Differentielle Psychologie I - Theoretische Ansätze PFH
PFH Göttingen
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Set of flashcards Details
Flashcards | 187 |
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Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 18.01.2015 / 02.02.2025 |
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2.5 Persönlichkeitsentwicklung: Phasenlehre und Ödipuskomplex
psychosexuelle Entwicklungsphasen
Orale Phase (0-1,5 Jahre)
früh oral-einnehmende Phase (bis ca. 8 Monate)→ Saugen und Schlucken lustvoll
oral- aggressive Phase (nachfolgend)→ Beißen und Kauen als lustvoll
Anale Phase (1,5 bis 3)
anal-expulsive Phase- Lustgewinn durch das Ausscheiden von Kot
anal-retentive Phase-Lustgewinn durch das Zurückhalten von Kot
Phallische Phase (3 bis 5 Jahre)
Genitalien als primäre erogene Zone → wichtigste Phase für die Persönlichkeitsentwicklung nach Freud weil Ödipuskomplex
Latenzphase (6 Jahre bis Pubertät)
fehlen sexueller Triebimpulse → keine nennenswerte psychosexuelle Entwicklung
Genitale Phase (Erwachsensein)
echte Objektwahl→ heterosexuelle Beziehung
-zunehmend durch soziale Orientierung gekennzeichnet
-alle vorangegangenen Phasen erfolgreich durchlaufen
Ausgewählte Persönlichkeitsmerkmale versch. Charaktertypen
durch Fixierung oder Regression kann es zu Manifestation von Persönlichkeitsmerkmalen kommen
oral-einnehmend
wissbegierig,leichtgläubig, übermäßiger Nahrungsgenuss
oral-aggressiv
sarkastisch, streitlustig
anal-expulsiv
kreativ, produktiv, unordentlich, grausam, destruktiv, unkontrolliert, unzuverlässig
anal-retentiv
ordentlich, pedantisch, geizig, eigensinnig
phallisch, Frauen
naiv, kokett, verführerisch, exhibitionistisch
phallisch, Männer
übertriebenes Männlichkeitsbedürfnisse, übertriebenes Erfolgsstreben, Impotenz, Erfolglosigkeit
Ödipuskomplex des Jungen
Junge begehrt seine Mutter sexuell, Vater wird als Rivale erlebt
→Ablehnung, will ihm Mutter wegnehmen, ihn kastrieren
→aus Kastrationsangst verdrängt er die Gefühle für die Mutter, sowie feindselige Gefühle
→Abwehrmechanismus Identifizierung mit dem Vater
→mitempfundene Befriedigung der auf die Mutter gerichteten sexuellen Triebimpulse
→verwandelt sich in Mutterliebe, asexuelle zärtliche Zuneigung
Ödipuskomplex-Psychischer Apparat
Endergebnis des Ödipuskomplex entscheidender Schritt für die Entwicklung des Über Ichs (Integration in die Kulturgemeinschaft)
→Funktion als "Bollwerk" gegen Inzest und Aggression wird verbessert
→durch Identifikation mit dem Vater Übernahme seiner ethisch-moralischen Standards
Ödipuskomplex des Mädchens
ersetzt die Mutter als ursprüngliches Liebesobjekt durch den Vater, aus Enttäuschung dass Mädchen keinen Penis haben (Kastration, Mutter verantwortlich)
Liebe auf Vater übertragen der Penis hat, aber auch Penisneid
→bleibt bestehen, auch in späteren Beziehungen
Bewertung Psychoanalyse
- Indentifikation zahlreicher psychischer Phänomene und Einbettung dieser in einen theoretischen Kontext
- Abwehrmechanismen an sich und Persönlichkeiten teilweise richtig erkannt
- hoher heuristischer Wert, führte zu vielen Diskussionen und Forschung
Kritik:
- sehr pessimistisches Menschenbild, von Impulsen getriebenes Wesen
- nicht empirisch überprüft (Freud lehnte es ab)
- mit aktuellen persönlichkeitspsychologischen Konzepten nicht vereinbar (Freud war sich Beschränktheit bewusst)
-Erklärung fast aller Verhaltensweisen aber immer erst im Nachhinein (wissenschaftlich nicht interessant)
Kapitel 3. Psychoanaltische Ansätze in der Zeit nach Freud
3.1 Die Bedeutung der frühen Beziehung
frühe Beziehungserfahrungen erhalten andere Bedeutung,
Kind und Beziehung zu seiner primären Bezugsperson 8objektbeziehung)→ Folgen für das Selbstkonzept, Selbstwertgefühl und Erwartungen an andere
Individualpsychologie von Alfred Adler (kein Neopsychoanalytiker)
Annahme, dass das Kind bedingt durch völlige Abhängigkeit (unfähig alleine zu überleben) ein Gefühl von Minderwertigkeit und Schwäche erlebt
-> daraus entsteht das Bedürfnis nach Sicherheit, welche durch bestimmte Strategien erreicht wird, diese verfestigen sich zu für diesen Menschen charakteristischen Lebensstil (seinem Charakter)
- nur eine erstrebenswerte Form der Überwindung von Unsicherheit: Einbindung des Einzelnen in die Gemeinschaft in der seine Schwächen aufgefangen werden (andere Strategie: Anhäufung von materiellem Besitz und Geiz)
Krankheitsgewinn der Neurose
Funktionalität der psychischen Störung
erlebte Minderwertigkeit wird durch psychische oder körperliche Symptome (z.B. Ängste oder Zwänge) versucht zu überdecken -> Entzug der Anforderungen der Umwelt
Neurotische Personen bewahren den "Schein des Wollens" können aufgrund der Symptome aber nicht die geforderten Leisitungen erbringen werden geschont und versorgt. (neurotisches Verhalten wird belohnt)
Einfluss des elterlichen Erziehungsstils
zwei Erziehungsstile besonders fatal da sie keine Sicherheit vermitteln sondern das Gefühl von Schwäche fördern
- verwöhnende Erziehung: Kind lernt nicht sich mit Schwierigkeiten auseinanderzusetzen und entwickelt keine Bewältigungsfähigkeiten
- sehr strenge, versagende Erziehung: Gefühl der Minderwertigkeit verstärkt sich
Selbstpsychologie von Heinz Kohut (1913-1981)
Strukturmodell der Persönlichkeit wird um ein unabhängiges, selbstständiges Selbst ergänzt (Abgrenzung zu den Vertretern der Ich-Psychologie)
-als innerpsychisches System verstanden, welches der Person das Gefühl der Einheit und Kohärenz (Koordination, Zusammenhang) verleiht
-Kohut: hatte mit Patienten zu tun deren Leiden nicht mit Freuds Theorie zu erklären war, hatten ein fehlendes oder gestörtes Selbstgefühl
Narzissmus (Kohut)
-eine von der Triebentwicklung unabhängige, eigenständige Entwicklungslinie
-nicht als Störung sondern als normalen Bestandteil der Entwicklung der Persönlichkeit betrachtet >zentral für ein gesundes und stabiles Selbst
primärer Narzissmus (Kohut)
allererste Erfahrungen des Säuglings > Einheit mit der Mutter vermittelt das Gefühl von Größe und Allmacht endet wenn Kind getrennte Einheiten wahrnimmt und die Unvollkommenheit der Pflege und Zuwendung
> wichtig für die Entwicklung von Selbstwert
es bleiben aber:
> das Größen-Selbst oder grandioses Selbst: KInd sieht sich als großartig und mächtig
>ein idealisiertes Bild der Eltern (idealisierte Elternimago) als deren Teil es sich sieht
Quelle für Ehrgeiz und Ideale > Entwicklung von Kompetenzen und Talenten
Narzisstische Störungen (Kohut)
entstehen wenn die Bezugsperson das Kind ablehnt oder selbst aufgrund von gestörten Selbstgefühlen nicht fähig sind den narzisstischen Bedürfnissen des Kindes empathisch zu begegnen
Bindungstheorie von John Bowlby (1907-1990)
verbindet Psychoanalyse, Verhaltensbiologie und evolutionsbiologische Perspektiven
angeborenes Bindungssystem (attachment behavioral system) aktiviert die Suche nach Schutz und Sicherheit indem die Nähe von persönlich signifikanten Bezugspersonen (attachment figures/Bindungspersonen) gesucht wird
geschieht wenn Person ihre Sicherheit bedroht sieht: entweder direkte Nähe oder Rückgriff auf internalisierte Repräsentationen (symbolische Nähe und Schutz), mit zunehenden Alter eher so
Sichere Bindung
Interindividuelle Unterschiede in den Bindungserfahrungenabhängig davon wie sich Bezugspersonen in kritischen Situationen verhalten
-sichere Bindung: neue Umwelten können frei exploriert werden und mit anderen Menschen kann positiv interagiert werden
gibt Selbstvertrauen in die eigene Bewältigungskompetenz als auch die subjektive Gewissheit, dass andere zu Unterstützung willens und fähig sind.
keine sichere Bindung
Bezugsperson verhält sich in kritischen Situationen nicht zuverlässig oder sensibel
> es entstehen Zweifel an der eigenen Fähigkeit, Probleme zu bewältigen und Zweifel an Zuverlässigkeit und gutem Willen der anderen
es wird zu anderen Strategien der Emotionsregulation gegriffen (defensive Reaktion auf fehlende Bindungssicherheit)
Hyperaktivierung
intensive, gesteigerte Bemühungen um die Nähe zu der Bindungsperson und ihre Aufmerksamkeit und Unterstützung
> reagieren üermäßig sensibel auf Zeichen möglicher Zurückweisung und Ablehnung
> andauerndes Grübeln über die eigene Schwächen und mögliche Gefährdung ihrer Beziehungen
Deaktivierung
Bemühen um Nähe und Schutz wird gehemmt, jede Bedrohung die das Bindungssystems aktiviert wird unterdrückt oder negiert
> distanzierte Beziehungen, keine zu große Nähe
> Bemühung um persönliche Stärke und Eigenständigkeit, Unterdrückung von emotional belastenden Gedanken und Erinnerungen
attachment working models
kognitive Schemata (in Kindheit und Jungend entstanden), die zum festen Bestandteil der Persönlichkeit werden
working models of others
mentale Repräsentationen des Verhaltens der Bindungspersonen
> Erwartungen an künftige Interaktionen und Beziehungen
working models of self
mentale Repräsentationen der eigenen Kompetenz
>Erwartungen an eigene Bewältigungskompetez
Bindungsstil
Muster an Erwartungen, Emotionen und Verhaltensweisen das aus den Bindungserfahrungen der Person resultiert
"Fremde Situtation" zur Erfassung von Bindungsstilen
sichere Bindung: Kinder zeigen emotionale Belastung aber suchen Nähe zur BP, danach wieder Exploration
unsicher-vermeidende Bindung: zeigen Emotionen nur in geringem Ausmaß und vermeiden Nähe und Kontakt zur BP, konzentrieren sich auf die Exploration
unsicher-ambivalente Bindung: starker Ausdruck von Emotionen, Wechsel zwischen Suche nach Nähe und ärgerlicher Abwehr von Kontakt, geringe Exploration
Bindungsverhalten kann duch die Dimensionen Bindungsvermeidung und Bindungsängstlichkeit beschrieben werden (Shaver&Miculincer 2005)
Bindungsvermeidung: Ausmaß in dem Person Beziehungspartnern misstraut und emotionale Distanz und Eigenstndigkeit anstrebt
Bindungsängstlichkeit: Befürchtung, dass BP nicht zuverlässig sind wenn sie gebraucht werden
wenn geringe Ausprägung in beiden> sicher gebunden
Stabilität von Bindungsstilen
frühe Bindungserfahrungen und sich daraus entwicklende Schemata beeinflussen spätere Beziehungen
3.2 Defensive Strategien
neuere Ansätze innerhalb der Psychoanalys: Abwehrmechanismen dienen nicht mehr nur der Abwehr von Treibansprüchen und Triebkonflikten sondern auch der Abwehr von Bedrohungen für das Selbstkonzept und das Selbstwertgefühl (Cooper 1998)
Defensive Prozesse im Dienste des Selbstwertschutzes (Baumeister, Dale und Sommer 1998)
finden Reaktionsbildung, Isolation und Verleugnung, Ungeschehen machen und Projektion
Defensive Strategien im Dienste der Emotionsregulation (Western und Blagov 2007)
implizite nicht bewusste Strategien der Emotionsregulation
großen Stellenwert in Theorien der Angstbewältigung: zwei zentrale Strategien:
Repression: Vermeidung und Unterdrückung von Anzeichen von Bedrohung
Sensitization: forcierte Hinwendung zu Anzeichen von Bedrohung
Konsensfähigkeit der Annahmen von Freud mit den jüngeren psychoanalytischen Ansätzen (Westen 1998,2008)
- Personen sind sich der Ursachen für ihre Gefühle und Motive meist nicht bewusst
- Intrapsychische Vorgänge können parallel ablaufen und miteinander in Konflikt geraten, resultierende Verhalten ist ein Kompromiss aus widerstreitenden Prozessen
- Kindheitserfahrungen prägen die spätere Persönlichkeit, besonders im Hinblich auf interpersonelle Beziehungen
- soziales Verhalten ist geleitet von mentalen Vorstellungen der eigenen Person, signifikanten Personen und Formen der Beziehung
- Erfolgreiche Persönlichkeitsentwicklung beinhaltet die zunehmende Fähigkeit, reife Beziehungen einzugehen und zu erhalten