DkE1 Adipositas

Therapie - LOGI-Methode

Therapie - LOGI-Methode


Kartei Details

Karten 19
Sprache Deutsch
Kategorie Ernährung
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 06.11.2016 / 23.11.2016
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Welche Informationen werden für die Beurteilung von Adipositas benötigt?

Anamnese

  • Gewichtsverlauf
    • Kindheit, Mit 20 Jahren
    • Seit wann? Auslöser
    • Max/ Min
    • Aktuell
  • Motivation, Wunschgewicht, Ziele (realistisch)
    • Vor- und Nachteile von Gewichtsabnahme notieren mit Patient/ in
  • Erfahrung mit eigenen Versuchen
    • Diäten
    • „Wundermittel“
    • Medikamente
    • ERB
    • Bewegung
  • Rauchen, Alkohol, Drogen, Medikamente
    • Rauchstopp führt in den meisten Fällen zu Gewichtszunahme
  • Psychosomatik
    • Angst
    • Schlafstörungen
      • Mit Übergewicht meist Schlafapnoe --> geht mit Gewichtsreduktion meist wieder weg
    • Stress
      • Arbeitsbedingt
      • Beziehungsbedingt
  • Familiäres Risiko, Soziales Umfeld
    • Beruf
      • Schichtarbeit
    • Partner
  • Essverhalten
    • Mittels Fragebögen erörtern
    • Esstörungen
  • Ernährung/ Bewegung
    • Schrittzähler auf Handy
  • Gewicht, Grösse, Bauchumfang, Körperzusammensetzung
  • Blutdruck messen
  • Aktuelle und vergangenen Laborresultate heranziehen
  • Bekannte Begleiterkrankungen/ -risiken erfragen: Bluthochdruck, Rauchen, Dyslipidämie, Schlafapnoe, T2DM, Depressionen, CVD, ...
  • Adipositas messen mit
    • BMI (selbst messen und wägen)
    • Hüftumfang
    • Taillenumfang
    • Waist-to-Hip Ratio
    • Körperfettanteil

Wie ist Adipositas definiert?

BMI

  • Grenzwerte für Erwachsene: siehe Tabelle
  • Für Kinder: Perzentilen verwenden

Welche Messungen für den Körperfettanteil gibt es?

BMI

BIA

  • Impedanz = Widerstand
  • Hoher Widerstand = Strom fliesst langsam
  • Muskeln (aus Wasser) = schneller Stromfluss
  • Fett = langsamer Stromfluss
  • CAVE: Messfehler (siehe Tabelle)
  • Gerät sollte
    • Mehrere Strom-Frequenzen abdecken
    • Gegen den Goldstandard (DEXA) für gültig erklärt worden sein (validiert)
    • Bei mehreren Messungen bei der gleichen Person gleiche Resultate zeigen, also zuverlässig (reliabel) messen
    • An allen vier Extremitäten messen (Arme, Beine)

Körperfettanteil messen

  • Calipometrie: Messen der Hautfaltendicke an Schulter, Bizeps, Trizeps, Hüfte
  • Etwa so genau wie BIA
  • Abhängig von
    • Alter, Geschlecht
    • Genetik
    • BMI (ausser bei Bodyuildern)
    • Hydratationszustand
    • Körperliche Fitness, Sport, Bewegung im Alltag
    • Ernährung

Wer muss abnehmen?

Wenn BMI zwischen 25 – 30

  • Bauchumfang messen (Frau: 80 – 88 cm, Mann: 96 - 102 cm sind kritische Werte für Bauchumfang)
  • Körpergrösse messen
  • Blutdruck messen --> hoher Blutdruck = erhöhtem Risiko --> Comorbidität

Wenn BMI unter 25

  • Auf Bewegung fokussieren
  • Bewegung ändert Körperzusammensetzung

Wenn BMI zwischen 25 – 28

  • Kontrolle des Gewichts
  • Gewicht konstant halten, nicht warten bis er steigt und dann eingreifen

Wenn BMI über 35

  • Bariatrische Eingriffe im Auge behalten
  • Längerfristige erfolgreiche Abnahme ist bei so hohem BMI selten

Was sind die Grenzwerte für Körperfettanteile?

siehe Tabelle

Was ist wichtig bei der Verlaufskontrolle?

  • Nicht nur Gewicht bestimmen
  • Auch Fettanteil und Bauchumfang
  • Vor allem sportlich Aktive verlieren Fett ohne ihr Körpergewicht stark zu reduzieren
  • Muskelaufbau kompensiert Gewicht vom verlorene Fett
  • Reduktion von Fettabteil/Bauchumfang verhindern Frust & motivieren

Nenne Erkrankungsrisiken, die bei Adiopositas entstehen

stark erhöhtes Risiko (RR > 3)

  • Typ 2 Diabetes mellitus
  • Bluthochdruck
  • ungünstige Blutfettwerte
  • Atemaussetzer in der Nacht (Schlafapnoe)
  • Gallenblasenerkrankungen

moderat erhöhtes Risiko (RR 2-3)

  • HKK
  • Arthrose (v.a. Knie- und Hüftgelenk)
  • erhöhte Harnsäurewerte und Gicht
  • SS-Komplikationen (Präeklapsie)

leicht erhöhtes Risiko (RR 1-2)

  • Krebs (v.a. Dickdarm und Sexualorgane)
  • Fertilitätsstörungen/ PCO
  • Rückenbeschwerden (Lumbalgien)
  • erhöhtes Risiko während Anästhesie
  • Risiken bei Ungeborenen von adipösen Schwangeren

Wie ist die therapeutische Vorgehensweise entsprechend dem BMI?

siehe Tabelle

Was sind die wichtigsten Punkte bei einer konservativen Gewichtsreduktion?

  • Etwa 5 – 15% Gewichtsverlust anpeilen
  • Ca. 2-4 kg Gewichtsverlust pro Monat
    • Tägliches Defizit von ca. 500 – 1000 kcal
    • D.h. 15'000 – 30'000 kcal Defizit pro Monat
    • Wahrscheinlich nicht schädlich, wenn das Gewicht zu Beginn schneller abnimmt, vor allem bei hohem Anfangsgewicht
  • Max. 1-2 Verhaltensänderungen gleichzeitig
    • Veränderungen müssen zum individuellen Lebensstil passen und nachhaltig sein
  • Gesundheit muss im Vordergrund stehen!
  • Realistische Ziele setzen
    • Gewichtsreduktion
    • Lebensstilveränderungen
    • Etappen
    • Möglichst konkrete Ziele
    • Nicht zu viel auf einmal
  • Ziele der Gewichtskontrolle
    • Gewichtszunahme stoppen
    • Gewicht reduzieren
      • Mit individuellen Massnahmen
      • Fokus auf Reduktion der Fettmasse (Muskelmasse erhalten)
      • Realistisch (lieber weniger dafür nachhaltiger)
      • Mit gesundem Lebensstil (lieber mehr bewegen als weniger essen)
      • Nicht überfordern
      • Gewicht nimmt nicht linear ab
      • Nie gleichmässig, da sich Grundumsatz mit jedem kg KG verringert, deshalb müssen sie sich dauerhaft mehr bewegen
    • Gewichtsstabilisierung
      • ist viel schwieriger als abnehmen
      • daran scheitern die meisten

Wie sind die Chancen für eine Gewichtsreduktion?

Chancen Gewichtsreduktion (Erwachsene)

  • 5% Gewichtsreduktion innerhalb eines Jahres schafften:
    • 1 von 12 Männer und
    • 1 von 10 Frauen
  • Von denen, die 5% abgenommen haben, haben...
    • ...53% das Gewicht innerhalb von 2 J wieder gewonnen
    • ...78% das Gewicht innerhalb von 5 J wieder gewonnen
  • Patienten mit BMI 30-35 hatten eine Chance von 1:210 (Männer) und 1:124 (Frauen) ein normales Körpergewicht zu erreichen
  • Patienten mit BMI über 40 hatten eine Chance von 1:1'290 (Männer) und 1:477 (Frauen) ein normales Körpergewicht zu erreichen
  • Wenn man Kinder/ Jugendliche zum richtigen Zeitpunkt erwischt, hat man bessere Chancen auf eine längerfristige Gewichtsreduktion
  • Bariatrische Operationen bei übergewichtigen Menschen
    • Grösseres Wundrisiko, Infektionsrisiko bei hohem BMI --> zuerst abnehmen, bevor ein bariatrischer Eingriff erfolgen kann
    • In Fettgewebe lagern sich Gifte (Insektengift, Drogenrückstände) ab
    • Bei schnellem Abnehmen besteht ein höheres Risiko für Gallen/ Nierensteine (min 40)
  • Chancen abhängig von
    • Alter, Geschlecht
    • Muskelmasse, Körpergrösse
    • Fitness
    • Sport in der Jugend
    • Raucherstatus
    • Potential für Verbesserung der Kalorienbilanz
    • Bildungsniveau --> hohes Bildungsniveau stellt eine gute Vorlage dar für erfolgreiche Gewichtsreduktion
    • Vorstellungen, Motivation
    • Ausmass und Dauer des Übergewichts
    • Durchgeführte Diäten, Essverhalten, Essstörungen
    • --> Gewichtsstabilisierung ist bereits ein Erfolg

Nenne die 3 Säulen der Adipositastherapie/ -prävention

  • Ernährungstherapie
  • Bewegung
  • (Ess-) Verhalten

Was ist der richtige Zeitpunkt für eine Adipositastherapie?

  • Richtigen Zeitpunkt wählen
    • Kopf muss frei sein
    • Keine „offene Baustellen“ in Job und Privatleben
    • Möglichkeit Zeitfenster zu schaffen
    • Keine andere grossen Vorhaben (Jobwechsel, Umzug, Schwangerschaft/Geburt)
    • Gelegenheitsfenster nutzen
      • Bei grundlegenden Veränderungen im Leben ergeben sich Fenster in denen Verhaltensänderungen einfacher/ eher gelingen
        • Krankheiten
        • Diagnosen
        • Ereignissen bei Angehörigen
        • Umzug
        • Jobwechsel/ Pensionierung
        • Neue(r) Partner (in)
        • Auszug der Kinder
      • Ungünstige Voraussetzungen
        • Starker Zeitdruck
        • Neuer Job/ Jobwechsel absehbar
        • Scheidung/ Trennung
        • Umzug
        • Schwangerschaft (aktuell oder bald geplant)
        • Rauchstopp-Versuche
        • Aktuelle (Akute) gesundheitliche Beschwerden/ Krankheiten
        • Aktuelle (Akute) Schmerzen

Nenne Vor- und Nachteile des Abnehmens

  • Mit Abnehmen verbundene Vorteile
    • besseres Körpergefühl
    • besseres Aussehen
    • grössere Auswahl bei Kleidern
    • mehr Selbstbewusstsein
    • bessere Fitness und Gesundheit
  • Mit Abnehmen verbundene Nachteile
    • aufpassen beim Essen
    • mehr Disziplin
    • Zeitaufwand
    • eventuelle Kosten
    • Zeit investieren und planen
    • Sport, auch wenn man mal keine Lust hat

Nenne Lebensumstände, die ins Gewicht fallen

Siehe Diagramm

Wann ist das Risiko für eine Gewichtszunahme erhöht?

bei Veränderungen

  • im Beziehungsleben: neue Partnerschaft, Kinder, Verlust oder Trennung, Umzug
  • der Biologie: Pubertät, Schwangerschaft, Menopause
  • im Lebensstil: Aufhören mit Rauchen, Sport / Training, Diäten, Ferien / Feiertage
  • im Beruf / Ausbildung: Beginn, Wechsel, Ruhestand, Arbeitslosigkeit. Stress, Mobbing, Schichtarbeit
  • der Gesundheit: Trauma-, Angst-, depressive Störung. Ess- oder Schlafstörung. Unfälle, Medikamente, Hormonstörungen, Erkrankungen des Bewegungsapparats

Was ist die LOGI-Diät?

Low Glycemic and Insulinemic Diet

= Ernährungsweise, die Blutzucker- und Insulinwerte niedrig hält

  • Inhaltlich eine kohlenhydratreduzierte, kohlenhydratmodifizierte, proteinreiche, Vitamin- und Mineralstoffreiche Kost
  • kohlenhydratarme Kost war in der längsten Zeit der Menschheitsgeschichte der Normalfall.
  • Jedoch kann der Mensch Kohlenhydrate gut verstoffwechseln und davon profitieren, solange die Balance stimmt

Erkläre die LOGI-Methode

siehe Bild

Weshalb wurde die LOGI-Methode entwickelt?

Insulin

  • Je mehr Kohlenhydrate, umso mehr Insulin wird produziert.
  • Insulinresistente Zellen (bei Übergewicht) benötigen noch mehr Insulin.
  • Nachteile des Insulins:
    • Hemmt den Fettabbau in der Fett- und Muskelzelle
    • Fördert die Fetteinlagerung im Fettgewebe (Aufbauhormon)
    • Auswirkung auf Leberstoffwechsel

Was ist die glykämische Last?

Glykämische Last

  • Berücksichtigt die Kohlenhydratmenge
  • GL= GI/100 x g KH
    • 100 g Rüebli (4,8g KH, GI = 47) 0,47 x 4,8 = 2,3
    • 100 g Ofenkartoffeln (18 g KH, GI 85) 0,85 x 18 = 15