Einführung in die Sozialpsychologie 1 3. Soziale Kognition und Attribution

Einführung in die Sozialpsychologie 1 3. Soziale Kognition und Attribution

Einführung in die Sozialpsychologie 1 3. Soziale Kognition und Attribution

Alexander Wahler

Alexander Wahler

Kartei Details

Karten 83
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 12.08.2014 / 19.10.2021
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Stereotyp

Stereotyp

  • Sozial geteilte Überzeugung bezüglich der Attribute, Eigenschaften, Verhaltensweisen etc., hinsichtlich derer die Mitglieder einer Gruppe einander ähneln.

Versuchsbeispiel Stereotyp

Versuchsbeispiel Stereotyp

  • Duncan, 1976
  • Spielte weißen Vpn Videos vor in dem sich am Ende die beiden Männer schubsten
  • -> einmal der Schwarze, einmal der Weiße
  • Verhalten des Schwarzen wurde als aggressiver beurteilt und mehr auf Persönlichkeitseigenschaften zurückgeführt statt beim Weißen

Soziale Realität

 

Soziale Realität

  • was Menschen als soziale Realität wahrnehmen ist nicht einfach ein Abbild einer „objektiven“ Realität, es handelt sich um eine subjektive Konstruktion, die aus einem Zusammenspiel zwischen „objektiven“ Daten und Erwartungen, Zielen und Bedürfnisse des Wahrnehmenden resultiert.

 

Generalthemen der sozialen Kognitionsforschung

Generalthemen der sozialen Kognitionsforschung

  • Die Frage, wie soziale Informationen verarbeitet werden und wie sich die- se Verarbeitungsprozesse auf die subjektive Wahrnehmung und Interpretation der sozialen Realität auswirken, sind Generalthemen der sozialen Kognitionsforschung

Soziale Kognition

 

Soziale Kognition

- Der Prozess des Erwerbs, der Organisation und Anwendung von Wissen über sich selbst und die soziale Welt. Konkret beinhaltet dieser Prozess

a) mentale Repräsentationen über sich selbst, über andere und über soziale Beziehungen zu erstellen und im Gedächtnis zu speichern, und

b) diese mentalen Repräsentationen flexibel anzuwenden, um Urteile zu bilden und Entscheidungen zu treffen.

Mentale Repräsentation

Mentale Repräsentation

  • Wissensstrukturen, die Menschen konstruieren, im Gedächtnis speichern, aus dem Gedächtnis abrufen und in unterschiedlicher Weise verwenden können.

Typen von Wissensrepräsentation

Typen von Wissensrepräsentation

  • Schema
  • Skript
  • Kategorie
  • Stereotype
  • Prototyp
  • Assoziatives Netzwerk

 

Schema

Schema

  • Repräsentation, die Informationen über die Attribute eines Konzepts und die Attributrelationen beinhaltet
  • Beispiel: Personenschemata – Wissen über bestimmte Personen
  • Kausale Schemata – Abstrakte Annahme darüber, welche Ursachen für bestimmte Arten von Ereignissen verantwortlich sind

Skript

Skript

  • Repräsentation von Ereignissen, die Informationen über zeitliche Abfolge beinhaltet
  • Beispiel: Wissen über die zeitliche Abfolge von Ereignissen, die einen Restaurantbesuch bezeichnen

Kategorie

Kategorie

  • Repräsentation einer Klasse von Objekten, Personen oder Ereignissen mit ähnlicher Bedeutung oder Funktion
  • Konkrete Kategorie: Pflanzen, Tiere
  • Soziale Kategorien: Männer, Frauen
  • Abstrakte Kategorien: Werte, Ideale

Stereotype

Stereotype

  • Repräsentation der allgemeinen Merkmale der Mitglieder einer sozialen Kategorie
  • Beispiel: Merkmale von Mitgliedern bestimmter Berufsgruppen oder ethnischer Gruppen

Prototype

 

 

  • Repräsentation der ideal-typischen und definitorischen Merkmale einer Kategorie
  • Beispiel: Prototypische Merkmale eines Professors ist über 40 Jahre alt, hält Vorlesung, forscht etc....

Prototypikalität kann variieren – 30- jährige Professoren sind weniger prototypisch als 50-jährtige

Assoziatives Netzwerk

Assoziatives Netzwerk

  • Komplexe kognitive Struktur, in der eine Vielzahl von Konzepten durch assoziative Verbindungen miteinander in Beziehung steht. Durch Ausbreitung der Aufmerksamkeit entlang dieser Verbindungen werden bei Aktivierung eines Konzepts benachbarte Konzepte ebenfalls aktiviert.
  • Beispiel: Die Einstellung einer Person gegenüber einem Objekt inklusiver aller kognitiven, affektiven, konativen Aspekte

Schritte der Informationsverarbeitung – Initiale Wahrnehmung

Schritte der Informationsverarbeitung – Initiale Wahrnehmung

  • Person muss kritisches Stimulusereignis wahrnehmen
  • -> setzt voraus dass sie Aufmerksamkeit auf bestimmte Aspekte der Situation konzentriert und andere ausschließt
  • Experiment Duncan: Hautfarbe zog offenbar viel Aufmerksamkeit auf sich

Salienz

Salienz

  • Stimulus, der die Fähigkeit besitzt, im Zusammenspiel mit Merkmalen des Wahrnehmenden (z.B. seinen Bedürfnissen, Zielen) die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, wird in der sozialen Kognitionsforschung als „salient“ bezeichnet.
  • Stimuli werden i.d.R. salienter, wenn sie
  • a) sozial bedeutsam sind und
  • b) im Vergleich zu anderen Stimuli im sozialen Kontext relativ selten auftreten (z. B. ein einzelner Angehöriger einer sozialen Minorität unter Mitglie-Salienz dern der Majorität)
  • Salienz hat wichtige Konsequenzen für die weitere Informationsverarbeitung -> Grundsätzlich erhöht sie die Wahrscheinlichkeit, dass sich die nachfolgende Informationsverarbeitung auf Informationen konzentriert, die mit dem salienten Stimulus zusammenhängen

Schritte der Informationsverarbeitung - Enkodierung

Schritte der Informationsverarbeitung - Enkodierung

  • Der Prozess, der einen äußeren Stimulus in eine kognitive Repräsentation überführt, die dann im Gedächtnis gespeichert wird. Der Prozess der Enkodierung beinhaltet, dass der externe Stimulus mit bereits vorhandenem Wissen in Beziehung gesetzt wird, wodurch er informationshaltig wird und einen Sinn erhält
  • setzt voraus, dass im Gedächtnis gespeichertes Wissen, welches für die Interpretation relevant ist, zugänglich ist und abgerufen werden kann.

Zugänglichkeit

Zugänglichkeit

  • Der Begriff der Zugänglichkeit bezieht sich darauf, wie leicht ein bestimmter Inhalt aus dem Gedächtnis abgerufen werden kann.
  • Schnell abrufbare Inhalte werden als leicht zugänglich bezeichnet. Ein Reiz, der die Zugänglichkeit eines Gedächtnisinhalts erhöht bzw. zur Aktivierung eines bestimmten Inhalts führt, wird als „Prime“ bezeichnet.

Kategorisierung

 

Kategorisierung

  • Der Prozess, durch den ein Stimulus einer Klasse ähnlicher Objekte (Personen, Ereignisse etc.) zugeordnet wird.

 

 

Systematisierung

Systematisierung

  • Eine der Hauptfunktionen der Kategorisierung
  • Systematisierung wird dadurch erzielt, dass bestehende Unterschiede zwischen Stimuli, die einer gemeinsamen Kategorie zugeordnet werden, zugunsten bestehender Ähnlichkeiten vernachlässigt werden
  • Bsp.: Kunde im Supermarkt braucht Hilfe, wird sich auf individuelle Unterschiede zwischen Kategorie Verkäufern und Kunden konzentrieren

Inferenz

Inferenz

  • Kategorisierung eines Stimulus erlaubt es, aus dem bereits gespeicherten Wissen über Mitglieder der Kategorie auf Eigenschaften oder Merkmale des Stimulus zu schließen, die nicht unmittelbar beobachtet wurden (oder werden können).
  • Kunde kategorisiert Person als „Verkäufer“ -> kann im Hinblick auf die Interaktion mit dieser Person auf das Wissen zurückgreifen, das er über Mitglieder dieser Kategorie gespeichert hat
  • -> Ohne diese Möglichkeit der Inferenz wäre jeder Stimulus (Person, Ereignis etc.) immer wieder aufs Neue unbekannt und einzigartig
  • -> Wie Duncan illustrierte hat dieses „Hinausgehen über die gegebene Information“ erhebliche Effekte auf die Informationsverarbeitung

 

Schritte der Informationsverarbeitung – Urteilen und Entscheiden

 

Schritte der Informationsverarbeitung – Urteilen und Entscheiden

  • enkodierte Wahrnehmung wird im Gedächtnis gespeichert -> liefert im Zusammenspiel mit im Gedächtnis bereits gespeichertem Wissen die Grundlage für Urteilen und Entscheiden, welche dann die Verhaltensreaktion gegenüber dem Stimulusobjekt bestimmen
  • Experiment Duncan: führte Schubser ein Schwarzer aus (Kategorisiert als „Schwarzer“) wurde auf weitere nicht-beobachtbare stabile Persönlichkeitseigenschaften des Akteurs geschlossen; beim weißen hingegen wurde dazu geneigt es auf äußere Umstände zurückzuführen
  • -> macht die nachteiligen Folgen von Kategorisierungsprozessen deutlich
  • Zuordnung von Personen zu Kategorien stelltin vielen sozialen Situationen die Grundlage für effektive soziale Interaktionen dar - andererseits kann der Prozess der Kategorisierung in Abhängigkeit von der verwendeten Kategorie und den assoziierten Stereotypen zu voreiligen und falschen Schlussfolgerungen führen

 

Idealtypische Sequenz der sozialen Informationsverarbeitung

 

Idealtypische Sequenz der sozialen Informationsverarbeitung

- Sozialer Stimulus -> Initiale Wahrnehmung -> Enkodierung und Kategorisierung -> Urteilen, Entscheiden -> Soziales Verhalten

 

Drei wichtige Aspekte der Informationsverarbeitung

Drei wichtige Aspekte der Informationsverarbeitung

  • Zu welcher Interpretation der sozialen Realität der Wahrnehmende gelangt, hängt maßgeblich davon ab, auf welche Art und Weise er die sozialen Informationen verarbeitet.
  • 1. Das Zusammenspiel von Stimulus und Vorwissen
  • 2. die Menge der verarbeiteten Informationen
  • 3. das relative Verhältnis von automatischen und kontrollierten Verarbeitungsprozessen

Zusammenspiel von Stimulusinformation und Vorwissen

 

Zusammenspiel von Stimulusinformation und Vorwissen

- soziale Informationsverarbeitung durch den Input aus zwei unterschiedlichen Quellen beeinflusst:

  1. Input aus der sozialen Welt (den Merkmalen des Stimulus bzw. den Daten) – bottom-up/datengesteuerte Informationsverarbeitung
  2. Input in Form bereits vorhandenen Wissens der Person (z.B. Vorwis- sen über den Stimulus bzw. Hypothesen oder Konzepte) – top-down/konzeptgesteuerte Informationsverarbeitung
  • Experiment Duncan: beim Schwarzen – top-down; beim Weißen – bottom-up

Menge der verarbeiteten Informationen

 

Menge der verarbeiteten Informationen

  • systematische Verarbeitung: Menschen berücksichtigen eine Vielzahl von Informationen im Rahmen der Eindrucks- oder Urteilsbildung – Informationen werden sorgfältig gesammelt, geprüft und abgewogen
  • Heuristiken: Verarbeitung weniger Hinweisreize, stützen auf subjektiv bewährte Entscheidungshilfen die schnelles Urteilen ermöglichen

 

Kognitive Heuristik

 

Kognitive Heuristik

  • Eine kognitive Entscheidungshilfe im Sinne einer Faustregel, die es Menschen ermöglicht, mit geringem kognitivem Aufwand auf der Grundlage weniger Informationen Entscheidungen oder Urteile zu treffen.

 

Verfügbarkeitsheurisitk

Verfügbarkeitsheurisitk

  • Grad der Zugänglichkeit von Informationen im Gedächtnis dient als Urteilsgrundlage
  • Verwendung bei Einschätzung von Häufigkeiten oder Auftretenswahrscheinlichkeiten von Ereignissen 

Wovon hängt es ab ob Urteilsbildung eher auf systematischer oder auf heuristischer Informationsverarbeitung beruht?

Wovon hängt es ab ob Urteilsbildung eher auf systematischer oder auf heuristischer Informationsverarbeitung beruht?

  • Verarbeitungskapazität: Menschen verfügen nur über begrenzte Ressourcen
  • Verarbeitungsmotivation: bei hoher persönlicher Relevanz besteht Motivation zu einem möglichst adäquaten Urteil zu kommen -> erhöht Wahrscheinlichkeit systematischer Informationsverarbeitung

Relatives Verhältnis zwischen automatischer und kontrollierter Informationsverarbeitung

Relatives Verhältnis zwischen automatischer und kontrollierter Informationsverarbeitung

  • Automatische Prozesse:  u.a. dadurch gekennzeichnet, dass sie wenig kognitive Ressourcen verbrauchen, nicht kontrolliert werden müssen (oder kontrolliert werden können) und unter- halb der Bewusstseinsschwelle ablaufen
  • Kontrollierte Prozesse: benötigen erhebliche kognitive Ressourcen, erfordern aktive Regulation, die von einer Person (zumindest teilweise) bewusst gesteuert werden kann

Kontinuum-Modell – Susan Fiske und Steven Neuberg

Kontinuum-Modell – Susan Fiske und Steven Neuberg

  • Eindrucksbildung beginnt stets mit einer automatischen Kategorisierung der fremden Person, die auf der Grundlage leicht beobachtbarer Merkmale erfolgt
  • -> Person wird im Sinne ihrer Kategorienzugehörigkeit und der damit assoziierten stereotypischen Eigenschaften wahrgenommen
  • bei vorhandener Motivation wird kategorien- oder stereotypenbasierte Informationsverarbeitung zugunsten einer eigenschaftsbasierten oder individualisierten aufgegeben -> wahrnehmende Person berücksichtigt Schritt für Schritt die individuellen Eigenschaften und Merkmale der Zielperson bei der Eindrucksbildung
  • Infolge individualisierter Informationsverarbeitung stellen kategoriale Informationen dann nur noch einen Aspekt der vielen individuellen Charakteristika dar, die in den Gesamteindruck von der Zielperson mit einfließen

Duale-Prozess Modelle

 

Duale-Prozess Modelle

  • Modelle wie das Kontinuum-Modell
  • Unterscheiden zwei distinkte Modi der sozialen Informationsverarbeitung

 

Zugrundeliegende Bedürfnisse

Zugrundeliegende Bedürfnisse

  • Menschen haben ein Bedürfnis nach akkuraten Informationen, positiven Informationen über sich selbst, und Informationen, die ihre Erwartungen, Einstellungen und Überzeugungen bestätigen
  • Diese Bedürfnisse steuern 1) die Selektion von Informationen und 2) die Art und Weise, wie Informationen verarbeitet werden
  • Bedürfnis Akkurat sein, nach Konsistenz, nach positiver Selbstbewertung

Bedürfnis, akkurat zu sein

Bedürfnis, akkurat zu sein

  • Überlebenswichtig ein angemessenes Bild der sozialen Realität zu entwickeln
  • -> Menschen haben Bedürfnis möglichst akkurates Bild zu entwickeln
  • in persönlich relevanten Situationen sind Menschen i.d.R. motiviert alle relevanten Informationen zu beachten und systematisch zu verarbeiten
  • -> diese Notwendigkeit ist nicht in jeder Situation gegeben, und akkurate Informationen sind auch nicht immer erwünscht
  • Bedürfnis, akkurat zu sein, ist daher nicht immer eine treibende Kraft in der sozialen Informationsverarbeitung.

Theorie der kognitiven Dissonanz

Theorie der kognitiven Dissonanz

  • Leon Festinger
  • Wahrnehmung subjektiv-logischer Unvereinbarkeiten zwischen zwei oder mehreren thematisch relevanten Kognitionen verletzt das Bedürfnis nach kognitiver Konsistenz, was sich in einem unangenehmen Zustand innerer Anspannung nieder- schlägt (kognitive Dissonanz).
  • Kognitionen sind dissonant wenn sie nicht zueinander passen oder sich ausschließen
  • -> Um den Zustand kognitiver Dissonanz zu vermeiden, tendieren Menschen daher oft dazu, Informationen zu suchen, die mit bereits bestehenden Einstellungen und Meinungen im Einvernehmen stehen, während sie konträre Informationen eher vermeiden

 

Bedürfnis nach positiver Selbstbewertung

Bedürfnis nach positiver Selbstbewertung

  • Menschen sind bestrebt das eigene Selbstwertgefühl zu schützen und/oder zu steigern
  • -> beeinflusst welche selbstbezogenen Informationen Menschen aktiv suchen und welche sie vermeiden
  • Menschen ziehen einen Teil ihres Selbstwertgefühl aus ihrer Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen -> wirkt sich auf die Interpretation und Beurteilung der Handlungen und Verhaltensweisen von Mitgliedern der Gruppe aus, zu denen der Wahrnehmende gehört
  • -> Experiment Duncan: Weißer führte Schubser des Weißen auf äußere Umstände zurück -> will positives Bild der eigenen Gruppe aufrecht erhalten

Prospect Theory

Prospect Theory

  • Paradigma der „Heuristiken und Verzerrungen“, maßgeblich durch Kahneman und Tversky geprägt
  • Normativ rationales Individuum handelt nach dem Prinzip der Nutzenmaximierung -> bedient sich mathematischer bzw. statistischer Rationalität
  • Aus diesem Verständnis von Rationalität heraus beobachteten die Forscher tatsächliches menschliches Entscheidungsverhalten in Dilemmasituationen und notierten, wann dieses Verhalten von der festgelegten mathematischen Rationalität abwich -> bezeichneten sie als „Verzerrung“

Verstoß gegen das Invarianzprinzip nach Rahmenverschiebung – Kahneman, Tversky

Verstoß gegen das Invarianzprinzip nach Rahmenverschiebung – Kahneman, Tversky

  • Aufgabe: Programm zur Bekämpfung von Krankheit
  • Positiver Rahmen: 72% entschieden sich für „A“, die als „sicher“ bezeichnet werden kann; nur 28% für „B“, kann in Relation als „riskant“ bezeichnet werden
  • Negativer Rahmen: 78% wählten „B“, 22% wählten „A“
  • -> allein durch die Veränderung des Rahmens einer Entscheidung wurde das Entscheidungsverhalten der Untersuchungsteilnehmer stark beeinflusst, es wurde sogar fast gänzlich umgekehrt.
  • Soziologe Hartmut Esser spricht davon, dass sich die Zielstruktur der Situation mit dem jeweiligen Rahmen verändert (z.B. Verlust vermeiden oder Gewinn behalten)
  • -> erste Version des Dilemmas ging von einem „Gewinn“ an Menschenleben aus, die durch das Programm „gerettet“ werden können, während die zweite Version von einem „Verlust“ an Menschenleben ausgeht, der „verhindert“ werden muss
  • -> Kahneman und Tveryks zeigen, dass Menschen in Situationen in denen sie von einem Verlust ausgehen zu riskantem Verhalten neigen; bei Gewinn eher zu risikolosem Verhalten

Drei wesentliche Abweichung rationalen Entscheidungsverhaltens nach Kahneman und Tversky

Drei wesentliche Abweichung rationalen Entscheidungsverhaltens nach Kahneman und Tversky

  • Wahrscheinlichkeitsschätzung: kleine Wahrscheinlichkeiten werden überschätzt, große überschätzt; Nur bei den Extremen der absoluten Sicherheit oder unmöglichen Ereignissen stimmt die subjektive Bewertung von Wahrscheinlichkeiten mit der objektiven Realität überein
  • Referenzpunkt: Menschen bewerten das Ergebnis von Entscheidungen immer in Relation zu einem Ausgangspunkt -> Gewinne werden gegenüber Ausgangspunkt positiv erlebt, Verluste negativ; Gewinn und Verlust und damit einhergehende Gefühle sind aber nicht linear miteinander verknüpft -> S-förmige Nutzenfunktion -> kleine Verluste verursachen wesentlich mehr negative Gefühle als kleine Gewinne in Relation dazu positive Gefühle hervorbringen können -> Sie verlieren 10€ und finden kurz darauf wieder 10€. Nach dieser Theorie bliebe dann bei Ihnen immer noch ein leicht negatives Gefühl übrig.
  • Rahmen der Entscheidung: Wie Entscheidungsalternativen bewertet werden hängt davon ab in welchem Rahmen sie gesehen werden -> nicht die objektive Entscheidungsqualität, sondern deren Einordnung in Gewinn und Verlust spielt eine Rolle

Repräsentativitätsheuristik

Repräsentativitätsheuristik

  • Wenn Menschen Wahrscheinlichkeitsaus- sagen treffen, so werden sie diese häufig anhand von Repräsentativitätsheuristiken generieren. Dabei betrachten sie Merkmale eines zu klassifizierenden Gegenstandes und schätzen ab, für welchen Bereich dieser typisch ist.
  • Bsp.: Tom – trägt gern Anzüge, kennt sich gut mit Geld aus, pflegt in Freizeit gern Kontakte, beschreibt sich selbst als konventionell – Bänker oder Handwerker?

 

Anker- und Anpassungsheuristik

Anker- und Anpassungsheuristik

  • wird von Menschen angewendet, wenn diese eine Quantität abschätzen sollen
  • Dabei orientiert sich die Schätzung an einem relativ willkürlich festgelegten Wert und wird von diesem ausgehend adjustiert.