Emotionspsychologie
UZH HS16, BSc Psychologie
UZH HS16, BSc Psychologie
Kartei Details
Karten | 307 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 04.09.2016 / 04.09.2022 |
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Was ist bei den Emotionen Stolz und Scham anders, als bei den Basisemotionen nach Ekman? Weshalb gehören sie bei Ekman nicht zu den Basisemotionen?
Welche Bedeutung haben diese Emotionen motivationspsychologisch?
Es sind Ausdrucksformen, die sich nicht nur aufs Gesicht beziehen. Bei Ekman gehören nur Emotionen mit einem spezifischen Gesichtsausdruck zu den Basisemotionen.
Sie sind stark mit der Leistungsmotivation verknüpft.
Tracy & Matsumoto führten 2008 eine Studie zu den Emotionen Stolz und Scham durch.
Fragestellung
- Ist der nonverbale Ausdruck von Stolz und Scham in verschiedenen Kulturen als Reaktion auf Erfolg bzw. Misserfolg zu beobachten?
- Ist der nonverbale Ausdruck von Stolz und Scham ein Ergebnis von Beobachtung und Modelllernen oder angeboren?
Methode
- Beobachtung des nonverbalen Verhaltens auf Erfolg und Misserfolg in einem lebensnahen Kontext
- Athleten (Judo) der Olympiade und Paralympics 2004
- n = 87 Sehende, n = 54 Blinde (mit angeborener Blindheit)
- Sportfotograf macht Foto unmittelbar nach Wettkampf
- Fotos wurden hinsichtlich bestimmter Merkmale in Mimik und Körperhaltung codiert
Wie wurden die beiden Frage mit der Studie beantwortet?
Zu 1. Ja
Zu 2. Angeboren
Was sagen Ekmans display rules (Ausdruckskontrolle) aus (3 Punkte).
Ausdruckskontrolle ist..
• ...durch Sozialisationsprozesse erworben
• ... eine Kulturabhängige soziale Norm (z.B. Traurigkeit bei Party; Ärger gegenüber Vorgesetzten; Lachen bei Beerdigung)
• ist ein Strategischer Einsatz des Gefühlsausdruck:
> intensivieren
> abschwächen
> neutralisieren
> maskieren
1972 führte Paul Ekman eine Studie zur Ausdruckskontrolle durch.
• US-Amerikaner und Japaner sahen belastende Filme (chirurgische Eingriffe, Unfälle)
• UV: Film alleine vs. Film mit Versuchsleiter ansehen
• AV: Gesichtsausdruck beim Betrachten des Films
Wie lauteten die Ergebnisse der Studie?
alleine: Amerikaner und Japaner zeigen gleichen Gesichtsausdruck (Furcht, Ekel, Trauer)
mit VL: Japaner zeigen viel häufiger als Amerikaner ein Lächeln.
Was ist das Facial Action Coding System (FACS) (Ekman & Friesen, 1975)?
Erkläre das Konzept der Action Units.
Das FACS ist ein unter Psychologen weltweit verbreitetes Kodierungsverfahren zur Beschreibung von Gesichtsausdrücken.
Der Gesichtsausdruck wird durch die jeweiligen Kontraktionen verschiedenster Gesichtsmuskel beschreibbar. Action Units (AU) sind die kleinsten unterscheidbaren Gesichtsveränderungen.
Zusatzinfos:
FACS beschreibt ausschliesslich muskuläre Veränderungen, enthält keine emotionsspezifischen Kategorien. Zum Zusammenhang Gesichtsmuskelaktivität-Emotion eigene Arbeiten von Ekman.
Dieses Standartverfahren ist unterdessen hochgradig technisiert.
Wozu ist das Konzept der FACS gut? Anwendungsbereiche?
Emotionen können sichtbar gemacht werden, ohne die Person zu befragen (da in diesem Fall ja wieder Selbstreflexionsprozesse ins Spiel kommen).
Z. B. in der Entwicklungspsychologie oder in der Sozialpsychologie
In wiefern unterscheiden sich Ekmans und Plutchiks Konzepte der Basisemotionen?
Was ist bei beiden gleich?
Ekman macht die Basisemotionen am mimischen Gesichtsausdruck fest.
Bei Plutchik sind Emotionen mit Handlungsimpulsen verbunden und haben eine adaptive Funktion.
Sie sind interkulturell nachweisbar.
Welche 6 Basisemotionen sind sowohl bei Ekman, Izard und Plutchik beschrieben?
Ärger, Ekel, Furcht, Freude, Traurigkeit und Überraschung.
Wie lautet die Kritik am Konzept der Basisemotionen?
• Unterschiedliche Listen nach Umfang und Zusammenstellung von Basisemotionen verschiedener Autoren, z.B. Ekman, Izard, Plutchik.
• Unterschiedliche Kriterien zur Bestimmung der Basisemotionen (Ekman: emotionsspezifischer Gesichtsausdruck; Plutchik: emotionsspezifischer Handlungsimpuls)
• Empirische Belege für spezifische Komponenten der Basisemotionen nicht sehr stark (-> spezifische physiologische Veränderungen, spezifische Handlungsimpulse, spezifisches Gefühlserleben)
Wie lauten die zentralen Annahmen zu Emotionen aus aktueller evolutionspsychologischer Sicht?
- Individuelle Organismen maximieren ihre Fitness indem sie möglichst viele Gene wie möglich an die nächste Generation weitergeben.
- Im Laufe der Phylogenese gab es immer wieder Anpassungsprobleme für Individuen.
- Zur Bewältigung dieser Anpassungsprobleme haben sich durch natürliche Selektion sog. evolutionäre psychische Mechanismen herausgebildet.
- Emotionen gelten als eine Form von solchen evolutionären psychischen Mechanismen.
Wie wird Eifersucht aus biopsychologischer Sicht beschrieben?
- „Leidenschaftliches Streben nach Alleinbesitz der emotionalen Zuwendung einer Bezugsperson mit der Angst vor tatsächlichen oder vermuteten Konkurrenten“ (Mayring, 2003, S. 165)
- Einschätzung „Bedrohung der Beziehung“ -> Aktivierung des „Eifersuchtsprogramms“
- „Eifersuchtsprogramm“ bildete sich heraus, weil es die inklusive Fitness eifersüchtiger Individuen erhöhte.
- Eifersuchtsprogramm für Männer und Frauen unterschiedlich, sexuelle Untreue des Partners/der Partnerin tangiert den Reproduktionserfolg unterschiedlich
Wie unterscheiden sich Frauen und Männer bezüglich dem Grund für Untreue als Grund für Eifersucht?
(Teisman & Mosher (1978)
Weshalb ist das so?
Die Frauen gaben überwiegend emotionale Untreue als Grund für die Eifersicht an, während die Männer überwiegend sexuelle Untreue erwähnen.
Eifersuchtsprogramm für Männer und Frauen unterschiedlich, sexuelle Untreue des Partners/der Partnerin tangiert den Reproduktionserfolg unterschiedlich. (Evolutionspsychologisch: Männchen möchten ihre Gene weitergeben, Weibchen brauchen jemanden der die Kinder beschützt und ernährt)
Buunk, Angleitner, Oubaid & Buss haben 1996 die Studie über genderspezifische Unterschiede bezüglich des Grundes zur Eifersucht von Teisman & Moser (1978) auf einen interkulturellen Vergleich ausgeweitet.
Fragebogen:
„Bitte denken Sie an eine ernsthafte oder feste romantische Beziehung, die Sie in der Vergangenheit gehabt haben, die Sie
gegenwärtig haben oder die Sie gerne hätten. Stellen Sie sich weiter vor, Sie würden entdecken, dass diese Person, mit der Sie eine solche ernsthafte Beziehung führen, beginnt, sich für jemand anderen zu interessieren. Was würde Sie mehr verletzen oder aufregen?“
Bitte kreuzen Sie eine der Alternativen an:
(A) Die Vorstellung, dass Ihr Partner eine tiefe gefühlsmässige Zuneigung zu dieser Person entwickeln würde.
(B) Die Vorstellung, dass Ihr Partner leidenschaftlichen Geschlechtsverkehr mit dieser anderen Person ausübt.
Wie lauteten die Ergebnisse?
Wie lauten die Grundfragen der behavioristischen Emotionstheorie?
• Welche Reize lösen bestimmte emotionale Reaktionsmuster aus?
• Durch welche Lernerfahrungen erwerben ursprünglich neutrale Objekte die Fähigkeit emotionale Reaktionsmuster auszulösen?
• Analyse vor allem der Furchtreaktion
„Der Behaviorist wischte alle mittelalterlichen Konzeptionen beiseite. Er entfernte aus seinem wissenschaftlichen Vokabular alle subjektiven Begriffe wie Empfindung, Wahrnehmung, Vorstellung, Wunsch, Absicht und sogar Denken und Emotion, so wie sie ursprünglich definiert waren. … Wir wollen uns auf Dinge beschränken, die man beobachten kann
…“
Hier wird der bekannteste Behaviorist zitiert. In einem Fachartikel, das auch als Manifest galt, wurde 1913 der Begriff Behaviorismus von ihm eingeführt.
Wie hiess er?
John B. Watson (1878 - 1958)
Wie lautete die Emotionsdefinition nach Watson?
• Ein intersubjektiv beobachtbares (erbliches) Reaktionsmuster, das durch bestimmte Umweltgegebenheiten (Reize) verlässlich ausgelöst wird.
• Reaktionsmuster = Reaktion tritt immer dann mit Konstanz, Regelmässigkeit, derselben Abfolge auf, wenn der auslösende Reiz dargeboten wird.
• Emotionen umfassen tief greifende Veränderungen des körperlichen Mechanismus …, insbesondere der viszeralen und Drüsensysteme.
• Emotionen versetzen den Organismus in einen chaotischen Zustand.
• Emotionen haben (im Vergleich zu Instinkten) keinen Anpassungswert
Nach Watson gibt es zwei Arten von Reaktionsmustern? Welche?
• Ungelernte (angeborene) Reaktionsmuster
• Gelernte emotionale Reaktionsmuster
Welche emotionalen Reaktionsmuster sind gemäss Watson angeboren?
Worauf gründete er seine Schlussfolgerung?
Furcht, Wut, Liebe
Er machte Untersuchungen bei Säuglingen in denen er sie mit verschiedenen positiven und negativen Reizen konfrontierte. Aufgrund der Reaktion der Kinder auf diese Reize schlussfolgerte Watson, dass es drei angeborene, d. h. nicht durch Lernen entstandene Dispositionen für emotionale Reaktionsmuster gibt.
Basisemotionen existieren gemäss Watson in der reinen Form nur bei kleinen Kindern.
- Wie lässt sich erklären, dass Furcht, Wut und Liebe bei Erwachsenen durch verschiedenste Reize ausgelöst werden können (Reizseite)?
- Wie lässt sich erklären, dass bei Erwachsenen vielfältige emotionale Reaktionsmuster existieren (Reaktionsseite)?
Neutrale Reize erhalten durch die Kopplung mit einem angeborenen Auslösereiz (klassische Konditionierung) die Fähigkeit, die emotionale Reaktion auszulösen.
Der Erwachsene hat diese vielfältigen emotionalen Reaktionsmuster durch Lernprozesse (klassisches Konditionieren) gelernt.
Klassische Konditionierung (Pawlow, 1849-1936)
Was ist ein neutraler Reiz?
Reiz, der keine Reaktion auslöst
Klassische Konditionierung (Pawlow, 1849-1936)
Was ist ein Unkonditionierter Reiz und eine Unkonditionierte Reaktion?
• Unkonditionierter Reiz (UCS) = Reiz, der eine ungelernte Reaktion auslöst
• Unkonditionierte Reaktion (UCR) = ungelernte Reaktion, die auf einen unkonditionierten Reiz folgt
Klassische Konditionierung (Pawlow, 1849-1936)
Was ist ein Konditionierter Reiz und eine Konditionierte Reaktion?
• Konditionierter Reiz (CS) = ursprünglich neutraler Reiz, der mit unkonditioniertem Reiz gepaart wurde und nun unkonditionierte Reaktion auslöst
• Konditionierte Reaktion (CR) = Reaktion, die vom CS ausgelöst wird und UCR sehr ähnlich ist.
Wie lässt sich gemäss Watson erklären, dass Furcht, Wut und Liebe durch verschiedenste Reize ausgelöst werden können?
Neutrale Reize erhalten durch die Kopplung mit einem angeborenen Auslösereiz (klassische Konditionierung) die Fähigkeit, die emotionale Reaktion auszulösen.
Konditionierung von Furchtreaktionen:
Die klassische Studie von Watson & Rayner (1920) (Der Fall des kleinen Albert) ging folgenden Forschungsfragen nach:
(1) Können angeborene Furchtreaktionen auf neutralen Reiz konditioniert werden?
(2) Überträgt sich konditionierte Reaktion auf andere, dem konditionierten Reiz ähnliche Reize (Reizgeneralisierung)?
(3) Bleibt konditionierte Reaktion für gewisse Zeit erhalten?
(4) Mit welcher Methode kann man die konditionierte Reaktion wieder zum Verschwinden bringen?
Wie lauteten die Ergebnisse dieser Studie?
• Auf einen ursprünglich neutralen Reiz konnte eine Furchtreaktion konditioniert werden
• Bei ähnlichen Objekten zeigte Albert ebenfalls Furchtreaktion (Reizgeneralisierung)
• Sogar nach einem Monat konnte Furchtreaktion noch von CS ausgelöst werden
• Frage der Löschung von Furchtreaktionen konnte nicht mehr untersucht werden, weil Albert als Versuchsperson nicht mehr zur Verfügung stand
Studie von Watson & Rayner (1920) (Der Fall des kleinen Albert)?
Phase 1: Bestimmung von NS und UCS
• Auswahl von neutralen Reizen (weisse Ratte, Kaninchen, Nikolausmaske, Baumwolle), die keinerlei Furcht auslösen: NS
• Konfrontation mit lautem Geräusch (an Eisenstange schlagen) führt zu Furchtreaktion: UCS -> UCR
Phase 2: Konditionierung
• Gleichzeitige Darbietung von Ratte (NS) und Lärm (UCS)
Phase 3: Überprüfung der Furchtkonditionierung
• Darbietung der Ratte führt zu Furchtreaktion: CS -> CR
Phase 4: Überprüfung der Furchtgeneralisierung
• Darbietung von Reizen, die dem CS ähnlich sind (Kaninchen, Hund, Nikolausmaske), führen zu Furchtreaktion
Wie beurteilen Sie diese Studie aus heutiger Sicht?
Diese Studie wäre heute aus ethischer Sicht nicht mehr so durchführbar!
Eine Studentin von Watson, Mary Cover Jones (1896-1987) ging der 4. Forschungsfrage der Albert-Studie nach, die Watson nicht mehr beantworten konnte:
Kann man auf demselben Weg, auf dem Furcht gelernt wurde, sie auch wieder verlernen?
Mary Cover Jones wird aus diesem Grund die Mutter der Verhaltenstherapie genannt. Wie lauteten die 2 Elemente der "Furchttherapei", ihrer klassischen Studie von 1924?
• Furchtauslösender Reiz wird mit einem positiven Reiz gepaart, der eine positive Reaktion auslöst
(Furchtreaktion und positive Reaktion sind inkompatibel) -> Gegenkonditionierung
• Schrittweise Annäherung des furchtauslösenden Reizes (sukzessive Approximation)
Die Beseitigung von Furchtreaktionen
Die klassische Studie von Mary C. Jones (1924): Der Fall des kleinen Peter
Ablauf
• 3 jähriger Junge, der Angst vor Kaninchen, Ratten etc. hatte
• 2 Monate 1 bis 2 Therapiesitzungen pro Tag
• Positiver Reiz = Essen
• Schrittweise Annäherung des Furcht auslösenden Reizes
Wie lauteten die Ergebnisse?
• Nach 2 Monaten ist die Furcht bei Peter vor dem Kaninchen und anderen Kleintieren verschwunden
• Die von M. Cover Jones begründete Gegenkonditionierung entspricht der in der Verhaltenstherapie am häufigsten eingesetzten Methode zur Behandlung von Phobien -> systematische Desensibilisierung
Die Beseitigung von Furchtreaktionen
Was bedeutet eine In-vivo-Desensibilisierung, was eine In-sensu-Desensibilisierung?
• In-vivo-Desensibilisierung = Konfrontation mit realen furchtauslösenden Situationen
• In-sensu-Desensibilisierung = gedankliche Konfrontation mit furchtauslösenden Situationen
Die Beseitigung von Furchtreaktionen
Beschreibe den Ablauf der Methode der systematischen Desensibilisierung.
- Erstellen einer Angsthierarchie (Was wäre belastender, was weniger? In der Regel zuerst In-sensu)
- Erlernen einer Entspannungsmethode (Entspannung als inkompatible Reaktion zu Furcht; z. B. PMR)
- Konfrontation mit der am wenigsten Angst auslösenden Situation + Entspannung
- Dann Konfrontation mit zunehmend stärker Angst auslösenden Situationen + Entspannung
Was ist ein Traumata?
Eine Posttraumatische Belastungsstörung (posttraumatic stress disorder)
Was kann eine Furcht auslösen?
– Traumata -> Posttraumatische Belastungsstörung (posttraumatic stress disorder)
– Furchtauslösende Situationen (phobic situations)
Furcht hat nach Reeve (2015) zwei Kompenente, welche?
Furcht hat eine automatische (erschrecken, erstarren) und eine kontrollierte Komponente (Situation und Bedrohung analysieren).
Was wird durch Furcht gemäss Reeve (2015) motiviert?
• Furcht motiviert Schutzverhalten -> Flucht (flight) oder Erstarrung (freezing)
• Furcht motiviert Erlernen von adaptiven Reaktionen (Umgang mit Gefahren -> Schutzmotivation)
Wie charakterisiert Reeve (2015) Ängstlichkeit (anxiety)?
• keine konkrete Bedrohung identifizierbar
• ungerichtete Erregung und Anspannung
• motiviert kein spezifisches gerichtetes Verhalten
• Funktionalität fraglich
«apprehensive anticipation of future danger or misfortune accompanied by a feeling of dysphoria or somatic symptoms of tension» (DSM-IV, 1994, S. 764)