Einführung in die Sozialpsychologie 1 2. Zur Geschichte der Sozialpsychologie

Einführung in die Sozialpsychologie 1 2. Zur Geschichte der Sozialpsychologie

Einführung in die Sozialpsychologie 1 2. Zur Geschichte der Sozialpsychologie

Alexander Wahler

Alexander Wahler

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Langue Deutsch
Catégorie Psychologie
Niveau Université
Crée / Actualisé 12.08.2014 / 05.12.2024
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Die Frage nach dem Anfang

Die Frage nach dem Anfang

  • Gordon Allport gab als wichtigen Zeitpunkt für Entstehung der Sozialpsychologie 1908 an
  • -> erstes Buch mit Titel „Social Psychology“ des Soziologen Edward A. Ross erschien
  • andere Psychologen ergänzten dass im gleichen Jahr „Introduction to Social Psychology“ von William McDougall erschien
  • -> 1908 Geburtsjahr Sozialpsychologie; trotzdem ist eine solche Datierung willkürlich

Begriffsgeschichte

Begriffsgeschichte

  • Laucken weist auf Begriffsverwendung von „psicologia sociale“ 1863/1864 bei Carlo Cattaneo (1801-1869) hin
  • deutschsprachiger Bereich: war vermutlich Gustav Adolf Lindner (1828-1887) der erste Autor, der 1871 den Begriff „Socialpsychologie“ etwa im heutigen Sinne verwendete

Völkerpsychologie

Völkerpsychologie

  • eine der ältesten Wurzeln der Sozialpsychologie
  • geht auf Wilhelm von Humboldt zurück (hat den Begriff jedoch nicht geprägt)
  • -> Humboldt hatte behauptet, dass das Denken wesentlich durch die Sprache bestimmt werde. Verschiedene Völker würden durch ihre verschiedenen Sprachen verschiedene Weltsichten haben. (heutzutage Sapir-Whorf-Hypothese)

Wilhelm Wundt

Wilhelm Wundt

  • aus methodologischen Gründen teilte Wundt die Psychologie in die experimentell arbeitende Physiologische Psychologie und die nicht-experimentell arbeitende Völkerpsychologie ein
  • -> Das Experiment sei zum Studium komplexerer, „höherer“, und damit auch sozialer Vorgänge ungeeignet
  • Wundt ging von den Objektivationen des Zusammenlebens in Völkern aus und musste von diesen „Produkten“ wie Sprache, Religion, Musik, Wirtschaft, Recht usw. immer wieder auf die Psyche der Individuen zurück schließen

Massenpsychologie

Massenpsychologie

  • wird als Vorläufer der Sozialpsychologie gesehen
  • -> Meist wird hierbei an die so genannte romanische Massenpsychologie gedacht, die in Frankreich in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts zur Blüte kam.

Ursprung Massenpsychologie

Ursprung Massenpsychologie

  • italienischer Kriminologe Scipio Sighele
  • -> stellte sich die Frage nach der Zurechnungsfähigkeit des einzelnen Menschen, der in „entgleisten“ Menschenmengen zu solchen strafbaren Handlungen hingerissen wird, die dieser allein kaum begehen würde
  • Gabriel Tarde, französischer Jurist und Kriminologe
  • -> Das gleichförmige Verhalten von (von ihm einzeln gedachten) Menschen in Massen versuchte Tarde mit dem Begriff der Imitation zu erklären

Massenpsychologie - Gustav LeBon

Massenpsychologie - Gustav LeBon

  • stellte dem kritischen und vernünftigen Denken des Einzelnen die Masse gegenüber
  • Die Masse gleiche einem kopflosen Tier, in der Massensituation würden Instinkte aktiviert, der Führer knete sich die Masse nach seinem Vorbild usw.
  • Seine Position war eher konservativ und demokratiefeindlich

Einfluss Massenpsychologie auf Entstehung von Sozialpsychologie

Einfluss Massenpsychologie auf Entstehung von Sozialpsychologie

  • Für die Entstehung einer empirischen Sozialpsychologie hatten die Ausführungen von Sighele, Tarde, LeBon und anderen vergleichsweise wenig Wirkungen
  • -> Das lag vielleicht auch an der unklaren Begrifflichkeit bei LeBon; schon was eine Masse sei, wurde von ihm nur diffus beschrieben

 

Frühe empirische Sozialpsychologie

Frühe empirische Sozialpsychologie

  • geht eher auf französische und amerikanische Soziologen zurück
  • Charles H. Cooley, der 1902 den Begriff der Primärgruppe (primary group) einführte ist hier zu nennen

Charles H. Cooley

 

Charles H. Cooley

  • führte 1902 den Begriff der Primärgruppe (primary group) ein
  • Primärgruppen sind durch direkten Kontakt von Angesicht zu Angesicht gekennzeichnet. Cooley bezeichnet sie als primär, weil sie für die Formung der sozialen Persönlichkeit fundamentale Bedeutung haben

 

Warum konnte die Sozialpsychologie besonders in den USA zur ersten Blüte gelangen?

Warum konnte die Sozialpsychologie besonders in den USA zur ersten Blüte gelangen?

  • Gründe unter anderem...
  • dass in einer Nation mit multikulturellem Hintergrund eher Fragen nach der Bedeutung sozialer Normen und Gewohnheiten auf- kommen.
  • Vorteil, dass man in den USA recht ungezwungen bereit war, soziale Einflüsse experimentell zu untersuchen und zur Zeit der Wende zum 20. Jahrhundert zahlreiche Hochschulen gründete, in denen Psychologie und damit auch Sozialpsychologie gelehrt wurde

Schrittmacherphänomen

Schrittmacherphänomen

  • Norman D. Triplett
  • anregenden Wirkungen des Wettbewerbers auf die Leistungen des Einzelnen wurden in origineller Weise untersucht
  •  gehört zu den frühen Arbeiten der Sozialpsychologie
  • Sowohl die Social Facilitation-Forschung und die Leistungsmotivationsforschung berufen sich auf dieses frühe Experiment
  • -> Frage der Priorität des Triplett-Experimentes in der Sozialpsychologie ist jedoch vorsichtig zu behandeln, denn für die Zeit von 1898 und früher kann noch nicht von einer Sozialpsychologie im heutigen Sinn gesprochen werden.

Beliebtes Thema der frühen Experimentalpsychologie

Beliebtes Thema der frühen Experimentalpsychologie

  • Suggestibilität durch den Versuchsleiter oder durch andere Versuchspersonen
  • Einer der frühen Forscher in diesem Bereich war Alfred Binet, der die frühen Experimente in seinem Buch „La suggestibilité“ (1900) zusammentrug.

Walther Moede

Walther Moede

  • Schüler Wilhelm Wundts
  • Führte ganze Serie von Experimenten experimenteller Psychologie mit Kindern durch
  • fand bei mehreren Aufgaben Leistungssteigerungen, die er auf Geltungsstreben und Äquivalenzgefühle, d.h. Bedürfnisse nach Gleichbehandlung, zurückführte
  • Sowohl mit seinen Experimenten als auch mit seinen Interpretationen setzte sich Moede in Widerspruch zu seinem Lehrer Wundt, der soziale Prozesse für zu komplex hielt, um sie experimentell erforschen zu können.

Floyd H. Allport

Floyd H. Allport

  • wies – im Gegensatz zu Moede – seine Versuchspersonen an, nicht in Wettbewerb zu treten, denn er interessierte sich für die „reinen“ Wirkungen der Anwesenheit anderer.
  • Leistungssteigerungen erklärte er mit sozialer Erleichterung – „social facilitation“
  • -> lediglich die Tatsache, dass bei der Arbeit andere Menschen zu hören und zu sehen sind seien für Leistungsveränderung verantwortlich
  • Stellte in seinem Lehrbuch der Sozialpsychologie eine behavioristische Sozialpsychologie dar, die für die Weiterentwicklung der Sozialpsychologie von großer Bedeutung werden sollte
  • Sein behavioristisches Programm, das sich von älteren Konzepten wie dem der Massenseele zu befreien versuchte, war ein experimentell realisierbares Forschungsprogramm mit Langzeitwirkungen - Aus heutiger Sicht führte es allerdings zu einer Einengung der Sozialpsychologie

Entstehung der Kleingruppenforschung in Usa

 

Entstehung der Kleingruppenforschung in Usa

  • durch Jakob L. Moreno (1889-1974), Muzafer Sherif (1906-1988) und vor allem  Kurt Lewin (1890-1947) in den dreißiger Jahren

 

Jakob Moreno

Jakob Moreno

  • hatte durch seine Techniken der soziometrischen Befragung Gruppenstrukturen sichtbar machen und in Form von Soziogrammen graphisch darstellen können

 

Muzafer Sherif

 

Muzafer Sherif

  • Er ermittelte in Laborexperimenten mit Zwei- und Drei-Personen-Gruppen die Bildung von sozialen Gruppennormen

Kurt Lewin

Kurt Lewin

  • führte in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre seine bahnbrechenden Experimente über den Einfluss autokratischer und demokratischer Führung auf die Gruppenatmosphäre in Jungengruppen durch
  • Die Befunde gaben Hinweise auf Gruppenführung, auf Erziehungswirkungen und auf gesellschaftliche Bedingungen insgesamt
  • Der von Moreno und von Lewin benutzte Begriff der Gruppendynamik (group dynamics) wurde zum Schlagwort für eine neue Wissenschaft

William F. Whyte

William F. Whyte

  • leistete wichtigen Beitrag zur Erforschung der Gruppenprozesse im Alltag
  • verfolgte 1936-1940 durch teilnehmende Beobachtung die gruppendynamischen Prozesse in einer Bande von Jugendlichen 

Leon Thurstone

Leon Thurstone

  • entwickelte Fragebogen und standardisierte Einstellungsskalen
  • -> erwiesen sich in allen Bereichen der angewandten Sozialpsychologie als nützlich

Autokratische Persönlichkeit

Autokratische Persönlichkeit

  • Höhepunkt der Einstellungs- oder Attitüdenforschung durch breit angelegte Untersuchungen zur autokratischen Persönlichkeit
  • In den Studien zur Authoritarian Personality wurden u.a. Persönlichkeits- und Einstellungstests entwickelt, die auf Einstellungen wie generelle Vorurteilshaftigkeit (Ablehnung von Schwarzen, Juden usw.) hinwiesen
  • -> diese Studien fanden aus methodischen Gründen bald Kritik, trotzdem wurde z.B. die aus diesen Studien hervorgegangene F- Skala („F“ von fascism) eins der am häufigsten in der Einstellungsforschung verwendeten Messinstrumente

    Autokratische Persönlichkeit

  • Höhepunkt der Einstellungs- oder Attitüdenforschung durch breit angelegte Untersuchungen zur autokratischen Persönlichkeit
  • In den Studien zur Authoritarian Personality wurden u.a. Persönlichkeits- und Einstellungstests entwickelt, die auf Einstellungen wie generelle Vorurteilshaftigkeit (Ablehnung von Schwarzen, Juden usw.) hinwiesen
  • -> diese Studien fanden aus methodischen Gründen bald Kritik, trotzdem wurde z.B. die aus diesen Studien hervorgegangene F- Skala („F“ von fascism) eins der am häufigsten in der Einstellungsforschung verwendeten Messinstrumente

Herbert Hyman

 

Herbert Hyman

  • 1942 von ihm geprägter Begriff der Bezugsgruppe (reference group) wies auf die Bedeutung sozialer Gruppen für den sozialen Vergleich, aber auch für den Erwerb von Einstellungen hin

 

Soziometrie

Soziometrie

  • Ursprünglich als Methode zur Erfassung von Strukturen in Gruppen erdacht, um diese Strukturen therapeutisch beeinflussen zu können, entwickelte sich die Soziometrie im Laufe der Jahrzehnte zu einer differenzierten Forschungstechnik, der man den sozialpädagogischen Ursprung nicht mehr ansieht

Neue Phase der Kleingruppenforschung

Neue Phase der Kleingruppenforschung

  • in fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts trat die Kleingruppenforschung in eine neue Phase:
  • Durch Robert F. Bales (geb. 1916) und eine Reihe von Lewin-Schülern, wie Leon Festinger (1919-1989), Morton Deutsch (geb. 1920), Stanley Schachter (1922-1997) und andere, wurden Gruppenprozesse unter Laboratoriumsbedingungen detailliert untersucht
  • -> Interaktionsprozesse wurden registriert, der Einfluss einer Majorität auf das Urteil des einzelnen untersucht, das Bedürfnis nach Kontakt mit anderen in bedrohlichen Situationen erfasst, die Risikobereitschaft in Gruppen mit der von Einzelpersonen verglichen, der Einfluss der Kommuni-kationsstruktur auf die Gruppenleistung ermittelt etc.

Untersuchungen Muzafer Sherif und Carolyn W. Sherif

 

Untersuchungen Muzafer Sherif und Carolyn W. Sherif

  • drei Ferienlager, Konfliktsituationen zwischen Gruppen wurden erzeugt und Maßnahmen zur Re-Integration erprobt

 

Fritz Heider

Fritz Heider

  • hat theoretisches Modell entwickelt, das den Zusammenhang von Einstellungen und Sozialbeziehungen zum Ausdruck brachte

 

Leon Festinger

Leon Festinger

  • hat mit seiner Theorie sozialer Vergleichsprozesse und der kurze Zeit später vorgestellten Theorie der kognitiven Dissonanz in den fünfziger Jahren ein plausibles Modell entworfen, mit dem Einstellungsänderungen vorhergesagt wurden

Sozialpsychologie in Westdeutschland

Sozialpsychologie in Westdeutschland

  • Sozialpsychologie im heutigen Sinn gab es in der Nachkriegszeit kaum
  • erste und einzige Institut für Sozialpsychologie zwischen den Weltkriegen begründete Willy Hellpach 1921 an der Technischen Hochschule Karlsruhe
  • -> ihm ging es eher um sozialwissenschaftliche Arbeitspsychologie und um Humanisierung des Taylorismus als um sozialpsychologische Grundlagenforschung im heutigen Sinn

Was ist bezeichnend für die Nachkriegszeit?

Was ist bezeichnend für die Nachkriegszeit?

  • dass gerade die angewandt- sozialpsychologischen Arbeiten von Lewin eher übersetzt und adaptiert wurden als die grundlegenderen, theoretischen Aufsätze und Bücher

„Restauration“ der Psychologie nach dem Zweiten Weltkrieg

„Restauration“ der Psychologie nach dem Zweiten Weltkrieg

  • in der Psychologie nach dem Zweiten Weltkrieg kam es in Westdeutschland zu einer „Restauration“ der Vorkriegsverhältnisse kam in Hinblick auf dreierlei:
  • die Hochschulstruktur
  •  die Lehrstuhlinhaber
  • die Lehrinhalte

 

Kultur des gemeinsamen Beschweigens

Kultur des gemeinsamen Beschweigens

  • Lehrende wie Lernende waren froh, dass die „dunkle“ Nazi-Zeit hinter ihnen lag und sie schauten vorwärts
  • Viel gab es zu lernen und nachzuholen. Was die Lehre betrifft, so prüften die knapp 20 Hochschulinstitute „Völker- und Sozialpsychologie“ nach der seit 1941 gültigen Diplomprüfungsordnung.

Wichtiger negativer Sachverhalt in der Nachkriegszeit

Wichtiger negativer Sachverhalt in der Nachkriegszeit

  • Universitätsbibliotheken und Psychologischen Institutsbibliotheken verfügten über sehr geringe Mittel
  • Selbst große Institutsbibliotheken wie Heidelberg hatten bis in die sechziger Jahre hinein keine einzige fremdsprachige psychologische Zeitschrift abonniert

Willy Hellpach

Willy Hellpach

  • Politiker und politischer Journalist
  • Medizin studiert und Psychologie bei Wundt
  • Gründete das einzige Institut für Sozialpsychologie im Deutschen Reich
  • Musste sich während Nazi-Zeit zurückziehen
  • Seine „Einführung in die Völkerpsychologie“ (1938) passte er gleich nach dem Krieg an die neuen Verhältnisse an

 

Leopold von Wiese

Leopold von Wiese

  • Soziologe
  • „Entdecker“ von Moreno für die deutsche Leserschaft
  • -> rezensierte „Who shall survive?“ 1948 in der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie

Kripal Singh Sodhi

Kripal Singh Sodhi

  • Inder, kam 1937 nach Berlin, um bei Wolfgang Köhler Gestaltpsychologie zu studieren
  • Sodhis Forschung lag im Bereich der Konformitätsforschung, der sozialen Wahrnehmung und der Stereotypforschung.
  • Man kann aus der Biographie von Sodhi, der eine moderne, experimentelle Sozialpsychologie unter dem Einfluss von Köhler, Crutchfield und Asch vertrat, die Schwierigkeiten ablesen, die ein jüngerer Wissenschaftler wie er mit dem Establishment hatte.

Peter Hofstätter

 

Peter Hofstätter

  • Frühzeit der Sozialpsychologie in BRD ist eng mit ihm verbunden
  • sein Fischer Lexikon Psychologie, und vor allem seine Gruppendynamik wurden zu Taschenbuch-Bestsellern
  • Es ist nicht abwegig zu vermuten, dass selbst die Einrichtung von neuen Lehrstühlen für Sozialpsychologie auf die Überzeugungskraft von Hofstätters Büchern zurückging
  • Er war Heerespsychologe, verstand sich selber nie als Sozialpsychologe
  • War der erste in Westdeutschland dem es gelang, Fragen der Sozialpsychologie, Fragen der empirischen psychologischen Forschungsmethoden und vieles mehr einem breiten Publikum vorzutragen
  • Politische Vergangenheit und rechtskonservative Tendenz machten ihn unbeliebt und trugen ihm Konflikte mit der Deutschen Gesellschaft für Psychologie ein
  • -> „Affäre Hofstätter“: 1963 Höhepunkt; Hofstätter sprach sich in Aufsätzen für eine Generalamnesie für NS-Verbrechen aus und wünschte die letzten 30-50 Jahre aus dem Geschichtsunterricht ausschließen

 

 

Martin Irle und der Sonderforschungsbereich 24

 

Martin Irle und der Sonderforschungsbereich 24

  • ab 1968 war Irle Sprecher des Sonderforschungsbereichs 24 „Sozialwissenschaftliche Entscheidungsforschung“, der für die weitere Entwicklung der Sozialpsychologie in der BRD von erheblicher Bedeutung werden sollte -> bewirkte, dass die westdeutsche Sozialpsychologie langsam ein respektables Niveau bekam
  • -> gab mehreren Dutzend jungen Wissenschaftlern Gelegenheit zu experimenteller Forschung und zur wissenschaftlichen Qualifikation
  • Gastprofessuren aus den USA und anderen Ländern führten zu Kooperationen und zu ca. 700 Publikationen
  • deutsche Sozialpsychologie erhielt einen kräftigen Schub in Richtung Internationalisierung
  • Irle war auch 1970 Mitbegründer der bis heute bestehenden Zeitschrift für Sozialpsychologie (seit 2008: „Social Psychology“)

 

Sozialpsychologie in der DDR

Sozialpsychologie in der DDR

  • Sozialpsychologie war nicht an allen Universitäten vertreten
  • ab 1954, gab es einen sozialpsychologischen Schwerpunkt an der Humboldt- Universität in Ost-Berlin mit Kurt Gottschaldt
  • -> er war Gestaltpsychologe, prägte seine sozialpsychologische Forschung
  • Friedrich- Schiller-Universität in Jena nach der Berufung von Hiebsch 1962 jene Hochschule der DDR, an der bis 1990 Sozialpsychologie Schwerpunkt war
  • Zweite Generation in Leipzig und Jena: konnten Theorien, Modellen und Methoden der amerikanischen Forschung folgen, wobei diese Forscher angaben „in ihnen theoretischen Grundannahmen einem marxistisch-leninistischen Ansatz zu folgen“

Gründe für die mühsame Entwicklung der Sozialpsychologie im gesamten Ostblock

Gründe für die mühsame Entwicklung der Sozialpsychologie im gesamten Ostblock

  • Das Dekret des Zentral-komitees der KPdSU vom 4. Juli 1936 gegen die sog. pädologischen Perversionen (sog. Pädologendekret) hatte weitreichende Folgen für die Psychologie in der Sowjetunion und später im ganzen Ostblock
  • -> Ideologisch akzeptiert war nunmehr nur noch die Reflexologie - Reflexologie konnte aber kaum ernsthaft als Grundlage der Sozialpsychologie dienen