Fragen zur SNB
Fragen zum Vortrag von Urs Schönholzer
Fragen zum Vortrag von Urs Schönholzer
Fichier Détails
Cartes-fiches | 40 |
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Langue | Deutsch |
Catégorie | Economie politique |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 30.05.2016 / 29.05.2022 |
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Was sind die Hauptaufgaben der SNB? Wo sind diese geregelt?
Die Schweizerische Nationalbank führt als unabhängige Zentralbank die Geld- und Währungspolitik des Landes. Sie muss sich gemäss Verfassung und Gesetz vom Gesamtinteresse des Landes leiten lassen, als vorrangiges Ziel die Preisstabilität gewährleist
Was sind weitere Aufgaben der SNB?
Statistik, Bargeldversorgung, bargeldloser Zahlungsverkehr, Versorgung des Geldmarktes mit Liquidität, Anlage der Währungsreserve, Stabilität des Finanzsystems, internationale Kooperationen, Bankier des Bundes.
Über welches alleinige Recht bzw. Monopol verfügt die SNB?
Ausgabe von Banknoten
Wie definiert die Schweizer Nationalbank Preisstabilität? Warum ist Preisstabilität in einer Volkswirtschaft vorteilhaft?
Preisstabilität bezieht sich auf den Durchschnitt der Preisveränderung. Die Preise einzelner Güter können durch- aus stärker schwanken als die durchschnittliche Preisveränderung. Die SNB definiert Preisstabilität als einen Anstieg oder Rückgang dePreisstabilität ist eine wichtige Voraussetzung für Wachstum und Wohlstand. Mit dem Streben nach Preisstabili- tät schafft die Nationalbank Rahmenbedingungen, welche es der Wirtschaft ermöglichen, verlässlich zu planen und ihr Produktionspotenzial voll auszuschöpfen (vgl. auch Fragen im Teil 5 „Inflation & Deflation).
Auf welchen Index stützt sich die SNB in der Messung der Inflationsrate?
Landesindex der Konsumentenpreise
Welche Rechtsform hat die SNB und wem gehört sie?
Die SNB ist eine spezialgesetzliche AG, das Aktienkapital beträgt 25 Mio. 60 % gehören der öffentlichen Hand und 40 % privaten Aktionären.
Die Schweizerische Nationalbank (spezialgesetzliche AG) gehört ihren Aktionären. Die Aktien befinden sich mehrheitlich in den Händen der Kantone und der Kantonalbanken. Auch viele Privatpersonen sind Aktionäre der Nationalbank. Der Bund hingegen besitzt keine Nationalbank-Aktien. Die Zahl der Aktienstimmen, die ein Priva- ter ausüben darf, ist beschränkt. Deshalb kann die Nationalbank auch nicht von einem privaten Unternehmen oder Privatperson übernommen werden.
Nach welchem Verteilschlüssel schüttet die SNB ihre Gewinne aus?
max. 6% an Aktionäre, wobei 1/3 an Bund und 2/3 an Kantone (gemäss heutiger Vereinbarung)
Wie heissen der Präsident der SNB und jener der EZB?
SNB: Thomas Jordan; EZB: Mario Draghi
Wie heisst das amerikanische und europäische (Euroraum) Pendant zur SNB und welche Personen leiten zurzeit diese Institutionen?
Das US-Zentralbank-System wird Federal Reserve System, kurz FED genannt. Seit 01.02.2014 geführt von Ja- net Yellen. Die Zentralbank der Europäischen Währungsunion heisst „Europäische Zentralbank“, kurz EZB. Die EZB wird seit dem 01.11.2011 von Mario Draghi geleitet.
In welchem Jahr begann die SNB ihre Geschäftstätigkeit?
1907
In welchen internationale Gremien und Institutionen wirkt die SNB mit?
Sie ist Mitglied der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), „der Bank der Zentralbanken“ und wirkt im internationalen Währungsfonds (IWF), im Financial Stability Board (FSB) und in der Organisation für wirtschaftli- che Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD).
Wieso führen die Delegierten für Wirtschaftskontakte der SNB quartalsweise Gespräche mit KMUs und Grossunternehmen durch?
Was ist eine expansive Geldpolitik und wann wird sie hauptsächlich angewendet?
Wenn eine Zentralbank (in der Schweiz: Schweizerische Nationalbank, SNB) eine expansive Geldpolitik betreibt, so bedeutet dies, dass sie die verfügbare Geldmenge bei den Geschäftsbanken erhöht. Dadurch können diese verstärkt Kredite vergeben. Als Folge des höheren Kreditangebots sinken die (kurzfristigen) Kreditzinsen, was sich positiv auf die Kreditnachfrage auswirkt. Die kreditfinanzierten Ausgaben bei Konsum- und Investitionsgü- tern nehmen zu, was schliesslich die Produktion und den Beschäftigungsgrad erhöht. Die Kehrseite einer expan- siven Geldpolitik der Nationalbank ist ein Ansteigen der Inflation, was wiederum negative Auswirkungen auf eine Volkswirtschaft haben kann. Denn eine hohe Inflation und Deflation sind „Gift“ für die Entwicklung einer Wirt- schaft, eine schwach ansteigende Teuerung jedoch ist vorteilhaft.
Massnahmen expansiver Geldpolitik werden oft in Rezessionen umgesetzt, um die Wirtschaft anzukurbeln.
Wie kann die SNB wieder Liquidität vom Markt abschöpfen?
- Erhöhung der Leitzinsen
- Ausgabe von Schuldverschreibungen, den SNB Bills
- Verkauf von Devisen (gegen CHF)
Was ist das geldpolitische Konzept?
Das geldpolitische Konzept beschreibt, wie die Nationalbank ihren gesetzlichen Auftrag zu erfüllen beabsichtigt. Es besteht aus drei Elementen: einer Definition der Preisstabilität (bei 0% bis 2%), einer bedingten Inflations- prognose über die nächsten zwölf Quartale und einem Zielband für den Referenzzinssatz, den Libor (London Interbank Offered Rate) für dreimonatige Anlagen in Franken.
Wie reagiert die SNB konventionell, wenn die Wirtschaft vor einer Krise steht?
Die SNB steuert die Konjunktur über die Zinspolitik. Sie senkt den Leitzinssatz in Richtung 0 %.
Leitzinsen geben an, unter welchen Bedingungen sich Kreditinstitute bei Noten- und Zentralbanken Geld leihen können. Dadurch können die Währungshüter auf wirtschaftliche Gegebenheiten reagieren, um die Inflation ein- zudämmen und das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.
Nennen und beschreiben Sie fünf Beispiele für eine unkonventionelle Geldpolitik?
- QE – Staatsanleihen und Unternehmensobligationen aufkaufen: Zentralbanken kaufen Staatsanleihen oder Unternehmensobligationen auf, senken damit die langfristigen Zinsen und kurbeln somit die Wirtschaft an
- Forward Guidance – Kommunikationsform: Zentralbanken geben ihre mittel- bis langfristigen Absichten und Einschätzungen der Konjunktur bekannt, um die Erwartungshaltung des Publikums zu beeinflussen
- Negativzinsen (z.B. in Dänemark, Eurozone, Schweiz, Schweden und Japan): Zentralbanken setzen Leit- zinsen unter 0%Wechselkurspolitische Motivation (d.h. eigene Währung abwertenExporte ankurbeln) oder investitionspolitischer Hintergrund (d.h. Investitionen ankurbeln) möglich
- Mindestkurse: Zentralbanken legen einen Wechselkurs fest (z.B. CHF / Euro), der nicht unterschritten wer- den darf, ansonsten intervenieren die Zentralbanken am Devisenmarkt
- Helikopter-Geld: Unternehmen und/oder Privaten wird kostenlos Geld abgegeben mit dem Ziel, Investitio- nen anzuregen und damit die Konjunktur zu beeinflussen
Nenne die zwei verschiedenen Pfeiler der aktuellen Geldpolitik der SNB.
- Die SNB haben den Zinssatz auf den Girokonten der Geschäftsbanken gesenkt. Dieser beträgt -0.75%. Mit diesem Ansatz, Negativzinsen das Halten von CHF gegenüber Fremdwährungen deutlich teurer resp. unat- traktiv.
- Die SNB ist bei Bedarf am Devisenmarkt tätig.
Warum hat die SNB die Negativzinsen eingeführt? Wählen Sie die richtige(n) Antwort(en) und begründen
Sie.
Was verspricht sich die SNB aus der Einführung der Negativzinsen?
Der Negativzins der Nationalbank (SNB) wird auf Girokontogutha- ben von Geschäftsbanken bei der SNB erhoben - also auf das An- legen von Gelder der Schweizer Geschäftsbanken bei der National- bank. Der Negativzins wird allerdings nur auf jenem Teil des Giro- kontoguthabens erhoben, der einen von der SNB bestimmten Frei- betrag überschreitet. Die Höhe des Freibetrags orientiert sich am Mindestreserveerfordernis und wird pro Bank von der SNB individu- ell festgelegt.
Durch die Negativzinsen
(a) sind Anlagen in CHF für ausländische Investoren unattraktiver. Die SNB schafft mit den Negativzinsen eine „künstliche“ Gewinnspanne (siehe Abbildung links). Dadurch wird es für die Anleger teurer, CHF zu halten und sie investieren lieber in den Euro. Das nimmt Druck vom CHF.
(b) können Schweizer Banken ihre (überschüssige) Liquidität nicht mehr so einfach bei der SNB „parkieren“. Sie sollen diese finanziellen Mittel über Kredite an die Wirtschaft weitergeben und damit Investitionen auslösen.
(b) werden Schweizer institutionelle Anleger (v.a. Pensionskassen) vermehrt dazu gezwungen (durch Weiterver- rechnung der Negativzinsen der Banken), ihre Gelder nicht als Bargeld zu halten, sondern in andere Anlagen zu investieren (z.B. Aktien, Immobilien, etc.). Dadurch sollen Impulse für die Realwirtschaft ausgelöst werden.
Weshalb stösst die Negativzinspolitik der SNB an ihre Grenzen?
Bei (hohen) Negativzinsen auf den Sparkonti bei Geschäftsbanken besteht für den Sparer kein Anreiz mehr, sein Geld auf ein Girokonto anzulegen. Er flüchtet ins Bargeld und entzieht sich so den Negativzinsen. Es be- steht die Gefahr, dass dem Kreditmarkt Mittel entzogen werden und es damit für Unternehmen schwieriger wird, Investitionsvorhaben zu finanzieren.
Was ist das sogenannte Helikopter-Geld? Worin bestehen die Chancen und Risiken?
Geld für alle von den Notenbanken
Der Gedanke hinter dem Helikoptergeld ist simpel: Die Notenbank soll nicht mehr über Geschäftsbanken Geld in die Wirtschaft „pumpen“, da das Geld so offenbar nicht wie gewünscht in der Wirtschaft ankommt. Das Geld soll ohne Umwege direkt den Bürgerinnen und Bürgern ohne Gegenleistung verteilt werden. Diese geben dann das „geschenkte“ Geld aus und sollen die Wirtschaft wieder in Schwung bringen, d.h. die Konsumausgaben sollen kurzfristig gesteigert werden.
Wenn das Helikopter-Geld einmalig ausgeschüttet wird, ist eine eher bescheidene Auswirkung auf die Konsum- ausgaben und Konjunkturstützung zu erwarten. Wird das Helikopter-Geld mehrmalig verteilt, besteht die Gefahr einer höheren Inflation. Auch kann der Ruf einer unabhängigen Zentralbank nachhaltig geschädigt werden, wenn Helikopter-Geld als politisches Konjunkturprogramm „missbraucht“ wird (v.a. Wahlen z.B.).
In der Schweiz lässt sich das Helikopter-Geld aufgrund des rechtlichen Rahmens nicht ohne weiteres umsetzen.
Welche Folgen hat Finanz- und Wirtschaftskrise 2007/2008 auf die Fiskal- und Geldpolitik?
Fiskalpolitik (Staaten): Die Krise hat zu einer massiven Erhöhung der Staatsverschuldung geführt, die sprunghaft angestiegen ist. Grund sind die zusätzlichen Ausgaben für Konjunkturprogramme. Viele (europäische) Staaten haben nun eine höhere Staatsverschuldung als sie sich eigentlich gesetzt bzw. dazu verpflichtet haben. Gemäss den Maastrichter Konvergenzkriterien soll die Staatverschuldung, gemessen am BIP, einen Wert von 60 % nicht überschreiten. Die Schweiz liegt momentan unter diesem Wert.
Geldpolitik (Zentralbanken): Die Zentralbanken haben ihre Leitzinsen stark gesenkt, worunter auch die Negativ- zinsen der SNB seit anfangs 2015 fallen. Diese stellen eine unkonventionelle Form der Geldpolitik dar. Der Ein- satz unkonventioneller Formen der Geldpolitik wurde erst durch die Krise notwendig. Die Zentralbanken sahen sich gezwungen, zu unkonventionellen Mitteln zu greifen, da die konventionelle Geldpolitik nicht mehr in ausrei- chendem Masse gewirkt hat.
Was ist an einer hohen Staatsverschuldung problematisch? Wie hat sich die Staatsverschuldung in der Schweiz entwickelt?
An einer hohen Staatsverschuldung ist problematisch, dass der finanzielle Handlungsspielraum eingeschränkt ist, wenn der Staat wegen seiner Schulden zentrale Aufgaben nicht mehr oder nur bedingt erfüllen kann. Grund: Ein grosser Teil der laufenden Ausgaben eines Staats muss für die Schuldzinsen und Schuldtilgung verwendet werden. Eine hohe Schuldenquote belastet sowohl die heutige als auch zukünftige Generationen, da Zinszah- lungen beträchtliche finanzielle Mittel binden.
Staatsverschuldung (in % d. BIP) in der Schweiz: 50%, tendenziell abnehmend, im internationalen Vergleich steht die Schweiz bezüglich Staatsverschuldung besonders gut da (vgl. Abbildung)
Welche Linie zeigt die Veränderung der Staatsverschuldung für die Schweiz an (von 2000 – 2014)? Wie interpretieren Sie die Linie, die Sie gewählt haben?
Die rote Linie zeigt die Veränderung der Schweiz von 2000 – 2014 an.
- Gemäss den Maastricht-Regeln ist eine Staatsverschuldung von maximal 60% anzustreben. Die Schweiz ist trotz der Weltwirtschaftskrise (ab 2007/2008) unterhalb diesem Grenzwert geblieben. Sie konnte sogar Schulden tilgen und liegt momentan bei rund 50%, was ein sehr guter Wert ist.
Welche Risiken ergeben sich für die SNB aufgrund des aktuellen Verhältnisses der Bilanzsumme in Pro- zent des BIP?
Bilanzsumme der SNB in Prozent des BIP ist über 100% gestiegen und daraus ergeben sich 2 Risiken:
- erhebliches Gewinn- und Verlustpotential entsteht
- wenn die SNB das Geld nicht rechtzeitig wieder abschöpfen kann, entsteht eine Inflationsgefahr
Was würde geschehen, wenn plötzlich alle Menschen innerhalb eines Staates gleichzeitig ihr Geld von der Bank abheben wollten?
Die Banken würden in grosse Schwierigkeiten geraten, weil sie nur einen Teil der Spargelder als Reserve zu- rückbehalten. Zwar könnten sich die Banken bei der Nationalbank Geld beschaffen. Bei einem Ansturm auf die Schalter würde dies aber nicht reichen. Nationalbank und Banken müssten Notmassnahmen ergreifen. In einer gesunden Wirtschaft mit einem gut funktionierenden Bankensystem ist so eine Situation aber sehr unwahr- scheinlich, in Krisensituationen aber nicht auszuschliessen.
Am 6. September 2011 wurde der Mindestkurs für den Euro eingeführt, am 15. Januar 2015 jedoch wieder abgeschafft. Warum wurde der Mindestkurs eingeführt und weshalb nach knapp 3.5 Jahren wieder abge- schafft?
Vom 6. September 2011 bis zum 15. Januar 2015 diente ein Mindestkurs gegenüber dem Euro als zusätzliches operatives Ziel zur Umsetzung der Geldpolitik. Er wurde in einer Ausnahmesituation eingeführt, als der Franken massiv überbewertet war und grösste Verunsicherung über die Entwicklung der Weltwirtschaft und der Finanz- märkte herrschte. Insbesondere waren die Exportindustrie und der Tourismus vom starken Franken in ihrer inter- nationalen Wettbewerbsfähigkeit negativ betroffen. Der Mindestkurs stellte für die Nationalbank ein wichtiges Instrument dar, um eine unerwünschte Verschärfung der monetären Rahmenbedingungen mit negativen Konse- quenzen für die Realwirtschaft (Absatzprobleme im Ausland, Abbau von Arbeitsplätze im Inland) zu verhindern.
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Die Aufrechterhaltung des Mindestkurses war allerdings mit erheblichen Devisenkäufen und einer ausseror- dentlich starken Ausweitung der Bilanz der Nationalbank verbunden.
Mitte Januar 2015 war der Franken zwar hoch bewertet, aber die Überbewertung hat sich seit Einführung des Mindestkurses insgesamt reduziert. Die Wirtschaft konnte die Phase des Mindestkurses nutzen, um sich auf die neue Situation einzustellen. Die Unterschiede in der geldpolitischen Ausrichtung der bedeutenden Währungs- räume haben sich im Zeitraum von 2011 bis 2015 markant verstärkt: Der Euro hat sich gegenüber dem US-Dol- lar deutlich abgewertet, wodurch sich auch der Franken zum US-Dollar abgeschwächt hat. Vor diesem Hinter- grund ist die Nationalbank zum Schluss gekommen, dass die Durchsetzung und die Aufrechterhaltung des Euro- Franken Mindestkurses nicht mehr gerechtfertigt sind. Der Entschluss, den Mindestkurs aufzugeben, bedeutet primär, dass die SNB den Franken nicht zu einem Quasi-Euro werden lässt (keine Quais-Anbindung an den Euro), sondern zu einer eigenständigen Geldpolitik mit flexibleren Wechselkursen zurückkehrt.
Welche Auswirkungen hatte der Mindestkurs für die Bilanz der SNB?
Die Aktiven stieg bis im Jahr 2015 auf ungefähr 650 Mrd. CHF an. Dies ist ca. 3 Mal so viel wie im Jahr 2009. Die Goldreserven blieben über die letzten Jahre auf einem konstanten Niveau, jedoch stieg die Zahl von Devi- senanlagen stark an. Die Devisenkäufe waren notwendig, um den Mindestkurs bei 1.20 zu halten. Die Devisen- anlagen machen heute mehr als 90% der Aktiven aus.
Weitere Aktiven sind: Forderungen aus dem Repogeschäften in CHF sowie UDS, Wertschriften in CHF, Darle- hen an den Stabilisierungsfonds, Guthaben aus Swap-Geschäften gegen Franken sowie Sonstige Aktiven
Welche Vorteile hat die Aufhebung des Mindestkurses für die Konsumenten und die Unternehmen in der Schweiz?
- Konsumenten: Produkte und Dienstleistungen im Ausland sind verhältnismässig günstiger als in der Schweiz (z.B. Ferien im Ausland, Einkaufen im grenznahen Ausland)
- Unternehmen: Firmen müssen für Importgüter aus dem Ausland weniger bezahlen
Weshalb wurde der Mindestkurs nicht schrittweise aufgehoben?
Die Nationalbank hat den Mindestkurs per sofort aufgehoben, um Spekulanten im Markt davon abzuhalten, aus einer schrittweisen Auflösung des Mindestkurses Spekulationsgewinne zu erzielen.
Wie reagierten Schweizer Unternehmen auf die Aufhebung des Mindestkurses? Erläutern Sie stichwortartig.
- Senkung des Personalbestandes
- Personalstopp
- Reduktion der inländischen Einkaufpreise
- Verstärkte Einkäufe im Ausland
- (Teil)-Verlagerung der Geschäftstätigkeit ins Ausland
- Reduktion der Investitionen im Inland
- Innovation/Optimierung von Prozessen
- Optimierung Markt-/Produkt-/Währungsmix
Ein Jahr nach der Aufhebung des Mindestkurses konnte eine erste Bilanz gezogen werden. Einer Auswer- tung mit 182 Unternehmungen zufolge sind die Branchen unterschiedlich betroffen. Welche Branchen litten am meisten resp. wenigsten unter der Aufhebung des Mindestkurses und wie sieht die Bilanz insgesamt aus?
- Industrie (über 80% klar negative oder eher negative Effekte)
- Dienstleistungen (ca. 70% klar negative oder eher negative Effekte)
- Baubranche reagierten am positivsten auf die Aufhebung
- Insgesamt: Die Schweizer Wirtschaft hat nach ersten Auswertungen die Aufgabe des Mindestkurses be- merkenswert gut verkraftet (etwas über 30% klarer negative Effekte)
Weshalb hatte die Aufhebung des Mindestkurses bei der Branchenbefragung der SNB einen solch positi- ven Effekt auf die Baubranche?
Was ist eine Inflation? Was ist eine Deflation?
Inflation:
- Eine allgemeine und anhaltende Erhöhung des Güterpreisniveaus
- Minderung der Kaufkraft des Geldes
- Wertzerfall des Geldes
Deflation:
- Allgemeines Preisniveau sinkt über länger andauernden Zeitraum
Was passiert, wenn die Preise nicht stabil sind und warum ist Preisstabilität wichtig?
Ein anhaltender Anstieg / Rückgang des Preisniveaus bedeutet Inflation / Deflation und beeinträchtigt die Ent- wicklung einer Volkswirtschaft. Denn bei stark schwankenden Preisen (Inflation / Deflation)
- wird die Steuerungsfunktion des Preises für die Produktion und den Verbrauch der einzelnen Güter beein- trächtigt (Ressourcen können bei stabilen Preisen am produktivsten eingesetzt werden).
- werden die Entscheide der Konsumenten und Produzenten zusätzlich erschwert (stabile Preise lassen sich leichter vergleichen, und dadurch wird der Konsumentscheid einfacher; Produzenten können Entscheidun- gen über Investitionen auf der Grundlage verlässlicher Informationen treffen)
- treten unerwünschte Umverteilungen von Einkommen und Vermögen auf (von Gläubiger zu Schuldner).
Warum war die Teuerung im letzten Jahr negativ?
Die Hauptursache war die Verbilligung der Importgüter sowie der Zerfall des Erdöls.
Weshalb ist eine Deflation nicht wünschenswert?
Für einen Staat kann eine andauernde Deflation gefährlich sein, da der Konsum sowie Investitionen und der Ex- port einbrechen resp. auf einen späteren Zeitpunkt verschoben würden. Unternehmen wären gezwungen die Preise zu senken und würden somit einen höheren Kostendruck verspüren. Dies kann die Gesamtwirtschaft in eine Rezession führen.
Welche Auswirkungen hätte der Brexit für den Franken und die SNB?
Durch den Brexit (= möglicher Austritt Grossbritanniens aus der EU) würde der Schweizer Franken wieder als sicheren Hafen gelten und somit an Wert gewinnen. Die SNB müsste, um den Kurs zu halten, voraussichtlich wieder Devisen kaufen und/oder einen noch höheren Negativzins ansetzen, damit der Franken «unattraktiv» bleibt.
Was ist ein antizyklischer Kapitalpuffer und welche Ziele werden damit verfolgt?
Der antizyklische Kapitalpuffer ist eine präventive Massnahme, welche die Banken verpflichtet, ihr Eigenkapital aufzustocken, wenn sich Fehlentwicklungen am Kapitalmarkt aufbauen.
Ziele: Der antizyklische Kapitalpuffer soll den Bankensektor vor den Folgen eines exzessiven Kreditwachstums schützen und die Attraktivität der Kreditvergabe reduzieren