Differentielle Psychologie II - Persönlichkeitstheorien
Kapitel 1 - Theorien zum Selbstkonzept
Kapitel 1 - Theorien zum Selbstkonzept
Kartei Details
Karten | 114 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 05.04.2015 / 29.05.2020 |
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Kapitel 1 - Theorien zum Selbstkonzept
- Selbstkonzept beinhaltet kognitive Repräsentation der eigenen Person
William James: Unterscheidung zwischen Me (Gegenstand der Selbstdefinition) and I ( nimmt Selbstdefinition vor)
1.1 Selbstkonzept und Selbstschemata
Facetten des Selbstkonzepts aus den Frankfurter Selbstkonzeptskalen
-Allgemeine Leistungsfähigkeit
-Allgemeine Problembewältigung
-Verhaltens- und Entscheidungssicherheit
-Standfestigkeit ggü Gruppen und bedeutsamen anderen
-Kontakt- und Umgangsfähigkeit
-Gefühle und Beziehungen zu anderen
Selbstschemata als inhaltsspezifische Komponenten des Selbstkonzepts (Hazel Markus)
Selbstschemata stellen kognitive Generalisierung des eigenen Erlebens und Verhaltens in Bezug auf ein abgrenzbares Inhaltsgebiet dar (entspricht Konstrukt bei Kelly)
schematische Personen
Personen haben für ein Inhaltsgebiet oder Merkmal ein Selbstschema entwickelt
> Merkmal subjektiv wichtig und bei ihnen stark ausgeprägt (z.B. Sportlichkeit)
nicht alle Personen haben im Hinblick auf eine Dimension ein klares Selbstschema
a-schematische Person
haben bei diesem Merkmal kein Selbstschema aufgebaut
> Merkmal ist ihnen subjektiv nicht wichtig, ist weniger stark bei ihnen ausgeprägt
Methodisches Vorgehen zur Identifizierung schematischer Personen
eher nomothetischer Ansatz: es werden Dimensionen vorgegeben auf denen die Person ihre Merkmalsausprägung einschätzt
Weiter Möglichkeit: Untersuchung von Life stories als narrative Identität und psychosoziale Konstruktion
1.2 Funktionen des Selbstkonzepts
strukturiert die Wahrnehmung und Interpretation selbstbezogener Informationen: Grundlage für Bewertungen, Entscheidungen, Folgerungen oder Vorhersagen im Hinblick auf eigene Person
schematische Personen verarbeiten Informationen schneller, können schema-inkonsistente Informationen stärker abwehren, eher Episoden aus der Vergangenheit beschreiben
1.3 Stabilität des Selbstkonzepts
Unterschiedliche Motive beeinflussen die Stabilität des Selbstkonzepts
Selbstverifikation (Swann)
starke Neigung zur Konsistenz oder zur Bestätigung bestehender Schemata auch wenn negatives Konzept bleibt
-Gründe epistemischer Natur (Bestätigung der eigenen Einschätzung als solches)
-Gründe pragmatischer Natur (Interaktionen mit Personen die einen kennen wird als einfacher empfunden)
Selbst-Enhancement
Neigung die positiven Aspekte des Selbstkonzepts zu erhalten oder fortzuentwickeln und die negativen zu reduzieren
-Personen sind vor allem für positive Rückmeldungen offen
-Neigung zur Selbsterhöhung ist aus sozialer Sicht problematisch
Selbstwertdienliche Strategien (self-serving)
self-handicapping
self-serving attributions
better-than-average effect
Vergleich mit anderen die in diesem Bereich schlechter sind
Selbstschemata vs Eigenschaften
-geringere Stabilität des Selbstkonzepts und explizit Perspektive der Person im Mittelpunkt
-Eigenschaften eher objektive Charakterisierung auf Grundlage unabhängiger Quellen
1.4 Pluralität in der Selbstkonstruktion
(Person verfügt über ein Selbstkonzept (working self) (Markus und Wurf 1987)
Einige Ansätze unterstellen neben dem einen Selbstkonzept parallele Varianten die vom realen Selbst abweichen
Real- und Ideal-Selbst (Rogers)
Ich-Ideal als Bestandteil des Über-Ichs (Freud)
Soll-Selbst und Ideal-Selbst (Higgins)
possible selves (Markus, Nurius 1986)
auf die Zukunft bezogene Projektionen, Vorstellung der eigenen Person in der Zukunft im Hinblick auf erhoffte aber auch gefürchtete Modelle > motivierende Wirkung (verhindern, erreichen)
1.5 Quellen des Selbstkonzepts
-entsteht in erster Linie aus der Interaktion mit anderen (soziales Lernen),verschiedene Ansätze:
-stellen für uns gegenseitig einen Spiegel dar (looking-glass self, Cooley)
-wir interpretieren aus dem Verhalten anderer Menschen uns gegenüber, wie wir wahrgenommen werden (reflected appraisal, Felson)
-Abhängigkeit der Selbstdefinition von den jeweiligen sozialen Interaktionen (relationales Selbst, Gergen)
Gemeinsamkeit aller Ansätze
- subjektive Interpretation des Verhaltens der anderen > erschlossene Selbstmerkmale müssen nicht mit der faktischen Einschätzung der Person durch den anderen übereinstimmen
Weiter Quellen
-soziale Vergleiche
-direkte Rückmeldungen von anderen (selten da nicht höflich)
-Selbstwahrnehmung > eigenes Verhalten beobachten (Bern 1972)
1.6 Selbstwertgefühl und Selbstwertschätzung
Selbstwertgefühl
-als affektiv-bewertende Komponente des Selbstkonzept (Selbstwertschätzung,selbstbezogene Evaluation)
Erfassung des Selbstwertgefühls
explizite Erfassung
Person wird offen um ihre Einschätzung gebeten in Form summarischer Bewertung:
Skala von Rosenberg (1965) umfasst 10 Items
Multidimensionale Selbstwertskala von Schütz und Sellin (2006) soziale Erfahrungen, Leistung und körperbezogene Aspekte (Selbstwertgefühl varriiert über unterscheidliche Inhaltsbereiche hinweg)
implizite Erfassung
Personen sind sich nicht immer bewusst wie sie selbstbezogene Informationen bewerten
Impliziter Assoziationstest IAT (Greenwald,McGhee & Schwartz 1998)- erfasst Assoziationsstärke zwischen Kategorien
es kann geprüft werden ob eine Person die Kategorien "Selbst" oder "Ich" schneller mit den Merkmalen verbindet
Selbstbewertung kann sich auf die gesamte Person oder auf einzelne Facetten des Selbstkonzepts beziehen
sinnvoller Trennung zwischen Selbstkonzept als kognitive Repräsentation der Person und globaler oder facettenspezifischer Selbstbewertung in Form des self- esteem zu trennen
1.7 Selbstwertgefühl und psychosoziales Wohlbefinden
-positiver Selbstwert hängt mit höheren psychosozialen Wohlbefinden + adaptive Stress- und Emotionsregulation
-hohe Schwankungen im Selbstwert sind ungünstig (fragiles Selbstwertgefühl)
-Schwankungen können auch an die Erfüllung von persönlichen Standards gebunden sein
1.8 Bewertung
-zentrales Konstrukt in der psychologischen Forschung, erhebliche Relevanz für die Praxis
-dort wo Verhalten geändert werden soll ist die Kenntnis des Selbstkonzepts Vorraussetzung für erfolgreiche Intervention
-Theorien vor allem in der Sozialpsychologie entstanden sehr wenig in der Persönlichkeitspsychologie
Kapitel 2: Humanistische Persönlichkeittheorien
2.1 Zur Geschichte der Humanistischen Psychologie
sind durch phänomenologisch (Mensch erlebt die Realität subjektiv und interpretiert sie subjektiv)orientierte Perspektive gekennzeichnet, betonen positives Wachstumpotential des Individuums
2.2 Carl R. Rogers (1902-1987)
Begründer der klientenzentrierten Gesprächstherapie
es geht um die subjektive Welt- und Problemsicht des Klienten
Erfahrungsfeld/ phänomenologisches Feld
Art und Weise wie Individuum seine Umwelt wahrnimmt und erlebt
physiologische Prozesse zählen nicht dazu (Sauerstoffaustausch) da nicht dem bewussten Erleben zugänglich
gleichzeitig das subjetive innere Bezugssystem der Person
Aktualisierungstendenz
angeborenes dynamisches Prinzip was dazu dient lebenswichtige Bedürfnisse zu befriedigen (spannungsreduzierend)
aber auch spannungssteigernde Komponente die anregt neue Erfahrungen zu machen und sein Wachstumspotential zu realisieren
organismischer Bewertungsprozess
bewertet alle Erfahrungen hinsichtlich ihrer positiven oder negativen Auswirkungen auf den Organismus
biologisch determiniert
Selbstaktualisierungstendenz
bezieht sich auf Erfahrungen im Zusammenhang mit dem eigenen Selbstkonzept >positive Selbsterfahrungen werden angestrebt negative vermieden
> Selbstkonzept bleibt aufrechterhalten und entwickelt sich weiter
(Selbst-)Aktualisierungstendenz und organismische Bewertung
angeborenes Belohnungssystem
Bedürfnis nach positiver Wertschätzung durch andere
positive Selbsterfahrung wenn es befriedigt wird (Belohnungssystem)
universelles Bedürfniss (bei allen anzutreffen), bildet sich im Laufe der Entwicklung aus
Konflikt zwischen Selbstaktualisierungstendenz und Bedürfnis nach positiver Wertschätzung möglich wenn letzteres sehr stark
Bedürfnis nach Selbstachtung
Kind lernt seine eigenen Verhaltensweisen als positiv oder negativ einzuschätzen
Grundlage sind internalisierte Bewertungsmaßstäbe die von anderen übernommen wurden (erfahrungsabhängig)
Belohnungssystem wenn positive Selbsterfahrung gemacht
Bedürfnis nach Selbstachtung als erworbenes Motiv
Kind schöpft Motivation aus der tatsache dass es sich über seine Leistungen freut und stolz auf sie ist und nicht nur aus dem Lob der Eltern
die voll funktionierende Person
weitgehende Übereinstimmung der angeborenen organismischen Bewertung und denen im Rahmen des Bedürfnisses nach Wertschätzung und des Bedürfnisses nach Selbstachtung erworbenen Bewertungsmaßstäben
Wachstumspotential kann umfassend ausgeschöpft werden und Selbsterfahrungen angemessen symbolisieren
die gestörte/fehlangepasste Person
Diskrepanz zwischen Wertesystemen
> Inkongruenz zwischen Selbst und Erfahrung > psychische Fehlanpssungen und erhöhte Anfälligkeit für Angst und Bedrohung
bedingte positive Wertschätzung
Kind wird nur akzeptiert und geliebt wenn es das von den Eltern gewünschte Verhalten zeigt
> eigene organismische Bewertung wird verleugnet und durch Bewertung anderer Personen ersetzt
> Inkongruenz zwischen Selbst und Erfahrung > gestörte Persönlichkeitsentwicklung möglich
unbedingte positive Wertschätzung
Kind wird auch dann akzeptiert und geliebt wenn die Eltern mit Verhaltensweisen des Kindes nicht einverstanden sind
> (Selbst-)Erfahrung im Einklang mit der organismischen Bewertung
> wichtige Vorraussetzung für positive psychische Entwicklung
Abwehrhaltung
Verleugnung und Verzerrung von Selbsterfahrungen > kein Zugang zum Bewusstsein, Diskrepanz zwischen Selbt und Erfahrung wird durch die Verzerrung reduziert
Verneinung der Bewusstheit einer Erfahrung (Verleugnung)
bei bedrohlichen Erfahrungen wegsehen, Emotionen den Zugang zum Bewusstsein verwehren
Verzerrung der Bewusstheit einer Erfahrung
Erfahrung wird in verzerrter Form bewusst erlebt > Übereinstimmung zwischen Erfahrung und Selbststruktur