Kapitel 1: Institutionen

WuS Teil 2 Modul der Wiso Nürnberg

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Eva Vieregge

Eva Vieregge

Kartei Details

Karten 26
Sprache Deutsch
Kategorie VWL
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 09.02.2014 / 17.02.2014
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Definition und Aufgaben einer Institution

  • allgemein bekannte Regeln, mit deren Hilfe wiederkehrende Interaktionssituationen strukturiert werden
  • Sanktionierung bzw. Sanktionsdrohung im Falle eines Regelverstoßes (Durchsetzungsmechanismus)
  • senken Transaktionskosten (Info- und Entscheidungskosten)
  • lösen Koordinationsprobleme (z.B. Rechtsfahrgebot)
  • führen zu effizienten GG (z.B. beim Gefangenendilemma)

Definition von Regeln

  • gemeinhin bekannte Vorschriften
  • Ergebnis eines impliziten oder expliziten Versuchs, Ordnung bzw. stabile Erwartungen innerhalb wiederkehrender Situationen zu erzielen
  • Hayek: "Ergebnis menschlichen Handelns, aber nicht notwendigerweise menschlichen Entwurfs"

Was sind keine Institutionen?

  • Organisationen = Personenmehrheiten, die längerfristige Verbindung eingehen (= Institutionen+Personen)
  • Werte = grundlegende allgemeine Zielvorstellungen und Orientierungsleitlinien, Nichtbeachtung nicht sanktionierbar und auch keine stabile Verhaltenserwartungen
  • Normen = aus Werten abgeleitete Regeln, da nicht alle Regeln auf Werte zurückgeführt werden sind nicht alle Regeln Normen
  • Staat = setzt sich zusammen aus Organisationen, geografisches Gebiet mit Steuerhoheit, komparativer Vorteil bei Anwendung von Gewalt

Formen von Institutionen

  • Kodifiziert und einklagbar? --> ja: formelle Institution (Verfassung,Gesetz,Verordnung) -->nein: informelle Institution (Fairplay-Regeln,Sitten)
  • Wer sanktioniert? --> Staat: externe Institution, --> Gesellschaftsmitglieder: interne Institution
  • Beziehungen: neutral, komplementär, substitutiv, konfligierend

Arten der Überwachung

  • Selbstüberwachung: bei Konventionen im unmittelbaren persönlichen Interesse (Gesundheit)
  • Imperative Selbstbindung: bei ethischen Regeln aufgrund Verinnerlichung (Moral)
  • Spontane gesellschaftliche Überwachung: bei Anstand und Sitte (Medien)
  • Organisierte private Überwachung: bei formellen privaten Regeln (Dopingkontrollen)
  • Organisierte staatliche Überwachung: Anwendung von Privat- und Strafrecht (Gesetze)

Eigentumsrechte (allgemein und Arten)

Property-Right-Ansatz: Transaktion als Austausch von Handlungs- und Verfügungsrechten

Rechte:

  • usus: Recht an Nutzung eines Gutes
  • abusus: Recht ein Gut zu verändern
  • usus fructus: Recht an Erträgen aus Nutzung eines Gutes
  • venditio: Recht die Nutzungsrechte an Andere zu transferieren

--> Eigentumsrecht beinhaltet kein Recht auf bestimmten Tauschwert (Preis)

Anforderungen an und Beschränkungen von ETR

Anforderungen:

  • Universalität: alle knappen Ressourcen sollten jemandem gehören
  • Exklusivität: jeder Vermögensgegenstand sollte einer Person gehören
  • Transferierbarkeit: Verfügungsrechte sollten auf Andere übertragbar sein

Beschränkungen:

  • der Exklusivität: Allmende, hohe Spezifikationskosten
  • der Transferierbarkeit insb. zum Schutz Schwächerer: Menschenhandel, Zwangsarbeit

 

Transaktionskosten (Arten, Ursachen, Einflussfaktoren)

Arten: Such- und Informationskosten, Verhandlungs- und Entscheidungskosten, Überwachungs- und Durchsetzungskosten

Ursachen: unvollkommene Information, Beschränkte Rationalität, Interessensgegensätze der Beteiligten

Einflussfaktoren: Unsicherheit, Häufigkeit und Spezifität der Transaktion

Strikt dominante Strategie

diejenige Strategie, bei der die Auszahlung eines Spielers am höchsten ist (unabhängig von anderen Spielern)

Strikt dominante Strategie

diejenige Strategie, bei der die Auszahlung eines Spielers am höchsten ist (unabhängig von anderen Spielern)

Nash-Gleichgewicht

Die Strategiekombination, bei denen die gewählte Strategie jedes Spielers optimal ist (abhängig von Anderen)

Coase-Theorem

bei hinreichend spezifizierten und handelbaren ETR und Abwesenheit von Transaktionskosten werden - unabhängig von Ausgangsverteilung der ETR - die Ressourcen immer in wertvollste Verwendung gelenkt.

Anmerkung: Verteilung der ETR beeinflusst Verhandlungsmacht und damit endgültige Verteilung der Ressourcen

Botschaft: Da Handlungs- und Verfügungsrechte nicht kostenlos handelbar sind, ist deren Spezifikation wichtig

Beispiel: für potenziell ineffiziente Zuweisung der ETR --> Wettbewerbsbeschränkungen (Monopollizenzen)

Dilemma des starken Staates

  • Garantie der ETR verlangt starken Staat (mit machtvollen Sanktionsmitteln)
  • Gefahr des Missbrauchs staatl. Macht steigt mit zunehmenden Kompetenzen des Staates
  • Kontrollmechanismen erforderlich, Überwachung der Kontrolleure
  • Glaubwürdige Selbstbindung des Staates: Verfassung, Gewaltenteilung, Supermehrheiten, Internationale Verträge

Dilemma des schwachen Staates

= failed state: bei mangelnder Fähigkeit, die staatlichen Funktionen zu erfüllen, d.h.

  • auf Territorium das Gewaltmonopol durchzusetzen
  • öffentliche Leistungen zu erbringen
  • als vollwertiges Mitglied der Staatengemeinschaft zu fungieren

Aktuell z.B. : Somalia, Kongo, Sudan, Jemen, Haiti, Syrien

Evolution von Institutionen

  • soziale Ordnung als Ergebnis eines evolutionären Prozesses (Hayek)
  • Selektion von Strategien auf mehreren Ebenen (Mehr-Ebenen-Selektion)
  1. Erlerntes Verhalten + Individuum = soziales Lernen
  2. Erlerntes Verhalten + Gruppe = Nachahmung, Assimilation
  3. Gene + Individuum = Differenzieller reproduktiver Erfolg
  4. Gene + Gruppe = Differenzieller reproduktiver Erfolg

Replikationsdynamik

  • Idee: Institution kann dann entstehen und Bestand haben, wenn das Befolgen der Regel in einer Replikationsdynamik eine ESS darstellt
  • gegeben sei sehr große Anzahl an Individuen, die zufällig paarweise gegeneinander spielen
  • jedes Individuum spielt bestimmte Strategie (befolgt eine Regel)
  • Eine Strategie y ist reproduktiv erfolgreicher als eine Strategie x, wenn y eine höhere Auszahlung generiert als x
  • y ist eine ESS in Bezug auf x, wenn nach einer Mutation eines hinreichend kleinen Anteils der Population von Strategien x und y, die Strategie y in der Replikationsdynamik die Strategie x wieder zurückdrängt

Evolutionär stabile Strategie

Eine Strategie y ist eine ESS in Bezug auf x, wenn

  • y eine strikt beste Antwort gegen sich selbst ist, d.h. T(y,y) > T(x,y)
  • oder y eine schwach beste Antwort gegen sich selbst ist und x keine beste Antwort gegen sich selbst ist, d.h. T(y,y) = T(x,y) und T(y,x) > T(x,x)

Wandel von ETR und Internalisierung

  • Hypothese: ETR entwickeln sich, wenn Internalisierung von Externalitäten mit Netto-Nutzengewinn verbunden
  • Grundlage: Coase-Theorem
  • Mögliche Ursachen: Veränderung von Externalitäten (z.B. durch Klimaänderung), sinkende Kosten der Internalisierung
  • Beispiel: Nutzung einer Allmenderessource (z.B. Mobilfunklizenz)
  • Botschaft: Wandel von ETR effizient

Grenzen des Wandels von Institutionen

  • Pfadabhängigkeit aufgrund spezifischer Investitionen in bestehende Institutionen und Netzwerkeffekte (Sprache, Benimmregeln)
  • Interdependenzen von Institutionen
  • Problem kollektiven Handelns = Free-Rider-Problem
  • Bestrafungsdilemma = beim Übergang von autokratischen zu demokratischen Regimen (Zeitinkonsistenz)

Determinanten von Wohlstand und Wachstum

Wohlstand:

Ausstattung mit: natürl. Ressourcen, Realkapital, erwerbsfähiger Bevölkerung, Humankapital

Wachstum:

Bevölkerungswachstum, techn. Fortschritt/ Innovationen, Ersparnis/ Investitionen in Real- und Humankapital

Institutionenqualität

Hypothese: Qualität der Institutionen beeinflusst Wohlstand und Wachstum

  • geringerer Aufwand zur Sicherung des Eigentums setzt Ressourcen frei für produktive Zwecke
  • gesicherte ETR verstärken Arbeits-, Spar- und Investitionsanreize
  • niedrige Transaktionskosten erleichtern produktivitätssteigernde Arbeitsteilung und Handel

Corruption Perceptions Index

Kennziffer zur Messung von Institutionenqualität (weiterer: Index of Economic Freedom)

  • Ranking 2012: Dänemark, Finnland, Neuseeland, Schweden, Schweiz, Singapur
  • Methode: Metaindex über Befragungen von Experten und Geschäftsleuten zur wahrgenommenen Korruption (da man diese nicht zuverlässig messen kann)

Bewertung der Indizes (Pro und Contra)

Pro: macht Qualität der Institutionen für zw. Ländern und Zeitpunkten vergleichende Analysen und Kausalanalysen zugänglich

Kontra:

  • Auswahl und Gewichtung der Indikatoren/ Teilindizes arbiträr
  • zusammengesetzte Indikatoren verschleiern möglicherweise einander entgegengerichtete Effekte von Teilindikatoren
  • Mangelnde Qualität und Vergleichbarkeit der Daten
  • Messung von Politik statt Institutionen (kurzfr. Ergebnisse)

Omitted-variable-bias

= Vernachlässigte zusätzliche Einflussfaktoren --> Ausstattung mit natürl. Ressourcen, Human- und Realkapital

Umgekehrte Kausalität

  • erhöhen qualitativ hochwertige Institutionen den Wohlstand? oder
  • erhöht großer Wohlstand die Qualität der Institutionen?

Natürliche Experimente

  • Teilung Deutschlands und Koreas, "Auswahl" der Kolonialmacht
  • gleiche Ausgangslagen, erhebliche Unterschiede später
  • Unterschiede in den Institutionen exogen (umgekehrte Kausalität bei beiden ausgeschlossen)
  • andere Einflussfaktoren: Abflüsse (Reparationszahlungen), Subventionen, Integration in Handelssysteme