Modul 1B


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Cartes-fiches 58
Langue Deutsch
Catégorie Affaires sociales
Niveau École primaire
Crée / Actualisé 27.08.2013 / 03.10.2019
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Intégrer
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Differenzlinie Kultur

Deutschbildung/ - kunde

- sollte für starkes national-kulturelles Selbstbewusstsein und gegen das Eindringen fremder Kulturen helfen

- seit erster Hälfte des 19. Jhd. nationale Bildung im Medium der deutschen Sprache

- der Deutschkunde lag organischer Begriff von Volk, Volkstum/ Kultur zugrunde

- „Kulturkunde des Eigenen“

- als „historisch und biologisch“ eingestellt beschrieben

- Ziel: der „Aufbau einer nationalen geistigen Welt als eines höheren Lebensganzen“

- Aufgabe der Schule: Erziehung zu deutschem Volksbewusstsein
--> „Jugend für die deutsche Sprache, deutsches Volkstum und deutsche Geistesgröße zu erwärmen“

- Verfassungsauftrag der Schule 1919:
Schüler „im Geiste des deutschen Volkstums und der Völkerversöhnung“ zu erziehen

- mit der nationalen Ideologie einhergehende Fassung des Verhältnisses von „eigen“ und „fremd“ schloss eine positive Sichtweise auf sprachliche, nationale, ethnische und kulturelle Pluralität im „Eigenen“ aus

Zur Wirksamkeit der Differenzlinien

  • die vier Differenzlinien waren und sind untereinander und mit anderen (wie Geschlecht, Religion, Sozialstatus, Gesundheit, usw.) verschränkt
  • Bildungsinstitutionen (v.a. Schule) gehen immer noch nicht von unterschiedlicher Verschiedenheit der Lernenden aus und folgen i.d.R. weiterhin eine homogenisierende Logik
  • nimmt bestimmte Normalitätsvorstellungen über Umfeld und Voraussetzungen der Schüler/innen zum selbstverständlichen Ausgangspunkt

Zur Wirksamkeit der Differenzlinien

Erklärungen/ Gründe von Bildungsbenachteiligungen von Migranten

- Bildungsferne des Elternhauses
- geringer Sozialstatus
- institutionelle Diskriminierung
- unveränderte schulische Strukturen

Zur Wirksamkeit der Differenzlinien

Schule als Institution sieht sprachlich – kulturelle Heterogenität weiterhin als Störfaktor
-->  besonders „fremde Sprache“:

- zwar sehen Fachleute Zweisprachigkeit nicht mehr als Gefahr für Leib, Geist & Seele, sondern als Kompetenz und Ressource, jedoch keineswegs Teil der Normalität
 
- oft Doppelrolle der Sprachen: einerseits sozial anerkannte,                                           bildungsrelevante „Fremdsprache“, andererseits wenn Familiensprache von zugewanderten Kindern als Lern- und Integrationshindernis gewertet

Vergleichende Erziehungswissenschaften

  • Herausbildung der Vergleichenden Erziehungswissenschaft im 20.Jhd. als eigene Teildiszplin
  • Pädagogik konzentrierte sich auf das „Innen“ und „Eigen“
    und die Vergleichende ErWi auf das „Außen“ und „Fremde“

--> damit einhergehendes Verständnis von Nation & Nationalkultur als etwas „in-sich-homogenes“: Nation als geschlossene Einheit, mit Nationalkultur und daraus resultierendem Nationalcharakter

  • nicht thematisiert wurde, dass die Normierung des „Eigenen“ empirisch – historisch nicht mit nationalstaatlichen Grenzen identisch war und das Homogenisierung stets neue Heterogenität schafft
    --> schließlich wird erst durch Bestimmung des „Eigenen“ anderes „fremd“ gemacht
  • Herausbildung verschiedener neuer Beobachtungsrichtung in Reaktion auf Veränderung der internationalen Politik
  • aber immer war & ist der Blick nach außen gerichtet:
    „International“ setze das Überschreiten von nationalen bzw. Systemgrenzen voraus
    --> verstellt Blick auf Folgen des Inter-Nationalisierungsprozesses im Inneren
  • neben der Vergleichenden Erziehungswissenschaften haben sich zeitversetzt 2 Spezialisierungen herausgebildet:
                                   1) Kolonialpädagogik und
                                   2) Spezialisierung zu Forschung und Lehre hinsichtlich des Auslands – und Grenzdeutschtums

Was ist die "Pädagogik des Grenz- und Auslandsdeutschtums"?

  • neue Spezialisierung als Reaktion auf veränderte minderheitenpolitische Bedingungen:
                           - Neuziehung der Grenzen nach 1. WK
                           - verstärkter „Nationalitätenkampf“
                           - Schutz und Pflege von Sprache und Kultur
  • Aufgabe der Schule= „verlorene Gebiete“ und die in ihnen lebenden deutschen Minderheiten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen
  • weltweit gab es „Inseln des Eigenen“ zu pflegen und nutzen
  • unterstützt v.a. vom „Verein für das Deutschtum im Ausland“

Was ist die "Kolonialpädagogik"?

  • Kolonialpädagogik als „Vorläufer“ der „Dritte-Welt-Pädagogik“

 

  • Handlungsfeld für den Export „des Eigenen“ in Form von Erziehungslehren, Institutionen & pädagogischem Personal zum Zwe >Legitimationsbasis für kolonialpädagogisches Handeln:

 - Vorstellung einer „höheren“ oder „besseren“ Kultur

 - Bildung könne evolutionären Rückstand abmildern

 - religiöse Motivation

 - Kolonialisierte befänden sich noch im Stadium unreifer Kindheit

  - Sühne – Gedanken: durch Bildungs- und Kulturtransfer Sklavenhandel wieder gut machen
                              
- ohne europäische Zivilisierungsarbeit käme keine „Kultur“entwicklung zustande

 - minderwertig eingestufte Andersartigkeit

 - Hierarchie der Rassen

Versuch der synchronischen Beschreibung & Systematisierung

Programme und Konzepte

  • Programme : lediglich Zielvorstellungen für Bildung & Erziehung in Migrationssituation
  • Konzepte : Zusammenführung von Überlegungen zu Voraussetzungen & Zielen, Wegen & Methoden, Konsequenzen der Umsetzung & notwendige Begründungen

Ausländerpädagogische Ansätze

- Ziel: Beseitigung der durch Zuwanderung erzeugten Störung (hinsichtlich  historisch tradierter Konzepte sprachlich – kultureller Homogenität) und Anpassung der Zugewanderten
                              
- alleinige Ausrichtung auf Gruppe der Zugewanderten
                              
- explizite oder implizite Beschreibung der Zielgruppe als Mängelwesen
                              
- Heranziehung der eigenen, deutsche Kultur als Maßstab
                              
- mangelhafte empirische Basis, die den jeweiligen Einschätzungen zugrunde liegt
                              
- Sprach- und Sozialisationsdifferenzen als Defizite übersetzt

 

Interkulturelle Ansätze

Begegnungspädagogik

Hohmann unterscheidet zwischen begegnungspädagogischen und konfliktpädagogischen Ansätzen

 

a) Begegnungspädagogik:
                       - nehmen/ betonen Differenzen als gegeben
                       - Respekt vor Kultur der anderen fördern
                       - Vorstellung von Bereicherung der Aufnahmegesellschaft durch                                 „zugewanderte Kulturen“
                       - differenzbetonend, jedoch auch Variante ausländerpädagogischer                          defizitorientierter  Ansätze

 

 

Interkulturelle Ansätze

Konfliktorientiert

b) Konfliktorientiert:
                      

- Kritikansätze/ Konzepte, die sich auf gesellschaftliche Ungleichheit und                          Strukturen/ Mechanismen konzentrieren, die Integration verhindern
 

 -->  allerdings dann nicht von Unterscheidung „Begegnung vs. Konflikt“                                     ausgehend, sondern wo Ansatz für Veränderung gesucht wird:
 in Personen oder gesellschaftlichen/institutionellen  Strukturen

Gemeinsamkeiten der Interkulturellen Ansätze

  • nicht an Migranten als spezifische Zielgruppe gerichtet, sondern an alle
    à jedoch nur teilweise wirklich der Fall:
    manche zielen auf Veränderung der Mehrheitsangehörigen, welche Toleranz und Kenntnisse über andere Kulturen lernen müssen, Ethnozentrismus überwinden und/oder ihren Rassismus erkennen/bekämpfen sollen (z.B.  bei bestimmten Konzepten antirassistischer Erziehung)

Diskurs als Begriff

  • Diskurs als Begriff:
                           - eine institutionalisierte „Redeweise“ , in der soziale Wirklichkeit in je                                      bestimmter Weise in Sprache und Bildern (re-)konstruiert wird
                           - wenn auf Handeln und Entscheidungen einwirkend, besitzt diese                                      „Redeweise“ Machtwirkung
  • Teil der fachlichen Diskussion
  • bestehen aus verschiedenen Diskurssträngen und –elementen
  • IKB ist ein in sich vielschichtiger Diskursraum
    --> Ausschnitt aus einem Diskursraum über gesellschaftliche Ungleichheit und Bildung

Der Diskursraum "IKB"

Welche 4 Diskurse gibt es?

in Bezug auf die Differenzlinien Sprache, Staatsangehörigkeit, Ethnizität und Kultur:

a) Gleichheitsdiskurs

b) Essentialisierungsdiskurs

c) Universalitätsdiskurs

d) Pluralitätsdiskurs

Der Gleichheitsdiskurs

- thematisiert die kollektive Benachteiligung der Zugewanderten und treten ein für deren Gleichberechtigung und politische/ rechtliche Gleichstellung

- Normalitätsverständnisse werden nicht hinterfragt
--> also wird Differenz mit Defizit und die Forderung nach Chancengleichheit pädagogisch in assimilatorische und kompensatorische Maßnahmen und Konzepte übersetzt

- Chancengleichheitsdiskussion ohne hinreichende Beachtung der politisch-institutionellen Voraussetzungen

 

Der Essentialisierungsdiskurs

- hat sich aus Kritik an Defizithypothese herausgebildet

- kulturelle Differenz positiv und als Bereicherung definiert

- Forderung nach Erhalt der kulturellen Identität
--> „der Andere“ wird in seiner Kultur „eingesperrt“ („kulturalisiert“)
--> bzw. auf das ihm angeblich „wesentliche-eigentliche“ zurückverwiesen (essentialisiert)
- Grundargument: was eine Person denkt und tut, sei in ihrer „Kultur“ begründet und diese sei zu respektieren

- argumentierende Kulturtheorien sehen zwar Kultur als Prozess und nicht statisch, bezieht sich aber v.a. auf innerhalb der Kulturen abspielende Dynamik
--> Denkfigur ethnisch-sprachlich-kultureller Homogenität bleibt bestehen

Der Universalitätsdiskurs

- statt inter-kulturell, also zwischen den Kulturen, vermitteln zu wollen, Herausstellung des Gemeinsamen bzw. über Einzelkulturen Hinausweisende

- kulturelle Unterschiede werden dethematisiert

- Unterstellung von Universalien auf die eine allgemeine Menschenbildung auszurichten sei --> ohne dass geprüft wird, wer mit welchem Recht (aufgrund welcher Machtkompetenzen), „was allgemein setzt“
- vorausgesetzt wird eine allgemeingültige Moral

 

Der Pluralitätsdiskurs

- Differenz als Recht auf Differenz

- Differenz wird hier als Konstrukt verstanden, das es zu analysieren und zu reinterpretieren gilt


- Infragestellung von Normalitätsverständnissen auf verschiedenen Ebenen

- IKB und Erziehung nicht länger nur als Spezialisierung innerhalb der ErWi verstanden, sondern als Querschnittsaufgabe/ Aufforderung, Erziehung und Bildung im Ausgang von Heterogenität zu konzeptualisieren