Einführung in die Kunststofftechnik

Zur Vorbereitung auf die Klausur "Einführung in die Kunststofftechnik" von Prof. Schlarb; TU Kaiserslautern

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Nic Herrmann

Nic Herrmann

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Langue Deutsch
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Crée / Actualisé 16.08.2013 / 29.07.2019
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Wie sind die Prozessschritte vom Erdöl zum Kunststoff?

  • Erdöl
  • Reinigung
  • Destillation von Naphten
  • Cracken
  • Polymerisation
  • Kunststoff

Alternative Kohlenstoffquellen

Stein- und Braunkohle können durch Hydrieren in Kohlenwasserstoffe (aliphatische und aromatische) umgewandelt und so zur Synthese von Polymeren eingesetzt werden.

Bergius-Verfahren (direkte Kohleverflüssigung): Stein- und Braunkohle vermischt mit Teer und Mineralöl + H2, Kat. 450-490°C; 200-700 bar

Fischer-Tropsch-Verfahren (Kohlenmonoxid-Hydrierung) siehe Bild 

 

Was sind Makromoleküle und wer prägte diesen Begriff?

Makromoleküle sind Moleküle, die aus sehr vielen Atomen bestehen und damit ein relativ großes Molekulargewicht haben.

Geprägt wurde der Begriff durch Herrman Staudinger

langkettige Kohlenwasserstoffe:

  • 1.000 -100.000 Einheiten lang
  • 10^4  -10^6 (10^7 ) g/mol

Bindungsarten in Polymeren

Hauptvalenzbindungen

  • in der Kette (C-C, C-O, C-H, C-N)
  • Kovalente Bindungen (Elektronenpaarbindung)

Nebenvalenzbindungen

  • zwischen den Ketten
  • Van-der-Waals (Dispersionskräfte, Dipol-Dipol-Kräfte, Induktionskräfte)
  • Wasserstoffbrückenbindungen

Was versteht man unter Dispersionskräften?

wirken allgemein in der Materie. Sie sind umso höher, je näher die Moleküle zueinander liegen und sind damit besonders groß in den kristallinen Bereichen. Mit zunehmender Temperatur sinkt die Bindungsstärke durch die zunehmende Wärmebewegung.

Was sind Dipolkräfte?

Wenn in einer Substanz polare Gruppenvorhanden sind, so kommt es zu einer Anziehung von benachbarten polaren Kettenmolekülen. Die Dipolkräfte sind weniger temperaturabhängig und sie wirken über größere Distanzen als die Dispersionskräfte.

Was sind Induktionskräfte?

Besitzt zur Zeit der Annäherung von zwei Atomen nur ein Atom eine Ladungsverschiebung (Dipol), so kann es bei dem anderen Atom eine Ladungsverschiebung induzieren, so dass wiederum der positiv polarisierte Teil des einen Atoms den negativ polarisierten Teil des anderen Atoms anzieht. 

Was sind Wasserstoffbrückenbindungen?

Die sehr starken Anziehungskräfte, die sich durch Wasserstoffbrücken ergeben, entstehen durch die hohe Affinität benachbarter Sauerstoff- und Wasserstoffatome aus verschiedenen Molekülketten. Die Brücken lösen sich erst  bei hoher Belastung, bauen sich jedoch sofort wieder kettenartig nach einer Verschiebung auf. Polyamide verdanken dieser Art Nebenvalenzkräften ihre besonderen mechanischen Eigenschaften. Die Temperaturabhängigkeit ist hier recht gering.

Wie hoch sind die Bindungsstärken der Nebenvalenzbindungen? (wenn die Hauptvalenzbindungen 100% sind)

  • Dispersionskräfte 0,1%-0,2%
  • Dipol-Dipol-Kräfte 0,5%-2%
  • Induktionskräfte 0,05%-0,2%
  • Wasserstoffbrückenbindungen 2%-10%

 

Unterschied Polymer <-> Oligomer

Polymere:

  • 10^4 - 10^6 (10^7) g/mol
  • Verschlaufungen (entanglements) möglich
  • Gestreckte Länge eines Makromoleküls ≈ 2 µm
  • Analogie: D = 1 mm, L = 2 – 200 m

Oligomere:

  • 10^2 - 10^4 g/mol
  • keine Verschlaufungen

Nach welchen zwei Gesichtspunkten lassen sich Kunststoffe einteilen?

Einteilung nach Bildungsart:

  •  Additionspolymerisation als Kettenreaktion (Polymerisation)
  • Kondensationspolymerisation (Polykondensation)
  • Additionspolymerisation als Stufenreaktion (Polyaddition)
  • Abwandlung von Naturprodukten

Einteilung nach Verarbeitungsmöglichkeit:

  • Thermoplaste: Kettenmoleküle
  • Duroplaste: engmaschige Netzmoleküle
  • Elastomere: weitmaschige Netzmoleküle
  • Thermoplastische Elastomere

Welche Arten der Polymerisation kennne Sie? Nennen Sie Beispiele!

  • Additionspolymerisation als Kettenreaktion (Polymerisation)
    • Polyethen PE
    • Polypropylen PP
    • Polystyrol PS
    • Polyvinylchlorid PVC
    • Polytetraflourethylen PTFE
  • Additionspolymerisation als Stufenreaktion (Polyaddition)
    • Epoxidharz EP
    • Vinylesterharz VE
    • Polyurethan PUR
  • Kondensationspolymerisation (Polykondensation)
    • Polyamide PA
    • Polyethylenterephtalat PET
    • Polycarbonat PC
    • Polyetheretherketon PEEK
    • Polyesterharz UP-Harz
    • Phenolharz PF-Harz

  Neue Nomenklatur nach IUPAC Literatur

Wie läuft die Additionspolymerisation als Kettenreaktion ab? (Polymerisation)

  • Initiator(Radikal) startet Kettenreaktion durch aufspalten eines Monomers
  • Kettenaufbau
  • Abbruch durch Reaktion mit freiem Radikal

Fakten zu Polyethylen PE (Art, Herstellung, Anwendung, welche zwei Arten von PE, Einsatztemperatur, Beständigkeit)

teilkristalliner Thermoplast

Monomer: Ethen (CH2)

Herstellung: Additionspolymerisation als Kettenreaktion von Ethen

Anwendung:  Kunststoffkraftstoffbehälter KKB, Rohre, Abfallbehälter, Haushaltswaren (Eimer, Wäschekörbe)

Hochdruck-PE (PE-LD): weich und besonders flexibel, Einsatztemperatur -50°C bis +60°C

Niederdruck-PE (PE-HD):  steifer und abriebfester als PE-LD, Einsatztemperatur -50°C bis +90°C

Beständigkeit: 

  • beständig gegen Wasser, viele Säuren, Laugen und Salzlösungen
  •  bedingt beständig gegen Öle, Treibstoffe und organische Lösemittel (neigt je nach Dichtegrad zum Aufquellen)

Fakten zu Polystyrol PS (Art, Herstellung, Anwendung)

amorph oder teilkristalliner Thermoplast

Herstellung: Additionspolymerisation als Kettenreaktion

Anwendung: Becher, Verpackungen (transparent), Wärmedämmung (schäumbar)

 

Fakten zu Polyvinylchlorid PVC (Herstellung, Anwendung)

amorpher Thermoplast

Herstellung: Radikalische Polymerisation von Vinylchlorid in Substanz-, Suspensions-, Mikrosuspensions- und Emulsionspolymerisation.

Anwendung: Rohre, Bodenbeläge, Kreditkarten, Fensterprofile

Einsatztemperatur: -20°C bis +60°C

Fakten zu Polypropylen PP (Herstellung, Anwendung, Eigenschaften, EInsatztemperatur)

teilkristalliner Thermoplast

Herstellung: Additionspolymerisation als Kettenreaktion von Propen

Anwendung: CD-Hüllen, Lebensmittelverpackung (milchig durchsichtig), Technische Formteile (Automobil), PP-Fasern (Seile, Textilien)

Eigenschaften:

  • Härter und steifer als PE-HD (härtestes Polyolefin)
  • beständig gegen Umwelteinflüsse
  • Rissauslösung nur durch stark oxidierende Chemikalien
  • Problem: Alterung im UV-Licht (Stabilisatoren, Graphit 2,0 bis 2,5 %)
  • M = 150.000 - 600.000 g/mol

Einsatztemperatur: 0°C bis 100°C

Fakten zu Polymethylmethacrylat PMMA (Herstellung, Anwendung)

Thermoplast

Herstellung: Additionspolymerisation als Kettenreaktion

Anwendung: (Plexiglas) Verscheibungen

Fakten zu Polytetrafluorethylen PTFE (Herstellung, Anwendung, Eigenschaften, Einsatztemperatur)

teilkristalliner

Thermoplast Herstellung: Additionspolymerisation als Kettenreaktion

Anwendung: technische Gleitlager, Dichtungen, Beschichtungen (Teflon)

Eigenschaften:

  • Extrem niedriger Gleitreibungskoeffizient
  • Haftfeindliche (antiadhäsive) Oberflächeneigenschaften
  • Sehr gute chemische Eigenschaften
  • Ausgezeichnete dielektrische Eigenschaften
  • Hohe Zähigkeit und Flexibilität
  • Äußerst geringe Feuchteaufnahme
  • M 400.000 bis 9.000.000 g/mol
  • Verarbeitung z. B. durch Sintern; kein Schmelzen möglich; zersetzt sich bei T  ≥ 400°C unter Bildung stark aggressiver, giftiger Gase.

Einsatztemperatur: -200°C bis +260°C

Wie läuft die Additionspolymerisation als Stufenreaktion ab? (Polyaddition)

Es bilden sich meistens mehrgliedrige Einheiten

Wie läuft die Kondensationspolymerisation (Polykondensation) ab?

bei der Reaktion zwischen den Endgruppen wird eine niedermolekulare Verbindung abgespalten

Fakten zu Polyamid (Art, Herstellung, Anwendung, Eigenschaften, Einsatztemperatur)

amorph oder teilkristalliner Thermoplast

Herstellung: Kondensationspolymerisation

Anwendung: technische Formteile (Gleitlager, Zahnräder, Saugrohre, Seilrollen, etc.); Elektrische Formteile (Isolatoren, Spulenkörper, Schalter, ..)

Eigenschaften: 

  • Teilkristalliner Kunststoff, häufig mit Glasfaserverstärkung
  • Gute thermisch-mechanische Stabilität
  • Dauergebrauchstemperatur (80 °C bis 140 °C) 
  • Sehr gute Zähigkeit
  • Mittlere bis gute Festigkeit und Steifigkeit
  • Gute bis ausgezeichnete Schlagzähigkeit
  • Gute bis sehr gute Gleit- und Verschleißeigenschaften
  • Hohe Feuchtigkeitsaufnahme
  • Empfindlich gegen Laugen und starke Säuren

Fakten zu Polycarbonat (Art, Herstellung, Anwendung, Eigenschaften)

amorpher (Kristallitanteil kleiner 5%) Thermoplast

Herstellung: Kondensationspolymerisation

Anwendung: Verscheibung, Brillengläser (transparent weil amorph); CDs, Mehrwegflaschen

Eigenschaften:

  • Tieftemperaturzäh bis - 150 °C
  • Beständig gegenüber Wasser, anorganischen und vielen organischen Säuren, Fluorwasserstoff, schwachen wässrigen Alkalien, Oxidations- und Reduktionsmitteln. Salzlösungen, Fette, Öle, aliphatische Kohlenwasserstoffe und Alkohole. 
  • Unbeständig sind sie gegenüber starken wässrigen Alkalien, Ammoniak, Aminen, Estern und aromatischen Kohlenwasserstoffen.

Was versteht man unter der Konstitution hinsichtlich der Molekülstruktur?

Chemisches Aufbauprinzip eines Makromoleküls Beispiel: Aneinanderreihung der Atome, Art der Endgruppen und Substituenten, Art und Menge der Verzweigungen, Molekulargewicht

Was versteht man unter der Konfiguration hinsichtlich der Molekülstruktur?

Räumliche Gestalt eines Moleküls ohne Berücksichtigung der voneinander nur durch Rotation um Einfachbindungen entstehenden Unterschiede.

Was versteht man unter der Konformation hinsichtlich der Molekülstruktur?

Räumliche Gestalt, die Makromoleküle gleicher Konfiguration durch Drehen oder Umklappen um die Bindungsachsen erreichen. Idealer Winkel der Anordnung ca 108°-109° (Tetraederwinkel)

Was versteht man unter Taktizität und welche drei Arten kennen Sie?

Taktizität beschreibt die wiederkehrende Anordnung der Nebenketten eines Polymers

  • isotaktisch (alle Reste zeigen in eine Richtung)
  • syndiotaktisch (Reste zeigen abwechselnd (alternierend) nach vorne und hinten)
  • ataktisch (Reste sind willkürlich angeordnet)

Welche Polymerstrukturen kennen Sie?

  • Kammpolymer
  • Sternpolymer
  • Vernetztes Polymer
  • Baumstruktur
  • Dendrimer

Was versteht man unter der Topologie von Polymeren?

Welche Arten kennen Sie?

Die Topologie beschreibt die räumliche Anordnung von Polymeren

  • Lineares Polymer (keine Seitenketten)
  • Verzweigtes Polymer
  • Kurzkettenverzweigtes Polymer

Welche Arten der Anordnung von Copolymeren kennen Sie?

  • Statistisches Copolymer
  • Blockcopolymer
  • Pfropfcopolymer

 

Einfluss des Molekulargewichts auf die Eigenschaften von Polymeren (am Beispiel von PE-HD)

Mit steigendem Molekulargewicht:

  • steigt die Bruchdehnung
  • sinkt der Kristallisationsgrad
  • sinkt der E-Modul
  • sinkt die Dichte
  • sinkt der Abrieb

Grund: weniger/schwächere physikalische Bindungen

Einfluss der Temperatur auf cp, h und v bei Thermoplasten (amorph, teilkristallin) skizzieren

siehe Bild

Zustandsbereiche amorpher Thermoplasten skizzieren

  • Tn = Nebenerweichung
  • Speichermodul = Wie viel Energie elastisch gespeichert werden kann
  • Tg > RT sonst kein Feststoff

Zustandsbereiche teilkristalliner Thermoplaste skizzieren.

  • Tm = Schmelztemperatur Ts
  • Tg in der Regel < RT
  • Tn = Nebenerweichung

Was passiert wenn die Glasübergangstemperatur Tg bei einem teilkristallinen oder amorphen Thermoplasten überschritten wird?

teilkristallin:

  • Übergang von energieelastischem zu entrophieelastischem Bereich
  • Werkstoff neigt zum Kriechen
  • Tg liegt in der Regel unterhalb der RT

amorph:

  • Übergang von energieelastischem zu viskosem Bereich
  • Werkstoff geht von festem zu zähflüssigem Zustand über
  • Tg sollte immer oberhalb der Einsatztemperatur liegen

Zustandsbereiche eines Duroplasts skizzieren

Tg: Der Abfall beschreibt wie eng und gut das Polymer vernetzt ist

Kein Aufschmelzen möglich -> Polymer zersetzt sich bei hohen Temperaturen

Einsatztemperatur sollte unterhalb Tg liegen

Zustandsbereiche eines Elastomers skizzieren

Tg < RT gute Verformbarkeit bei Betriebstemperatur

Starke Versprödung wenn Tg unterschritten wird

Was ist ein Sphärolith? Skizze & Beschreibung

  • Supermolekulare Struktur
  • entsteht durch Keimbildung und Wachstum kristalliner Bereich in radialer Richtung

Was versteht man unter homogener Keimbildung?

Als homogen bezeichnet man eine Keimbildung, die in einer reinen Polymerschmelze ohne Verunreinigungen abläuft (meistens Laborbedingungen). Die Keime werden aus den Molekülsegmenten des kristallisierenden Stoffes selbst gebildet. Homogene Keimbildung ist stets primär.

Was versteht man unter heterogener Keimbildung?

Keime werden durch fremde Grenzflächen gebildet. Ein Molekül lagert sich unter Kettenfaltung an die Oberflächen eines bestehenden Keimes (z.B. Verunreinigungen) an. Der Energieaufwand für die Keimbildung ist geringer, wenn bereits eine oder mehrere Oberflächen vorhanden sind (z.B. auch Gefäßwand). Mindestkeimgröße 2-10 nm.