Einführung in die Kowi

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Einführung in die Kowi


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Langue Deutsch
Catégorie Affaires sociales
Niveau Université
Crée / Actualisé 31.01.2016 / 25.11.2021
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Definition: Kommunikation

- keine Einheitlichkeit

- Komplexität wird durch Alltäglichkeit verdeckt

- erst bei Störungen wird Bedeutsamkeit (voraussetzungsreich, abhängig) deutlich

Signalübertragung (Shannon/Weaver)

info source -> message -> transmitter -> signal -> (noise source) -> received signal -> receiver -> message -> destination

Zeichen nach de Sassure:

1. Signifier/Signifikant

2. Signified/Signifikat

1. materielle Seite durch die sich Zeichen manifestiert

2. begriffliche Seite, Bedeutung des Zeichens

-> dynamische Interaktion

 

1. Denotation

2. Konnotation

3. Mythos 

4. Ideologie

1. festgelegte Bedeutung des Zeichens durch Konvention

2. durch style and tone, Grundbedeutung überlagern

3. Reihe von Konzepten, die von Kultur akzeptiert werden (basierend auf Signifkat)

4. durch Konnotation und Mythos entsteht ein unterschwellig organisierendes Prinzip = Ideologie (sense of wholeness)

interpersonale Kommunikation

- (in)direkt

- (a)synchron

- ko-präsente menschliche Akteure

- zweiseitg

Def. nach Maletzke: Massenkommunikation/medien

- öffentliche (keine klar definierte Empfängerschaft)

- disperses Publikum

- technische Verbreitungsmittel

- indirekt (zeitliche und räumliche Distanz)

- einseitig (kein Rollenwechsel)

Internet als Hybridmedium

- keine kommunikativen Funktionen im engeren Sinne (Datenabruf)

- interpersonale Kommunikation (E-Mails)

- öffentliche Kommunikation (Radio, Fernsehen)

Medien 1. und 2. Ordnung

1. technische Systeme, die verbreiten

2. soziokulturelle Institutionen, die zur Verständigung verbreiteter Medien beitragen

Kommunikationsmodell (Schramm)

input -> Encoder, Interpreter, Decoder -> identical messages -> delayed inferential feedback

Medienwandel als Technik- und Gesellschaftswandel

- biografisches Erleben 

- mediales Portfolio prägt Alltag, Erleben, Erinnerungen (je Kohorte)

- technologische Veränderungen -> Medienwandel (Medien/Technologie = Treiber)

- gesellschaftliche Veränderungen und kommunikative Notwendigkeiten -> Technologieveränderungen (Gesellschaft = Treiber)

Zeitliche Entwicklung der Kommunikation

vor 150.000 - 30.000 Jahren: Ursprung der menschlichen Sprache
- genetisch-biologische Veränderungen im Gehirn oder Vokaltrakt
- Selektionsdruck durch Umweltereignisse
- Notwendigkeit der sozialen Kooperation (Jagd)

vor 30.000 Jahren: Höhlenmalerei
- Wertvorstellungen, Stammesgeschichte
- Striche und Zahlen

-> Entwicklung der Schrift:
Aneinanderreihung und Verkettung von Bildern (3500 v. Chr. sumerische Keilschrift mit Piktogrammen), steigender Abstraktionsgrad
Vorteile: dauerhafte Aufbewahrung, unabhägig vom Erzeuger/Mittler, Vervielfältigung, Vereinheitlichung, Festlegung

Samuel Morse (1791-1872): Transatlantik Kabel

1844: Vorschlag
1850: internationales Unterwasserkabel ENG-FR
1856: Gisborns erste Versuche
1858: transatlantisches Kabel finanziert von Cyrus Fields (kurze Funktionsdauer)
1866: erfolgreich und funktionstüchtig für mehrere Jahre

wichtige Personen der Medienentwicklung

Nipkow (1860-1940): Nipkow Scheibe
Lumière (1862-1954): Cinématographen
Bush (1890-1974): Analogrechner, Memex-Konzept
Zuse (1910-1995): programmgesteuerter Rechner, Z3
Lee am CERN: World Wide Web (= Netz)

Fernsehstuben für olympische Spiele 1936 (35 in Berlin, 2 in Leipzig, 1 in Potsdam)

Medien-Systematik nach Pross

1. Primärmedien (bis 1500)
- Kleingruppe
- keine technischen Mittel bei Produktion und Rezeption
- Sprache und soziale Rolle

2. Sekundärmedien (1500-1900):
- regionale und nationale Teilöffentlichkeit
- technische Mittel bei Produktion (Druck)

3. Tertiärmedien (1900-1990):
- (supra)nationale Öffentlichkeit
- technische Mittel bei Produktion und Rezeption (Telefon)

4. Quartiärmedien (ab 1998 Ergänzung durch Faulstich):
- globale Öffentlichkeit
- Verlagerung auf Computer, Netzmedien

Beschleunigungsthese

zunächst langsame Entwicklung ab 1600 mit Zeitung, dann rasant Telegraph, Telefon, Film, Radio, PC, CD etc.

Rieplsches Gesetz

einfachste Mittel, Formen und Methoden werden nie von höchst entwickelten gänzlich und dauerhaft verdrängt, wenn sie einmal für brauchbar befunden worden sind 
-> Suche nach neuen Aufgaben und Verwertungsgebieten

Kritik am Rieplschen Gesetz

- verkürztes Mantra auf "Medien sterben nicht"
- kaum widerlegbare Existenzaussage, dass Mediumnoch existiert
- keine Geschichtsschreibung toter Medien
- auf altertümliche Medien und nicht auf moderne Medientechnologien bezogen
- Definition altes und neues Medium
- Nischenexistenz

 

Substitution und Media Displacement

- lange Tradition bis in die 1930er (Lazarsfeld Radiostudien)
- Boomerang Ansatz: Diskussion bei jedem neuem Medium -> Wettbewerb um limitierte Ressourcen (Aufmerksamkeit und Geld)

Entwicklung der Zuschauerforschung

1963-1974:
n = 625 Gebührenzahlerhaushalte
Diensleister Infratam
Messgerät Tammeter -> Abgreifen der Stromspannung am Programmumschalter, Registrierung, ob läuft (ARD oder ZDF)
minütlich durch Lochstreifen

1975-1984:
n = 1200 Privathaushalte
Dienstleister Teleskopie
Messgerät Telekomat/Telemetron (Push-Button-System)
alle 30 Sek.

seit 1985:
n = 2380 Haushalte
Dienstleister GfKA
Videorecorder und -text Nutzung, Kabel und Satelliten
Zusammenschluss ARD, ZDF, RTL, Sat1 zur AG Fernsehforschung
sekundengenaue Messung

seit 2009 Messung mit TC score:
klassische Empfangswege mit Kabel, Terrestrik, Satellit, Videorecorder
+ digitale Aufzeichnungsgeräte (DVD Recorder)
+ offene Schnittstelle (TV-Karte, mobiles Fernsehen)

 

Duales System des Fernsehens und des Hörfunks

öffentlich-rechtliche Anbieter
private Anbieter

Hörfunk als "Nebenbei-Medium"

Essen, Auto, Arbeit (im und außer Haus)

Deutsche Fachgeschichte

19. Jahrhundert:
erste Auseinandersetzung mit Öffentlichkeit und Presse

1916:
erster Lehrstuhl Zeitungswissenschaft in Leipzig durch Karl Bücher

bis 1935:
Eröffnung zeitungswissenschaftlicher bzw. publizistikwissenschaftlicher Institute

Weltkrieg II:
Propagandainstrument des Regimes (Flucht von Lazarsfeld, Lewin etc.)

1948:
Wiedereröffnung der Institute, Gründung von Zeitschrift über Medien

1960er:
prägende Vertreter sind Maletzke, Noelle-Neumann
-> Entwicklung zur sozialwissenschaftlichen Kowi und empirischen Sozialforschung
Gründe: Generationenwechsel, gesellschaftliche Entwicklung, Impulse aus den USA)

1963:
Gründung DGPuZ (1972: DGPuK)

1970er:
Professionalisierung der Journalistenausbildung

1990er: Differenzierungen mit interdisziplinären Bezügen

US-Fachgeschichte

1940er Kurt Lewin: Feldtheorie

1940: Cantril-Studie - Invasion vom Mars

1944 : The People's Choice

1946 Hovland: Yale Studies (Persuasionsforschung, Wirkung von Medienbotschaften)

1. Fachentwicklung

2. Medienentwicklung

3. Gesellschaftsentwicklung

4. Forschungsperspektiven/ansätze

1. Veränderung des Wissenschaftsbereich an sich, Einflüsse anderer Fächer

2. Veränderung des Phänomenenbereichs durch verändernde Medien

3. Veränderung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, Nutzungsstrukturen

4. Veränderung der Theoriegebäude, Methoden etc.

normative Ansätze -> kommunikative Modell -> empirische Tradition -> Gesellschafts- und Sozialtheorien

Status Quo Kowi

gesellschaftliches Interesse, Ausdifferenzierungen, Institutionalisierungen, Wachstum
DGPuK, ICA, IAMCR, ECREA
Aufgaben: Jahrestagungen, Publikationen, Nachwuchsförderung, Preise, Workshops

Selbstverständnis der Kowi (DGPuK)

- Relevanz des Faches: hoher Stellenwert der Kommunikation und Medien innerhalb der Gesellschaft
- theoretisch und empirisch arbeitende Sozialwissenschaft mit interdisziplinären Bezügen
- soziale Bedingungen, Folgen und Bedeutungen medialer, öffentlicher und interpersonaler Kommunikation (Geschichte, Gegenwart und Zukunft gesellschaftlicher Medien- und Kommunikationsverhältnisse)

1. Aufklärung der Gesellschaft

2. Problemlösung der Kommunikationspraxis

3. Ausbildung für dynamische wachsende Medien- und Kommunikationsbranche

1. Formalobjekt

2. Materialobjekt

1. spezieller Aspekt der Betrachtung (Untersuchungsinteresse) = soziale Kommunikation

2. Objekt der Betrachtung = Medien

1. Empirie

2. Deduktion

3. Induktion

4. Induktion als Fehlschluss

1. durch Beobachtungen und Erfahrungen Hypothesen bilden

2. Ableitung einer Aussage nach logischen Regeln

3. vom Besonderen aufs Allgemeine schließen

4. von Regelmäßigkeiten auf kausale Zusammenhänge und zukünftige Entwicklungen schließen -> keine Vorhersage!
wenn für alle bisherigen A gilt B, dann auch für alle vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen A gilt B

Karl Popper (1902-1944): Kritischer Rationalismus

Asymmetrie zwischen Verifikation und Falsifikation
Induktion und Verifikation: Bsp. weiße und schwarze Schwäne
Modus tollens

1. Fallibilismus: Theorien sind nur vorläufig
2. Falsifikationismus: empirisch nachprüfbare Vorhersagen, die mit Messung und Beobachtung überprüft werden (Bestätigung oder Modifikationen)
3. Deduktivismus: zur Überprüfung reicht deduktive Logik

Lasswell-Formel

Wer sagt was zu wem über welchen Kanal mit welcher Wirkung?

Kommunikator Mitteilung Medium Publikum Wirkung

Kommunikatorforschung Inhaltsanalyse Medienkunde Publikumsforschung Wirkungsforschung

 

Entwicklung des Journalismus

ab 1500: präjournalistische Periode
herrschaftsinterne Nachrichtendienste; sporadische Nachrichtenangebote

16.-18. Jahrhundert: korrespondierender Journalismus
unsystematische Berichterstattung durch Reisende in Avisen

18.-19. Jahrhundert: schrifterstellender Journalismus
durch gelehrte Zeitungsschreiber, Politiker; Kampf gegen Zensur

ab 19. Jahrhundert: redaktioneller Journalismus
Professionalisierung, großbetriebliche Produktionsweise

ab 1990er: postredaktioneller Journalismus
professionelle Amateure, Auflösung der Redaktionsstrukturen
(redaktionelle Gesellschaft)
 

Journalismus-Entwicklung in der USA

1800-1930: Phase 1 Deskriptive Printgeschichte
philosophische Texte über Rolle der Presse

1930-1950: Phase 2 Sozialwissenschaftliche Umorientierung
Lasswell, Lazarsfeld, Lewin

1950-jetzt: Phase 3 Differenzierung der Wirkungsforschung, Fachemanzpierung, TV als neues Medium

Normative Ansätze in der Journalistik (1900-1960er)

positive und negative Aspekte

K. Jäger (1926):
- Bild der Zeit geben
- Wahrheitsliebe und -treue, Sachkenntnis
- inneres Bedürfnis, dafür geboren sein

E. Dovifat (1962):
- Geltungsbedürfnis, beobachten, beurteilen, mitgestalten, verbesser
- liegt in Persönlichkeit

-> Stand aktueller Forschung: gilt als überholt, lässt sich aber in vielen öffentlichen Diskussionen noch wiederfinden

+ weiß was erwartet wird/was kommen wird
- Begrenzung des Denkens und Hinterfragens
 

Definition: Journalismus (Rühl)

Teilsystem der Gesellschaft
-> Herstellung und Bereitstellung von Themen zur öffentlichen Kommunikation

JouriD II (Weischenberg, Malik, Scholl 2005)

Interview von 1536 Journalisten zu:
Strukturdaten, Ausbildung, Zufriedenheit, politische Einstellung, Publikumsbild, Sozialdemografie

meiste Beschäftigung bei: Zeitschrift, Fernsehen, Hörfunk, Online

Berufliches Rollenverständnis des Journalisten

1. schnelles neutrales, präzises Informieren und Erklären (75%)

2. interessante Nachrichten für ein breites Publikum bieten (54%)

3. Unterhaltung und Entspannung bieten (47%)

4. Lebenshilfe bieten (36%)

Kommunikationsziel des Journalisten

1. normalen Menschen Möglichkeit der öffentlichen Kommunikation geben; sich für Benachteiligte einsetzen (42%)

2. Gesellschaft, Politik und Wirtschaft kontrollieren (37%)

3. sich selbst darstellen, eigene Ansichten präsentieren (27%)

4. politische Tagesordnung beeinflussen (19%)

Zwiebelmodell (Weischenberg)

Medienakteure (Rollenkontext): Einstellungen, Professionalisierung, Publikumsimage

Medienaussagen (Funktionskontext): Informationsquellen, Darstellungsformen, Wirklichkeitskonstruktionen

Medieninstitutionen (Strukturkontext): ökonomische, politische, organisatorische, technologische Imperative

Mediensysteme (Normenkontext): gesellschaftliche, politische, rechtliche, ethische Rahmenbedingungen

Definition: Public Relations, Öffentlichkeitsarbeit, Auftragskommunikation (DPRG)

- schafft politischen, wirtschaftlichen und sozialen Handlungsraum von Personen und Organisationen im Prozess öffentlicher Meinungsbildung (Standpunkte, bietet Orientierung)

- vertritt Interessen der Auftraggeber im Dialog informativ, wahrheitsgemäß, kompetent (nicht wertfrei)

- Führungsfunktion

- akzeptiert Interessengegensätze, vermittelt Einsicht, bewirkt Verhaltenskorrekturen (demokratisches Kräftespiel)

Voraussetzung: aktive und langfristig angelegte kommunikative Strategie

PR-Instrumente

1. Medienarbeit

2. Strategische Beratung, Konzepte, Analysen

3. Publikationen

4. Online, Events, Seminare, Sponsoring