Gesellschaft - Öffentlichkeit - Kultur
Theoretische Grundlagen
Theoretische Grundlagen
Fichier Détails
Cartes-fiches | 113 |
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Langue | Deutsch |
Catégorie | Affaires sociales |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 31.01.2016 / 03.02.2016 |
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Funktionalismus (spezifische Form der Analyse von Elementen zum Ganzen)
Leistung und Beitrag eines einzelnen Elements für Bestand des Ganzen, sodass sich System erhält
-> erfüllen Bestandserfordernisse
Bsp.: Anpassung, Wachstum
Ablauf Funktionaler Analysen
1. interessierendes Makrophänomen
2. aus welchen Elementen
3. Beziehung der Elemente zueinander (Struktur)
4. Beitrag einzelner Elemente für Ganzes (Bezugs- und Funktionsproblem)
Problem der funktionalen Equivalenz
andere Elemente übernehmen Funktion, sodass Erklärung eines Elements durch Funktion und Beitrag scheitert
Bsp.: Wieso haben Gesellschaften Mediensysteme?
Erklärung:
- Teil eines größeren Ganzen
- erfüllt Bestandserfordernis des Weiterexistieren der Gesellschaft
- Funktionskataloge: Information, Sozialisation etc.
aber viele funktionale Equivalente: Schule, Familie etc. übernehmen diese Funktionen auch
Problem des Nachweisens der Funktion
richtig Nachweisen kann man nicht, da man andere Elemente nicht einfach Ausschalten kann
Strukturfunktionalismus (Parsons)
soziale Systeme sind Handlungssysteme
soziale Ordnung durch Handlungssysteme
"funktionale Requisiten" = funktionale Bestandserfordernisse aller sozialen Systeme
AGIL-Schema
zur Erklärung welchen Beitrag die bestehenden Systeme zur Strukturerhaltung der Gesellschaft beitragen
Adaptation: Anpassung an wandelnde Umwelt (Wirtschaft: Allokation, Ressourcenbeschaffung)
Goal attainment: individuelle und kollektive Ziele verwirklichen und umsetzen können (politisches System)
Integration: Verknüpfung der Elemente zu funktionalem Ganzen (Rechtssystem)
Latency: latente Strukturen (Wertorientierung, symbolische Zeichen) bewahren, Orientierung für Zusammenleben (soziokulturelle Systeme wie Bildungssystem, Medien etc.)
Luhmanns Auffassung: soziale Systeme als Kommunikationssysteme
- Kommunikation als letztes Element von Gesellschaft
- Gesetzmäßigkeit der Kommunikation verstehen = Gesellschaft verstehen
- Entsubjektivation sozialer Systeme: Mensch ist zwar beteiligt, aber wird als Umwelt der Gesellschaft angesehen
Funktional strukturelle Systemtheorie (Luhmann)
Kritik am Strukturkonservatismus von Parsons:
- Neigung dazu Bestehendes zu verteidigen und zu gerechtfertigen (vor Veränderung)
- keine Beschäftigung damit, warum etwas da ist
-> deswegen Funktionsfrage vor Strukturfrage stellen
Bezugsproblem früher: Beitrag des Elements für das System/Struktur
jetzt: warum gibt es überhaupt Systeme -> Grenzerhaltung und -stabilisierung
Funktion von Systemen (Luhmann)
Grenzerhaltung und -stabilisierung
Systemumweltparadigma:
- Differenz zur Umwelt, die nicht zum System hinzugehören (Grenzmarkierungen durch Komplexitätsgefälle)
- Unterschied besteht im Komplexitätsgrad (außen komplexer bzw. mehr möglich)
- "Inseln reduzierter Komplexität" zur Erhaltung sozialer Ordnung (solange es überbordende Gesellschaft ausschließen kann)
-> Elemente treten nur noch selektiv in Verbindung
-> nicht alle potenziellen Möglichkeiten werden aktualisiert/realisiert (kurzfristiges oder dauerhaftes Ausschließen, aber kein Vernichten)
Bsp. Vorlesung: es redet nur der Dozent und nicht jeder mit jedem
Bsp. Gespräch: bestimmtes Thema wird ausgewählt aus x-beliebig möglichen Themen
Unwahrscheinlichkeit von Kommunikation: zu viele Möglichkeiten ohne Einschränkungen
Equivalenzfunktionalismus
unterschiedliche Systeme bearbeiten immer gleiches Problem nämlich Grenzerhaltung
-> unterschiedliche Arten das Gleiche zu erreichen (z.B. Hierarchie, Liebe, Gewalt, Macht etc.)
Anspruch Luhmanns Theorie
universale Anwendbarkeit statt universaler Gültigkeit
-> mit seinem Instrumentarium alles Soziale erklären (Situation besser verstehen, andere Sichtweise auf Realität durch seine Beobachtungen)
Gesellschaft besteht nur aus Kommunikation -> Nacheinanderschaltung dreier Selektionen
1. Information: Entscheidung was Information ist und was nicht (Konstruktivismus)
2. Mitteilung: unendliche Möglichkeiten wie man formuliert und mitteilt
3. Verständnis: Mitteilung auf verschiedene Weise verstehen und interpretieren
-> im Einklang: Gelingen und Fortsetzen der Kommunikation = Erhaltung der Systeme
"Strukturwandel der Öffentlichkeit" (Habermas)
- beginnt nicht in Moderne, sondern historisch (weil bürgerliche Öffentlichkeit heute deformiert ist)
- repräsentatives Bürgertum - wo Macht deutlich wird (nicht am politischen Geschehen beteiligt)
- zum publikumzusammentretende Personen = bürgerliche Öffentlichkeit
- Entwicklung in Privaträumen (Salons)
- Bürgerlichkeit wird zum Teil des Staates und Ökonomie = Strukturwandel der Gesellschaft (Öffentlichkeit verliert aufklärerische Funktion)
Theorie des kommunikativen Handelns (Habermas)
Zwei Sphären
1. Privatsphäre: Lebenswelt
-> kommunikatives Handeln, Verständigung
2. Staat/Ökonomiesphäre: Systemwelten
-> instrumentelles Handeln, Zweckverfolgung
Theorie des kommunikativen Handelns (Habermas)
Drei-Welten-Theorie der Sprachwissenschaft
Sprache stellt unterschiedliche Bezüge zur Welt
- objektive Welt (Dinge)
- subjektive Welt (Eigenschaften, expressive Funktionen, Innenwelt)
- soziale Welt (Beziehung zu anderen)
Welten zum Gegenstand der Sprache und sozialen Kommunikation machen:
instrumentelles Handeln zum Gegenstand kommunikativen Handelns machen und sich darüber verständigen
Theorie des kommunikativen Handelns (Habermas)
Sprechakttheorie
mit, in und durch Sprache handeln (Agieren)
Dramaturgischer Sprechakt und Geltungsanspruch
- automatischer Geltungsanspruch auf Wahrhaftigkeit, Richtigkeit und Wahrheit während Konversation oder auf Normen
- wird selten eingefordert, sondern kontrafaktisch unterstellt
Gründe: Machtsymmetrie, systemische Welt überlagert Möglichkeiten kommunikativen Verständigens
-> kritische Theorie: Welt bleibt hinter Möglichkeiten der Sprache zurück, man sollte Geltungsansprüche einfordern und zur Kommunikation machen
Ideale Sprechsituation
- kein Teilnehmerausschluss
- keine zeitlichen, sozialen und sachlichen Einschränkungen
- gleiches Recht
- kritisieren und in Frage stellen ist erlaubt
- Begründung aller Aussagen durch Argumente
-> "zwangloser Zwang des besten Arguments" (und nicht Macht o.Ä.)
- Geltungsanspruch wird eingelöst, wenn alle einverstanden sind
-> Konsens (rationalste Lösung, denn alle denkbaren Argumente wurden eingebracht)
grundsätzliche Fähigkeit zur Einigung -> wenn nicht stört etwas Sprechsituation
Konsensustheorie der Wahrheit (Karl-Otto Apelt)
- Wahrheit in normativen Aussagen durch Konsens
- konsensuale Entscheidung statt Mehrheitsentscheidung
perfomativer Selbstwiderspruch: Akt und Sprechen
- kann nicht an Kommunikation teilnehmen
- jeder Teilnehmer unterstellt Geltungsanspruch
"Kolonialisierung der Lebenswelt durch Systemwelten"
antagonistische Gesellschaftsordnung: gegenseitiges Überlappen und Bedrohen
Ausdifferenzierungen der Lebensbereiche für mehr Effektivität (Arbeitsteilung)
-> Enstehung von speziellen Medien und Mitteln zur besseren Koordination (bspw. Geld, Macht)
-> Orte instrumentellen Handelns und Rationalität
-> Verständigung und sprachliche Kommunikation verliert an Bedeutung!
Wie kann man kommunikative Verständigung vor instrumentellem Handeln bewahren?
Bsp. Politik: diskursive Partizipation
- kommunikative Verständigung im politischen System erhöhen
- in Öffentlichkeit Räume für diskursive Verständigung bieten
- verbindendes Instrument
Ideale Sprechsituation als regulative Leitidee für Kowi:
Wie sehen Mediensysteme für kommunikatives Handeln aus?
Bsp. Internet: "alle" können sich beteiligen
-> stimmt nicht
neue Kommunikationskreise bilden und mit Leitidee vergleichen
Eigendynamik und Emergenz der Kommunikation
- steuert sich selbst
- Mensch ist beteiligt, selektiert, aber beobachtet nur was dann passiert
- Voraussetzungen und Bedingungen des Fortsetzens muss im Kommunikationsprozess selbst hergestellt werden
Medienbegriff (aus systemtheoretischer Sicht)
Mechanismen, die gelingende Kommunikation wahrscheinlicher machen
systemspezifische Erfolgsmedien: z.B. Wahrheit, Recht, Liebe
in Mediensysteme -> Publizität: bekannt sein, des Bekanntseins , Befolgungsdruck, Öffentlichkeit
Gelingensprobleme der Kommunikation
1. Verstehen: Sprache
2. Erreichen: Verbreitungsmedien (technisch, räumlich, sachlich, sozial)
3. Erfolg/Befolgen: = Übernahme der Selektion oder spezifischen Verhaltens als Prämisse eigenen Handelns (Erfolg ist nicht gleich Gelingen)
Öffentliche Meinung (Luhmann)
reduzierte Komplexität, denn sie zeigt welche Themen etabliert sind
-> lassen Kommunikation anfangen/gelingen, denn jeder kennt Themen
Leistung (Luhmann)
was es für andere Systeme leistet (z.B. Journalismus für ganzes Mediensystem)
Gelingen und Fortsetzen der Kommunikation, wenn:
- Selektion wenigstens verstanden wird
- Kommunikation ist ein anspruchsvoller und voraussetzungsreicher Prozess
- Gesellschaft = Summe der erreichbaren Kommunikationen
Kritische Medientheorie
Kritik an ihrem Gegenstand: was auf Basis des Bisherigen erreicht werden könnte, Tadel zum Veränderungen anstoßen
(Medienwissenschaft <-> Kommunikationswissenschaft)
Wahrheitskriterium <-> Richtigkeitskriterium
1. Erklären, Beschreiben, Verstehen; präspektive Sätze sind tabu
2. soziale Widersprüche aufdecken und beseitigen (der Befreiung dienend); nicht stabilisieren, indem man Herrschern aufzeigt
"Dialektik der Aufklärung" (Frankfurter Schule 1924 mit Adorno, Horkheimer, Habermas etc.)
Prozess der Aufklärung schlägt in Irrationalismus um:
neue Erkenntnisse, rasante Fortschritte, raus aus "selbstverschuldeten Unmündigkeit", Verstand
-> Veränderungen und Wandel der Welt lässt Menschen fürchten und sich flüchten ins Irrationale
Aufklärung als Massenbetrug - Kulturindustrie
moderne Medien leisten Beitrag zur Dialektik der Aufklärung (obwohl sie aufklären und verändern könnten)
-> Rückfall ins Irrationale, Legitimation und Absicherung der kapitalistischen Gesellschaft, Hineinsozialisieren, Teil des Unterdrückungsapparates, Willen nehmen etwas zu verändern