Krisenkommunikation JO12

Krisenkommunikation JO12

Krisenkommunikation JO12

Mélina Zaugg

Mélina Zaugg

Set of flashcards Details

Flashcards 111
Language Deutsch
Category Social
Level University
Created / Updated 15.12.2014 / 14.10.2020
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Die Strategie K4: Konfliktvermeidung

  • Ist im Gegensatz zur Konzessionsstrategie meist passiv

  • Kann mit starker Verharmlosung oder gänzlicher Ignoranz des Problems einhergehen

  • Spekulation auf Zeitgewinn

  • Isolation wird meist als Arroganz interpretiert

  • Versuch, keine unnötige Angriffsfläche zu bieten

  • Spekuliert auf abflachendes öffentliches Interesse

  • Strategie funktioniert bei „No Public“ und „Latent Public“, aber nie bei „Aware“ oder gar „Active“ Public

  • Teststrategie im Umgang mit Scoops/Primeurs

Die Strategie K5: Konfrontation

  • Konfliktaustragung, offener Machtkampf mit Sieger und Besiegtem

  • Problem wird nicht wirklich gelöst

  • Unternehmung versucht, Gegenpartei mit Versprechungen, Zusagen, Drohungen, Manipulationen, Sanktionen, etc. zu beeinflussen

  • ASG können darauf mit Verweigerung, Demonstrationen, Boykott, Streik, Beschlagnahmung, Besetzung und ähnlichem reagieren

  • Grenzen zwischen Information (Überzeugung) und Manipulation (Überredung) sind oft fliessend

  • Unterliegt einem Abnützungseffekt, wenn zu oft eingesetzt

  • Rechtliche Schritte greifen oft zu wenig tief oder viel zu spät

  • Einflussnahme auf Journalisten ist meist kontraproduktiv

Bewältigunh: 8 Krisenkommunikationsgrundsätze

  1. Priorität
  2. Geschwindigkeit
  3. Erreichbarkeit
  4. Einheitlichkeit

(Fokus Organisation)

5. Verständlichkeit

6. Offenheit und Wahrheit

7. Persönlichkeit

8. Emotionale Angemessenheit

(Fokus Botschaft)

 

1. Priorität

Krisenkommunikation ist Chefsache. Krisen sind dringlich und wichtig.

2. Geschwindigkeit (Bei plötzlichen Krisen (Unfalle, Katastrophen) sind diese zwei Punkte (Geschwindheikeit und Erreichbarkeit) von besonderer Bedeutung.)

Informiere sofort und regelmässig. Warte nicht, bis Du alles weißt. Informiere die Stakeholder gleichzeitig.

3. Erreichbarkeit (Bei plötzlichen Krisen (Unfalle, Katastrophen) sind diese zwei Punkte (Geschwindheikeit und Erreichbarkeit) von besonderer Bedeutung.)

Stelle die Erreichbarkeit für alle Stakeholder sicher, insbesondere für die Medien (7 Tage/24 Stunden).

4. Einheitlichkeit

Kommuniziere formal, zeitlich und inhaltlich abgestimmt. Beachte das One-Voice-Prinzip.

5. Verständlichkeit

Kommuniziere einfach und prägnant, unterstreiche bildlich. Passe die Sprache an die jeweiligen Zielgruppen an.

6. Offenheit und Wahrheit

Beuge Spekulationen vor, indem du die Facts auf den Tisch legst. Beschönige nichts, hüte dich vor Falschaussagen. Mach keine Schuldzuweisungen, spekuliere nicht über Ursachen.

7. Persönlichkeit

The messenger is the message. Persönliche Kommunikation wirkt stärker als schriftliche. Setze das Personal dramaturgisch richtig ein.

8. Emotionale Angemessenheit

Krisen wecken Emotionen. Denke an die Ängste der Betroffenen. Die eigene ehrliche Betroffenheit zu zeigen ist wichtig und Teil der Botschaft. Spiel nicht mit den Emotionen.

Hehre Grundsätze oder Machiavellismus?

„Das Entscheidende ist, zu unterbinden, dass der Gegner öffentlich gegen mich spielt. Das sind nicht-kommunikative Strategien. Ihn selber zu erpressen, Erpressungspotential zu haben, ihn in die Irre laufen zu lassen, ihn zu täuschen. Es sind machiavellistische Szenarien. Da ist Glaubwürdigkeit, Ehrlichkeit und Rechtschaffenheit zutiefst naiv. Es ist geradezu lächerlich. Das wird selber vielleicht noch behauptet, aber dahinter wird anders gekämpft.“

Integrierter Einsatz der Komm.tools

Drei Ebenen der Integration

  • Inhaltlich
    • Durch thematische Verbindungslinien werden die verschiedenen Kommunikationsmassnahmen aufeinander bezogen. Mögliche thematische Verbindungen: Slogans, Kernbotschaften, Kernargumente, Schlüsselbilder, etc.

  • Formal
    • Durch die Einhaltung von formalen Gestaltungsprinzipien (Zeichen/Logos, Schrifttypen, Schriftgrössen, Farben) wird ein einheitliches Bild vermittelt. Ziel: Präsenz, Prägnanz, Klarheit.

  • Zeitlich
    • Durch zeitliche Abstimmung der Massnahmen wird die Kommunikation effizient und effektiv.

Kommunikationsinstrumente in der Krise

  • Grundsätzlich stehen sämtliche internen und externen Kommunikationsmittel und –kanäle zur Verfügung

  • Je nach Krisentyp variiert der Einsatz der Instrumente deutlich

  • Der Mix der Instrumente ist Teil des krisenspezifischen Kommunikationskonzeptes

  • Wichtig ist die optimale Abstimmung der Kommunikationsinstrumente, inhaltlich (Botschaften) und zeitlich integrierte Kommunikation

  • Zunehmende Bedeutung des Internets beachten (Chance und Bedrohung) - veränderter Deutungsablauf
    - Verbreitungsgeschwindigkeit
    - Einsatz von Bewegtbild

1. März 08: Landung LH 044 in Hamburg

  • Sofortige Veröffentlichtung des Amateur-Videos.

  • Innerhalb von 72 h zwei Mio Klicks auf Youtube.

  • Diskussion im Internet prägt erste Medienberichte.

  • Boulevardzeitung Bild macht Piloten zu Helden.

  • März: 184 Artikel in Printmedien, über 1000 Statements.

  • Ereignis wird interpretiert, bevor Organisation Chance zur Stellungnahme hat.

  • Rat des Leiters Media Relations, LH: Sofort reagieren, aber nicht spekulieren. Fakten klarstellen. Alle Beteiligten schnell an einen Tisch bringen.

Das Web beschleunigt und etabliert neuen Deutungsablauf...

  • traditionell
  • neu

Persönliche vs. mediale Instrumente

siehe Grafik

Komm.plattformen: - Kernbotschaften
- Sprachregelungen - Nasty Questions
List

Botschaften: Wahrnehmung entscheidet, Grundsätze: (3)

  • „Die Botschaft entsteht im Kopf des Empfängers“

  • „If men define situations as real, they are real in their consequences“ (Thomas-Theorem)

  • „Man kann nicht nicht kommunizieren“ (Watzlawick)

Zeichen generieren die Botschaft (3)

  • Verbale Zeichen (10%)
    • Gesprochene und geschriebene Sprache

 

  • Paraverbale Zeichen (40%)
    • Die „Begleitmusik“ des Sprechens wie Stimme, Laut- stärke, Sprechtempo, Sprechmelodie, Pausen usw.

      • Schriftbild, Charakteristika des Mediums (Bsp. Papier)

  • Nonverbale Zeichen (50%)
    • Blick, Mimik, Gestik

      • Raumdistanz

      • Staffage, Accessoires, „Krawattensprache“

 

 

Botschaften müssen „stimmig“ sein

Kongruente Botschaften:

 

Redundanz der Botschaften auf verbaler, paraverbaler und nonverbaler Ebene.

Botschaften müssen „stimmig“ sein

Kongruente Botschaften:

 

Redundanz der Botschaften auf verbaler, paraverbaler und nonverbaler Ebene.

Botschaften müssen "stimmig" sein

Inkongruente Botschaften:

Widerspruch zwischen expliziter und impliziter Botschaft
Widerspruch zwischen verbaler und paraverbaler oder nonverbaler Botschaft

Botschaften vorbereiten (3)

• Kernbotschaften definieren
• Sprachregelungen
• Questions & Answers, Nasty Questions List

  (Keine kritische Situation ohne vorbereitete Botschaften)

 

Botschaften in der Krisenkommunikation

  • Botschaften sind nur glaubwürdig, wenn das Krisen-management funktioniert.

  • Dem Timing von Botschaften ist grosse Bedeutung beizumessen – nicht zu früh, nicht zu spät.

  • Kleinste Fehler in der Formulierung von Botschaften können grosse negative Auswirkungen haben.

  • Die Botschaft braucht den richtigen Absender (CEO oder Mediensprecher oder Fachexperte?).

Nachbearbeitung

Vertrauen wiederherstellen
Dokumentation
„Lessons learned“

  • UBS: „Wir werden nicht ruhen.“
  • entschuldigen: Bonobo bei iTunes-Nutzern

  • Den Schaden wiedergutmachen: RIM entschudligt sich mit gratis App

Exkurs: The Blame Game

  • Die Schuldfrage dominiert oft die öffentliche Diskussion in der Krise und beeinflusst die Handlungsoptionen der Akteure.

  • Nach Unglücksfällen und Katastrophen kommt es oft in einer zweiten Phase (nach den ersten Rettungsmassnahmen) zu einem eigentlichen „Blame Game“: nach 9/11, nach dem Hurrikan Katrina, nach dem Tsunami, nach Überlingen, Unfälle in der Schweizer Armee, etc.

  • Aber auch nach Unternehmenskrisen: Enron, Swissair, UBS, etc.

  • Schuld hat in der Krise nicht nur eine juristische, sondern auch eine moralische Komponente.

Die Krise aus Journalistensicht

  • Medien reduzieren Komplexität, indem sie... ... vereinfachen
    ... deuten (Framing)
    ... personalisieren

  • Medien skandalisieren im Kampf um Aufmerksamkeit

  • Journalisten sind Herdentiere („Kollegenorientierung“)

Die Krise aus Journalistensicht - 4 Punkte dazu

  • Zahlreiche Primeurchancen
  • hohes Rezipienteninteresse
  • garantiere Fortsetzungsgeschichte
  • beliebte Frames
    • David/Goliath
    • Ikarus
    • Das Duell

Beispiele von Krisen

National und international

Schlussfolgerungen

  • Jede Krise ist anders!

  • Erfolgreiches Krisenmanagement bedeutet:
    Die richtigen Dinge tun und die Dinge richtig kommunizieren.

  • Gute Krisenvorbereitung ist notwendig, aber nicht hinreichend für eine erfolgreiche Krisenbewältigung.

  • Durch den Zeitdruck erhält die Beherrschung des Informationsprozesses (Input, Verarbeitung, Output) eine zentrale Bedeutung.

  • In der Krise können kleinste Fehler eine enorme Wirkung entfalten.

  • Eine hohe Reputation hat in der Krise eine gewisse Imprägnierungsfunktion.

Arten von Kommunikationskonzepten

Konzepte für Spezialsituationen zwischen strategischen Konzept und operativem Konzept

Die Analyse

  • In der Analyse klären Sie die Fragen:

    • –  Wo liegt das Kommunikationsproblem?

    • –  Welcher Handlungsbedarf leitet sich daraus ab?

  • Die Antworten finden Sie durch:

    • –  Fakten und Informationen sammeln (Briefing und Recherche)

    • –  Relevante Aspekte analysieren (Bsp. Themen- und Stakeholderanalyse)

    • –  Fakten auswählen, bewerten und gewichten (Bsp. SWOT)

    • –  Fazit ziehen (Problem und Bedarf bestimmen)

Stakeholderanalyse

y = Einfluss auf Organisation, x = Interesse an Organisation

„Krisen-SWOT“: Ressourcen-/Risiken- Matrix für die Krisensituation

  • Eigene Ressourcen
  • Offene Flanken
  • Externe Hoffnungsträger
  • Äussere Bedrohungen

 

Fazit der Situationsanalyse

  • 2-5 Schlussfolgerungen ziehen, die das Problem benennen

  • Handlungsbedarf skizzieren

  • Je präziser Sie die Problematik und den Handlungsbedarf beschreiben, desto leichter fallen Ihnen die nächsten Schritte: die Formulierung der Strategie und die Auswahl möglicher Massnahmen

Die Strategie

Kommunikationsziele...

 

  • ... bezeichnen immer den zu erreichenden Endzustand.

  • ... sollten immer positiv formuliert sein.

  • ... knüpfen an das Fazit der Analyse an.

  • ... sind auf die Organisationsziele abgestimmt.

    Ziele können differenziert werden nach:

  • Hierarchie: Hauptziele/Dachziele, Teilziele

  • Fristigkeit: kurz-, mittel-, langfristig

  • Bezugsgruppen: Ziele pro Bezugsgruppe

Ziele sollten SMART sein

S Spezifisch
M Messbar
A Abgestimmt (konsistent)
R Realistisch, relevant
T Terminiert

Zielarten

  • kognitiv
    • Wissen, Erhöhung des Wissenstand
  • affektiv
    • Gefühl, Einstellungsänderung, Steigerung des Interesses
  • konnativ
    • Handlungskomponente, Verhaltensänderung

Beispiele von Kommunikationszielen

Vollständige, „smarte“ Zielformulierungen:

  • „Der ungestützte Bekanntheitsgrad unserer Organisation liegt per Ende 2014 bei der Schweizer Gesamtbevölkerung (ab 20 Jahren) bei 30 Prozent.“ (kognitives Ziel)

  • „Ende 2014 haben 80% der Mitarbeitenden Vertrauen in die neue Firmenleitung.“ (affektives Ziel)

  • „In zwei Jahren hat sich der Raucheranteil bei den 15-jährigen SchülerInnen im Kanton Zürich halbiert“ (konatives Ziel)

In der Praxis werden Ziele oft nur qualitativ formuliert (z.B. Erhöhung des Bekanntheitsgrades; Schaffung von Akzeptanz)

 

Definition von Bezugsgruppen

  • Zielgruppe/Dialoggruppe/Bezugsgruppe: Eine Gruppe von Individuen mit ähnlichen Bedürfnissen

  • Ein Individuum gehört oft zu mehreren Bezugsgruppen, d.h. es steht in unterschiedlichsten Beziehungen zum Unternehmen.
    (z.B. Gleichzeitigkeit von Mitarbeiter, Aktionär, Kunde)