Gesellschaft - Öffentlichkeit - Kultur
Theoretische Grundlagen
Theoretische Grundlagen
Set of flashcards Details
Flashcards | 113 |
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Language | Deutsch |
Category | Social |
Level | University |
Created / Updated | 31.01.2016 / 03.02.2016 |
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Methodologischer Individualismus
alles Soziale kann nur unter Rückbezug auf das handelnde Individuum erklärt werden
-> Aggregation von individuellem Handeln zur Erklärung von Kollektivphänomenen
Entwicklung der individuellen Nutzungsentscheidung zur überindividuellen Nutzungsstruktur
-> individueller Schwellenwert bis Medium interessant wird zu nutzen (keine Summation)
Rollentheorie
handelnder Akteur
- interessenhaftes Handeln für eigene Zwecke und Ziele
- Strategiefähigkeit
- intentionaler Akteur, der eigene Aktivitäten selegiert, konstruiert, reguliert
Selbst- und Fremdwahrnehmung als handlungsfähiges und aktives Subjekt
Orientierung an:
- Werten, Einstellungen, Meinungen, Leitideen, Geschäftsmoral
- Mittel und Ressourcen (Wissen, Geld, Macht, Unterstützer etc. schaffen Handlungsmöglichkeiten)
Soziales Handeln (Weber)
Zuweisung eines subjektiven Sinns einer Handlung
bezieht und orientiert sich an vergangenes, aktuelles und zukünftiges Handeln anderer
Interaktion = wechselseitiges soziales Handeln zweier Akteure (statt Eigeninteresse Blick auf soziales Gegenüber)
Dahrendorf: homo sociologicus
Beziehung Mikro- und Makrosoziologie
strukturelle Variablen beeinflussen Entscheidungen über Ansichten, Hobbies etc.
Bsp. Liebe und Ehe als individuelles und kollektives Phänomen (Einkommenshomogenität etc.)
"Mensch im Ärgernis der Gesellschaft"
Individualität des Menschen wird eingeschränkt durch:
- gesellschaftliche Zwänge
- (un)bewusste und (in)direkte Normen und Werte
- Sanktionen bei Rollenabweichungen
Vermittlung zwischen Mensch und Gesellschaft: soziale Rolle
= Gesamtheit der Rollensegmente und Erwartungen
- Träger (!) sozial vorgeformter Rollen inklusive Erwartungen, Attributen, Verhaltensweisen (kein erschöpfendes Handlungsrepetoire)
- soziale Verbindlichkeit
- unabhängig von konkreten Personen
- gesellschaftlich hervorgebracht, verändern sich
Soziale Positionierung
Mensch weiß, welche Rolle er einnehmen soll
- Rollenerwartungen richten sich an die Positionen
- Rollenverhalten ohne Position = lächerlich, ärgerlich, unpassend
- Koordinatensystem, Sozialstruktur, Hierarchie
Intra-Rollenkonflikte und ihre Lösung
unterschiedliche Erwartungen an eine Rolle (je nach Interaktionsbeziehung)
1. Orientierung an mächtigeren und einflussreicheren Person (höherer Erwartungsdruck)
2. die, die nicht merken, wenn man nicht erfüllt
3. Täuschungsversuch (angebliche Erwartungskonformität)
Prozess der Rollenübernahme
1. Erreichen durch Positionen (ohne eigenes Zutun)
2. Erwerben (Qualifizieren)
Rollenlernen durch Sozialisation
- Imitations- und Nachahmungslernen
- Verinnerlichung der Rollen (Vergesellschaftung des Menschen)
Entstehung und Stabilisierung der Erwartungen und Verhaltensweisen durch
-> relevante Bezugsgruppen (Meinungen über Normen)
-> Rollenträger, die erfüllen und stützen
Wandel der Rollen
Erwartungen und Sanktionen (positiv und negativ)
Muss-Erwartungen = kodifiziert, uneingeschränkt gültig
Soll-Erwartungen = Institutionen, fast uneingeschränkt gültig
Kann-Erwartungen = Übererfüllung der Rolle, eingeschränkte Durchsetzbarkeit, Belohnung
Kritik am SRSM = socialized role playing sanctioned man
zu wenig Raum für autonome Handlungen, Abweichungen und Gestaltungen (role-making)
Wertpluralisierung, Auflösung von Milieus, vielfältigere Bezugsgruppen und Erwartungen
-> vermehrte Inter-Rollenkonflikte
Rollentheorie nur als Partialtheorie
Bedeutung der Rollentheorie für Kowi
Journalismustheorie (Intrarollenkonflikte durch Publikum und Chef)
Medien als Sozialisationsinstanz zum (Berufs)Rollenlernen
Attributionstheorien
attribuieren, um Warum-Fragen zu beantworten (Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge)
-> kausale Erklärungen für Verhalten Dritter und eigenes Verhalten auf Dritte zu verstehen
- beziehen sich auf beobachtbare Phänomene (Effekt)
- Perzeption sozialer Realität: Vorstellungen/Überzeugungen/Meinungen über Ursachen sozialer Dinge
Arten und Unterschiede der Attributionen
- personal und unpersönlich
- internale und externale Zuschreibungen
- auf Person, Objekt, Situation (variable Faktoren, die zur bestimmten Zeit vorlagen)
Unterschiede:
- Stabilität und Variabilität
- Kontrollierbarkeit
- Globalität und Spezifität
Attributionale Theorien
was nach gewählter Kausalerklärung passiert
-> andere übernehmen Kausalttribution oder Reflektieren
Prognostizieren wie jemand reagieren wird
Kelley: Kovariationsprinzip
aktives und bewusstes Nutzen und Auswerten der Informationslage
Variation der denkbaren Ursachen (Person, Objekt, Situation) -> Änderung? (Ausschließen von Ursachen)
-> Effekt wird mit möglichen Ursachen attribuiert mit denen er über Zeit kovariiert
empirisch beobachtete Regelmäßigkeit = Kausalität -> Zuschreibung der Ursache damit, was regelmäßig damit auftritt
Kovariationsprinzip
Drei Faktoren und ihre Probleme
1. Konsensinformation: Zusammenhang mit mehreren Personen
2. Distinktion: Vergleich mit anderen Personen
3. Konsistenz: Vergleich mit anderer Zeit/Situation
Probleme:
Informationen können falsch, mittel ausgeprägt, nicht-dichotom sein
Konfigurationsprinzip
- unbewusste Denkmuster und -schemata
- Standardsetting möglicher Ursachen in alltäglichen Situationen
- bis Anomie: wenn Konfiguration scheitert, dann Kovarianz
Bedeutung der Kovariations- und Konfigurationsprinzipien für Kowi
- Medien als Informationslieferant für Kovarianz
- Medien verbreiten und stellen Ursachen, Erklärungen und Interpretationsmuster für Konfigurationen bereit
-> unterschiedliche Berichterstattungsformen (Framing; abstrakt oder singular) führen zu unterschiedlichen Kausalattributionen
- Medien schaffen Raum zum Präsentieren von Attributionen
Symbolischer Interaktionismus
Drei Prämissen
1. Menschen handeln Dingen und Menschen gegenüber nach den jeweiligen Bedeutungen, die diese für sie haben
(Versuch durch Regeln Bedeutungen festzulegen, trotzdem Unterschiede)
2. Bedeutungszuweisungen ergeben sich aus Wahrnehmungen, Interaktionen und Interpretationen der Realität
-> erst nach Interpretation Handeln
- Bedeutung ist nicht eindeutig durch Symbole festgelegt
- Sprache vermittelt mit
3. interpretativer Prozess (aktives Herstellen)
- keine objektive Umwelt
- Spielraum für Interpretationen (Erwartungen = Ergebnis subjektiver Vermittlungsprozesse)
role-making: Symbole interpretierender deutender handelnder Mensch (Mitwirkung an Konstitution der Gesellschaft)
Symbolischer Interaktionismus
Wie wird trotz Interpretationen Ordnung erhalten?
- durch Zeichen- und Symbolsysteme, die zeigen wie Handlung gemeint ist (subjektiven Sinn mitteilen)
- immer wieder Aushandlungen (nicht vorgegeben)
- Interaktionen sind voraussetzungsreich (kommunikative Erreichbarkeit)
kann scheitern:
- fehlender kognitiver Konsens, weil Rollenerwartungen, Symbole oder Handlungsbedeutungen nicht identisch erkannt und interpretiert worden sind
Framing (Goffman) in Abgrenzung zum Symbolischen Interaktionismus
Interpretationsschemata werden nicht immer neu ausgehandelt, sondern sind vorgegeben oder unbewusst
Regelmäßigkeit in den Bedeutungen = Kultur (Organisation gemeinsamer Erfahrungen)
1. sozialbezogene und 2. naturgegebene Handlungsrahmen
1. primärer Rahmen, von Menschen verursacht
2. Attributionstheorien (?)
-> Verschachtelung
Bsp. Sonnenuntergang
Definition: Interpretations-Rahmen
- kulturell vermittelte Interpretationsmuster mit denen wir Situationen verstehen (erklärt was hier vorgeht)
- Maßstäbe für adäquates Handeln durch Indikatoren (Gesichts- oder Gesprächsrahmen)
- verlässlich, kann unbewusst sein
- bestimmte Wirklichkeitssicht (Beschreibung der Welt), Verstehensanweisung, Möglichkeitsaufzeigung, Organisationsprinzipien
Keying (Modulation)
Transformation: ursprünglicher Rahmen wird in mehreren Situationen angewendet
-> selbe Handlungsführung, aber unterschiedliche Interpretationen
Fabrication (Täuschung, Produktion)
Täuschung anderer Interaktionsteilnehmer, sodass sie Situation anders sehen und interpretieren
Media-Frames
Medien setzen bestimmte Interpretationsrahmen in Welt
Bsp. soziale Problemlagen wie Flüchtlingskrise
Entstehung der Media-Frames
- gesellschaftliche Akteure, die bestimmte Interesse haben
- Fabrication: Entwicklung eines Schemas, das andere übernehmen sollen
- Kollektivergebnisse aus Aushandlungen
Unterschied von Einstellungen zu Handlungen
- Einstellungen sind spezifischer als Handlungen
- geprägt von gesellschaftlich vermittelten Wertorientierungen
- wandelbar durch Kohorteneffekte (Älterwerden)
Theorie geplanten Verhaltens und überlegten Verhaltens
Bsp. LaPiere
Verhaltensintention und tatsächliches Verhalten -> Diskrepanz möglich
zur Erklärung von Verhalten: anstelle Einstellung Verhaltensintention betrachten
LaPiere: Aufnahme von Chinesen in amerikanischen Hotels wurde in Fragebögen abgelehnt, aber vor Ort wurden sie doch aufgenommen -> Inkonsistenz zwischen Einstellung und Handlung
Erweiterung der Theorie geplanten Verhaltens um die Verhaltenskontrolle:
-
Ausbildung einer Verhaltensintention ist höher, wenn:
- Peers und ich gut finden
- subjektiv wahrgenommene Norm im Hinblick auf das Verhalten
Gesellschaftstheorie
-> Konzept der Emergenz
Makroebene:
Enstehung neuer Entität und Ordnungseinheit mit neuen Eigenschaften, Eigenlogik, Eigendynamik und Eigengesetzesartigkeit durch Zusammenwirken der Handlungen Einzelner
= soziale Tatbestände und überindividuelle Phänomene
Aristoteles: mehr als die Summe seiner Teile
- lässt sich nicht mehr auf Individuen zurückführen
- überindividuelle Phänomene verstehen, um Handlung der Individuen zu verstehen
- nicht-intendierte Folgen intendierten Handelns (Bsp. Gentrification)
- Einzelne orientieren sich an Überindividuellem
Mikroebene
Handlung des Individuums verstehen, um soziale Phänomene zu verstehen
Aufgabe der Sozialwissenschaft
emergente überindividuelle Phänomene erkennen, aufdecken und verstehen -> dann individuelles Handeln klären
Entdeckung der Gesetzlichkeit jenseits des Individuums = Geburtsstunde der Soziologie
Mensch als Teil eines größeren Phänomens
Gesellschaftstheorie
Beispiele für Kowi
öffentliche Meinung: mehr als die Summe Einzelner (reagieren aufeinander)
Diffusion Medium: mehr als individuelle Entscheidung für das Medium
Organismusmetapher: emergentes Ganzes
Vielzahl von Organen, die zusammenwirken, jedoch kann kein Organ allein überleben (Funktionalität der einzelnen Organe)
Systembegriff
Menge von Elementen, die dauerhaft in Beziehung stehen und sich von Nicht-Zugehörigem abgrenzen
- komplex (Zusammenwirken, Aufeinanderwirken, Kreiskausalitäten, Binnendifferenzierung durch Subsysteme)
bringen neue Fähigkeiten und Eigenschaften vor, die nur auf Systemebene vorhanden sind (nicht auf Elementebene)
Soziale Systeme und ihre Elemente
1. Menschen (veraltet, zu komplex)
2. Handlungen (gegenseitiger Bezug, Funktionalität)
3. Kommunikation