Angststörungen

Elena Pauli

Elena Pauli

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Flashcards 29
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 01.12.2016 / 05.08.2021
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1. Erscheinungsbild und Klassifikation

Fallbeispiel

Junge hatte Probleme mit Konzentration --> ADHS? Depression?

wahrscheinlich Angststörung, aber ander Bereiche mit in Abklärung einbeziehen

2. Generalistische Angststörung

Hauptmerkmale

  • Exzessive Angst und Sorgen um Ereignisse oder Aktivitäten (Bsp. Schulleistungen, tägliche Routineaktivitäten)
  • Schwierigkeiten, Sorgen zu kontrollieren
  • Sorgen sind mit Symptomen assoziiert:
    • Ruhelosigkeit und Nervosität
    • Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten
    • Reizbarkeit, Muskelverspannung, Schlafstörungen
    • Reizbarkeit: kann aufgrund hohen Spannung auftreten --> Kontrolldurchbruch

2. Generalistische Angststörung

Diagnostische Kriterien

siehe Psychopathologie

oft nicht geüngend Zeit für eingehende Diagnose, Hypothesen machen

3. Panikstörung

Diagnostische Kriterien

Siehe Psychopathologie

gibt sehr wenig Material für Kinder

4. Soziale Angststörung

Hauptmerkmale

sehr häufig im Kindes- und Jugendalter, internalisierende Störung,  Aufmerksamkeitslenkung auf sich - Fokus eingeengt - Anspannung - Warnsignal - überlerntes Empfinden - Einengung - verstärkt Angst

  • Angst vor Peinlichkeit/Blamage oder beurteilt zu werden
  • Soziale Situationen werden vermieden oder unter intensiver Angst ertragen
  • Starke Beeinträchtigung des alltäglichen Lebens --> berufliche Laufbahn hängt auch davon ab

heute zur Schaustellen der eigenen Leistung wichtiger als Qualität Leistung selber

4. Soziale Angststörung

Diagnostische Kriterien

siehe Psychopathologie

4. Soziale Angststörung

Beispiele für Sicherheitsverhaltensweisen bei sozial phobischen Kindern und Jugendliche

  • ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis --> von Angst absichern = von Umwelt abgrenzen
  • Eine Schirmmütze o.ä. aufzusetzen.
  • Die Haare ins Gesicht fallen zu lassen.
  • Es zu vermeiden, andere anzusehen.
  • Leise zu sprechen. / Keine Fragen zu stellen.
  • Sich erst zu melden, nachdem der Lehrer jemanden aufgerufen hat.
  • Aufzupassen, dass die Hände nicht zittern.
  • Sätze, bevor sie laut gesagt werden müssen, in Gedanken immer wieder zu wiederholen, damit sie nicht vergessen werden.
  • Sich so wenig wie möglich zu bewegen.
  • Sich von anderen zurückzuziehen.

5. Epidemiologie

Soziale Angststörung

  • Erstmanifestation: selten vor 10. Lebensjahr
  • 75% erfüllen bis zum 15. Lebensjahr die Kriterien
  • Lebenszeitprävalenz (LZP) ca. 3-4%
  • Prävalenz ca. 1-2%, mit Alter
  • Steigend
  • Mädchen/ Jungen = 3:2
  • früher Beginn ist prädiktiv für Chronifizierung, häufig komorbide Angst-, depressive und Abhängigkeitsstörungen

5. Epidemiologie

Panikstörung/Agoraphobie

  • Erstmanifestation: selten vor 12. Lebensjahr
  • 63% erfüllen zwischen 12.-18. Lebensjahr die Kriterien
  • LZP ca. 0.8%
  • Agoraph.: LZP -4.1%, mit Alter steigend
  • Mädchen/ Jungen = 3:2
  • häufige Chronifizierung, häufig komorbide Angst-, depressive und externalisierende Störungen

5. Epidemiologie

GAS

  • Wenig Angaben, aufgrund wechselnder Kriterien
  • Prävalenz bei ca. 6-Jährigen: 1.8-2.4%
  • Bei 90% weitere komorbide Angststörungen

5. Epidemiologie

Beginn Angststörung

gewisse Angststörungen treten relativ früh im Kindesalter auf, andere erst mit der Entwicklung gewisser kognitiven Fähigkeiten

5. Epidemiologie

Stabilität der Angststörungen des Kindesalters

Angststörungen im Kindesalter ehöhen Risiko für psychische Störungen im Erwachsenenalter (Angst als Schrittmacherfunktion):

  • Angststörungen
  • Depression
  • Substanzabhängigkeit

6. Ätiologie

Modell der Entwicklung einer Angststörung

  • elterliche Angst (Umwelt): Modelllernen, genetische Faktoren --> Kinder mit Trennungsangst, da oft Eltern therapieren (bis zu gewissem Alter) = Erziehungsstil anpassen (Exploration unterstützen)
  • Vermeidung: Aufrechterhaltung Angststörung
  • Verzerrung der Informationsverarbeitung: Aufmerksamkeitsfokus --> Bias (Lenkung auf Gefahr, sich selber, Verlust, Sorgen selbst etc.)

6. Ätiologie

Risikofaktor "behavioral inhibition" (BI)

  • Überdauernde Tendenz, auf neue Orte und Personen mit Verwirrung und Vermeidung zu reagieren. 
  • Hohe genetische Disposition à in Familie auch ähnliche Tendenzen
  • 15% bis 20% der Kinder weisen extreme BI auf
  • BI wurde zunächst bei Kleinkindern identifiziert, kommt jedoch auch in Adoleszenz und Erwachsenenalter vor
  • Metaanalytische Befunde (Clauss & Blackford, 2012): BI erhöht das Risiko einer Sozialen Angststörung um Faktor 7 (odds ratio = 7.59, p < .00002). Assoziation auch nach Kontrolle von Temperamentfaktoren, elterliches Risiko, Alter und Vorkommen anderer Angststörungen

6. Ätiologie

Risikofaktor Bindung

  • Bindungsqualität zwischen Kleinkind und primärer Bezugsperson wichtig für Entwicklung von Angststörungen à Art und Weise Erziehung: Bindung = Grundlange für Lernen am Modell
  • Ängstlich/ambivalente Bindung im 12. Monat sagt Angststörung im Alter von 17.5 Jahre voraus

6. Ätiologie

Social referencing: Modifizierte Visual Cliff Study

Kind nimmt Bezug auf zu nonverbaler Kommunikation Mutter und leitet sein Verhalten ab --> Lernen am Modell

Risikofaktoren erst in Interaktion = Störung

6. Ätiologie

Risikofaktor Neigung zu bedrohlichen Interpretationen

Informationsverarbeitung: bedrohliche Interpretation --> für Panikstörung typisch

6. Ätiologie

Das kognitive Modell der sozialen Phobie 

Modell Erwachsenen Psychologie: hier nicht elterliche Angst, dafür LE/LG/Temperament/Genetik --> auch verzerrte Wahrnehmung und Vermeidung

6. Ätiologie

Aufrechterhaltung von Sorgen und generalistischer Angst durch positive Rückkoppelung

Grübeln = Nähe zur Depression, Aufmerksamkeitsfokussierung, (kognitive) Vermeidung --> verhindert Habituation

6. Ätiologie

Das psychophysiologische Modell der Panikstörung

  • Sorge: ich werde sterben, ich werde verrückt etc.
  • Veränderungne: können durch interne oder externe Stressoren verursacht werden
  • Resultat: Vermeidung

7. Behandlung

Psychologische Psychotherapie bei Angststörungen im Kindes- und Jugendalter

    • Leitlinien(Überarbeitung, datieren aus 2004)
    • Psychoedukation (Störungsrational)
    • Expositionsbehandlung
    • Kognitive Interventionen: Identifizieren automatischer Gedanken, negativer Grundüberzeugungen, Ersetzen durch funktionalere Annahmen
    • Hohe Effektstärken bei Behandlung mit Kognitiver Verhaltenstherapie, KVT (responderrate bis 73% ein Jahr nach Behandlung) --> Angststörung kann man GUT behandeln

    7. Behandlung

    Medikamentöse Behandlung bei Angststörung im Kindes- und Jugendalter

      • Soziale Angststörung ist mit serotonergen und/oder noradrenergen Transmittersystemen assoziiert
      • Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) erreichen die besten kurzfristigen Ergebnisse
      • Befriedigende Effektstärken, jedoch keine Daten zu Längsschnittverlauf
      • Bei Kindern: reiner „off label use“ (siehe Cochrane Data Base, 2004)

      7. Behandlung

      Klassifikaiton von Psychtherapie für Kinder mit Angststörungen

      7. Behandlung

      Psychotherapy of Childhood Anxiety Disorders: A Meta-Analysis (In-Albon & Schneider, 2007)

      • mittlere bis grosse Effektstärke (hauptsächlich KVT)
        • 1.16 (Phobien)
        •  0.74 (Phobien)
        •  0.60 (Phobien & Angst)
      • recht gute Evidenz
      • mittlerer Effekt bei Placebo (Warteliste = Hoffnungsinduktion)

      Interventionstechniken Kinder:

      • Exposition
      • Kognitive Restrukturierung
      • Entspannungstechniken
      • Positive Selbstverbalisationen

      Expositionstechniken Eltern:

      • Umgang mit Ängsten des Kindes
      • Vermitteln von kommunikativen und Problemlösefähigkeiten
      • Umgang mit den eigenen Ängsten
      • Prä-Post:
        • Durchschnittliche ES über alle Studien Prä-Post: d=0.86 (KI=0.69-1.03, n=24)
        • Durchschnittliche ES über alle Studien Behandlung vs. KG bei Post-Behandlung: d=0.66 (0.36-0.96) (= signifikanter Unterschied)
      • Follow-up:
        • Durchschnittliche ES Prä-Follow-up: d=1.36 (0.78-1.94), n=16, durchschnittliche Dauer bis FU nach Behandlung: 10,4 Monate
        • 3 Langzeit-FU-Studien:
          • Jahre: 0.61
          • 6 Jahre: 0.82
          • 7.4 Jahre: 1.13 (Kinderangaben) und 1.54 (Elternangaben)

      7. Behandlung

      Behandlungsmaterialien für Kinder

      • Wie fühlt sich Angst an? (Bilder)
      • Angst hilft beim schnellen Handeln (Bilder fligth vs. fight)
      • Was passiert, wenn Du in der Angstsituation bleibts (Angstkurve)
      • Übung macht den Meister
      • Der Angst begegnen...
      • gegen die Angst kämpfen: starke Modelle

      7. Behandlung

      Instruktion der Eltern

      Dysfunktionale Gedanken:

      • Erkennen ungünstiger Gedanken
      • Mein Kind wird für immer Schaden nehmen, wenn ich es mit seiner Angst allein lasse/die Angst zu stark wird“
      • „Ich bin eine schlechte Mutter, wenn ich mein Kind mit seiner Angst allein lasse“
      • Sind Gedanken angemessen?
      • Überzeugungsratings (0-100%)
      • Was spricht dafür? Was spricht dagegen?
      • Alternative Erklärungen/Gedanken
      • Autonomie als Entwicklungsaufgabe
      • Erläuterung des Konzeptes von Entwicklungsaufgaben

      Umgang mit der Angst:

      • Coaching und konkretes Einüben von Verhaltensweisen!
      • Hilfreiche Unterstützung
        1. Loben/verstärken von mutigem, angstbewältigendem Verhalten des Kindes
        2. Ängstliches Verhalten nicht durch zu starke Beachtung verstärken (möglichst ignorieren)
        3. Vermeidungsverhalten verhindern
        4. Empathisch und sensibel Ängste verstehen

      Therapie der Eltern beeinflusst Psychopathologie des Kindes: Eltern können Verhalten coachen auch wenn sie es selber nicht so machen können

      8. Trennungsangst

      Störung mit Trennungsangst": Diagnostische Kriterien F93.0

      A. übermässige Furcht oder Angst vor der Trennung von BP, 3 der folgenden Kriterien:

      • übermässiges Leiden bein Trennung
      • übermässige Besorgnis über den Verlust von BP, oder BP etwas zustossen
      • übermässige Besorgnis dass Unglück passiert
      • Widerwillig oder Weigerung von zu Hause weg (Vermeidung von Trennungssituationen)
      • übermässige Furcht/wiederwillig/Weigerung alleine zu sein (Vermeidung von Trennungssituationen)
      • Alpträume von Trennung
      • körperliche Beschwerden

      B. bei Kinder und Jugendlichen mind. 4 Wochen, bei Erwachsenen über 6 Monate

      C. Leiden oder Beeinträchtigung

      D. nicht besser erklärt durch andere psychische Störung

      8. Trennungsangst

      Differentialdiagnostik

      • Autismus-Spektrumstörung: Weigerung Haus zu verlassen weil zu viele Veränderungen
      • psychotische Störung: Wahn oder Halluzinationen nicht bezüglich Trennung --> höchst unwahrscheinlich bei Kindern dass psychotische Störung
      • Agoraphobie: Ursprung nicht Angst vor Trennung
      • GAS: nicht nur Sorgen über Gesundheitsprobleme oder anderes Unheil bei wichtigen BP
      • Krankheitsangststörung: bezieht sich auf sich selber

      8. Trennungsangst

      Psychoedukation Kind

      • Kognitive Interventionen: Identifizierung der angstauslösenden Gedanken und Erarbeitung von Selbstinstruktionen
      • Vorbereitung auf die Konfrontation

      Schwierigkeit: Motivation für Intervention (schwer für Eltern Kind Angst ausstehen zu lassen), zu rasche Intervention --> Kind muss verstehen dass denken mit fühlen und verhalten zusammenhängt