Intergruppenprozesse_Sozialpsychologie

Hypothese der “Deindividuierung” :

• In der Anonymität von Menschenmengen verlieren Individuen Rationalität und Identität

• Stattdessen: “Group mind”: Wenn Menschen sich in anonym in Gruppen bewegen, dann verlieren sie ihre Rationalität und ihre Personalidentität - weden zu nicht-denkendem Teil der Gruppe.

• Destruktive Instinkte von sozialen Schranken befreit (Le Bon (1896))

• Nachlassen der Kontrolle eigenen Verhaltens bei

• unterschiedlichen Eingangsbedingungen

  • Z.B.Anonymität, Diffusion von Verantwortlichkeit (Zimbardo (1969)): 

  • Deindividuation: Ich verliere die Individualität und auch die Verantwortlichkeit für mich selbst, wenn ich mich in einer Uniform sehe, es dunkel ist....

Anonymität, erhöhte Erregung, Gruppenkohäsion führen zu

•  Nach Außen gerichteter Aufmerksamkeit (weg von eigenen persönlichen Standards - ich bin empfänglicher für die Gruppennormen)

• Geringerer Selbstregulation

• Höherer Kontrolle des Verhaltens durch unmittelbare Hinweisreize und durch situativ relevante Normen 

• Folgt zumeist bestimmten Regeln (Hooligans handeln nach Hooligan-Normen)

• Stellt i. d. R. ein Intergruppenphänomen dar

• Reduzierte personale, erhöhte soziale Identität (anstatt erhöhter Anonymität) 

• In Gruppen entstehen neue, spezifische Normen, die Verhalten leiten

• Beispiel: Gewalttätige Hooligans handeln nicht ohne, sondern unter kollektiven Normen 

Normen haben einen großen Einfluss, Menschen handeln bei Deindividuisierung nach den Gruppennormen - das führt nicht zwangsweise zu Gewalt, es kommt einfach auf die Norm der jeweiligen Gruppe an.

Personen im Ku Klux Klan-Outfit, deren Gesichter man nicht erkennen konnte, verteilen stärkere Schocks - aber kein großer Effekt.

Aber: Personen, deren Gesichter man nicht sehen konnte, die im Krankenschwester-Outfit waren, waren viel nachsichtiger - weil das der Rolle der Krankenschwester entspricht.

Versuchsablauf:

Eine Gruppe der Probanden wurden in Uniformen gekleidet, die an Krankenpfleger erinnerten. Die Uniformen der anderen Teilnehmer wurde mit der Kluft des Ku Klux Klan assoziiert. Einige Gruppenmitglieder waren maskiert und konnten nicht identifiziert werden im Gegensatz zu den anderen. Alle Teilnehmer mussten entscheiden, wie stark der Elektroschock andere für Fehler in einer Aufgabe bestraft.

Anonyme Teilnehmer der „bösen“ Gruppe verabreichten die härtesten Schocks im Gegensatz zu den identifizierbaren Klanmitgliedern. Anonyme Probanden der „helfenden“ Gruppe gaben geringere Elektroschocks als identifizierbare Versuchsteilnehmer in der Krankenpflegerkleidung (Johnson & Downing, 1979).

1. Vorurteile
2. Soziale Diskriminierung
3. Ethnozentrismus
4. In-group bias
5. In group favoritism

„Eine abwertende Einstellung oder Antipathie gegenüber bestimmten sozialen Gruppen oder ihren Mitgliedern.“ 

Definition:

•  Einstellung gegenüber Angehörigen einer Fremdgruppe, die allein auf deren Gruppenzugehörigkeit beruht.

• können positiv und negativ sein

• haben eine kognitive, eine affektive und eine Verhaltenskomponente 

Negatives, benachteiligendes oder abwertendes Verhalten gegenüber einer sozialen Gruppe oder ihren Mitgliedern

- ist Teil unseres Verhalten

-> auch „Umgekehrte Diskriminierung“ (z.B. benevolent sexism) 

„Höhere Einstufung der Merkmale und der charakteristischen Kennzeichen der Eigengruppe als die der Fremdgruppe; im wörtlichen Sinne eine Sicht der Dinge, bei der andere Gruppen am Maßstab der Eigengruppe gemessen werden.“ 

Z.B. sagen Österreicher, dass ihre Gastfreundschaft viel wichgiger ist, als der deutsche Arbeitseifer

Urteile/Handlungen zu Gunsten der Eigengruppe 

Die Neigung, die Eigengruppe oder die Mitglieder der Eigengruppe besser zu behandeln als die Fremdgruppe oder ihre Mitglieder.

Nein, wir analysieren immer noch das Individuum.

Wir neigen dazu, unsere eigene Gruppe (Psychologen, Frauen...) positiv einzuschätzen.

Das kommt aus den verschiedenen Traditionen, durch die sie geprägt wurden (amerikanisch vs europäisch)

Das kommt aus den verschiedenen Traditionen, durch die sie geprägt wurden (amerikanisch vs europäisch)

Das individuelle und das kollektive Selbst - zu beiden Sichtweisen gibt es unterschiedliche Theorien.

Das Spannungsfeld aus Individuen und Gruppen und wie die einzelnen individuellen Handlungen zu den Kräften führen, mit der dann Gruppen agieren - z.B. Fussballfans.

Wie kann man also verstehen, dass sich Gruppenprozesse aus den individuellen Handlungen heraus zu verselbständigen scheinen.

-> was ist Gruppe? was ist Individuum? Wie hängt das zusammen und wie können wir beides zusammen verstehen?

Was macht mich als Individuum aus? 

Z.B. ich bin Maria Müller, gehe gern tanzen und hasse Spinnen.

Dann sehe ich mich nicht mehr als Maria Müller, sondern als Psychologin: ich finde Psychoanalyse super und möchte Profiler werden

Es hängt nicht von der Anzahl der Anwesenden ab, ob ich mich als MG einer Gruppe sehe - es hängt davon ab, was für mich gerade salienter ist (Ich Maria Müller oder ich die Psychologin)

Ja, dann wird wichtig, welche soziale Norm die Gruppe ausmacht.

• Psychodynamische Theorie: Verschiebung aggressiver Tendenzen (gegenüber autoritären Eltern) auf „Sündenböcke“ (wird auf andere GRUPPEN verschoben)

• Das hat er versucht, in Form eines Fragebogens festzulegen: „F-Skala“ sollte Vorurteilsneigung und Empfänglichkeit für faschistische Ideologien vorhersagen 

Right-Wing-Authoritarianism (RWA) 

• Autoritäre Aggression

  • „Was wir in unserem Land anstelle von mehr ‚Bürgerrechten‘ wirklich

    brauchen, ist ein anständige Portion Recht und Ordnung.“

  • „Es ist wichtig, die Rechte von Radikalen und Abweichlern in jeder Hinsicht zu wahren.“ (–)

• Autoritäre Unterordnung

  • „Es ist gut, dass die jungen Leute heutzutage größere Freiheiten haben, ‚ihr eigenes Ding zu machen‘ und gegen Dinge zu protestieren, die sie nicht mögen.“(–)

  • „Die wahren Schlüssel zum ‚guten Leben‘ sind Gehorsam, Disziplin und Tugend.“
• Konventionalismus

• „Die Abkehr von der Tradition wird sich eines Tages als fataler Fehler herausstellen.“

• Gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften sollten der Ehe gleichgestellt werden.“(–) 

Der Einfluss der Situation wird vernachlässigt! Denn Verhalten wird erklärt durch Person UND Situation.

• Beispiel für Einfluss der Situation: Pettigrew (1958): Höhere Vorurteile gegenüber Schwarzen in Südafrika und den Südstaaten der USA als in den Nordstaaten

  › aber: keine Persönlichkeitsunterschiede (z.B. auf der Autoritarismus-Skala)

• Beispiel für Einfluss der Situation: Sollte die Mehrheit der Deutschen von 1933 bis 1945 unter dysfunktionalen Persönlichkeitsprofilen gelitten haben?

• Wieder Situation: Wieso werden unterschiedliche Gruppen in unterschiedlichen Kontexten das Ziel von Vorurteilen (Juden, Schwarze, Türken)? Hier geht es ja um die spezifische Situation.

• Bedeutung von Intergruppenprozessen vernachlässigt: Eigene Gruppenmitgliedschaft bestimmt Sicht auf die Anderen (Persönliche Sicht ignoriert das ja völlig)

• Materielle Ressourceninteressen: z.B. "Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg" - anders als: Wir brauchen sie aufgrund des Fachkräftemangels
• Selbstwert
• (Optimale) Distinktheit
• Selbstkonzept-Sicherheit (Gruppen helfen uns, sicherere zu sein)
• Symbolische Unsterblichkeit
• Kontrolle 

Grundlage:

Gruppen schließen sich zusammen, weil sie sich positive Interdependenzen erwarten (z.B. Lerngruppen).

Blöd: Intergruppenverhalten als Ursache ethnozentrischer Tendenzen 

• Interdependenz (Erreichen eigener Ziele vom Verhalten Anderer abhängig)
• Positive Interdependenz: Eigenes Gruppenziel wird umso mehr erreicht, je mehr die Fremdgruppe ihr Ziel erreicht
• Negative Interdependenz: Eigenes Gruppenziel wird umso weniger erreicht, je mehr die Fremdgruppe ihr Ziel erreicht -> Ausgangspunkt für Rivalitäten

Die Theorie besteht aus 3 Teilen:

Wie formieren sich Gruppen?

Wie kommt es zu Intergruppen-Konflikten?

Wie kommt es zu Intergruppen-Kooperationen?

• Mehrere längsschnittliche Feldstudien (1949 – 1954) in Robbers Cave (Oklahoma)

• Klinisch unauffällige 11 bis 12-jährige Jungen aus der weißen Mittelschicht

• Er ließ einen Konflikt aufkommen und hat dann geschaut, wie man den wieder reduzieren kann. 

  • Non-reaktive sowie explizite Messungen des Gruppenverhaltens 

Einteilung zweier gleichgroßer, unterschiedliche Hütten bewohnende Gruppen

Induktion intragruppaler positiver Interdependenz:
› Aufgaben, die die Mitarbeit aller Mitglieder der jeweiligen Gruppe erforderten

› z.B.Zeltlagerbauen, Ausbau der Badestellen

-> sollten sich hier erstmal in der Gruppe finden

• Befunde:

• Entstehen gemeinsamer Gruppenidentität (Symbole oder Gruppennamen: „Eagles“ vs. „Rattlers“)

• Entstehen einer spezifischen Gruppenstruktur (Anführer etc.)

Induktion negativer Interdependenz (Konflikte) zwischen Gruppen:

Befunde:

• Sportturnier, in dem die Gruppen gegeneinander antraten

• Siegermannschaft bekam Preis (z.B. Taschenmesser), die andere nichts =Materielle Ressourcen Interessen

• Negatives Verhalten zwischen den Gruppen (z.B. Verbrennen von Flaggen; Kontaktvermeidung)

• Überschätzung der Leistung von Mitgliedern der eigenen Gruppe

• Anpassung der Gruppenstruktur an Konflikt (in Auseinandersetzung bewährte Führungspersonen)

• Gruppenaktivitäten auf Schädigung der anderen Gruppe fokussiert 

Induktion positiver Interdependenz zwischen Gruppen (einfach nur Kontakt sollte nicht reichen - dann würde Streit eskalieren):

• Suche nach Defekt in der Wasserleitung
• Flottmachen des steckengebliebenen Essenstransporters

Befunde:

• Anfeindungen verschwanden

• Erhöhte Tendenz zu Freundschaften über Gruppengrenzen hinweg

• Solidarität zwischen den Gruppen (z.B. kauften Rattlers auf der Rückfahrt von ihrem Preisgeld für alle Jungen Getränke) 

Meine europäische Identität, denn das ist quasi das gemeinsame Ziel.

Integrated Threat Theory

› Realistic threats: Bedrohungen des Wohlergehens der Eigengruppe (einschließlich politischer oder ökonomischer Macht oder physischen Wohlbefindens der Eigengruppe)

› Symbolic threats: Bedrohungen des Werte- und Überzeugungssystems der Eigengruppe (nur nicht- materielle Werte) z.B. hatte 9/11 auch eine starke symbolische Bedrohung (Symbol der amerikanischen Macht)

... erhöhen Vorurteile gegenüber der bedrohenden Fremdgruppe 

Realistische Bedrohung (resource stress) führt zu sozialer Diskriminierung

• Besonderheit: Initiale Bedrohung muss nicht von der diskriminierten Gruppe ausgehen, es reichen diffuse Gefühle von Bedrohung