ELP HS 15

Die wichtigsten Theorien zum Auswendig lernen

Die wichtigsten Theorien zum Auswendig lernen

Barbara Zumsteg

Barbara Zumsteg

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Langue Deutsch
Catégorie Psychologie
Niveau Université
Crée / Actualisé 10.05.2016 / 06.06.2016
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Migration und ethnische Theorien

Migration ist oft eine schwerwiegende Erfahrung, die zugleich eine
Krisensituation auslösen kann
o Die existentielle Not der ersten Generation kann sich zu
psychosozialen Beeinträchtigungen der zweiten Generation
entwickeln

  • Migration kann als ein Prozess der Desozialisation verstanden werden.
  • Überdurchschnittlich viele Migrationskinder gelten als lernbehindert oder als kognitiv beeinträchtigt und werden ausgegrenzt.
  •  Die Identitätsentwicklung von Migrationskindern ist von ihrem familiären Hintergrund sowie von der Einstellung der Aufnahmegesellschaft geprägt.

Definition ethnischer Identität

Gefühl, zu einer bestimmten Gruppe zugehören, wobei
Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen die Person
mit dieser ethnischen Gruppe verbindet

Ethnizität:

Gemeinsame kulturelle Traditionen

Rasse:

gemeinsame biologische Vorfahren

 

Soziokultureller Hintergrund
der Theorie von Erikson

1. Stufe:

Urvertrauen versus Misstrauen
Die Vorerfahrungen, die zu einer Migration geführt haben,
sowie die Begleitumstände der Migration können bei den Eltern
einen starken Vertrauensverlust bewirken.
Erziehungsaufgaben werden für solche Eltern zur Belastung.

Soziokultureller Hintergrund
der Theorie von Erikson

2. Stufe

Autonomie versus Scham und Zweifel

 Damit die Eltern das Kind in seinem Bedürfnis nach
Eigenständigkeit unterstützen können, müssen sie selbst über
innere Autonomie und ein gutes Selbstwertgefühl verfügen.
Oft wird genau diese Art von innerer Autonomie durch die
Migration beeinträchtigt
 

Soziokultureller Hintergrund
der Theorie von Erikson

3. Stufe

Initiative versus Schuldgefühl

  • Das Kind identifiziert sich mit seinen Eltern und bildet so das Gewissen und sein Ich-Ideal aus.
  • Viele kriegstraumatisierte Eltern sind aber psychisch nicht präsent und sehr verletzlich.
  • Für einen erfolgreichen Frustrationstoleranzaufbau braucht es jedoch Vertrauen und Präsenz der Eltern.

Soziokultureller Hintergrund
der Theorie von Erikson

4. Stufe

Werksinn versus Minderwertigkeitsgefühl

  • Kinder müssen immer wieder erfahren, dass ihre Leistungen einen sozialen Wert bestimmen und nicht ihre Herkunft.
  • Im Durchschnitt werden Immigrationskinder in ihrer Leistungsfähigkeit tiefer eingeschätzt als einheimische Kinder mit vergleichbarem Leistungs- und Begabungspotential

Soziokultureller Hintergrund
der Theorie von Erikson

5. Stufe

Identität versus Identitätsdiffusion

  • Während der Pubertät durchlaufen die meisten Jugendlichen eine starke Identitätskrise. Für Migrantenkinder, bzw. Jugendliche trifft dies in besonderem Masse zu.
  • Die erlebte Diskrepanz zwischen Selbsteinschätzung und Fremdbild kann zusätzlich zu einer Zuspitzung führen: 

Entwicklung eines unrealistisches Selbstbild:

  • Schwankung zwischen Selbstüberschätzung und Selbstzweifeln.
  • Ablehnung und aggressiver Abgrenzung können dadurch als Bewältigungsversuche um mit einer diffusen Identität umgehen zu können eingesetzt werden

Entwicklung ethnischer Identität

Ethnische Identität in der Kindheit:

Ethnisches Wissen
n Ethnische Selbstidentifikation
n Ethnische Beständigkeit
n Ethnisches Rollenverhalten
n Ethnische Gefühle und Vorlieben

Entwicklung ethnischer Identität

Ethnische Identität in der Adoleszenz

Bei Jugendlichen der Majorität: keine Bedeutung der
ethnischen Identität
n Bei Jugendlichen der Minorität: erheblicher Einfluss und
grundsätzliche Konflikte möglich

3-Phasen Modell der ethnischen Identität einiger
Jugendlichen von Minderheiten:

Diffusion/ Übernahme ethnischer Identität
n Viele: keine Überprüfung der Ethnizität
n Wenige: negative Sicht der Ethnizität verinnerlicht
o Moratorium/ Suche nach ethnischer Identität
n Interesse an eigener Kultur, Bewusstseinsprozess
o Erarbeitete ethnische Identität
n Optimismus und hohes Selbstwertgefühl

Die soziale Kompetenz der Anpassung

Soziale Kompetenz = Fähigkeit setzt sich zusammen
aus:
n Erreichen persönliche Ziele in sozialen Situationen
n Aufrechterhalten positiver Beziehungen zu anderen
o Soziale Kompetenz setzt Belohnungsaufschub und
Emotionsregulation voraus.
o Soziale Unterstützung suchen:
n Verhandlungs- und Planungsstrategien sind konstruktive
Wege der Emotionsregulation und Zielerreichung

Individuelle Unterschiede in der Sozialisation

Temperament: Individuelle Unterschiede in
emotionaler Reaktivität, die schon bald nach der
Geburt beobachtbar sind
o Biologische Basis: Erblichkeit. Neuronale und
hormonelle Faktoren
o Stella Chess und Alexander Thomas
klassifizierten Babys in drei Temperamentstypen

Thomas und Chess’s Temperaments-Typen

Einfache Babys ca. 40%
n leichte Anpassung an neue Situationen, rascher
Aufbau von Routinen, fröhlich und leicht zu
beruhigen
o Schwierige Babys ca. 10%
n langsam in der Anpassung an neue Situationen,
intensive negative Reaktionen
o Langsam aufwärmende Babys ca. 15%
n zunächst schwierig, bei Vertrautheit zunehmend
einfacher

Neuere dimensionale Ansätze
(Rothbart & Bates)

Sechs Dimensionen zur Erfassung des
Temperaments bei Kleinkindern:

Angstvolles Unbehagen
Reizbares Unbehagen
Aufmerksamkeitsspanne und
Ausdauer
Aktivitätsniveau
Positiver Affekt
(Rhythmus)

Temperament und soziale Anpassung

“Goodness of fit” (Anpassung):
Kompatibilität zwischen kindlichem
Temperament und den Anforderungen und
Merkmalen der sozialen Umgebung
o Eltern können kindliches Temperament
modulieren: Unterstützung, Konsistenz
o Komplexe Zusammenhänge
zwischen Temperament und sozialer
und psychologischer Anpassung

Die Rolle der Eltern in der
emotionalen Entwicklung

Die Qualität der elterlichen Beziehungen zu den
Kindern ist wichtig für die emotionale Entwicklung
der Kinder
o Direkte und indirekte Einflüsse der Eltern auf
kindliche Standards, Werte, Denken, Fühlen
o Drei Sozialisationseinflüsse:
n Elterlicher Emotionsausdruck und –regulation in
Gegenwart der Kinder
n Elterliche Reaktionen auf kindlichen Emotionsausdruck
n Sprechen über Emotionen und Emotionsausdruck

Einflüsse elterlicher Sozialisation

Positiver Emotionsausdruck:
n Sozial kompetente, wenig aggressive, gut angepasste
Kinder mit hohem Selbstwertgefühl
o Negative Emotionen:
n Emotionale Negativität, Verhaltensprobleme, soziale und
Lernschwierigkeiten.
o Bidirektionalität: Schwierige Kinder evozieren mehr
negative Emotion.
o Die Reaktion der Eltern auf kindliche negative
Emotionen beeinflusst die Entwicklung der
Emotionsregulation:
n Unterstützung, Hilfe bei der Regulation, vs. abwertende
Kritik

Definition Moral (Sittlichkeit, Ethik)

Allgemein anerkannte, wiederkehrende und erwartete:

  • Handlungsmuster
  • Handlungskonventionen
  • Handlungsregeln
  • Handlungsprinzipien

Verhaltensanweisungen, Verhaltenserwartungen
 Regulierende, wertende Urteile („richtig“, „falsch“)

Normvermittlung durch Identifikation und Beobachtung

Identifikation mit Personen die Macht haben

  • die Motivationslage von Personen („Arbeitsmoral“
  • Sexuelle Konnotation („moralisch“ – „unmoralisch“)
  • Kinder lernen welche Normen für wen gelten

Übernahme durch Beobachten


• abhängig vom Alter und Passung zum Selbstbild
• widersprüchliches Verhalten wird registriert, aber nicht übernommen

Recht, Gesetze:

  • System von Regeln mit allgemeinem Geltungsanspruch, Teilbereich der Gesamtheit gesellschaftlicher
  • Normen, allgemein verbindliche Rechtsnormen (Tötungsverbot)

Konventionen:

  • Nicht formal festgeschriebene Regel, die von einer Gruppe von Menschen aufgrund eines Konsens eingehalten wird.
  • Die Übereinkunft kann stillschweigend zustande gekommen oder auch ausgehandelt worden sein (Kleidung, Tischmanieren)
  • Tradition – Weitergabe von Handlungsmustern, Überzeugungen und Glaubensvorstellungen, kulturelles Erbe (Weihnachten)

Werte:

Aus Werten lassen sich soziale Normen ableiten (z.B. Ehre)

Normvermittlung durch familiäre Sozialisation:

Familie: erste Instanz der Sozialisation

  • Erziehungsstile - Typologie nach Hoffmann und Saltzstein (1967)
  •  Macht ausübender Erziehungsstil:

direkte, auch gewaltsame Durchsetzung von Forderungen,
harte Strafen
Äussere Anpassung, keine frei gewählte Normbeachtung

  • induktiver Erziehungsstil:

Eltern sind unterstützend, fördern moralisch gutes Verhalten

  •  Liebesentzug als Ausdruck der Enttäuschung der Eltern:

Bei Internalisation durch ein Kind, entsteht eine ängstlich-rigide Moralvorstellung

Moralische Entwicklung auf verschiedenen Ebenen:

Kognition

Emotionen

Verhalten

Piagets Stufenmodell der moralischen Entwicklung:

  • Amoralisches Stadium, keine soziale Verpflichtung, keine Regeln
  • Einfacher moralischer Realismus: Alles, was nicht bestraft wird, ist erlaubt und alles, was bestraft wird ist verboten
  •  Heteronome Moral: Fremdbestimmte Moral Alles, was andere Personen für gut heissen und vormachen, ist erlaubt, was andere nicht für gut heissen, ist nicht erlaubt
  •  Autonome Moral: Selbstbestimmte Moral, Beurteilung des Verhaltens unabhängig von Autoritäten

Moralische Kognitionen

Verschiedene Theoretiker:

  •  Moralische Entwicklung nach Piaget (1976)
  • Moralische Entwicklung nach Kohlberg (1958/1974)
  •  Piaget und Kohlberg im Vergleich
  • Alternative Theorien z.B. Gilligan (1982/2009), Eisenberg (2011)

Regelverständnis nach Piaget:

1. Stufe, bis 3 Jahre

2. Stufe, 4-8 Jahre

3. Stufe, ab 9 Jahren

Piaget: Zustimmung und Kritik:

  •  verstärkte Berücksichtigung der Handlungsabsicht bei moralischen Urteilen mit zunehmendem Alter 
  • positiver Zusammenhang zwischen Fähigkeit zur Perspektivenübernahme und Niveau moralischen Urteils
  • Überschätzung der Rolle sozialer Interaktion mit Gleichaltrigen
  • Unterschätzung der Fähigkeit jüngerer Kinder, diie Handlungsabsicht bei moralischen Urteilen zu berücksichtigen

Theorie der Moralentwicklung nach Kohlberg:

Starker Einfluss durch Piaget
o Die Entwicklung von Kindern im moralischen Denken…
n entsteht durch zunehmende Fähigkeit zur sozialen
Perspektivenübernahme.
n verläuft invariant: entlang einer bestimmten Abfolge von
n diskontinuierlichen und hierarchischen Stufen.
n verläuft universell: bei allen Menschen gleich

Kohlberg

1. Stufe:

Präkonventionelles Niveau: 1. Stufe

o ‚Wer die Macht hat hat das Sagen‘
o Orientierung an Strafe und Gehorsam
o Die direkten, kurzfristigen Konsequenzen
entscheiden über richtiges und falsches Verhalten

Kohlberg, 2. Stufe:

 

Präkonventionelles Niveau: 2. Stufe
o ‚Wie du mir, so ich dir‘
o Egoistische Orientierung an Gegenseitigkeit
o auf den eigenen Vorteil bedacht

Kohlberg, 3. Stufe

Konventionelles Niveau: 3. Stufe
o ‚Jedem nach seinen Bedürfnissen‘
o Versuch, den gesellschaftlichen Erwartungen zu
entsprechen (feiner Kerl, nettes Mädchen)
o lediglich gruppennormiert, keine
gesamtgesellschaftliche Perspektive

Kohlberg,4. Stufe

Konventionelles Niveau: 4. Stufe
o ‚Was wäre, wenn das jeder täte?‘
o Mitglied der Gesellschaft hat das System vor Augen
o Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung als moralische
Pflicht (Pflichterfüllung)

Kohlberg, 5. Stufe:

Postkonventionelles Niveau: 5. Stufe
o Universelles Recht wird berücksichtigt
o Unterscheidung zwischen Moral und Recht, bei
Konfliktfall jedoch Unsicherheit
o Integration der Bedürfnisse von Individuum und
Gesellschaft

Kohlberg, 6. Stufe

Postkonventionelles Niveau: 6. Stufe
o Verpflichtung gegenüber selbst gewählten
ethischen Prinzipien und Gewissensüberzeugungen
o Es gelten universelle Gerechtigkeitsprinzipien
o Universelle Prinzipien gelten vor Gesetz

Kritik an Kohlbergs Theorie:

moralisches Urteil ≠ moralisches Handeln
o Problem der höchsten Stufe
n höchste Stufe keine nennenswerte Bedeutung
o Keine Beachtung der kulturgebundenen Rollenerwartungen
o Geschlechtsvergleich der Moral bei Männern und Frauen
n nur männliche Probanden
n Frauen sehen moralische Konflikte aus anderer Perspektive
n Stempelt moralische Rolle der Frau als defizitär ab
o Rolle moralischer Gefühle in der Moralentwicklung
n Frage nach moralischer Motivation nicht geklärt
o Problem der Progressivität und Irreversibilität
n progressives Stufenmodell, krisenhafte Umbrüche nicht erfasst

Alternative Theorien
Gilligan: Theorie der Gerechtigkeits- und Fürsorgemoral:

Kritik an Kohlberg
n unausgewogene Klassifikation des moralischen Urteils
zugunsten von Männern
o Annahmen
n männliche Orientierung an Recht und Gerechtigkeit
n weibliche Orientierung an Fürsorge für andere

Gilligan: Theorie der Gerechtigkeits- und Fürsorgemoral:

Alternatives Stufenmodell
o Stufe 1
n Orientierung am individuellen Überleben
o Stufe 2
n Orientierung an sozialen Werten und übernommenen
Normen
o Stufe 3
n Moral der Gewaltlosigkeit, Grundprinzip der
Rücksichtnahme

Carol Gilligan: Kritik und Zustimmung:

kaum Belege für geschlechtsspezifische Unterschiede
beim Klassifikationssystem Kohlbergs
ü geschlechtsspezifische Unterschiede abhängig von
konkreter Dilemmata Situation: stärkere weibliche
Orientierung an Sorge um andere

Konzept der Just Community

o Ziele einer gerechten Gemeinschaft
n Anregen von demokratischen Entscheidungsprozessen
n Betonung von Gerechtigkeit und Fairness
n Ausarbeitung von gemeinsamen Normen
n Förderung der moralischen Entwicklung durch
demokratische Selbstverwaltung
n In Just Community Schulen erfahren die Schüler/Innen,
die Schule als veränderbar und dies ermöglicht die
Entwicklung einer sozialen und praktischen
Selbstwirksamkeitsüberzeugung