Klinische Psychologie
M. Neukom
M. Neukom
Set of flashcards Details
Flashcards | 59 |
---|---|
Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 07.06.2013 / 22.01.2017 |
Weblink |
https://card2brain.ch/box/klinische_psychologie1
|
Embed |
<iframe src="https://card2brain.ch/box/klinische_psychologie1/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>
|
Symptome, Krankheit und Diagnostik im psychoanalytischen Verständnis
- Symptome auf der Ebene des Psychischen sind expressive und bedeutungskonstitutive Kompromissbildungen im Dienst reparativer Tendenzen.
- Es wird etwas Bedeutungsvolles ausgedrückt und dabei Kompromisse gebildet von verschiedenen Strömungen um ein Symptom zu bilden. Ziel ist etwas inneres das nicht funktioniert zu reparieren.
- Dynamik des Unbewussten à Es verstehen und akzeptieren können. Es gibt keine logischen Verknüpfungen, wobei es keinen Widersprüche, Zeit, Anordnung gibt. Diese Gesetzte gehören dazu um die Symptombildung zu verstehen.
- Diagnostik im Beziehungskontext à Diese helfen zu verstehen was für Kräfte am Werk sind um diese zu verstehen. Die verinnerlichten Beziehungen zur ersten Bezugsperson machen eine Struktur aus und replizieren sich in der psychoanalytischen Situation. In dieser werden diese verinnerlichten Muster immer stärker und sichtbarer.
OPD-Achsen
Es wurde versucht das Ganze etwas objektiver zu machen, durch das Einfügen von Strukturen. Es soll Transparenz oder Vermittelbarkeit gewonnen werden.
- Achse I: Krankheitserleben und Behandlungsvoraussetzungen
- Achse II: Beziehung; dysfunktionale Beziehungsmuster
- Achse III: Konflikt
- Achse IV: Struktur
- Achse V: Psychische und Psychosomatische Störungen nach ICD-10
Wechle Behandlungsformen gibt (Psychoanalyse) ?
- hochfrequente Psychoanalyse à kann am besten in der eigenen ambulanten Praxis einsetzten
- niederfrequente analytische Psychotherapie
- tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie à stationärer Rahmen
- Paar-, Gruppen-, Familientherapie
- Kinder und Jugendliche
- Stationärer Kontext à hier spielt immer das Umfeld des Patienten immer eine grosse Rolle, auch das therapeutische Umfeld.
Welche Indikatoren nach Rudolf & Rüger (2001) gibt es?
- tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie:
wenn die Symptombildung durch ein äusseres, das psychische oder psychophysische Gleichgewicht labilisierendes Lebensereignis ausgelöst worden ist
- Setzt an akuten Ereignissen an, ermöglicht ein Entwicklungsschritt zu ermöglichen.
- analytische Psychotherapie:
wenn die Symptombildung durch sich wiederholende Konfliktmuster seit der frühen Lebensgeschichte gekennzeichnet ist und der kurative Prozess deren Aufarbeitung fordert
- Grundkonflikt und Persönlichkeitsstrukturen
Welche Wirksamkeitsnachweise in der Psychotherapieforrschung gibt es?
Das was im Mainstream gefordert wird, ist sehr schwierig umzusetzen in der Psychotherapie. Man will z.b immer eine Verbesserung der Symptome, dies ist hier nicht vorwiegend das Ziel.
Randomisierte kontrollierte Untersuchungspläne (RCT) zum Nachweis der Wirksamkeit psychoanalytischer Psychotherapie.
- Experimentelle Anordnung
- Vergleichsgruppen
- Manualisierung
- Randomisierung à Intervention wird isoliert
- Errechnung von Effektstärken
Welche Störungen hat Frau U (Fallbeispiel) gemäss ICD-Klassifikation?
- Diagnose nach ICD-10: Hauptdiagnose Panikstörung (F41.0)
Verdachtsdiagnose (wurde bestätigt): emotional instabile Persönlichkeitsstörung
vom Borderline-Typus (F60.31)
Frau U. : OPD-Diagnose: Achse II
OPD-Diagnose: Achse II (Beziehung)
- Die Patientin fühlt sich von anderen immer wieder im Stich gelassen, enttäuscht oder angegriffen
- Die Patientin erlebt sich als hilflos und manipulierend
- Andere Menschen werden gefordert bis beherrscht und auf die Probe gestellt
- Die Untersucherin bemerkt bei sich Mitgefühl als auch den Impuls zur Distanzierung
Frau U.: OPD-Diagnose: Achse III
OPD-Diagnose: Achse III (Konflikt)
- Autonomie versus Abhängigkeit
- Unterwerfung versus Kontrolle
- Versorgung versus Autarkie (Hauptkonflikt)
Frau U.: OPD-Diagnose-Achse IV
OPD-Diagnose: Achse IV (Struktur) 1
- mässige Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung
- geringe Fähigkeit zur Selbststeuerung
- geringe Fähigkeit zur Abwehr à in der OPD 2 wurde dieser Begriff entfernt
- mässige Fähigkeit zur Objektwahrnehmung und zur Bindung
- mässige Fähigkeit zur Kommunikation
→ strukturelles Integrationsniveau insgesamt: mässig bis gering
Unterschiede zwischen Psychoanalyse und psychoanalytischer Psychotherapie
„klassische Psychoanalyse“:
- Hohe Frequenz: 3-5 Stunden/Woche
- Couch: kein Sichtkontakt
- Lange Zeitdauer: 5-10 Jahre
- Analytische Arbeit ist erleichtert
„Psychoanalytische Psychotherapie“:
- Tiefe/mittlere Frequenz: 1-2 Stunden/Woche
- Patient und Analytiker sitzen: Sichtkontakt
- Mittlere Zeitdauer: 2-5 Jahre
- Analytische Arbeit ist schwieriger zu erbringen
→ gradueller Unterschied der Reichweite
Die Reichweite in das Unbewusste, was das Psychische ist, wird in der klassischen Psychoanalyse viel weiter ermöglicht.
Die anderen Richtungen sind Abweichungen, die dies nur beschränkt ermöglichen.
Psychoanalytisches Arbeiten in der Praxis ist...?
„Therapie“ (griech. „therapeuein“)
= pflegen, gut zu etwas schauen, zum Gedeihen bringen
= Kunst oder moralische Haltung: ein angemessener, wohl tuender, respektvoller Umgang
= Haltung der Bereitschaft: „offen dafür sein, dass jemand einen Weg für sich findet und geht, den ich nicht zu bewerten und zu beurteilen habe.“
≠ medizinische Zweckmässigkeit
Was ist "analysieren" ?
„Analysieren“:
= intuitives, erfahrungsgeleitetes Vorgehen
≠ intellektuelle Interpretationsarbeit
≠ Anwendung von Theorien
≠ lernbar im Rahmen einer Aneignung von Wissen
Diese Punkte gehören zwar dazu, aber häufig ist es nicht nur das. Weil die Erfahrung nicht vorhanden ist, dies ist nicht logisch usw. Es ist ein System das über Einfälle kommt.
Definition der Verhaltenstherapie
„Die VT beinhaltet primär die Anwendung von Prinzipien, die in der Forschung der Experimental- und Sozialpsychologie entwickelt wurden; sie soll menschliches Leiden und die
Einschränkung menschlicher Handlungsfähigkeit vermindern.
Die VT legt Wert auf eine systematische Evaluation der Effektivität der Anwendung solcher Prinzipien.
Das Wissenschaftliche steht hier sehr im Vordergrund.
Die VT beinhaltet Veränderungen der Umwelt und der sozialen Interaktion und weniger eine direkte Veränderung körperlicher Prozesse durch biologische Vorgänge.
Das Ziel ist hauptsächlich die Ausbildung und Förderung von Fähigkeiten. Die Techniken ermöglichen eine verbesserte Selbstkontrolle.“
(Franks & Wilson, 1978)
Das 7-Phasen-Modell des therapeutischen Prozesses
1. Eingangsphase = Schaffung günstiger Ausgangsbedingungen für den kurativen Kontakt
- Hier geht es um die Beziehung, das man zusammen arbeiten kann
2. Aufbau der Veränderungsmotivation und Wahl der Veränderungsbereiche
3. Verhaltensanalyse und funktionales Bedingungsmodell
- Schema gefüllt mit Inhalten
4. Vereinbarung therapeutischer Ziele
5. Planung, Auswahl und Durchführung bestimmter Methoden
- Hier setzt die Kompetenz des Verhaltenstherapeuten an. Dass diese gut ausgewählt wird anhand der Diagnostik und dies richtig eingesetzt wird.
6. Evaluation therapeutischer Fortschritte
7. Endphase = Erfolgsoptimierung und Abschluss der Therapie
Was hier nicht erwähnt ist, ist das Follow-up. Es ist sehr technisch und fokussiert auf Rationales.
Verfahren in der Verhaltenstherapie: Interventionstechniken
a) Techniken der Stimuluskontrolle (P&B, S. 504)
- Systematische Desensibilisierung
- Graduierte Löschung
- Exposition und Reaktionsverhinderung
- Angstbewältigungstraining
- Reiz-Überflutungs-Verfahren à Film
- Paradoxe Intervention
b) Techniken der Konsequenzkontrolle (P&B, S. 505)
- Reaktionskontingente Verstärkung
- Operante Löschung
- Kontingenzmanagement
- Münzökonomien
- Bestrafungsverfahren
- Time-out: Response-cost
c) Techniken des Modelllernens (P&B, S. 507)
- Modelllernen in vivo
- Verdecktes Modelllernen
- Darbietung symbolischer Modelle
d) Kognitive Verfahren (P&B, S. 508ff.):
- Techniken der Selbstkontrolle:
- Selbstbeobachtung
- Stimuluskontrolle
- Konsequenzkontrolle
- Kognitive Therapie von A.T. Beck
- Rational Emotive Therapie von A. Ellis
- Training und Problemlösen
- Selbstinstruktions- und Stressimpfungstraining
Grawe-Debatte
Begriffe: efficacy / effectiveness / efficiency
- Metaanalysen von Grawe (1992, 1994) - „Grawe-Debatte“
Er hat gesagt, dass die meisten Therapeuten gar nicht beweisen können, dass sie den Patienten helfen können. Seine Idee war alle guten Elemente zu nehmen und daraus eine neue Psychotherapie zu machen.
- efficacy à optimale Gegebenheiten, experimentelle Anordnung
- effectiveness à Wirksamkeit unter Versorgungsbedingung / im Anwendungsprozess
- efficiency à Aufwand des Verfahrens um einen Wirkung zu erzeugen.
Mit diesen drei Grössen wird die Wirksamkeit von Psychotherapie gemessen.
Ddo bird verdict
Anlehnung an Alice in Wonderland, Schiedsrichter. Trotz aller Unterschiede sind die Therapien gleich gut oder wirksam.
Kriterien des medizinischen Modells (Wampold, 2001)
à Was ist Psychotherapie? Wie wird diese definiert?
a) Die Patientin oder der Patient hat eine Krankheit, deren Symptome als Zeichen einer zugrunde liegenden Störung gelesen und in eine diagnostische Taxonomie gruppiert werden.
b) Die Krankheit wird durch eine psychologische Hypothese erklärt.
c) Der „Mechanismus“ der Veränderung und Heilung leitet sich aus der psychologischen Hypothese ab und wird einem speziellen psychotherapeutischen Ansatz mit eigenen therapeutischen
Techniken zugerechnet.
d) Es gibt einen spezifischen Faktor des therapeutischen Ansatzes, der für eine spezielle Störung als wirksam identifiziert und in einer manualisierten Form beschrieben werden kann.
Kriterien des Beziehungsmodells (Warnpold 2001)
a) Psychotherapie wird als emotional hoch besetzte Beziehungsform angesehen, die eine Hilfe suchende Person vertrauensvoll mit einem professionellen Therapeuten eingeht.
b) Der Patient glaubt – und diese Überzeugung bzw. Hoffnung wird nicht zerstört – dass der Therapeut tatsächlich hilfreich handelt.
c) Es gibt einen Plan oder ein Schema, vielleicht sogar einen Mythos, der eine plausible Erklärung für die Probleme liefert.
d) Die Probleme werden mit einer bestimmten Prozedur oder einer Art von Ritual bewältigt.