Entwicklungspsychologie
Frühe Eltern-Kind Interaktion
Frühe Eltern-Kind Interaktion
Kartei Details
Karten | 28 |
---|---|
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 16.06.2014 / 22.07.2020 |
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Beschreibe die frühe Eltern Kind Interaktion
- evolutionsbiologisch geprägte Verhaltensprogramme
- Säuglinge besitzen bereits sozial-kommunikative Fähigkeiten
- Eltern passen sich diesen an und bilden komplementäres Verhaltensmuster
- dieses bildet die Grundlage früher Lernerfahrungen für Kinder und ermöglicht die Bindung an die Eltern
Wann findet eine spezifische Bindung an die Eltern statt?
im Alter von sechs bis acht Monaten, vorher bereits Interaktionserfahrungen
Wann findet eine spezifische Bindung an die Eltern statt?
im Alter von sechs bis acht Monaten, vorher bereits Interaktionserfahrungen
Was bezeichnet man als Bonding?
- emotionale Bindung der Eltern an das Kind
- früher Erstkontakt direkt nach der Geburt erleichtert Eltern emotionale Bindung an das Kind (erhöhter Blickkontakt zwischen Mutter und Kind bewirkt auch spätere erhöhte Interaktion, allerdings ist dieses Phänomen nicht dauerhaft)
Was lösten Studien zum Bonding für praktische Verhaltensänderungen aus?
- während der Geburt
- weniger Betäubungsmittel
- Anwesenheit des Vaters
- Wohnliche Gestaltung des Umfeld
- Kind bleibt nach der Geburt bei der Mutter, auch im gleichen Zimmer
- Besuch auch von Geschwistern erlaubt
Beschreibe das Lächelverhalten von Neugeborenen als frühes Sozialverhalten
- anfangs unspezifisches Lächeln allen Personen gegenüber da man sich lächelnden Kindern eher zuwendet
- Später auf bestimmte Personen und Interaktionsmuster bezogen
Beschreibe das Weinverhalten von Säuglingen als Teil des frühen Sozialverhaltens
- wichtigstes Signal im Säuglingsalter
- bewirkt emotionale Zuwendung selbst bei Personen die keine persönliche Beziehung zum Kind haben
- vordergründlich gezeigte tröstende Verhaltensweisen:
- auf den Arm nehmen
- an sich drücken
- stillen, schaukeln
- beruhigendes Sprechen
- den meisten Eltern gelingt es zumindest Schmerz- und Hungerschreie beim Säugling zu unterscheiden
Wie sollte man in den ersten Lebensmonaten auf das Schreien des Kindes eingehen?
Prompt und angemessen beantworten; lerntheoretischer Ansatz, dass Verhalten durch Belohnung verstärkt wird, kann hier noch nicht angewand werden -> Selbstregulation erst ab 6 bis 8 Monaten
Was haben frühkindliche Imitationen als frühes Sozialverhalten für eine Funktion?
- werden von Eltern als versuchte Kontaktaufnahme gedeutet
- unterstütztes Bindungsverhalten
- nehmen mit Entwicklung des präfrontalen Kortex wieder ab
Wie üben Neugeborene Blickkontakt auf?
- noch vor exaktem Sehen und auch bei blindgeborenen Kindern:
- Kopf wird menschlicher Stimme zugedreht und Gesicht der Mutter wird fixiert
- wird von Eltern ebenfalls als Kontaktaufnahme verstanden und so sinnvoll
Wie lässt sich die frühe Gesicht zu Gesicht Interaktion beurteilen?
- Hauptbestandteil der sozialen Kommunikation
- beide Partner streben nach Augenkontakt, Vokalisation und Lächelreaktion
- universell und kulturell übergreifend vorhanden, deswegen wohl biologisch prädisponiert
Wie lässt sich die frühe Gesicht zu Gesicht Interaktion beurteilen?
- Hauptbestandteil der sozialen Kommunikation
- beide Partner streben nach Augenkontakt, Vokalisation und Lächelreaktion
- universell und kulturell übergreifend vorhanden, deswegen wohl biologisch prädisponiert
Wann zeigen Kinder Vokalisationen?
- Vokalisation bezeichnet eine vorsprachliche Lautäußerung
- kann positiv oder negativ gezeigt werden
- wird nur gezeigt, wenn Eltern nicht sprechen
Welche Verhaltensweisen zählen zum intuitiven Elternprogramm?
- Einheben eines optimalen Reaktionszeitfensters
- Verbales und präverbales Verhalten der Eltern
- Herstellen und Aufrechterhalten von Blickkontakt und Einhalten eines optimalen räumlichen Abstandes
- Regulation des Wachheits- und Erregungszustandes
Beschreibe das Einhalten des optimalen Reaktionszeitfensters als Teil des intuitiven Elternprogramms
- Kinder sollen sich als Verursacher erleben, der bestimmte Reaktion bei anderen Menschen auslösen kann -> Kontingenzwahrnehmung
- dies kann nur stattfinden, wenn bestimmtes Zeitfenster zwischen Aktion und Reaktion eingehalten wird
- dieses beträgt bei Kleinkindern oft nur eine Sekunde
- typischerweise reagieren die Eltern in einem Zeitfenster von 200-800msec
- liegt unterhalb der Grenze der bewusst überlegten Reaktion, deswegen ist von einer intuitiven Handlung auszugehen
Beschreibe das verbale und präverbale Verhalten der Eltern als Teil des intuitiven Elterprogramms
- bereits in Stillsituation besteht eine Dialogstruktur
- "baby talk" der Eltern -> auf kindliche Vokalisation wird mit hoher Stimme in übertriebenen Intonation reagiert
- Worte werden wiederholt
- Unterstützender Spracherwerb
- intuitive Didaktik
- funktioniert nur bei Anwesenheit des Kindes, deswegen intuitiv
Beschreibe das Herstellen und Aufrechterhalten von Blickkontakt und das Einhalten eines optimalen räumlichen Abstandes als Teil des intuitiven Elternprogramms
- Eltern bemühen sich mit Säugling Blickkontakt herzustellen
- Anwendung des Augengruß
- Heben des Kopfes, Hochziehen der Augenbrauen, Lächeln
- wird übertrieben langsam ausgeführt
- bildet Grundlage für positive Vokalisation des Kindes
- optimale Sehschärfe des Säuglings liegt im Abstand von 20-25 cm, da hier keine Linsenkontraktion nötig ist
- Eltern halten diesen Abstand auch ohne Wissen über das Sehvermögen ihres Kindes ein, deswegen intuitiv
Beschreibe die Regulation des Wachheits- und Erregungszustandes des Kindes als Teil des intuitiven Elternprogramms
- Eltern aktivieren Aufmerksamkeitsstatus des Kindes und halten diesen aufrecht
- Regulation der erforderlichen Stimulation (keine Unter- oder Überstimulation)
- wenn Erregung des Kindes zu hoch ist, werden Maßnahmen angewand, um optimales Erregungsniveau wieder herzustellen
- zur Feststellung des Erregungszustands werden sogar Prüfroutinen, wie die Überprüfung des Muskeltonus, genutzt
Welche Aufgaben erfüllt das intuitive Elternprogramm für das Kind?
- bietet Hilfe bei der Entfaltung von Kausalität durch das kontingente reagieren auf Signale vom Kind
- Hilfe bei der Lautbildung als Vorstufe des Spracherwerbs
- Hilfe bei der Informationsaufnahme durch eine Optimierung der Bereitstellung von Informationen
- Hilfe bei der Vehaltensregulation
- Bewirkt zusammenfassend gesagt kognitive und soziale Entwicklungsergebnisse beim Kind
Beschreibe das Komponentenmodell des Elternverhaltens nach Keller et al. als Alternative zum intuitiven Elternprogramm
Verschiedene Ebenen;
- Elternverhaltenssysteme
- Körpersimulation
- Körperkontakt
- Primäre Versorgung
- Objektstimulation
- Face to Face Interaktion
diese haben Auswirkung auf:
- Interaktionsmechanismen
- Wärme (pos. Emotionalität)
- Aufmerksamkeit (geteilt vs. exklusiv)
- Kontingenz (prompte Reaktion)
diese führen zum
- individuellem Elternverhalten
beeinflusst werden alle Ebenen vom kulturellen Wert
- Interdependenz/Kollektivismus
- Kind als Teil der Gesamtgruppe
- mehr Körperkontakt vorhanden
- Independenz/Individualismus
- Aufmerksamkeit ist auf das Kind gerichtet
- mehr face to face Kontakt
Was war die Grundüberlegung beim Untersuchungsbeispiel zur frühen Eltern Kind Interaktion?
- Eine bewusste Reflektion des eigenen Handelns aus Sicht der Eltern steht dem intuitiven, vorbewussten Elternprogramm im Weg
- reflektierte Eltern sollten so weniger intuitives Verhalten zeigen
- da das intuitive Elternprogramm so viele wichtige Funktionen beim Kind hat, sollte ein weniger gezeigtes Elternprogramm zu einer erhöhten Problemlage beim Kind führen und das vor allem in den Bereichen:
- Schreiverhalten
- Schlaf- Wach Rhytmus
- Krankheitsanfälligkeit
Wie war die methodische Realisation und das Design für die Studie zur frühen Eltern Kind Reaktion?
- Methodisches Vorgehen
- Stichprobe: 60 Mütter mit drei Monate alten Kindern (in dem Alter hatte sich Elternverhalten stabilisiert und die Auswirkungen waren messbar)
- Design
- bei den Müttern und Kinder zu Hause wurden Sequenzen gefilmt, in dem Elternverhalten gezeigt wurde (in Form von Blickkontaktarten und Verhaltenskontingenzen auf kindliches Verhalten)
- festgehalten wurden auch Probleme seitens des Kindes wie Weinen, Krankheiten...
- Durchführung eines Interviews um festzuhalten, in wie weit Mütter über das Kindesverhalten reflektieren können
Wie wurde in der Studie zur frühen Eltern Kind Interaktion die elterliche Interaktionsqualität untersucht?
- Verhaltenslatenz
- Verhaltensantworten der Mutter auf das Kind wurden festgehalten, die innerhalb eines Zeitfensters von 0.0 bis 0.8 sec stattfanden
- Aktionen des Kindes nach diesen Verhaltensantworten wurden in Beziehung gesetzt zu den Aktionen auf die keine Reaktion innerhalb des geforderten Zeitfensters erfolgte
- je höher dieser Score (zwischen 0.0 und 1.0) desto angemessener das mütterliche Verhalten
- Blickkontaktarten
- Beziehung zwischen der Gesamtdauer des Blickkontaktes und der Gesamtdauer der Interaktionsaufzeichnung (zwischen 0 und 100, 100 bedeutet dass während der gesamten Interaktionssequenz Blickkontakt gezeigt wurde)
- Feinfühligkeit
- wurde an Hand 9 stufiger Feinfühligkeitsskala von Ainsworth eingeschätzt (9 ist sehr hoher Wert)
Anmerkung: Beurteiler hatten über die Videosequenzen hinaus keine weiteren Informationen über die Mütter
Wie wurde in der Studie zur frühen Eltern Kind Interaktion die elterliche Interaktionsqualität untersucht?
- Verhaltenslatenz
- Verhaltensantworten der Mutter auf das Kind wurden festgehalten, die innerhalb eines Zeitfensters von 0.0 bis 0.8 sec stattfanden
- Aktionen des Kindes nach diesen Verhaltensantworten wurden in Beziehung gesetzt zu den Aktionen auf die keine Reaktion innerhalb des geforderten Zeitfensters erfolgte
- je höher dieser Score (zwischen 0.0 und 1.0) desto angemessener das mütterliche Verhalten
- Blickkontaktarten
- Beziehung zwischen der Gesamtdauer des Blickkontaktes und der Gesamtdauer der Interaktionsaufzeichnung (zwischen 0 und 100, 100 bedeutet dass während der gesamten Interaktionssequenz Blickkontakt gezeigt wurde)
- Feinfühligkeit
- wurde an Hand 9 stufiger Feinfühligkeitsskala von Ainsworth eingeschätzt (9 ist sehr hoher Wert)
Anmerkung: Beurteiler hatten über die Videosequenzen hinaus keine weiteren Informationen über die Mütter
Wie wurde in der Studie zur frühen Eltern Kind Interaktion die elterliche Interaktionsqualität untersucht?
- Verhaltenslatenz
- Verhaltensantworten der Mutter auf das Kind wurden festgehalten, die innerhalb eines Zeitfensters von 0.0 bis 0.8 sec stattfanden
- Aktionen des Kindes nach diesen Verhaltensantworten wurden in Beziehung gesetzt zu den Aktionen auf die keine Reaktion innerhalb des geforderten Zeitfensters erfolgte
- je höher dieser Score (zwischen 0.0 und 1.0) desto angemessener das mütterliche Verhalten
- Blickkontaktarten
- Beziehung zwischen der Gesamtdauer des Blickkontaktes und der Gesamtdauer der Interaktionsaufzeichnung (zwischen 0 und 100, 100 bedeutet dass während der gesamten Interaktionssequenz Blickkontakt gezeigt wurde)
- Feinfühligkeit
- wurde an Hand 9 stufiger Feinfühligkeitsskala von Ainsworth eingeschätzt (9 ist sehr hoher Wert)
Anmerkung: Beurteiler hatten über die Videosequenzen hinaus keine weiteren Informationen über die Mütter
Wie wurde in der Studie zur frühen Eltern Kind Interaktion die Reflektionsneigung festgehalten?
- festgehalten wurde wie oft Mütter online (während der Interaktion) und offline (nach der Interaktion) über ihr Kind reflektieren
- Online: gehemmtes Verhalten, übertriebenes Verhalten (pretense), bestimmtes Verhalten des Kindes (z.B. Lachen) forcieren (enforcing)
- Offline: denkt häufig über eigenes Verhalten nach, holt sich viele Ratschläge zum Kind
Zu welchen Ergebnissen kam die Studie zur frühen Eltern Kind Interaktion?
- Die Interaktionsqualität wird beeinträchtigt, wenn das eigene Verhalten verstärkt reflektiert wird
- je reflektierter die Mutter, desto weniger sensitiv ist das Verhalten
- unerwartet: eine hohe Feinfühligkeit, hohe Blickkontaktrate und geringe Verhaltenslatenz gehen mit MEHR Verhaltensproblemen beim Kind einher
Welche Frage wurf das unerwartete Ergebnis, dass mehr Feinfühligkeit mit höherer Problemlage einhergeht, der Studie zur frühen Eltern Kind Interaktion auf, und wie wurde diese versucht zu beantworten?
- Welche Kausalität liegt in der Beziehung vor? Entweder: Je sensitiver die Mütter, desto mehr Probleme werden beim Kind wahrgenommen. Oder: Je höher die Problemlage des Kindes, desto angepasster und feinfühliger reagieren die Eltern darauf.
- Zur Untersuchung wurden längsschnittliche Daten ab der Geburt erhoben, bei denen sowohl das Interaktionsverhalten der Mutter als auch die Problemlage des Kindes festgehalten wurde
- Durchführung kurzlängsschnittlich
- Zeitraum von 12 Wochen, von erster Woche nach Geburt, dann wöchentliche Erhebungen
- Stichprobe und Design
- 20 Mutter Kind Dyaden
- Videosequenz plus Interview mit mütterlichen Auskünften über wahrgenommene Schwierigkeiten beim Kind
- Annahme: Falls Mütter bei wahrgenommenen Problemlagen Verhaltensanpassungen vornehmen, sollten Korrelationen zwischen Ausmaß der Schwierigkeit und Interaktionsverhalten über Zeit hinweg bestehen
- gültig für Interpretation a) -> Mütter sind bei Problemlage angepasster
- gültig für Interpretation b) -> sensitive Mütter nehmen mehr Probleme wahr: es sollten keine Korrelationen wie oben beschrieben wurden vorliegen
- außerdem: es sollten Mütter mit mehr Interaktionsqualität zu finden sein, bei denen die Problemlage der Kinder als ebenfalls höher wahrgenommen wird
- um problembezogene Sensitivitätsänderung zu prüfen, wurde für jeden Zeitpunkt pro Mutter Korrelation zwischen den von ihr wahrgenommenen Schwierigkeiten und den jeweils eingeschätzten Interaktionsqualitäten berechnet
- Korrelationen liegen zwischen r=-.72 und r=.39; es finden sich keine Hinweise auf substantielle Zusammenhänge
- -> es kann davon ausgegangen werden, dass relativ situationsunabhängig interindividuelle Unterschieden zwischen den Müttern bestehen hinsichtlich ihrer Sensititvität, die wiederum mit einer entsprechend erhöhten bzw. reduzierten Problemwahrnehmung einhergeht