Klinische Psychologie
Störungen des Verhaltens und Erlebens von Menschen. Psychologie im 3. Lehrjahr (Berufsmaturität BMS) / Stand: 2011
Störungen des Verhaltens und Erlebens von Menschen. Psychologie im 3. Lehrjahr (Berufsmaturität BMS) / Stand: 2011
Kartei Details
Karten | 49 |
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Lernende | 10 |
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Berufslehre |
Erstellt / Aktualisiert | 14.03.2011 / 24.03.2022 |
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Was ist der Unterschied zwischen der Psychiaterie und der Psychologie sowie dem Psychiater und dem Psychologen?
Psychiaterie = Teilgebiet der Medizin.
Psychologie = empirische Wissenschaft.
Psychiater = immer Mediziner, deren Fokus weniger auf psychologischen Ursachen und Komponenten psychischer Störungen liegt als überwiegend auf medizinischen, das heisst physiologischen.
Psychologe = arbeitet auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden und forscht über psychische Strukturen und Prozesse wie zum Beispiel Verhalten, Denken, Lernen, Gedächtnis, Wahrnehmung, etc.
Wie heissen die zwei weltweit geltenden Klassifikationssysteme der psychischen Störungen?
- ICD-10 (International Classification of Diseases, 10th Revision)
- DSM-IV (Diagnostical and Statistical Manual of Mental Disorders)
Welche Arten von Patienten sind in einer Psychiaterie anzutreffen?
- Gewalttätige
- Demenz-Kranke
- Schizophrenie-Kranke
- Menschen mit Angststörungen
- Menschen mit Phobien
- Menschen mit Zwängen
Auf welchen Ebenen äussern sich krankhafte Ängste?
- auf der subjektiven Ebene, die kognitive Komponenten wie verbale Äusserungen, Gedanken und Befürchtungen einschliesst,
- auf der Verhaltensebene, die sich in Vermeidungsverhalten, Ausweichen und Ritualen äussert, sowie
- auf der physiologischen Ebene, die sich durch Begleiterscheinungen des autonomen Nervensystems (Schwitzen, erhöte Herzfrequenz, Muskelanspannung, etc.) bemerkbar macht.
Was ist das Spezielle an Phobiker?
Phobiker erstarren und sind nicht mehr handlungsfähig.
Welche Arten von Phobien gibt es nach DSM-IV?
- spezifische Phobien
- soziale Phobien und
- Agoraphobien
Was sind die Symptomen einer Phobie?
- chronische Angstreaktionen
- keine Erklärungs-, Reaktions-, oder Bewältigungsmöglichkeit für Angstreaktionen
- massive Beeinträchtigung des täglichen Lebens
Welche Arten von spezifischen Phobien gibt es?
- Tierphobien
- Umwelt-Typus (Gewitter, Dunkelheit, etc.)
- Situativer-Typus (Brücken, Aufzüge, etc.)
- Prüfungsängste
- Schulphobien
- Blut-Spritzen-Verletzungsphobien
Definition von "spezifische Phobie"?
"spezifische Phobie" = Phobie spezifisch auf ein Objekt oder eine Situation bezogen, also wegen einer ganz spezifischen Sache
Was ist das Besondere an der sozialen Phobie?
- die soziale Phobie wird durch viele verschiedene Stimuli ausgelöst (wie Agoraphobie), also nicht nur von einer spezifischen Sache!
- Befürchtung von Blamierung durch peinliches Benehmen --> dabei beobachtet von anderen Menschen
- häufige Vermeidung sozialer Situationen
Was ist das Besondere an der Agoraphobie?
- Angst vor öffentlichen Orten und Menschenansammlungen
- Angst, im Falle einer Angstattacke, die Situation nur schwer verlassen zu können und/oder keine Hilfe zu bekommen
- kann auch in Verbindung mit Panikattacken gebracht werden --> Vermeidung von öffentlichen Orten (Paniksyndrom mit Agoraphobie)
Was ist das Besondere an Panikattacken?
- zeitlich umgrenzte Episoden akuter Angst (Attacken),
- welche wiederholt und unerwartet auftreten und
- von kognitiven (v.a. Sorge über erneutes Auftreten oder hinsichtlich der Bedeutung des Anfalls) und physiologischen Symptomen begleitet werden, die wiederum zu Verhaltensänderungen führen.
- Panikattacken werden nicht durch externe Reize ausgelöst
- körpereigene Reize (wie Herzklopfen) werden als bedrohlich interpretiert
Welche vier Symptome müssen gemäss DSM-IV für die Diagnose einer Panikstörung vorhanden sein?
- Herzrasen
- Schwitzen
- Hitzewallungen
- Zittern
- Atemnot
- Empfinden von Würgen
- Schmerz in der Brust
- Übelkeit
- Benommenheit
- Angst zu sterben
- Derealisation
- Depersonalisierung
Was sind weitere Eigenschaften der Panikattacken?
- Attacken erreichen innerhalb von zehn Minuten ihr Maximum
- Orten, an deren Paniker ihre Attacken hatten, werden gemieden. --> Man bleibt zu Hause (Paniksyndrom mit Agoraphobie)
Definition von "Derealisation" und "Depersonalisierung"?
Im speziellen Sinne versteht man unter "Depersonalisation" eine bestimmte Form von psychischer Störung, bei der die Betroffenen ...
- ihre eigene Person (d. h. ihren Körper, ihre Persönlichkeit, ihre Wahrnehmung, ihre Erinnerung, ihr Denken, Fühlen, Sprechen oder Handeln) und/oder
- Personen und Objekte innerhalb ihrer Umwelt
... als verändert, fremd, nicht zu-sich-gehörig, leblos, fern oder unwirklich erleben.
Entfremdungserlebnisse gegenüber der Umwelt werden auch als "Derealisation" bezeichnet.
Wie wird das Zwangssyndrom unterteilt?
- in Zwangshandlungen (exzessive, wiederholende Handlungen)
- in Zwangsgedanken (lästige und aufdringliche Gedanken)
Was ist das Besondere an Zwängen?
- es besteht ein innerer, subjektiver Drang, etwas zu tun
- es wird versucht, diesem Drang zu wiederstehen
- der Betroffene erkennt die Sinnlosigkeit der Handlungen beziehungsweise Gedanken
- diese stellen für ihn eine erhebliche Belastung beziehungsweise Beeinträchtigung dar
Was ist eine Posttraumatische Belastungsstörung (kurz PTBS)?
Im Vergleich zu anderen Angststörungen ist die Posttraumatische Belastungsstörung (kurz PTBS) dadurch gekenntzeichnet, dass die Ursache der Angsterkrankung eindeutig einem objektivierbaren traumatischen Ereignis (Trauma), das tatsächlich stattgefunden hat, zugeschrieben werden kann.
Was ist das Besondere an einer Posttraumatischen Belastungsstörung (kurz PTBS)?
- die Angstreaktion wird in den ersten drei Monaten als "akute PTBS" bezeichnet --> wenn noch länger, dann "chronische PTBS"
- in 40-50 % aller Fälle ist mit einer Chronifizierung zu rechnen
- Störungen halten länger an, wenn das Trauma die Folge menschlichen Handels ist
Was ist gemäss DSM-IV ein Trauma?
Ein Ereignis, das ...
- schwere körperliche Verletzungen (zum Beispiel Unfälle),
- den tatsächlichen oder möglichen Tod (Mordanschläge, Kriegserlebnisse) oder
- eine Bedrohung der physischen Integrität (gewalttätige Übegriffe, Vergewaltigungen)
... der eigenen Person oder anderer Personen beinhaltet.
Definition von "Integrität"?
Integrität ist eine ethische Forderung des philosophischen Humanismus, nämlich die Übereinstimmung zwischen idealistischen Werten und der tatsächlichen Lebenspraxis, nicht in jedem kleinen Detail, aber im Ganzen.
Was ist der Unterschied zwischen der Psychologie und der Physiologie?
- Die Psychologie ist die Lehre vom Erleben und Verhalten des Menschen. Psychologen beschreiben und erklären, was im Seelischen des Menschen vorgeht (Erleben) und beschreiben und erklären das Verhalten, das nach aussen sichtbar wird. Ausserdem versuchen sie Voraussagen zu machen.
- Die Physiologie ist die Lehre von den physikalischen, biologischen und informationsverarbeitenden Mechanismen im Körper des Menschen. Auch hier untersuchen, beschreiben und erklären die Physiologen und versuchen Voraussagen zu machen.
Was sind die Symptomen und Ursachen einer Zwangsstörung?
Ursachen:
- Genetik
- Hirnstoffwechselstörungen
- traumatisches Erlebnis
- zu strenge Erziehung
Symptome:
- Stress
- Angst
- Befürchtungen
- Verantwortung abgeben
- tiefer Selbstwert
- Zweifel
- Gewohnheiten
Was wurde bei einer PTBS zerstört?
Bei einer Posttraumatischen Belastungsstörung wurde das Gefühl der persönlichen Sicherheit und Integrität stark zerstört.
Definition von "Intrusion"?
"Intrusion" = "Flashbacks"
Als Intrusion wird das Wiedererinnern und Wiedererleben von psychotraumatischen Ereignissen in der Psychotraumatologie verstanden. Intrusionen umfassen Bilder, Flashbacks und Albträume.
Wie werden Posttraumatische Belastungsstörungen (kurz PTBS) am effizientesten bekämpft?
Eine Posttraumatische Belastungsstörung (kurz PTBS) wird durch die direkte Konfrontation mit dem Ereignis in Verbindung mit Selbstbehauptungstrainings am effizientesten behandelt beziehungsweise bekämpft, auch wenn dies am Anfang für den Betroffenen sehr schwer ist. Ohne Behandlung gibt es die Chronifizierung!
Was sind die Hauptsymptome der Posttraumatischen Belastungsstörung (kurz PTBS)?
- belastendes Wiederleben des Traumas im Schlaf, aber auch im wachen Zustand
- Vermeidung von Gefühlen, Gedanken, Aktivitäten, Situationen, Personen, etc.
- psychogene Amnesie für Teile des Traumas
- emotionale Taubheit --> Depression
- Schlafstörungen
- Schreckreaktionen
- erhöte Reizbarkeit
- Unfähig, sich zu entspannen
Definition von "emitionale Taubheit"?
"Emotionale Taubheit" = Betroffene klagen, dass sie nichts fühlen oder dass ihre Gefühle „flach“ oder unwirklich sind. Ihre Wahrnehmung von Personen oder Objekten „lässt sie oft kalt“, d. h. das Beobachten eines Sonnenuntergangs, die Wahrnehmung von Schmerz oder das Berühren ihres Partners löst keine Emotionen aus.
Was sind "affektive Störungen"?
Die affektiven Störungen oder auch Affektstörungen (engl. affective disorders) sind eine Gruppe von psychischen Störungen, die vor allem durch eine klinisch bedeutsame Veränderung der Stimmungslage gekennzeichnet sind. Der Affekt kann in Richtung Depression gedrückt oder in Richtung Manie gesteigert sein. In diesem Zusammenhang wird der Begriff Affekt im Sinne von Grundstimmung gebraucht. Ihre Veränderung kann akut, chronisch oder episodisch auftreten.
Was ist der Unterschied zwischen der Depression und der Manie?
Depression:
- traurig
- wertlos
- schuldig
- Mangel an Appetit
- Mangel an sexuellen Interessen
- Lust auf Rückzüge
Manie:
- intensive aber unbegründete gehobene Stimmung
- sinnlose Aktivität
- Rededrang
- sprunghaftes Denken
- Ablenkbarkeit
Was ist das Besondere an affektiven Störungen (Depression und Manie)?
Beide Störungen treten selten nur alleine auf. Meistens manische und depressive Phasen (bipolare, zwei-polige, affektive Störung) --> manisch-depressiv
Definition von "affektiv"?
Affektiv (synonym: emotional) wird ein Verhalten genannt, das überwiegend von der Gemütserregung und weniger von kognitiven Prozessen bestimmt wird.
Definition von "Kognition"?
Kognition ist ein uneinheitlich verwendeter Begriff, mit dem auf die Informationsverarbeitung von Menschen und anderen Systemen Bezug genommen wird. Oft ist mit „Kognition“ das Denken in einem umfassenden Sinne gemeint. Auch wenn viele kognitive Prozesse im Menschen bewusst sind, haben „Kognition“ und „Bewusstsein“ nicht die gleiche Bedeutung. So können bestimmte Prozesse im Menschen unbewusst und dennoch kognitiv sein, ein Beispiel hierfür ist das unbewusste Lernen.
Zu den kognitiven Fähigkeiten eines Menschen zählen zum Beispiel die Aufmerksamkeit, die Erinnerung, das Lernen, die Kreativität, das Planen, die Orientierung, die Imagination, die Argumentation, die Introspektion, der Wille, das Glauben und einige mehr. Kognitive Fähigkeiten werden von verschiedenen Wissenschaften, wie der Psychiatrie, der Psychologie, der Philosophie, den Neurowissenschaften und der künstlichen Intelligenz untersucht.
Definition von folgenden Begriffen?:
- "Depressive Episode"
- "Rezidivierende depressive Episode"
- "Dysthymia"
- "Bipolare affektive Störung"
- "Depressive Episode" = wissenschaftlich verbindliche Bezeichnung (ICD-10) für das Krankheitsbild Depression
- "Rezidivierende depressive Episode" = eine Störung, die durch wiederholte depressive Episoden charakterisiert ist. In der Anamnese finden sich dabei keine unabhängigen Episoden mit gehobener Stimmung und vermehrtem Antrieb (Manie).
- "Dysthymia" = chronische Form einer depressiven Verstimmung, die nicht alle diagnostischen Kriterien für das Vollbild der Depression erfüllt. Die Symptome müssen mindestens zwei Jahre lang anhalten. Ein Patient, der an Dysthymie leidet, kann zwischendurch zusätzlich noch depressive Episoden haben – in diesem Fall spricht man im englischen Sprachraum von einer „double depression“
- "Bipolare affektive Störung" = ist eine psychische Störung und gehört zu den Affektstörungen (auch bekannt unter der Bezeichnung „manisch-depressive Erkrankung”)
Was ist das Besondere an der Depression?
- mehrheitlich werden Menschen zwischen 40 und 45 Jahren depressiv, wobei Frauen doppelt so häufig betroffen sind wie Männer
- die Wahrscheinlichkeit im Laufe eines Menschenlebens an einer Depression zu erkranken beträgt etwa fünf bis 12 %
- die Depression macht somit zwei Drittel der affektiven Störungen aus
- etwa 15 bis 20 % depressive Patienten sterben durch Selbsttötung (Suizid)
Was ist das Besondere an der Manie?
- reine Manie kommt nur in einem sehr geringen Ausmass vor
- meistens bipolare Form (manisch-depressiv)
Was ist das Besondere an der bipolaren affektiven Störung?
- das Risiko beträgt ein % an der bipolaren Form zu erkranken
- bipolare Störungen beginnen meist im Alter von 30 bis 35 Jahren
- an der bipolaren Störung erkranken Männer genauso häufig wie Frauen
Was sind die Grundlagen und Ursachen einer affektiven Störung?
Die Entstehung affektiver Störungen ist im Sinne einer anlagebedingten Verletzlichkeit zu verstehen, die von vielen weiteren äusseren Faktoren beeinflusst wird. Ob ein Lebensereignis eine Depression auslöst, hängt also von der individuellen Disposition ab.
Welche Faktoren werden als ursächlich für die Depression angesehen?
- genetische Faktoren (vererbte Verletzlichkeit --> Vulnerabilität und frühkindlicher Stress)
- biologische Faktoren (biologische Veränderungen --> Hirnstoffwechselstörungen --> zu wenig Seretonin im Umlauf)
Was ist das Besondere an genetischen Faktoren (Depression)?
- bei Verwandten ersten Grades von Patienten mit affektiven Störungen tritt eine Häufung solcher Erkrankungen auf
- wenn ein Elternteil erkrankt ist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind ebenfalls erkrankt, bei zehn bis 20 %
- sind beide Elternteile betroffen, liegt die Wahrscheinlichkeit sogar bei 50 bis 60 %, dass das Kind auch erkrankt
- leidet ein Zwilling an einer affektiven Störung, so ist sein Zwilling mit einer 65-prozentigen Wahrscheinlichkeit ebenfalls erkrankt