DkE1 Adipositas

Grundlagen - praktische Umsetzung in ERB - Was ist eine gute Diät?

Grundlagen - praktische Umsetzung in ERB - Was ist eine gute Diät?


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Flashcards 21
Language Deutsch
Category Nutrition
Level University
Created / Updated 06.11.2016 / 18.11.2020
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Was ist die Definition von Adipositas?

Definition:

  • Zu viel Fettmasse im Verhältnis zur restlichen Körpermasse

Wonach richtet sich die Definition?

  • Häufigkeit, Verteilung (Mehrheit = „normal“)?
  • Werte-Vorstellungen --> was erachten wir als normal?
  • Ideale --> Medien
  • Gesundheitliche Aspekte
  • Globaler Konsens --> WHO

Messung

  • Körpergewicht --> Körpergrösse wird nicht berücksichtigt
    • BMI
  • Umfang von Taille und/ oder Hüfte
    • Verhältnisse zueinander oder zur Körpergrösse
  • Körperfett (in %)

Wie ist das Risiko der Gesamtsterblichkeit bei Adipositas?

siehe Bild

Risiko Gesamtsterblichkeit im Verhältnis zum Alter

  • Körpergrösse nimmt ab --> BMI steigt automatisch
  • Muskelmasse nimmt ab, Fettmasse nimmt zu --> Grundumsatz nimmt ab, aber essen nicht weniger, erhöhte Reserven nötig für Krankheiten
  • Untergewicht: keine Reserven
  • Nur die zähsten werden 70 Jahren, nur die gesundheitlich fittesten werden 70 Jahre alt --> Resultate mit Vorsicht geniessen, Bias berücksichtigen

Wie hat sich Adipositas in den letzten 15 Jahren in der CH entwickelt?

siehe Graphen

Nenne Risikofaktoren für Adipositas?

Risikofaktoren

  • Verarbeitete, energiedichte Nahrung
  • Niedrige Preise, (zu) gute Verfügbarkeit
  • Bewegungsmangel
  • In der Schweiz: männliches Geschlecht
  • Niedriges Bildungsniveau, Migrationshintergrund
  • Diäten, Essstörungen
    • Je mehr Diäten eine Person durchgeführt hat, desto schwieriger ist es für diese Person, das Gewicht zu halten
  • Gene, Epigenetik (?)
    • Nicht nur Gene werden vererbt, auch Verhalten wird vererbt --> wie geht man mit Ernährung und Bewegung um
  • Umwelt (sozial, politisch, gebaut, wirtschaftlich)
    • Zersiedlung führt dazu, dass man nicht mehr zu Fuss von A nach B kommt, muss mit mobilisiertem Untersatz sich Fortbewegung
    • Gehsteige fehlen, weniger ÖV führen dazu, dass man mit eigenem Auto unterwegs sein muss
    • Wohnsituation: Unordnung verursacht Stress, kann Übergewicht fördern
    • Schulkantinen spielen eine wichtige Rolle

Wie sieht der Ablauf einer ERB bei Adipositas aus?

Ablauf

  • Auftragsklärung
  • Sozialanamnese
  • Ernährungsanamnese
  • Wissensvermittlung
  • Gründe fürs Essen/ Prozessbegleitung

Auftragsklärung mit PELZ

  • Problem
    • Wegen was kommen Sie zu mir? Wer findet es ein Problem?
  • Erklärungen
    • Wie erklären Die sich das? Was gibt es für Begründungen dazu?
  • Lösungsversuche
    • Was haben Sie bereits probiert? Was ist gelungen und was nicht?
  • Ziel
    • Was ist das Ziel? Was möchten Sie erreichen? Gibt es Teilziele?

Auftragsklärung mit AAA

  • Anlass
    • Was führt Sie her? Wer hatte die Idee?
  • Anliegen
    • Was möchten Sie hier?
  • Auftrag
    • Was genau wünschen Sie sich dabei von mir?
      • Wissensvermittlung
      • Unterstützung bei der Umsetzung
  • Kontrakt entsteht:
    • Was kann ich bieten und wie läuft die ERB ab
    • Zeiten
    • Anzahl Beratungen
    • Verrechnung über KK
    • Schnelligkeit der Gewichtsreduktion, realistische Ziele setzen
    • Intrinsische/ extrinsische Motivation
  • Abschlussfrage
    • Können Sie sich vorstellen mit mir zu arbeiten? Sind Sie bereit, so mit mir zu arbeiten?
  • WICHTIG
    • Welche Energien liegen hinter dem Kommen?
    • Hausarzt, Motivation
  • Weshalb kommen Sie genau jetzt?
    • Auslöser, Grund
  • Haben Sie das Zielgewicht schon mal gehabt?

Wie wird das Wissen abgeglichen als Fachberaterin?

  • Mit fachlicher Vermittlung und Überprüfung des Wissens in patientengerechter Sprache
  • Schriftliches Essprotokoll/ Fotoessprotokoll (Messer und Gabel müssen sichtbar sein)
  • Mahlzeitenideen helfen häufig, da eigene Ideen fehlen
  • Bewegung mit Freude
  • Eher mit Tellermodell arbeiten als mit Pyramide
  • Grundsätzlich 3 Mahlzeiten empfehlen, damit zwischen den Mahlzeiten die Fettverbrennung starten kann (mind. 3-4 Stunden)
  • Wenn ZMZ erwünscht wegen Hunger, kohlenhydratarme/ -freie ZMZ vorschlagen, damit kein Insulin ausgeschüttet wird, welches die Fettverbrennung unterbricht

Wie ist die Evidenz der Empfehlungen?

  • Evidenz A
    • Bewegung
    • Ernährung
    • Verhalten

weitere siehe Tabelle

Wie begeleiten wir adipöse Menschen?

Prozessbegleitung als Coach

  • Kleine Schritte voran --> bereits kleine Erfolge wertschätzen und feiern
  • Skala als Standort, Zuversichtsskala, Zielskala, Motivationsskala
  • Ressourcen und Fähigkeiten suchen --> gelungene Beispiele in ähnlichen Situationen in früheren Zeiten
  • Unterstützung ist wichtig! Schritt für Schritt Umsetzung, es dauert eine Zeit, bis die Ernährung angepasst ist
  • Welchen Schritt traust du dir zu?
  • In einer Folgeberatung anschauen, was bis jetzt schon passiert ist (auf einer Skala von 1 bis 10:1. Beratung war (1) Wo stehen Sie jetzt? Was ist bis heute passiert, dass Sie jetzt auf dieser Stufe sind?)

Was können Gründe fürs Essen sein?

  • Physiologische Gründe (körperlich)
    • Hunger
    • Gewohnheit
    • Sinnesverführung
  • Psychologische Gründe (emotional)
    • Langeweile/ Beschäftigung
    • Belohnung/ sich etwas Gutes Tun
      • Erkennen, wenn Essen als Belohnung genutzt wird
    • Emotionales Essen bei Frust, Ärger, Stress, Freude, ...

Was ist wichtig für eine Verhaltensänderung?

Verhaltensänderung

  • Familiär geprägte Essgewohnheiten erkennen und neu konditionieren
  • Hunger und Sättigung lernen wahrzunehmen
  • Zeitmanagement und Achtsamkeit beim Essen
  • Essgeschwindigkeit trainieren
  • Selbstbeobachtung
  • Schwarz- weiss Denken ändern – flexible Kontrollstrategien

Haltung

  • Beratung findet immer in Beziehung statt. Somit ist der Beziehungs- und Vertrauensaufbau sehr wichtig.
  • Folgende Haltungssätze können helfen lösungs- und ressourcenorientiert zu beraten:
    • Der Klient/in ist Experte für sein Leben. Wir als Berater/in begleiten ihn / sie dabei!
    • Sei neugierig, frage, beobachte und stelle fest, was anders ist.
    • Suche kleine Erfolge und wertschätze sie.
    • Finde heraus, was gut funktioniert und mache mehr davon.
    • Wenn etwas nicht funktioniert, mach etwas anderes.
    • Nichts ist immer gleich. Suche nach Ausnahmen, darin können Lösungen sein.
    • Was ich sehe, ist meine Wahrnehmung. Es könnte auch ganz anders sein.
    • Anerkennung geben, Erfolge feiern
    • Zuerst gelungenes erfragen

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

  • Austausch mit Überweiser
  • Austausch mit Helfersystem
  • Miteinbezug von Familienmitglieder / Mitbewohner/innen
  • Teamwork (Berater/ -in ist Teil eines Teams)

Wie sieht die Pyramide zur Behandlung von Adipositas aus?

siehe Pyramide

Was wird bei Adipositas empfohlen bzgl. Ernährung und Gewichtsreduktion?

  • Zur Gewichtsreduktion sollen dem Patienten Ernährungsformen empfohlen werden, die über einen ausreichenden Zeitraum zu einem Energiedefizit führen und keine Gesundheitsschäden hervorrufen.
  • Um das Körpergewicht zu reduzieren, sollte durch eine Reduktionskost ein tägliches Energiedefizit von etwa 500 kcal/Tag (weniger als der Energiebedarf der klientin/ des Klienten), in Einzelfällen auch höher, angestrebt werden.
  • Um ein Energiedefizit zu erreichen, können verschiedene Ernährungsstrategien verwendet werden:
    • Reduktion des Fettverzehrs
    • Reduktion des Kohlenhydratverzehrs
    • Reduktion des Fett- und Kohlenhydratverzehrs

Energiereduzierte Mischkost (grundsätzliche Empfehlungen)

  • 35 En% Fett/ 40-60 En% KH/ 10-30 En% Eiweiss
  • Hoher Verzehr ballaststoffreicher Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Gemüse und Obst zu jeder Mahlzeit
  • Verzehr von Gemüse und Salat mehrmals täglich
  • Verzehr von Obst täglich in begrenzten Mengen (2 Portionen/ 2 Handvoll)
  • Fleisch und Wurstwaren mit geringem Fettgehalt auswählen, nur in kleinen Portionen verzehren
  • Regelmässiger Verzehr von Fisch (1-2x/ Woche)
  • Milchprodukte mit geringem Fettgehalt auswählen, täglich mehrmals verzehren
  • Verzehr von Süssigkeiten und Gebäck begrenzen, vorallem unbewusstes Naschen „nebenbei“
  • Fettarme Zubereitungsarten anwenden, Pflanzenöle bevorzugen
  • Ausreichend trinken: mindestens 1.5 – 2 Liter täglich. Dabei energiefreie Getränke bevorzugen (....)
  • Alkoholkonsum auf kleine Mengen (Frauen: max.10g/ Tag, Männer max. 20g/Tag) reduzieren oder komplett meiden

Was sind die Therapieziele der Adipositasernährungsberatung?

Therapieziele

  • Ziel der Gewichtsreduktionstherapie ist die langfristige Senkung des Körpergewichts
  • Die Therapieziele sollten realistisch sein und an individuelle Bedingungen angepasst werden
  • BMI 25 bis 35: > 5% des Ausgangsgewichts
  • BMI > 35: ≥ 10% des Ausgangsgewichts
  • Da die Adipositas als chronische Erkrankung mit hoher Rezidivneigung anzusehen ist, sollten dem Patienten über die Phase der Gewichtsabnahme hinaus geeignete Massnahmen zur langfristigen Gewichtsstabilisierung empfohlen werden.

Was sind relevante Ursachen für Übergewicht?

Relevante Ursachen für Adipositas und Übergewicht

  • Physiologische Faktoren
  • Lifestyle
  • Ernährungsgewohnheiten
  • Stress
  • Schlafstörungen
  • Craving/ Heftiges Verlangen/ Gelüste
  • Unfähigkeit zwischen physischen und emotionalen Bedürfnissen zu unterscheiden
  • Ängste
  • Traumatische Erfahrungen

Was muss die/ der ERB mit in Beratung bringen bei Adipositas und Übergewicht?

  • Ausgeprägte Fähigkeit zu zuhören
  • Fähigkeit offene Fragen zu stellen
  • Die Bereitschaft einen Mensch kennen zu lernen und anzunehmen, mit seinen Stärken und Schwächen
  • Empathie, Kongruenz, Wertschätzung
  • Der Respekt von autonomen Entscheidungen
  • Die Förderung der Selbstwirksamkeit

Beratungsstrategien

  • Die Planung und Begleitung von Verhaltensänderungen
  • Selbstbeobachtung von Verhalten und Fortschritt
  • Einübung von flexible Ess- und Bewegungsverhalten
    • Gekoppelt mit Verboten ist das Nichteinhalten von Verboten --> werden als Fehler angesehen --> dann ist eh alles vorbei
    • Ich esse nie mehr Schokolade --> wenn man dann wieder einmal Schoggi isst, wird häufig eine ganze Tafel gegessen --> lieber eine Reihe Schoggi einbauen als eine Tafel Schokolade aufs Mal essen
  • Stimuluskontrolle
    • Hürden einbauen
  • Zielvereinbarungen
    • Mit Belohnung vereinbaren
  • Belohnung von Veränderungen
    • Eine Kleidergrösse weniger --> neue Kleider kaufen, in die alten Kleider hineinpassen
  • Soziale Unterstützung
    • Als Berater/ in
    • Gruppentherapien
    • Familie

Wie lässt mehr Bewegung in den Alltag bringen ohne grossen Zeitaufwand?

Steigerung der Alltagsaktivitäten

  • Treppensteigen statt Lift und Rolltreppen
  • Erledigendes Arbeits-/ Einkaufsweges mit dem Fahrrad oder noch besser zu Fuss
  • Auto zwei Strassenzüge weiter wegparken
  • Bei Busfahrten immer eine Haltestelle vorher aussteigen
  • Im Alltag öfter stehen statt sitzen
  • Kleiner Spaziergang in der Mittagspause
  • Direktes Aufsuchender Kollegen/ Kolleginnen anstatt zu telefonieren....

--> bei konsequenter Umsetzung lässt sich über kleine Alltagsaktivitäten ein zusätzlicher Energieverbrauch von etwa 200 – 350 kcal pro Tag erreichen

Erkläre den "Adipositas-Eisberg"

Siehe Bild

Was ist wichtig bei einer Messung?

Reliabilität (Verlässlichkeit/ Zuverlässigkeit) ist für Individuum wichtiger als Validität (Gültigkeit), da es immer „für sich selber misst“.

Was passiert bei Nahrungsmangel bzw. bei Nahrungsüberschuss?

siehe Tabelle

Nimm Stellung zur Aussage: "5 kg abnehmen in einer Woche"

  • Jeder will ja Fett verlieren, nicht Wasser / Muskeln
  • Um ein Kilo Fett zu verlieren, müssen wir rund 7000-7500 kcal mehr verbrauchen als einnehmen (1g Fett = 9.3 kcal)
  • 5 Kilo Fett in einer Woche abnehmen bedeutet:
    • 40 000 Kalorien mehr verbrauchen, als einnehmen
      • heisst ein Verbrauchsplus von >5000 kcal pro Wochentag
      • bei Einnahme von 1000 Kalorien pro Tag müssten die Abnehmenden 4000 kcal täglich verbrennen
  • Die 5 Kilo Gewichtsverlust bestehen also vor allem aus Wasser, Glykogen und Muskelmasse
    • 1 Gramm Glykogen (unser Körper besitzen insgesamt rund ein halbes Kilo) bindet ca. 2 Gramm Wasser

Appetit vs. Hunger

Zeige Signale, Entstehung, Entwicklung, Asulöser, Förderung usw. auf

siehe Tabelle