Interaktionsstörungen

Petermann Interaktionsstörungen

Petermann Interaktionsstörungen


Kartei Details

Karten 14
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 13.03.2015 / 16.03.2015
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Welche Argumente führen Gegner einer Aufnahme von Interaktionsstörungen in die Klassifikation psychischer Störungen ins Feld?

  • Es bestünde noch Unsicherheit bei der zuverlässigen und validen Beurteilung der Störung
  • die Gleichstellung psychischer und somatischer Erkrankungen würden durch ein solches Vorgehen gefährdet

Nenne die Argumente für eine Einführung vpn Interaktionsstörungen in das Klassifikationssystem

  • Diagnosewissen:
    • es sind differenzierende Vorgehensweisen zur Klassifikation verfügbar,
    • die Störungen verursachen deutliche emotionale, soziale und schulische/berufliche Beeinträchtigungen
  • Verlaufswissen:
    • Frühsymptome von Interaktionsstörungen sind bestimmbar und durch Verlaufsstudien als solche bestätigt,
    • spezifische oder typische Komorbiditäten von Interaktionsstörungen sind beschrieben und für die Therapie von Bedeutung
  • Erklärungswissen:
    • Familiäre Häufungen sind durch die genetischen Epidemiologie gesichert und sprechen für erbliche Faktoren in der Entstehung von Interaktionsstörungen,
    • In der Entstehung und im Verlauf von Interaktionsstörungen wirken biologische und Umgebungseinflüsse zusammen
  • Interventionswissen:
    • Interaktionsstörungen reagieren auf spezielle Behandlungen, dafür liegen kontrollierte Therapiestudien vor,
    • Kontrollierte Studien zeigen ebenfalls, dass Interaktionsstörungen durch Prävention vorgebeugt werden kann

Nenne 4 mögliche Arten von Interaktionsstörungen

  • Krankheitswertige und generelle Interaktionsstörungen mit eigenem klinischen Interventionsbedarf (zB Eltern-Kind-Konfliktstörung)
  • Nicht krankheitswertige, aber generelle Interaktionsprozesse oder Beziehungsstile (zBKonfliktvermeidung in der Ehe)
  • krankheitswertige und spezifische Interaktionsprozesse, also Störungen mit einem spezifischen Interaktionsproblem (zB ängstliche Schülerin und "demütigender" Lehrer)
  • nicht krankheitswertige, aber störungsspezifische Interaktionsprozesse ((Vorgänge bei denen durch einen bestimmtem Interaktionsstil eine vorbestehende Störung verstärkt wird (Depression durch einen die Depression nciht verstehenden Partner))

Nenne die 3 Diagnostischen Merkmale einer Interaktionsstörung nach Blanz

  • Sie sind gekennzeichnet durch die Asymetrie der Beziehungen aufgrund des lange Angewiesenseins von Minderjährigen auf Erwachsene, teils als Folge der nur schrittweien Reifung des ZNS, teils als Folge soziokultureller Vorgaben und Erwartungen
  • Sie manifestieren sich im Zusammenhang mit Entwicklungsaufgaben, die mehr durch das Umfeld als durch biologische Gegebenheiten definiert werden; pathogenes Verhalten, insbesondere von Erwachsenen, kann dabei beteiligt sein
  • eine wirksame Intervention ist ohne Einbezug aller Beteiligten kaum möglich und verlangt Veränderungen der interpersonalen Beziehungen und der Interaktionen

Welche Störungsbilder können den entwicklungsbedingten Interaktionsstörungen zugeordnet werden?

  • Fütterrungsstörungen
  • induzierte Schlafstörungen
  • reaktive Bindungsstörungen im Kindesalter
  • emotionale Vernachlässigung und Misshandlung
  • körperliche Vernachlässigung und Misshandlung
  • Geschwisterrivalität
  • Störungen mit Trennungsangst
  • Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom
  • sexuelle Misshandlung
  • induzierter Wahn
  • Scheidungsfolgenkonflikt-Syndrom
  • PAS
  • schulbezogene Angststörungen
  • auf Familie beschränkte Störung des Sozialverhaltens
  • Eltern-Kind-Konfliktstörung

Welchen 4 Komponenten können neurobiologische Mechanismen zugrunde gelegt werden?

  • soziale Wahrnehmung
  • soziale Motivation
  • Annäherung
  • Bindung

Wann muss eine stellvertretende Bezugsperson die Rolle einer echten Bezugsperson in der Therapie einnehmen?

wenn

  • dem Kind der Kontakt mit der Bezugsperson nicht zuzumuten ist (Missbrauch etc)
  • das Kind aus irgend einem Grund aus seinem Ursprungsmilieu herausgenommen werden musste
  • die eltern weder willens oder nicht in der Lage sind, in einer solchen Behandlung mitzarbeiten

Skizziere den therapeutischen prozess bei einer Behandlung von Interaktionsstörungen

  1. Verhaltensanalyse (wie reagiert das Kind in welchen Situationen dem Erwachsenen gegenüber?)
  2. Zweite Schritt: Beide Partner bewerten das Verhalten (Auf Basis einer Kontingenzanalyse)
  3. dritter Schritt: Das Interaktionsverhalten wird modifiziert

 

Nenne die Merkmale einer reaktiven Bindungsstörung

  • widersprüchliche und ambivalente Reaktionen der betroffenen Kinder auf Erwachsene
  • reduzierte Kontakte mit Gleichaltrigen
  • Interaktionen mit Erwachsenen sind möglich, ihnen gegenüber sind die Kinder aber emotional vermindert ansprechbar, wirken übervorsichtig und in ihrem befinden beeinträchtigt
  • die emotionale Störung mit Unglücklichsein und Rückzug
  • die Interaktionsstörung ist nicht auf bestimmte Bezugpersonen beschränkt

Wie beginnt eine Behandlung von reaktiven Bindungsstörungen?

  • mit der Suche nach Restfunktionen ungestörter Bindung oder
  • nach Situationen, die das gestörte Verhalten abschwächen und bessere Befindlichkeit des Kindes signalisieren
  • Videounterstützung kann aufdecken, durch welche Verhaltensweisen Erwachsener die unglückliche Reaktion des Kindes verstärkt wird
  • manchmal lässt sich durch wiederholte angenehme Interaktionssituationen die Therapie unterstützen

Welche spezifischen Merkmale unterscheiden Interaktionsstörungen von anderen Störungen mit ähnlicher Symptomatik und wie sind sie bedingt?

(1) Die Asymmetrie der Beziehung zwischen den Interaktionspartnern beruht auf dem langen Angewiesensein Minderjähriger auf Erwachsene; teilweise als Folge zentralnervöser Reifungsvorgänge, teilweise aufgrund soziokultureller Vorgaben. (2) Die Störungen manifestieren sich im Kontext von Entwicklungsaufgaben. Diese sind überwiegend umfelddefiniert und ihre Bewältigung wird durch pathogenes Verhalten Erwachsener erschwert. (3) Zur wirksamen Behandlung müssen in der Regel alle Interaktionspartner beteiligt werden. Geändert werden müssen die Vorstellungen vom anderen, die zwischenmenschlichen Beziehungen und Interaktionsform.

Welche Interaktionsprobleme lassen sich besser dimensional als kategorial erfassen?

Interaktionsprozesse, die nur Hintergrund einer anderen psychischen Störung sind, können besser dimensional als kategorial beschrieben werden, weil auf diese Weise ihr Ausmaß angegeben werden kann.
 

Worauf beruht die Gleichwertigkeit von Interaktionsstörungen mit anderen in Klassifikationssystemen (ICD-10, DSM-IV) codierten Störungen?
 

Sie beruht auf Forschungsergebnissen, die die spezifische Symptomatik, Beeinträchtigungsfolgen, typische Verläufe und Komorbiditäten, genetische und Umweltursachen belegen; des Weiteren existieren wirksame Präventions- und Therapieansätze.

Welche wesentlichen Schritte sind störungsübergreifend an der Behandlung von Interaktionsstörungen beteiligt?
 

Folgende wesentliche Schritte sind an der Behandlung von Interaktionsstörungen beteiligt: Wahrnehmung dysfunktionaler Interaktionen, Interpretation einzelner Elemente anhand begleitender Emotionen, Veränderung der Einstellung der Beteiligten durch diese Interpretation und Modifikation der Interaktion.