Kognitions- und Emotionspsychologie I, Universität Wien

Lernkartei zu wichtigen Begriffen aus dem Skriptum (2015) von Leder, dem Buch Motivation und Emotion von Rothermund (2011) und den vier Zusatztexten für die Bachelorprüfung 2016

Lernkartei zu wichtigen Begriffen aus dem Skriptum (2015) von Leder, dem Buch Motivation und Emotion von Rothermund (2011) und den vier Zusatztexten für die Bachelorprüfung 2016


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Flashcards 109
Students 17
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 23.01.2016 / 10.03.2022
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Welchem Zweck dient Wahrnehmung nach  Bruce, Green und Georgeson (2003)?

Wahrnehmung ist die Auswertung von Informationen, welche die Sinne stimulieren,
auf bedeutungsvolle Informationen. Wahrnehmung ist also überlebenswichtig!

Was für eine essentielle Annahme zur Wahrnehmung machte Helmholtz bereits im 19. Jahrhundert?

Helmholtz beschrieb eine konstruktivistische Sicht der Wahrnehmung -
ein Vorläufer des Informationsverabeitungsmodells. Aufgenommene Informationen werden verarbeitet und bilden eine innere Repräsentation der Umwelt im Wahrnehmenden.

Welche psychologischen Fachbereiche beschäftigen sich mit der Ästhetik?

Allgemeine Psychologie: Kognitions- und Emotionspsychologie
Sozialpsychologie (z.B. Attraktivität bei der Partnersuche)
Biologische Psychologie (neuronale Grundlagen der Ästhetik)
Entwicklungspsychologie (z.B. Parsons Stufenmodell ästhetischen Erlebens)
Persönlichkeitspsychologie (hängen unterschiedliche Persönlichkeitsstrukturen mit unterschiedlichen Kunstpräferenzen zusammen?)

Was postulierte Darwin in seiner Schrift "The descent of man, and selection in relation to sex" zum ästhetischen Sinn?

Der ästhetische Sinn ist nur beim Menschen vorhanden und ist eines der Merkmale, die ihn vom Tier unterscheiden.

Was ist das Ziel der psychologischen Ergonomie / human factors nach Ulich (1994)?

Objekte so zu gestalten, dass sie für den benutzer angstfrei, fehlerfrei zu bedienen, schädigungsfrei und stressminimierend sind.

Welche beiden Psychologen des frühen 20.Jahrhunderts schreiben erstmals über eine praktische Kunstpsychologie?

Wilhelm Wundt (1920) und Hugo Münsterberg (1914), der als Begründer der modernen angewandten Psychologie bezeichnet werden kann und bei Wundt in Leipzig studierte.

Was ist Leders Erkenntnis zur Designforschung in "Gehirn und Geist"?

Runde Formen haben gegenüber eckigen Formen eine ästhetische Präferenz bei der Mehrheit der Menschen.

Welche Ansätze gibt es in der Kunstpsychologie?

Es gibt wahrnehmungspsychologische, philosophische, ästhetische und psychoanalytische Ansätze.

Was sind die Anwendungsfelder im Bezug auf psychologische Ästhetik?

Designforschung, Ergonomie, Umweltpsychologie, Kunstpsychologie, Musikpsychologie, Architekturpsychologie
und biologische Grundlagen der Ästhetik.

Welche 5 Bestandteile von Emotionen definieren Meyer, Schützwohl und Reisenzein (2001)?

1. aktuelle psychische Zustände von Personen
2. Zustände einer bestimmten Qualität, Intensität und Dauer (zeitlich begrenzt)
3. normalerweise bewusste Zustände
4. typischerweise objektgerichtet
5. Emotionen haben neben subjektiven Aspekten auch physiologische- und Verhaltensaspekte (erhöhter Herzschlag oder Fluchtverhalten).

Was unterscheidet den deutschen Begriff "Affekt" vom englischen "affect"?

Affekt = ein intensiver emotionaler Zustand (Mord im Affekt)
affect = wird synonym für emotion benutzt, oder um besondere Erlebnisaspekte von Emotionen zu beschreiben.

Was unterscheidet Emotionen von Gefühlen und Stimmungen?

Gefühl = das Empfinden von Emotionen (Angst wäre das Gefühl zur Emotion Furcht)

Stimmung = ist von langer Dauer, der Verlauf ist kontinuierlich und die Intensität schwach. Außerdem ist sie unfokussiert, also nicht objektgerichtet

Definiere den Unterschied zwischen evaluativen und emotionsgeladenen Urteilen.

evaluatives Urteil = Die Gesamteinschätzung von Situationen, die mit gefühlsmäßigem Erleben zusammenhängen (Arbeits- und Lebenszufriedenheit oder Stressbelastung)

emotionsgeladenes Urteil = enthalten emotionale Aspekte des Selbsterlebens und des Sozialen (sich geschätzt oder respektiert fühlen)

Aus welchen drei Teilen bestand für Platon (427-348 v.Chr.) die menschliche Seele?

1. Begierde (verortet im Unterleib)
2. Zorn (verortet in der Brust)
3. Vernunft (verortet im Kopf)

Was verstand Aristoteles (384-322 v.Chr.) unter Affekten?

Affekte waren für den Scholastiker Aristoteles seelisches Erleben mit den Dimensionen der Lust und Unlust

Wie klassifizierte der Philosoph Thomas von Aquin (1225-1274) Leidenschaften (Passiones)?

Liebe, Sehnsucht und Lust -> begehren das Gute
Hass, Abneigung und Trauer > begehren das Übel
Hoffnung und Verzweiflung -> überwinden das Gute
Furcht, Tapferkeit und Zorn -> überwinden das Übel

Welche sechs Grundemotionen unterschied Rene Descartes (1596-1650) und welche war die zentralste?

1. Verwunderung als zentralste Emotion, danach Liebe, Hass, Verlangen, Freude und Trauer

Welche drei Grundemotionen unterschied Baruch Spinoza (1632-1677)?

Begierde, Freude und Trauer.

In welche zwei Kategorien unterteilte Immanuel Kant (1724-1804) Emotionen und welche Position bezog er ihnen gegenüber?

1. Affekte (kurz andauernde Gefühle der Lust oder Unlust)
2. Leidenschaften (langfristige Gewohnheiten)
Kant stand beiden Aspekten von Emotionen negativ gegenüber, weil sie eine Herrschaft der Vernunft ausschließen.

Howard (1928) vertrat eine extreme Position über Emotionen. Welche war es?

Howard sah Emotionen als physiologische Störung, die aus ungelösten Umweltkonflikten entstehen. Kritik erntete er dafür, dass so positive Emotionen wie Freude nicht erklärt werden können.

Welche zwei Arten von Emotionstheorien gibt es?

1. physiologische Emotionstheorien = Emotion als physiologische Erregung (arousal). Diese körperlichen Veränderungen sind spezifisch für bestimmte Gefühle (z.B. vor Aufregung zittern).

2. kognitive Emotionstheorien = Emotionen und körperliche Veränderungen werden simultan ausgelöst, über die Aktivierung in zentralen Hirnregionen (z.B. Thalamus).

Welche beiden Psychologen vertraten die physiologische Emotionstheorie, in welcher Emotionen als Nebenprodukt von physiologischen Körperveränderungen entstehen?
 

William James und Carl Lange hatten etwa zur selben Zeit die gleiche Idee, sodass die Theorie als "James-Lange-Theorie der Emotion" bezeichnet wird.

z.B. sieht eine Person einen wildlebenden Bären, beginnt zu zittern und ein schnelles Herz zu bekommen und empfindet als Reaktion darauf Furcht.

Welche 5 Hauptkritikpunkte an der James-Lange-Theorie (der Emotion) entwickelte Walter B. Cannon (1927)?

1. Durch die vollständige Trnnung der Eingeweide (Viscera) vom ZNS kommt es zu keiner Veränderung im emotionalen Erleben.
2. Bei vielen emotionalen aber auch nicht emotionalen Verhaltensweisen werden ähnliche physiologische Erregungen ausgelöst (Schwitzen und feuchte Hände beim Sport oder bei Angst)
3. Die Eingeweide sind vergleichsweise unempfindlich.
4. Die viszeralen Veränderungen sind nicht schnell genug, um als Quelle des Erlebens von Emotionen zu fungieren.
5. Durch künstliche Herbeiführung viszeraler Veränderungen, können Emotionen nicht ausgelöst werden.

Heute sind einige Kritikpunkte bereits widerlegt - z.B. kann Adrenalin durchaus Emotionen auslösen!

Was genau postuliert die Cannon-Bard-Theorie der Emotionsentstehung (1927)?

Walter B. Cannon und Philip Bard entwickelten etwa zeitgleich die Theorie, dass Emotionen UND physiologische Erregung gemeinsam durch die Aktivierung zentraler Hirnregionen entstehen. Bestimmte Emotionen werden durch feste Vernetzung von Ereignissen (Gefahr = Blutdruck erhöhen, etc.) und damit einhergehende kennzeichnende Erregungsmuster ausgelöst.

Was konnten Levenson, Ekan und Friesen (1990) in Bezug auf Emotionen und deren autonome Reaktionen zeigen?

In einer Studie zeigten sie, dass unterschiedliche Emotionen mit unterschiedlichen autonomen Mustern gekoppelt sind. z.B. war bei Zorn, Angst und Traurigkeit die Herzrate schneller als bei Glück, Überraschung und Ekel.

Wie heißt die von Freud entwickelte Emotionstheorie (1905) und was besagt sie?

Das Konzept der Verdrängung wurde erstmals in Freud's "Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie" vorgestellt und besagt, dass Erinnerungen, die mit negativen Emotionen zusammenhängen zum Schutz des ICHs ins Unterbewusstsein verdrängt werden.

Welche ist die bekannteste frühe Emotions-und Kognitionstheorie, wer postulierte sie und was besagt sie?

Es geht um die Zweifaktoren-Theorie von Schachter (1964). Emotionen entstehen für ihn durch die Bewertung einer Situation und der Zuschreibung ihrer Ursache (Attribution). Das zugrundeliegende Ereignis steht mit einer körperlichen Reaktion im Austausch, die jedoch auch von anderen Faktoren beeinflusst werden kann.
-> somit gibt es für Schachter 2 Wege der Emotionsentstehung.

1. Normalfall: Emotion entsteht durch das Wahrnehmen einer emotionalen Situation, die als emotionsrelevant bewertet wird. (Ein bellender Hund läuft im Park auf mich zu, welcher gefährlich aussieht.) Anschließend folgt eine physiologische Reaktion (erhöhter Herzschlag, Schwitzen), sodass diese Reaktion auf die Situation attributiert wird und in der Folge Furcht empfunden wird.

2. Sonderfall: Emotion kann auch durch das reine Wahrnehmen einer physiologischen Reaktion empfunden werden, wenn keine Erklärung für die Erregung gefunden wird. So wird aktiv nach einer Attribution gesucht: wenn ich schwitze und mein Herz rast, werde ich wohl Angst haben.

Was besagt der Valins-Effekt?

In einem Versuch von Valins (1966) ließ er Männer Bilder von leichtbekleideten Frauen auf Attraktivität bewerten und meldete ihnen falsche Herzraten zurück. Wenn bei einem Bild die Herzrate vermeintlich schneller wurde, bewerteten die Männer das Bild durchweg attraktiver und andersherum weniger attraktiv, wenn die Herzrate vermeintlich gleich blieb.
-> eine fälschlich wahrgenommene körperliche Reaktion reicht also bereits aus, um eine Emotion zu erzeugen.

Welcher Forscher entwickelte die Emotionstheorie der zwei Verarbeitungszirkel, von denen einer ein langsamer Regelkreis ist, vom Thalamus über den sensorischen Kortex bis zur Amygdala (der also eher kognitiv bewertend ist) und von denen der andere vom Thalamus direkt zur Amygdala übergeht und einfachste Stimuluseigenschaften verarbeitet (der also eher automatisch ist) und wann wurde sie entwickelt?

Die beschriebene Theorie ist die Emotionstheorie nach LeDoux von 1992.

Alexius Meinong (1853-1920) entwickelte eine Emotionstheorie in Anlehnung an seinen Lehrer Franz Brentano. Beschreibe die Theorie kurz.

Die Emotionstheorie von Meinong (auch kognitiv-motivationale Theorie der Emotionen genannt) baut auf der Kognition (also der mentalen Repräsentation) eines Objekts auf, da psychische Zustände wie Gefühle immer objektgerichtet sind.
Er unterscheidet zwischen Urteilen oder Annahmen über ein Objekt, wobei aus den Urteilen wiederum gewisse (=positive) oder ungewisse (=negative) Urteilsgefühle entstehen können.

Die introspektive Emotionstheorie von Magda Arnold (1903-2002) wird auch als kognitiv-evaluative Theorie bezeichnet, und ist der von Meinong sehr ähnlich. Beschreibe kurz die Theorie von Arnold.

Es gibt laut Arnold zwei Arten von Kognitionen als Vorläufer einer Emotion: Tatsachenüberzeugungen (Meinung darüber, dass eine bestimmte Situation vorliegt)  und Wertüberzeugungen (Bewertung der Situation als positiv oder negativ). Es gibt drei Dimensionen zur Einschätzung einer Situation:
1. Bewertung (gut vs. schlecht)
2. Anwesenheit (Sicherheit vs. Unsicherheit)
3. Bewältigbarkeit (bewältibar vs. nicht bewältigbar)

Wer stellte das mere-exposure-Paradigma vor und was sagt es aus?

Das mere-exposure-Paradigma wurde von Robert Zajonc entwickelt und besagt, dass Dinge umso mehr gefallen, je öfter sie verarbeitet wurden.

Worum ging es in der Zajonc-Lazarus Debatte?

Die beiden Psychologen entwickelten gegensätzliche Positionen darüber, ob Emotion oder Kognition zuerst entsteht. Während Zajonc und Kunst-Wilson (1980) in einem Experiment nachwiesen, dass affektive Verarbeitung vor der Kognitiven vonstatten geht, behauptete Lazarus (1982), dass Emotion ohne kognitive Verarbeitung gar nicht möglich sei und bezog sich dabei auf eine Untersuchung von Speisman (1964), der zeigte, dass kognitive Neubewertung Emotionen beim Anschauen von stressigen Filmen verändern kann. Beide Ansätze enthalten Wahrheiten!

Welche 5 Stufen der Verarbeitung postulierte Klaus Scherer (2001) in seinem SEC - Stimulus Evaulation Check?

Stufe 1: Ist ein Ereignis neu? -> Emotionen wie Überraschung oder Langeweile
Stufe 2: Ist das Ereignis angenehm? -> Emotionen wie Lust oder Unlust
Stufe 3: Ist das Ereignis für wichtige Ziele und Bedürfnisse relevant? -> Emotionen wie Freude, Furcht, Wut oder Zufriedenheit
Stufe 4: Verfügt der Organismus über Bewältigungsmöglichkeiten? -> Emotionen wie Traurigkeit oder erneut Furcht oder Wut
Stufe 5: Stimmt das Ereignis mit kulturellen / sozialen Normen überein und ist es in Bezug auf eigene Wertvorstellungen konsistent? -> Emotionen wie Verlegenheit, Scham oder Stolz

Wie entstehen Emotionen nach der Theorie von Power und Dalgleish (1997)?

Emotionen entstehen auf zwei Arten: Kognitiv, wenn das Analog-System involviert ist (wenn die Situation also neu ist und kognitiv bewertet werden muss) oder automatisch (ohne Bewusstsein), wenn nur assoziative Verarbeitungselemente involviert sind.

Was ist das Thema der Motivationspsycholgie nach Rheinberg (2002)?

"Suche und finde die Gründe, um derentwillen jemand handelt."

Was beschreiben Motivation und Motiven?

Motivation ist verantwortlich für das Ingang-Halten, Steuern und Aufrechterhalten von körperlichen und psychischen Aktivitäten. Es handelt sich um latente, nicht beobachtbare Variablen.

Motive sind z.B. sozial bedingt, wie Anerkennung. Sie können direkt gemessen werden, durch etwa Fragebögen, doch indirekt bietet sich das Messen eher an, da es sonst zu sozial erwünschten Antworten oder irrtümlicher Selbsteinschätzung kommen kann.

Bennene die Motivgruppen der Bedürfnispyramide von Maslow (1943).

Von unten nach oben:
Physiologische Bedürfnisse
Sicherheit
Soziale Beziehungen
Wertschätzung und Anerkennung
Selbstverwirklichung

Erkläre die Erwartungs-Mal-Wert-Theorie von Atkinson (1964).

Die Formel M = W x E bedeutet, dass die Stärke des Antriebs zu einer Handlung durch die Verknüpfung von Erwartung (bezüglich der Folge) und ihrer Bewertung (von positiv bis negativ).

Wie heißt das Handlungsmodell von Heckhausen (1989), der davon ausgeht, dass zum Auslösen einer Handlung eine Schwelle an Motivation überschritten werden muss und wie heißen die 4 Phasen des Modells?

Das Modell heißt Rubikon-Modell und setzt sich aus der Prädezisionalen Motivationsphase (Abwägungsphase) nach der sozusagen "der Rubikon überquert wird", einer Präaktionalen (Planungs)Volitionsphase, einer Aktionalen Volitionsphase (Handlungsphse) und anschließend einer Postaktionalen Motivationsphase (Bewertungsphase) zusammen.