Führung für technische Kaufleute

Marita Knecht, Nicole Messi, Clarisse Pifko und Rita-Maria Züger Compendio Verlag, 4. Auflage Teil C, Kapitel 10-17

Marita Knecht, Nicole Messi, Clarisse Pifko und Rita-Maria Züger Compendio Verlag, 4. Auflage Teil C, Kapitel 10-17


Kartei Details

Karten 55
Lernende 14
Sprache Deutsch
Kategorie Berufskunde
Stufe Berufslehre
Erstellt / Aktualisiert 11.04.2015 / 16.05.2019
Weblink
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Umweltsphären

Wichtiger Einflussfaktor auf das Personalmanagement des Unternehmens sind die laufenden Veränderungen in den Umweltsphären:

  • Gesellschaftliche Entwicklung: demografischer Wandel, Wertewandel
  • Ökologischer Bewusstseinswandel: Arbeitsbedingungen
  • Technologischer Wandel: Strukturwandel, technologische Innovationen, Spezialisierung, weltweite Vernetzung, zeitliche Flexibilität.
  • Wirtschaftlicher Wandel: Konjunkturphase, Globalisierung, Kostendruck, Reorganisationsprozesse.

Anspruchsgruppen

Wichtige Einflussfaktoren auf das Personalmanagemt sind die Erwartungen der Anspruchsgruppen:

  • Mitarbeitende: Arbeitseinkommen, Sicherheit, Befriedigung, Arbeitsklima, Mitbestimmung.
  • Gewerkschaften: Arbeitsbedingungen
  • Staat: Gesetzliche Regelungen, grenzüberschreitende Mobilität.
  • Kapitalgeber: Anteil an betrieblicher Wertschöpfung, Mitspracherechte bei wichtigen Unternehmensentscheidungen
  • Konkurrenz: fairer Wettbewerb um personelle Ressourcen.

Spannungsfeld des Personalmanagement

Es bewegt sich im Spannungsfeld zwischen den wirtschaftlichen und sozialen Zielen des Unternehmens.

  • Wirtschaftliche Ziele streben die Minimierung der Personalkosten, bzw. eine maximale Arbeitsleistung an
  • Soziale Ziele streben die soziale Effizienz bei der Leistungserbringung an, die sich in einer höheren Arbeitszufriedenheit der Mitarbeitenden ausdrückt.

Personalpolitik

Sie ist Teil der Unternehmenspolitik und definiert die Grundsätze der Werthaltung als die obersten Leitlinien für das Personalmanagement. Dazu gehören insbesonders auch die Lohn-, die Sozial- und die Personalentwicklungspolitik.

Personalplanung

Sie ist abhängig von den Unternehmenszielen.

  • Qualitativ: Man ermittelt die notwendigen Qualifikationen (Kompetenzen, Spezialwissen, Fähigkeiten), die für die Erfüllung der Aufgabe benötigt werden.
  • Quantitativ: Man ermittelt die personellen Kapazitäten, die für die Erfüllung einer Aufgabe benötigt werden.

Personalmarketing

(Intern oder Extern). Es dient dazu , Schlüsselpersonen für das Unternehmen zu gewinnen und binden. (Auch Employer branding).

Stakeholder

Anspruchsgruppen, die Ihre Ansprüche gegenüber dem Unternehmen geltend machen.

  • Mitarbeitende
  • Gewerkschaften
  • Kapitalgeber
  • Konkurrenz

Shareholder

Sind als Aktionäre Kapitalgeber des Unternehmens. Sie erwarten vom Unternehmen einen angemessenen Anteil an der betrieblichen Wertschöpfung (in Form von Dividenden und höheren Börsenkursen)

Aufgaben und Ziele des Personalmanagement

  • Personal gewinnen (Personalplanung, Personalsuche, Personalauswah, Personaleinführung)
  • Personal erhalten (Lohn und Sozialleistungen, Arbeitszeitmodelle, Mitwirkungsrechte)
  • Personal verabschieden (Auflösung des Arbeitsverhältnisses, Personalaustritte)
  • Personal fördern (Personalbeurteilung, Personalentwicklung)

Personalstrategie

Sie konkretisiert die personalpolitischen Leitlinien in Form von mittel -bis langfristig geltenden strategischen Zielen und Stossrichtungen und definiert damit die Vorgaben für das operative Personalmanagement.

Maximumprinzip

Die Mitarbeitenden sollen unter den gegebenen Bedingungen eine möglichst hohe Arbeitsleistung (Produktion) erzielen. Dies erfordert eine ständige Verbesserung ihrer Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit.

Minimumprinzip

Es verlangt, dass die Arbeitsleistung mit möglichst geringen Kosten erbracht wird. Die Mitarbeiter müssen demnach möglichst effizient eingesetzt werden. Viele menschliche Leistungen können z.B. durch günstigere Computer oder Maschinen ersetzt werden.

Vorteile der internen Personalsuche

Aus ökonomischer Sicht

  • Beschränktes Auswahlrisiko, weil Kenntnisse und Fähigkeiten bekannt sind.
  • Schnelles Einarbeiten in die neue Aufgabe, weil bereits erworbene Erfahrungen und Kontakte genutzt werden konnten.
  • Effizienz und geringe Kosten für die Suche

Aus sozialer Sicht

  • Motivation durch Karrieremöglichkeiten
  • Arbeitsplatzsicherheit
  • Förderung der Flexibilität, Entwicklungs- und Veränderungsfähigkeit.

Nachteile der internen Personalsuche

aus ökonomischer Sicht

  • Gefahr der Betriebsblindheit
  • Widerstand von Vorgesetzten, bei Abwerbung guter Mitarbeiter

aus sozialer Sicht

  • Demotivation bei einer Absage
  • Akkzeptanzprobleme, wenn ein Kollege Chef wird.

Inhalt einer Stellenbeschreibung

  • Bezeichnung der Stelle
  • Aufgaben und Verantwortung: Beschreibung der Hauptaufgabe der Stellung.
  • Kompetenzen: Zuständigkeiten und Befugnisse des Stelleninhabers
  • Hierarchische Stellung: Stellung in der Organisationsstruktur (Vorgesetzte, Unterstellte)
  • Stellvertretung

Sachinformation im Personalinserat

  1. Unternehmen - "Wir sind..."
  2. Position - "Wir suchen..."
  3. Anforderungen - "Wir erwarten..."
  4. Anreizsystem - "Wir bieten..."
  5. Bewerbungsmodalitäten - "Ihre Bewerbung..."

Interne Personalsuche

Sie besteht vorallem aus Versetzungen oder aus der Beförderungen von bestehenden Mitarbeitern in neue Positionen.

externe Personalsuche

  1. Personalinserat im Internet, Zeitungen oder Fachzeitschriften
  2. Electronic Recruiting als elektronisch unterstützer Personalgewinnungsprozess
  3. Auftrag an externe Personalberatungsfachleute mit der Suche und Vorselektion von neuen Mitarbeitern.
  4. Pflege des eigenen Kontakt-Netzwerkes und Öffentlichkeitsarbeit erschliessen potentielle Bewerberquellen.

Electronic Recruiting

Ist ein elektronisch unterstützter Personalgewinnungsprozess. Potenzielle Kandidaten können selber aktiv werden, indem sie sich in Online-Datenbanken registrieren.

Anforderungsprofil (Kompetenzprofil)

Im Anforderungsprofil werden die wichtigsten Anforderungen an eine Stelle definiert. In der Praxis wird häufig folgende  Einteilung verwendet:

  • Fachkompetenz
  • Methodenkompetenz
  • Sozialkompetenz
  • Selbstkompetenz

Leitfragen für die Personalauswahl

  • Motivationsfrage: Den Job wirklich wollen?
  • Fähigkeitsfrage: Den Anforderungen gewachsen?
  • Integrationsfrage: Ins Team und Unternehmen passen?

Filterungsprozess des Auswahlverfahrens

  • Vorselektion
  • Analyse der Bewerbungsunterlagen
  • Vorstellungsgespräch
  • Weitere Auswahlmethoden (Zweitmeinung, Tests, Assessment, Graphologische Gutachten)
  • Referenzen
  • Engere Auswahl (2. Gesprächsrunde)

AIDA-Formel

  • Attention (Das Schreiben erhöht die Aufmerksamkeit für die Bewerbung)
  • Interest (Das Interesse an der sich bewerbenden Person wird geweckt)
  • Desire (Es entsteht der Wunsch, diese Person besser kennenzulernen)
  • Action (Das Schreiben veranlasst zum konkreten Handeln, d.h. zu einer Einladung zum Bewerbungsgespräch)

Formale Kriterien bei der Beurteilung von Bewerbungsunterlagen

  • Vollständig
  • Ordentlich
  • Angemessen
  • Strukturiert
  • Plausibel
  • Lückenlos
  • Aktuell

Inhaltliche Kriterien bei der Beurteilung von Bewerbungsunterlagen

  • Berufserfahrung
  • Führungserfahrung
  • Anforderungen
  • Motivation zum Stellenwechsel, Marktwert
  • Offene Punkte, unklare Lücken

Verhaltensfragen

  • Was? Sie fragen nach einer konkreten Situation
  • Wie? Sie fragen wie die Person gehandelt hat
  • Ergebnis: Sie fragen nach den Auswirkungen des Handelns.

Weitere Auswahlmethoden

  • Zweitbeurteilung
  • Test
  • Assessement
  • Gruppengespräch
  • Graphologie

Frühfluktuation

Kündigung während der Probezeit oder dem Ersten Anstellungsjahr. Dies gilt es zu vermeiden, da Rekrutierung, , Auswahl und Einarbeitung viel Zeit beanspruchen und Kosten verursachen.

Einführungsveranstaltung

  • Allgemeine oder übergeordnete Informationen zum Unternehmen zu vermitteln.
  • Erläuterung der Führungsgrundsätze und Werthaltungen
  • Fragen zur Unternehmenspolitik
  • Kontakt zur Geschäftsleitung und anderen Abteilungen.

Mitarbeitereinführung

  • Vorbereitende Massnahmen
  • Einführungsprogramm
  • Probezeitgespräch

Vorbereitende Massnahmen bei der Mitarbeitereinführung

  • Begrüssungsschreiben mit Informationen und Unterlagen zum Unternehmen
  • Organisation des Arbeitsplatzes inklusive sämtlicher Zutrittsberechtigungen, Aufschaltungen und Anschlüssen
  • Information des Teams über den Neueintritt
  • Erledigung sämtlicher Formalitäten für die administrative Belange

Einführungsprogramm

  • Detailierter Ablauf
  • Sämtliche Termine mit Dritten
  • Ziele und Programmpunkte
  • Benennung eines "Göttis"

Probezeitgespräch

Ein formelles Beurteilungsgespräch als Abschluss der Einführungsphase.

Wichtigste Kriterien:

  • Erreichung der Ziele gemäss Einführungsprogramm
  • positiven und negativen Eindrücke aus der Einführungszeit
  • Leistungsbeurteilung während der Probezeit
  • Eingliederung in das Team, die Abteilung und das Unternehmen
  • notwendige Korrekturmassnahmen

5 Ansprüche an die Lohngerechtigkeit

  • Anforderungsgerechtigkeit: Ein dem Lohn angemessener Lohn
  • Leistungsgerechtigkeit: Ein die individuellen Leistungen honorierender Lohn
  • Sozialgerechtigkeit: Soziale und sozialpolitische Anliegen werden berücksichtigt
  • Marktgerechtigkeit: Ein konkurrenzfähiger Lohn
  • Erfolgsgerechtigkeit: Der Unternehmenserfolg wiederspiegelt sich im Lohn

Zwei Arten von Lohnsystemen

  • Lohnklassen sind vordefinierte Lohnkurven, die auf der Berufserfahrung und den Dienstjahren basieren. Sie sind relativ starr und unflexibel, dadurch aber auch leichter zu handhaben.
  • Lohnbänder: Einstiegs- und Maximallohn werden pro Band definiert. Innerhalb dieser Bänder wird der Lohn der Mitarbeiter (individuelle Leistung, Ausbildung, Erfahrung, etc.) festgelegt. Sie sind flexibler und individuell anpassbar, dadurch aber auch komplexer.

Lohnkomponenten

  • Grundlohn für eine bestimmte Funktion
  • variable Vergütung (Leistungslohn) → mit dem Geschäftsgang und der individuellen Leistung direkt zusammenhängende Erfolgsvergütung
  • Zusatzleistungen (Sozial -und Vorsorgebeiträge, sowie "Fringe Benefits (Nutzungsleistungen)"

Lohnformen

  • Zeitlohn: Stunden-, Wochen-, Monats-, oder Jahreslohn
  • Leistungslohn → Wird abhängig von der erbrachten Leistung bezahlt. Akkordlohn als Geld- oder Zeit-Akkord. Erfolgsvergütung für besondere Leistungen (Gratifikation, Umsatz.-, Gewinnbeteiligung, Provision, Bonus)
  • Spezielle Lohnformen: Zulagen (gesetzlich obligatorische, wie Kinder- oder Sonntagszulagen oder freiwillige wie Dienstalterszulagen. Gesetzlich geregelter Naturallohn durch Anrechnung von Unterkunft und Verpflegung. Fringe Benefits als freiwillige zusätzliche Leistung (Geschäftsauto, GA). Cafeteria-System als Wahlmöglichkeit der Mitarbeitenden zwischen verschiedenen Entschädigungsformen.

Arbeitszeitmodelle

  • Fixierte Arbeitszeit: Vollumfängliche Vorgabe der Arbeitszeiten.
  • Gleitende Arbeitszeit: Freie Gestaltung innerhalb eines vorgegebenen Rahmens.
  • Jahresarbeitszeit: Freie Gestaltung innerhalb vorgegebenen Jahres-Sollzeiten.
  • Teilzeitarbeit: Reduzierte Normalarbeitszeit
  • Bandbreitenmodell: Möglichkeit zur individuellen fixierten Erhöhung oder Reduktion der Wochenarbeitszeit in Abgleich mit der Lohn- oder Ferientagsentschädigung.
  • Jobsharing. Verteilung der Arbeitsinhalte und/oder Arbeitszeit einer Vollzeit- oder mehrere Teilzeitstellen auf mehrere Mitarbeiter.
  • Schichtarbeit: Aufteilung der Betriebszeit auf mehrere zeitliche Einheiten und somit auf mehrere Mitarbeitende.
  • Home Office: Arbeitsleistung durch externe Mitarbeitende

Arbeit auf Abruf

Auch kapazitätsorientierte variable Arbeitszeit (KAPOVAZ).Der Arbeitgeber bietet die Arbeitnehmenden bei Bedarf zu einem Einsatz auf, diese halten sich entsprechend zur Verfügung.

Beurteilungsebenen der Personalbeurteilung

  1. Feedback: Laufende Rückmeldungen auf das Arbeitsverhalten dienen der Motivation und Förderung der Mitarbeitenden
  2. Leistungsbeurteilung: Die Basis für die Bewertung der Arbeitsergebnisse und Leistungen bilden die vereinbarten Ziele. Das Ziel der Leistungsbeurteilung ist, über Belohnungen Leistungsanreize zu schaffen.
  3. Potenzialbeurteilung: Mit der Bewertung der Mitarbeiterpotenziale soll die Laufbahn- und Nachfolgeplanung im Unternehmen sichergestellt werden.