werden um sie herum miteinander vernetzt ) - Vergleich mit den ursprünglichen, offenen Codes - Kategorie benutzt dann vereinfachte Codes ( hat schon Elemente von Theorie ) und differenziert bereits zwischen einzelnen Begriffen - ist aber noch vortheoretisch - hat im Gegensatz zu offenen Codes schon stärkere Ordnung

Theoretisches Codieren: Aus Kategorien bildet sich nun Theorie - die sich wieder mit den ursprünglichen Forschungsergebnissen vergleichen lässt - weist dies keine Widersprüche auf, darf die Theorie veröffentlicht werden ( also der Bereicht geschrieben werden )

Relativismus

Relativismus

  • verneint jegliche Allgemeinheit – weil jede Wahrheit immer aus dem Kontext gezogen werden muss

  • Wissenschaft passiert immer vor dem Hintergrund eines Kontexts – also zB der Profession, Allgemeinheit ist nur eine Illusion

  • Relativismus versucht, gewisse Perspektivität durchzusetzen

  • 3 mögliche Perspektiven:

  • Absolute P: "Astronautenperspektive" – versucht, allgemeine Probleme richtig zu verstehen

  • Umgekehrt-absolute P: geht davon aus, dass alle Perspektiven (also alle Professionen) gleich allgemein und richtig sind

  • Relationale Perspektive: Probleme sollen vor dem Hintergrund der Disziplin und dem Konflikt mit anderen Theorien besser verstanden werden

  • Allgemeinheit aus relationaler P. Soll vorallem Gesprächsangebot bieten ( bietet keine Garantien gegen das Scheitern – außerdem kann man sie einfach kritisch bzw. Falsch anwenden) Lösungen von Konflikten: müssen immer in Einzelfall geprüft werden – was Allgemeinheit schon selbst widerspricht

von diesem Fall sind Großtheorien genauso betroffen wie Theorien mittlerer Reichweite

  • Problem des Relativismus: viele akademische Experten und Wissenschafter arbeiten intraprofessionell und somit ist ene interdisziplinäre Zusammenarbeit schwierig

  • um trz. Interdisziplinäres Lernen zu ermöglichen, ist eine Grounded Theory nötig

  • diese Art von Theorie stützt sich auf quantitative Forschung aus mehreren Disziplinen & versucht daraus, ein möglichst realitätsnahes Modell zu liefern