Entwicklungspsychologie (Wiki)

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Kartei Details

Karten 89
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 15.02.2016 / 12.07.2019
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Bindungstheorie:

a. Theoretische Einbettung : eine psychologische Theorie, zentrale Rolle von Beziehungen für die lebenslange Entwicklung => eine soziogenetische Theorie
b. Zentraler Aspekt: psychische Funktionen "Selbst" sind sozialen Ursprungs
c. Definition „Bindung" : ein sich in der frühen Entwicklung etabliertes emotionales Band zwischen dem Kind und einer Bezugsperson/Bindungsperson (v.a. Mutter)
d. Begriffsverständnis bzw. -unterscheidung:
Bindungssystem: physische Nähe und psychologische Verfügbarkeit einer Bindungsperson aktiviert und reguliert entsprechendes Bindungsverhalten,
Bindungsverhalten: Das wird nur bei wahrgenommener Bedrohung aktiviert und sichtbar (Kind weint und sucht die Mutter),
Explorationsverhalten: Erkundungsverhalten, möglich wenn die Bindungsperson da ist "sichere Bindung
e. Funktion des Bindungssystems: angeboren, in kritischen Momenten Schutz und Sicherheit zu suchen, je nachdem wie die Bezugsperson sich dann verhält, gibt es interindividuelle Unterschiede.  Kinder sind maximal auf Fürsorge angewiesen --> Überleben der Art sichern 

Beschreibung des Regelkreisprinzips von Explorations- und Bindungssystem

Exploration- und Bindungssystem sind komplementär
Unter Stressbedingungen wird das Explorationsverhalten unterbrochen und das Bindungsverhalten aktiviert (Regelkreis-Prinzip)

Beziehung zwischen Fürsorgesystem und Bindungssystem

Beide sind aus der Evolution hervorgegangen
Das Bindungssystem des Kindes korrespondiert mit dem Fürsorgesystem der Bezugsperson.
Beide sind da um die Bedürfnisse des Kindes nach Nähe und Sicherheit zu befriedigen.

Was ist mit der Aussage gemeint: „Das Bindungssystem ist umweltstabil"?

Das Bindungssystem ist genetisch gegeben. Jedes Kind entwickelt im 1. Lebensjahr eine personenspezifische Bindung.
(Die Bindungsqualität ist umweltlabil, je nach Interaktionserfahrungen zwischen Mutter und Kind)

Phasen der Bindungsentwicklung

0-3 Monate: einfache, sofort aktivierbare Verhaltenssysteme sind wirksam; Bindungsverhalten bei jeder Person;angeborene Signale um Bedürfnisbefriedigung zu erreichen

3-6 Monate: einfache, sofort aktivierbare Verhaltenssysteme sind wirksam und richten sich ab dem 4. Monat langsam auf spezifische Personen; zunehmend spezifische Reaktionen auf vertraute Personen; Entwicklung spezifischer Erwartungen an das Verhalten der Bezugsperson

6Mon-3Jahre: spezifische Bindung des Kindes an einige wenige Bezugspersonen tritt deutlich in Erscheinung:

Bindungsverhaltenssystem wird zielorientiert auf die Nähe zur Bindungsperson hin orientiert;

aktive Bezugsaufnahme zur Bezugsperson; Protest bei Trennungen; Spannung in Anwesenheit von Fremden

ab 3. Jahr: -Ziel- "korrigierte" Partnerschaft zw. den Bindungspartnern; mit wachsenden kognitiven Fähigkeiten gewinnt das Kind durch Beobachtung und Erfahrung Einblick in die Motive, Gefühle und Interessen der Bindungsperson und berücksichtigt dies zunehmend bei der Verwirklichung der eigenen Pläne und Absichten; entstehen eines inneren Arbeitsmodells zur Bindungsrepräsentation;akzeptieren von Trennungssituationen

Fremde-Situation-Test (Strange Situation Test, SST) von Mary Ainsworth

a. Beschreibung der einzelnen Schritte
Mutter und Kleinkind (z.B. ein Jahr alt) betreten einen Beobachtungsraum mit einer Einwegscheibe (mit anderen Worten: man kann von draußen sehen, was drinnen geschieht, aber nicht umgekehrt). In diesem Raum mit Spielzeug und zwei Stühlen finden nacheinandern acht dreiminütigen Episoden statt

b. Klassifizierung der Bindungsmuster (Interaktionsstil der Mütter)

Hier wird die Qualität der Bindung den Bindungsklassen sichere Bindung, vermeidendunsichere

Bindung, ambivalent-unsichere Bindung und ihren Unterklassen zugeordnet.

Was sind „Internale Arbeitsmodelle" (Internal Working Models of „Self" and „Other”)?
 

Eine dynamische Repräsentation des eigenen "Selbsts" und der Bindungsperson: sie steuern, regulieren, sagen vorher --> sind aktiv
internale Arbeitsmodelle: Arbeitsmodelle der eigenen Person und der Bindungsperson sind komplementär
"Andere" ist emotional verfügbar, unterstützt Exploration <----> "Selbst" Person fühlt sich wertgeschätzt/kompetent
Internale Arbeitsmodelle gelten als
- entwicklungspsychologische Vorraussetzung (Objektpermanenz, theory of mind etc.)
- Veränderung und Resistenz gegenüber Veränderungen (Assimilation, Akkommodation)
Solche innere Arbeitsmodelle bleiben das ganze Leben lang stabil.

Möglichkeiten zur Erfassung von !Bindungsqualitäten bei älteren Kindern und Erwachsenen

a. Methode
Kinder: Das Kind (4-5 Jahre alt) muss ein Puppenspiel zu Ende spielen.
Erwachsene: Adult Attachment Interview von George, Kaplan und Main (1985) AAI
b. Auswertung
Kinder: Es wird analysiert, wie die Kinder die Geschichte zu Ende spielen -> daraus wird auf das Bindungsmuster geschlossen.
Erwachsene: richtet sich auf die Formaspekte der Schilderung der Beziehung, nicht auf die Inhalte

Klassifikation der 4 Bindungsstile im AAI

1) sicher-autonom (Wertschätzung der Beziehung)
2) unsicher-distanziert (etwas stimmt nicht - es ist zu verschönert)
3) unsicher-verwickelt (ärgerlich, verstrickt, Vorwürfe)
4) unverarbeitet-traumatisiert (traumatische Erlebnisse)

Selmans fünf Stufen der Entwicklung des Freundschaftskonzepts

0: Freundschaft als momentane physische Interaktion

1: Freundschaft als einseitige Hilfestellung

2: Freundschaft als Schönwetter-Kooperation

3: Freundschaft als intimer gegenseitiger Austausch

4: Freundschaft als Autonomie und Interdependenz

Gründe für das Zerbrechen von Freundschaften (Argyle & Henderson)

Eifersucht auf oder Kritik an Ihren Beziehungen zu Dritten 57%

Mit anderen über vertraulich Mitgeteiltes reden 56%

Nicht freiwillig Hilfe anbieten, wenn sie benötigt wird 44%

Kein Vertrauen in Sie zeigen 44%

Öffentliche Kritik an Ihnen üben 44%

Keine positive Wertschätzung Ihrer Person zeigen 42%

Sich nicht in Ihrer Abwesenheit für Sie einsetzen 39%

Nicht tolerant gegenüber Ihren übrigen Freunden sein 38%

Keine emotionale Unterstützung zeigen 37%

An ihnen herumnörgeln 30%

Stimmungsverläufe in Freundschaften

Lambertz untersuchte nur Frauenfreundschaften mittels Tagebucheinträgen

-Zeitreihenanalysen von Stimmumgsverläufen

-über die sich emotionale Interaktionen und Konfliktverläufe erfassen lassen

-Ermittlung durch standartisiertes Doppeltagebuch: Berechnung von zeitl. versetzte Kreuzkorrelationen, die Hinweise auf die Richtung der gegenseitigen stimmungsmäßigen Beeinflussung geben können

-erfasst werden Probleme, Streitigkeiten, Selbstbild, Kontakthäufigkeit, Selbst-und Fremdbild durch standadisiere Doppel-Tagebuch- Methode

Hauptergebnisse der Untersuchung von Lambertz

- Kritik an der Freundin gab es selten
- Konflikte wurden selten benannt
- face to face Gespräche
- gegenseitige Einflussnahme
- eine tatsächliche Einflussnahme stimmte nicht mit den Angaben der Dominanz überein
- grosse Neigung von den eigenen Empfindungen auf die der Freundin zu schliessen
- Wahrgenommene Ähnlichkeit ist wichtiger als die tatsächliche Ähnlichkeit

Dreiecks-Theorie der Liebe von Sternberg

Leidenschaft: physische Anziehung, sexuelle Befriedigung
Entscheidung: Verpflichtung = commitment als Beziehung durch Treue, Fürsorge zu erhalten
Intimität: Gefühle der Nähe, Vertrautheit

die 3 Komponenten können unterschiedlich gewichtet werden:

- Intimität und Leidenschaft = romantische Liebe
- Intimität und Bindung = partnerschaftliche Liebe
- alle 3 = vollständige Liebe

Liebestile nach Lee

3 Primärtypen:
Eros (romantische Liebe),
Ludus (spielerische Liebe),
Storge (freundschaftliche Liebe)

3 Sekundärtypen (Mischformen):
Mania (besitzergreifende Liebe),
Pragma (pragmatische Liebe),
Agape (altruistische Liebe)

Beziehung zwischen Bindungsstil sowie Partner-und Selbstbild nach Bartholomew

Bartholomew hat 1990 ein zweidimensionales Modell der Bindungen vorgeschlagen.

Nur wenn ich den Partner und mich selbst positiv sehe, kommt es nach Bartholomew zum sicheren Bindungsstil; sind Selbstbild und Partnerbild negativ, ist die Bindung ängstlich-vermeidend. Solche Personen haben in der Vergangenheit Zurückweisungen erlebt, sie leben in der Angst vor weiterer Zurückweisung und sind sozialen Beziehungen gegenüber überhaupt skeptisch. Ist das Selbstbild positiv und das Bild vom Partner negativ, kommt es zum gleichgültig-vermeidenden, abweisenden Bindungsstil. Ist das Partnerbild positiv, aber das Selbstbild negativ, kommt es zum besitzergreifenden (ängstlich-ambivalenten) Bindungsstil. Das Bindungsverhalten dieser Personen ist bestimmt durch unsensibles, inkonsistentes Verhalten, bedingt durch das Gefühl der eigenen Unsicherheit und Wertlosigkeit.

Vermeidung und Angst als Grundlage der Bindungsstile

- Angst niedrig + Vermeidung niedrig = sicherer Bindungsstil
- Angst hoch + Vermeidung niedrig = verstrickter Bindungsstil
- Angst niedrig + Vermeidung hoch = abweisender Bindungsstil
- Angst hoch + Vermeidung hoch = ängstlicher Bindungsstil

Entwicklungsphasen romantischer Liebe nach Seiffge-Krenke

1. Initiationsphase (ca. 11-13 Jahre)

2. Status-Phase (ca. 14-16 Jahre)

3. Affection-Phase (ca. 17-20 Jahre)

4. Bonding-Phase (ca. ab 21 Jahre)

Attraktivität von Gesichtern: hormonelle Hintergründe

Ein maskulines Gesicht zeugt von hohem Testosteron (Sexualhormon), der Kiefer ist kantiger, die Lippen schmaler und die Brauen sind buschig
Frauen bevorzugen Männer mit feminineren Aussehen und Männer bevorzugen eher weibliche Frauen (Östrogen)

Hormone (Oxytozin, Vasopressin) und Monogamie bei Präriewühlmäusen

Geruchsbotenstoff "Pheromone" = steuert die Paarbildung
Präriewühlmäuse sind monogam, es gibt aber auch nicht-monogame Wühlmausarten
-Während der Paarung wird bei den Weibchen Oxytozin und bei den Männchen Vasopressin wirksam und es kommt zu einer lebenslangen Bindung

-wird im Labor die Ausschüttung der beiden Hormone durch Injektion hemmender Substanzen verhindert, kommt es zwar auch zu Sexualkontakten, aber zu keiner Bindung zw. den Partnern

-umgekehrt führt die künstliche Verarbeitung der beiden Hormone auch ohne vorausgehende Paarungen zu dauerhafter Bindung zw. Weibchen und Männchen

Ähnlichkeiten zwischen romantischer Liebe und Mutterliebe aus gehirnphysiologischer Sicht

In einer weiteren Studie verglichen Bartels und Zeki (2004) romantische Liebe mit Mutterliebe. 20 Mütter, im Durchschnitt 34 Jahre alt, wurden u.a. um Fotos ihres Kindes, eines etwa gleich alten anderen Kindes, von ihrer besten Freundin und einer Bekannten gebeten. Bei der fMRT-Untersuchung ergaben sich erstaunliche Ähnlichkeiten (allerdings auch einige Unterschiede) zu den Bildern, die sich bei der Untersuchung zur romantischen Liebe (Bartels & Zeki, 2000) ergeben hatten.

Modell von Karney und Bradbury

-das Modell beschreibt die Wechselwirkungen zw. überdauernden Eigenschaften der Partner, belastenden Ereignissen und den Anpassungs- und Bewältigungsprozessen, die sich auf die Zufriedenheit und Stabilität der Partnerschaft auswirken

-die Anpassungsprozesse und die Paarzufriedenheit beeinflussen sich gegenseitig

Dyadisches Coping

Als dyadisches Coping wird eine bestimmte Art der gemeinsamen Stressbewältigung in Partnerschaften bezeichnet, die sich v.a. dadurch auszeichnet, dass die Partner besondere Belastungen gegenseitig erkennen, sich gegenseitig unterstützen bzw. versuchen, die Belastungen gemeinsam zu meistern.

Apokalyptische Reiter nach Gottman

Fünf negative Kommunikationsformen, die sich in eine Bezeihung einschleichen und diese schrittweise ruinieren können:

1. Kritik

2. Rechtfertigung

3. Verachtung

4. Rückzug

5. Machtdemonstration

Was ist wichtig für gelingende Paarbeziehungen?

5 Liebesformeln nach Kast (2006):

1. Zuwendung

2. Wir-Gefühl

3. Akzeptanz

4. Positive Illusionen

5. Aufregung im Alltag

Begriffsverständnis: Moral, Ethik

Moral:

normativ: SB S. 15 Normenvergleich (was ist richtig)

deskriptiv: moralisches Urteil (keine Wertung)

 

Definition: (SB S. 15)

- philosophische Lehre von der Sittlichkeit

- das sittliche Verhalten eines einzelnen oder einer Gruppe

- System von auf Tradition, Gesellschaftsform, Religion beruhenden sittlichen Grundsätzen und Normen, das zu einem bestimmten Zeitpunkt das zwischenmenschliche Verhalten reguliert

 

Ethik:

normativ: konkrete Verhaltensweisen und der Zusammenhang zu unterschiedlichen Normen und Werten ist eine Frage der Ethik (Philosophie)

deskriptiv: ??

Drei moralpsychologische Perspektiven: kognitiv, situativ, emotional

kognitiv: Wie beeinflusst DAS DENKEN unsere Moral?

situativ: Wie beeinflussen DIE UMSTÄNDE unsere Moral?

emotional: Wie beeinflussen UNSERE GEFÜHLE unsere Moral?

Begriffsverständnis: Assimilation, Akkommodation, Aquilibration

Assimilation: (SB S. 32) Ähnlichmachung, Anpassung der Umwelt an den Organismus

Akkommodation: Angleichung/Anpassung: Der Organismus passt sich den Umweltgegebenheiten an

Gemäss Piaget: Assimilation = die Integration neuer Informationen in vorhandene Strukturen -> quantitativer Zuwachs an Informationen

Akkommodation = eine Veränderung der kognitiven Struktur durch neue Informationen

Aquilibration = beide Prozesse stellen Teilkomponenten der Anpassung (Adaption) des Individuums an die Umwelt das

Ziel: die Herstellung immer adäquaterer Gleichgewichtszustände ("Aquilibration") zwischen Individuen und der Umwelt. (SB S. 33)

Piagets Stadien der kognitiven Entwicklung

- sensumotorisches Stadium (Säugling)

- Stadium des präoperationalen Denkens (2-7 Jahre)

- Stadium der konkreten Operationen (Schulalter)

- Stadium der formalen Operationen 

 

 Piaget: Heteronome und autonome Moral

heteronom = unselbstständig, abhängig

autonom = unabhängig, eigenständig

 

Kohlbergs Klassifikation des moralischen Urteils in Ebenen (3) und Stufen (6) 

a. Kurzcharakterisierung jeder Stufe

b. Beispiele für das Denken auf unterschiedlichen Stufen

Kohlbergs Klassifikation des moralischen Urteils (Tabelle S. 55)

 Empirische Untersuchungen zur Theorie Kohlbergs - wichtigste Ergebnisse der Längsschnittstudie

Stufe 1 (meistens 10-Jährige)

Stufe 2/3 (13-14 Jährige)

Stufe 3 (16-18 Jährige)

Stufe 3/4 (20-36 Jährige)

Stufe 4 (ab 36 Jahren)

nicht alle erreichen eine höhere Stufe. Höhere Stufen korrespondieren mit höherem Alter

 

Empirische Untersuchungen zur Theorie Kohlbergs - empirisch belegte Kernannahmen 

I. Personen ziehen moralische Argumente höherer Stufen denen niedriger Stufen vor

II. Moralische Argumente, die das eigene Niveau weit übersteigen, können NICHT mehr sicher differenziert werden

III. Es gibt KEINE Person mit idiosynkratrischen (=von unüberwindlicher Abneigung erfüllt und entsprechend auf jemanden, etwas reagierend) Urteilspräferenzen

 

 Kompetenz und Performanz in Bezug auf das moralische Urteilen

erworbene Kompetenzen aus einer Vorstufe können reaktiviert werden und geben uns so die Fähigkeit der moralischen Urteile auf allen bereits durchlaufenen Stufen.

SB S. 80: Entwicklung von logischem Denken (Piaget) ist eine notwendige, nicht hinreichende Bedingung für die Entwicklung der sozialen Perspektive.

Kompetenz = das höchstmögliche Entwicklungsniveau

Performanz = das tatsächliche in einer konkreten Situation erreichte Niveau bei veränderten Bedingungen, unverändernd bleibend (dauerhaft)

 

Was ist eine „invariante Entwicklungssequenz"? Kann man in der moralischen Urteilsentwicklung eine Stufe überspringen? Kann man auf frühere Stufen zurückfallen?

Die Entwicklung verläuft sequentiell Stufe zu Stufe bis zum individuellen Endpunkt.

Kann man in der moralischen Urteilsentwicklung eine Stufe überspringen? NEIN!! Man muss sich ein Treppenbauer vorstellen, eine Treppe gemauert bedeutet eine Urteilsstufe erreicht, baut man die zweite Treppe um die 2. Stufe zu erreichen etc.

Die Stufe die wir als letzte bauen, ist die höchste Stufe, die wir erreichen / erreicht haben.

Kann man auf frühere Stufen zurückfallen? Man kann alle erbauten Stufen benutzen, herunter und hoch gehen. Wir sind die Treppenbenutzer, unserer gebauten Stufen. Die letzte gebaute Stufe ist die höchste. Wir können je nach Problem auf jeder Stufe sein. (Zum Beispiel werden wir mit einem Kind auf einen niedrigeren Stufe reden als mit einem Erwachsenen)

 

Vier-Komponenten-Modell der Entstehung moralischen Verhaltens (Rest, 1986)

Komponente 1:

Interpretation der Situation

Wie beeinflussen meine Handlungen das Wohlergehen anderer.

Komponente 2:

Formulieren, was eine moralische Handlungsweise sein würde; das moralische Ideal in einer spezifischen Situation identifizieren.

Komponente 3:

Unter den konkurrierenden Idealen, das auswählen nachdem man sich richtet.

Entscheiden, ob man versuchen soll, sein moralisches Ideal zu erfüllen oder nicht.

Komponente 4:

Durchführen und Vollenden dessen, was man zu tun beabsichtigt.

Gibt es eine weibliche Moral? (Stufenfolge von Gilligan) / Fürsorge- vs. Gerechtigkeitsmoral

Weibliche Fürsorgemoral gegenüber männliche Gerechtigkeitsmoral

Stufen von Gilligan:

1. Präkonventionelles Stadium: Orientierung auf das individuelle Überleben, Sicherung des Überlebens

Erste Übergangsphase: Vom Egoismus zur Verantwortlichkeit

- Konflikt zwischen Egoismus und Verantwortlichkeit

2. Konventionelles Stadium : Gutsein als Verzicht

- altruistisch ( = uneigennützig, nicht egoistisch)

- Verantwortung für andere als Bestandteil des Selbstbildes

- mütterliche Moral

- Fürsorge für Schwächere

Zweite Übergangsphase: Vom Gut-sein zur Wahrheit

- Konflikt zwischen Egoismus und Altruismus

3. Postkonventionelles Stadium: Die Moral der Gewaltlosigkeit

- Einsicht, dass das Selbst und die Anderen wechselseitig voneinander abhängig sind

- Selbstverantwortlichkeit wird vorausgesetzt

sozialen Konventionen 

soziale Konventionen: (= Übereinkunft, Verhaltensnorm)

- Regelmäßigkeiten im Verhalten, die die Interaktionen von Individuen in sozialen Systemen koordinieren, z.B. Kleidungs- und Anredeformen

Kritik am Modell von Gilligan

Die Geschlechterspezifizität der Moral ist schwer nachweisbar

- methodisch problematische Vorgehensweise

- wissenschaftlich könne man den Schlussfolgerungen nicht trauen

 

Take-the-Best-Heuristik

1.) Prüfe, ob es sich um eine Standardsituation handelt, für die es klare und kaum umstrittene gesellschaftliche Regeln gibt (Mutter tötet ihr Kind -> ist und bleibt moralisch verwerflich)

      Wir brechen die Analyse ab.

2.) Entscheide gefühlsmässig, wenn Kosten und Risiken von Fehlentscheidungen gering sind oder keine Zeit zum überlegen bleibt ( als Beispiel: 1 Leben gegen viele Leben)

3.) Wäge die Interessen aller Beteiligten gegenseitig ab und vergiss deine eigenen nicht.

Austauschtheorien (Grundannahmen)

"Exchange theorics"

George Caspar Homans (1919-1989) amerikanischer Soziologe

er war behavioristisch und lerntheoretisch orientiert.

"operantes Konditionieren" = Beeinflussen eines gezielten Verhaltens durch ein Resultat dieses Verhaltens.

(Man handelt in seiner Umwelt)