Eignungsdiagnostik VL 4
Das diagnostische Interview
Das diagnostische Interview
Kartei Details
Karten | 39 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 24.11.2011 / 02.09.2015 |
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Konstruktion Tests und Fragebögen
1. Items konstruieren
2. Skalen bilden und unpassende Items eliminieren/überarbeiten
3. Gültigkeit (Validität) jeder Skala beurteilen und evt. Items eliminieren
4. Zuverlässigkeit (Reliabilität) jeder Skala berechnen und unpassende Items eliminieren
5. Evt. Normen erstellen
Das diagnostische Interview: Bedeutung
Das Eignungsinterview ist ein Gespräch zwischen mindestens einem Interviewer und einem zu Beurteilenden zur Erhebung arbeitsrelevanter Informationen bei Fragen zur beruflcihen Entwicklung oder der Personalauswahl.
Das diagnostische Interview: Funktion
- Für den Bewerber: Stellenangebot erhalten,Unternehmen kennenlernen, Selbstbeurteilung, eigener Marktwert
- Für die Organisation: Qualifikation abschätzen, Auswahl treffen, Unternehmenskultur vermitteln, Angebot unterbreiten
- Für beide: Sich darstellen, Information geben, Bedingungen aushandeln
Der diagnostische Prozess der Interviewmethode
Anforderungsanalyse --> Entwicklung des Interviewleitfadens --> Auswahl und Schulung der Interviewer --> Duchführung und Auswertung --> Evaluation
Fragetypen im EInstellungsinterview
- Offene / Geschlossene Frage
- Kettenfrage
- Suggestivfrage
- Alternativfrage
- Auswahlfrage
- Kenntnisfrage
- Schwächenanalyse
- Konkretisierungsfrage
- Biografische Frage
- Situative Frage
Interviews in der Eignungsdiagnostik
Interviewformen: Unstrukturiertes Interview, Strukturiertes Interview
Interviewform - Unstrukturiertes Interview
- Keine festgelegten Fragen
- Kein spezifisches Auswertungsverfahren
- Gesamtnote anstelle Bewertung einzelner Fragen
Interviewform - Strukturiertes Interview
- Fragen beruhen auf Anforderungsanalyse
- Festgelegte Fragen
- Seperate Bewertung der einzelnen Antworten mittels Einstufungsskalen
--> Bessere Objektivität, Reliabilität und Validität als bei unstrukturierten Interviews --> Behavior Description Interview, Situatives Interview, Multimodales Interview
Standardisierungsgrade von z.B. Einstellungsinterviews - Unstandardisiert
- Vorteile: Freie Gestaltungsmöglichkeit, lebensnahe Gesprächsituation, hohe soziale Validität
- Nachteile: Geringe Aussagekraft, Abhängig von Kompetenz des Interviewers, Keine Vergleichbarkeit versch. Intervies
Standardisierungsgrade von z.B. Einstellungsinterviews - Halbstandardisiert
-Vorteile: Möglichkeit von Nachfragen, klare Gesprächsstruktur, Standardisierung durch vorformulierte Fragen, soziale Vailidität
Standardisierungsgrade von z.B. Einstellungsinterviews - Vollstandardisiert
- Vorteile: Klare Gesprächsstruktur, einfache regelgeleitete Auswertung, max. Vergelichbarkeit des Interviews
- Nachteile: Mangelnde Gestaltungsmöglichkeit des Interviews, Gefahr einer künstlichen Gesprächssituation, Geringe soziale Validität
Behavior Description Interview (BDI) - Grundannahme
Verhalten in bestimmten Situationen der Vergangenheit ist der beste Prädiktor für zukünftige Situationen.
Behavior Description Interview (BDI) - Vorgehen
Es wird nach tatsächlich erlebten Verhalten gefragt. Der Interviewte soll sein Verhalten in erlebten kritischen Ereignisse schildern.
Behavior Description Interview (BDI) - Auswertung
Die ANtworten werden vorher erarbeiteten Leistungsdimensionen zugeordnet und beurteilt. Dabei sollten verhaltensverankerte Einstufungsskalen vorliegen.
Behavior Description Interview (BDI) - Güte
Zufriedenstellende bis gute Werte zwischen 0.48 und 0.54
Situational Interview (SI) - Grundannahmen
Menschen verhalten sich entsprechend ihrer Ziele und Absichten. Man soll nach zukünftigem Verhalten fragen.
Situational Interview (SI) - Vorgehen
Es werden bestimmte zukünftige Situationen vorgestellt, in denen kritische Ereignisse ablaufen. Die Frage ist, wie sich der Interviewte vorstellt, zu handeln.
Situational Interview (SI) - Auswertung
Zur Bewertung gibt es eine 3 oder 5 stufige verhaltensverankerte Einstufungsskala, mit extremen und mittleren Werten des Verhaltens.
Situational Interview (SI) - Güte
Zufriedenstellende bis gute Werte zwischen 0.30 und 0.46
Das Modell der trimodalen Eignungsdiagnostik
Konstruktorietierte/eigenschaftsorientierte Verfahren (z.B Persönlcihekit, Intelligenz) --> Simulationsorientierte Verfahren (z.B. Arbeitsverhalten) --> Biografieorientierte Verfahren (z.B. Berufsqualifizierung) (Schuler, 1992)
Multimodales Interview nach Schuler (1992)
Kombination aus BDI und SI mit weiteren gut gesicherten Erkenntnissen der Forschung zum diagnostischen Interview.
Multimodales Interview nach Schuler (1992) - Vorgehen
1. Gesprächsbeginn (informelle Unterhlatungm Vorstellen Verfahren)
2. Selbstvorstellung des Bewerbers (persönlciher und beruflicher Hintergund, formale und inhaltliche Aspekte (z.B. EInstellungen)
3. Freies Gespräch (offene Fragen zur AUflockerung und Eindrucksbildung)
4. Berufsinteressen (Berufsinteressen und -erfahrung, Wissen)
5. Biografiebezogene Fragen (Siehe BDI)
6. Realistische Tätigkeitsinformation (Überleitung zu situativen Fragen)
7. Situative Fragen (Siehe SI)
8. Gesprächsabschluss (Bewerberfargen, Zusammenfassung)
Multimodales Interview nach Schuler (1992) - Güte
Prog. Validität: 0.15 und 0.57, meiste Nennungen: 0.30 und 0.50
Interviewkonstruktion - Definieren der Anforderungen und der Verhaltensanker
Anforderungsdimension: Arbeitsstil
Der Arbeitsstil becshreibt die gewohnheitsmässige Art zu arbeiten. Er ist sehr bedeutsam für die Leistung eines Menschen auf vielen Gebieten, besonders aber im Beruf. Der Arbeitsstil ist ein Faktor der intellektuellen Bedingungen. Er wird in verschiedene Dimensionen unterteilt, z.B. Selbsständigkeit.
Interviewkonstruktion - Definieren der Anforderungen und der Verhaltensanker
- Selbstständigkeit
Die Bereitschaft und Kompetenz einer Person, ohne fremde Hilfe Aufgaben zu lösen und Verantwortung zu übernehmen.
Interviewkonstruktion - Definieren der Anforderungen und der Verhaltensanker
- Positiv (hohe Punktzahl): Arbeitet eigenverantwortlich nach eigener Zieldefinition für seinen Bereich, ist bereit und fähig Entscheidungen zu treffen und zu verantworten
- Negativ (niedrige Punktzahl): Fragt oft nach, braucht ANschub, nutzt Entscheidungsspielraum nicht aus, übernimmt ungern Verantwortung für seine Entscheidungen
Gründe für Beliebtheit udn Verbreitung der Interviewmethode
- Direkter Ausstieg möglich
- Nah an alltäglicher Interaktion
- Hinweise aus Gesprächen werden als glaubhafter eingeschätzt
- Einfach, bekannt, natürlich, pragmatisch
- Viel Forschung, gut weiterentwickelte Methode
- Vereinbarungen können getroffen werden
- Validität bei Aufgabenbezogenheit und Strukturiertheit gut
Gründe für Beliebtheit udn Verbreitung der Interviewmethode - Bewerberseite
- Kontrollierbarkeit, Sicherheit
- Möglichkeit für Rückfragen
- Fairness
- Selbstselektion
Gründe für Beliebtheit udn Verbreitung der Interviewmethode - Interviewendenseite
- Vielfältige Einsatzmöglichkeiten
- Versch. Fragetypen möglich
- Kostenbewusste Methode
Gütekriterien von Interviews - Objektivität
- Interview standardisiert und anforderungsbezogen gestalten
- Jede Frage wird bewertet und eingestuft
- Dieselben (geschulten) Interviewenden bei allen Interviews
--> Die Objektivität eines Verfahrens legt die Grundlage für eine faire und nützliche Personaldiagnostik
Gütekriterien von Interviews - Reliabilität
- Zur Messung eines Merkmals mehrere Fragen stellen
- Fragen deutlcih und unmissverständlich formulieren
- Objektivität des Interview gewährleisten
Gütekriterien von Interviews - Validität
- Strukturierte und anforderungsbezogene Interviews durchführen: r=0.31 (unstruk.), r=0.62 (struktr.)
- Gute soziale Vailidität bei multimodalem Interview
Diagnostische Interview - Vorteile
- Von Bewerbenden geschätztes und akzeptiertes Verfahren
- Gegenseitiges kennenlernen statt nur Kennenlernen des Kandidaten
- Duch Interaktivität können auch Bedingungen und Vereinbarungen ausgehandelt werden
- Unternehmen hat Chance sich darzustellen
Diagnostische Interview - Nachteile
Beurteilungsfehler durch Interviewer
- Übergewichtung des ersten EIndrucks
- Übergewichtung negativer Informationen
- Halo-Effekt
Beurteilungsfehler
1. Halo-Effekt (Thorndike, 1920)
2. Bestätigung von Hypothesen (Popper, 1934)
3. Reihenfolge-Effekte (Asch, 1946): Primacy-Effekt, Receny-Effekt
4. Pygmalion-Effekt / Rosenthal-Effekt (Rosenthal & Jakobsen, 1971)
5. Stereotype
6. Vorurteile (--> Andorra-Effekt)
7. Hawthorne-Effekt
8. Similar-to-me-Effekt (Rand & Wexley, 1975)
9. Gute-Stimmungs-Effekt (Bierhoff, 2006)
Fehler in der Personenbeurteilung
Das Eisberg-Schema (20% bewusst, 80% unbewusst)
Das Bewusste: Darunter versteht man alles, was ein Individuum von seiner Kultur zu erkennen gibt; alles, was man an ihm "von aussen" beobachten kann und was man Artefakte (Kunsterzeugnisse) nennt: Sein Verhalten, seine Sprache, Sitten und Gebräuche u.s.w. Dies ist die sichtbare Seite des Eisbergs. Da Unbewusste bezieht sich auf alle psychologischen Faktoren der Kultur: Wertesystem, Normen, Denkweisen, Weltanschauungen. Dies ist die unsichtbare Seite des Eisbergs, die in impliziter und verschlüsselter Weise in der Kultur vorhanden und dem Einzelnen oft unbewusst sind.
Achtung Interviewer
- Rede nicht zuviel
- Bilde dir deine Meinung nicht zu früh
- Bewerte die ANtworten nicht durch deine persönclihe EInstellung
- Sprich v.a über anforderungsrelevanten Gesprächsinhalt
- Sei dir bewusst wie du die Antworten auswertest
- Höre gut zu
- Höre nicht auf deinen Bauch
- Ignoriere die (Un-)attraktivität deine Gegenübers
- Du suchst nicht einen dir symphatischen neuen Mitarbeitenden
alpha- und beta-Fehler
- Fehler 1. Art (falsch-positiv; alpha) = Kandidat wird abgelehnt, obwohl geeignet
- Fehler 2. Art (falsch-negativ; beta) = Kandidat wird eingestellt, obwohl ungeeignet
Zusammenfassung: Das Interview
- Das diagnostische Interview ist das zentrale Instrument der EIgnungsdiagnostik
--> beliebige und flexible Kombinierbrkeit mit anderen Methoden, Sehr variabel und situativ anpassbar an definierte Bedürfnisse, von beiden Seiten akzeptierte und hoch geschätzte Methode
- Anwendung von Standards für Güte des Instruments von entscheidender Bedeutung -->: Kein Interview ohne vorangehende Anforderungsanalyse, nur geschulte Interviewende, am Besten zwei Personen (Interviewende und Beobachtende), Evaluation zur stetigen verbesserung des Instruments