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Brennpunkt (35): Wachstum und Strukturwandel

Beschreibung zu den Begriffen aus der Lehrmittelreihe «Brennpunkt Wirtschaft und Gesellschaft»

Beschreibung zu den Begriffen aus der Lehrmittelreihe «Brennpunkt Wirtschaft und Gesellschaft»

Set of flashcards Details

Flashcards 46
Language Deutsch
Category Macro-Economics
Level Vocational School
Copyright STR teachware
Created / Updated 24.11.2014 / 29.01.2025

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This box is part of the bundle Brennpunkt Wirtschaft und Gesellschaft

Wirtschaftswachstum (BIP)

Allgemein formuliert: Zunahme der Wirtschaftstätigkeit (eines Landes);
diese wird normalerweise anhand der Zunahme des realen Bruttolinlandproduktes (BIP) gemessen («real» heisst, dass der Wertes nach Verrechnung der Teuerung herangezogen wird).

Mit dem jährlichen Wachstum bzw. der jährlichen Wachstumsrate bezeichnen wir die prozentuale Zunahme des BIP innerhalb eines Jahres. 
(Das BIP umfasst den Wert aller Sachgüter und Dienstleistungen, die innerhalb der Schweiz während eines Jahres produziert werden.)

Lineares Wachstum

Wachstum, bei dem eine Grösse jährlich um einen gleichbleibenden Betrag zunimmt und somit gleichmässig ansteigt
(→ «Gerade» in einem Diagramm).

Exponentielles Wachstum

Wachstum, bei dem eine Grösse jährlich um den gleichen Prozentsatz zunimmt
(→ «Kurve» in einem Diagramm).

70er-Regel

Faustregel zur annäherungsweisen Bestimmung der Verdoppelungszeit einer Ausgangsgrösse bei einer konstanten Wachstumsrate; dazu wird die Zahl 70 durch die Wachstumsrate in Prozent dividiert. 

z.B.: Bei einer Wachstumsrate von 10% verdoppelt sich die Ausgangsgrösse nach 7 Jahren (70 dividiert durch 10).

Basiseffekt

Bei einem steigenden Ausgangswert (Basis) führt ein jährlich gleich bleibender absoluter Zuwachs zu immer niedrigeren jährlichen Zuwachsraten.

Bestimmungsfaktoren für Wirtschaftswachstum

Bestimmungsfaktoren für Wirtschaftswachstums sind ...

a) die vier Produktionsfaktoren (Arbeit, Wissen, Kapital und Boden), sowie
b) die Rahmenbedingungen einer Volkswirtschaft:
    – Wettbewerb und Konkurrenz,
    – institutionelle Infrastruktur und
    – kulturelle Faktoren.

Produktionsfaktor Arbeit 
(als Bestimmungsfaktor für Wirtschaftswachstum)

Unter dem Produktionsfaktor Arbeit verstehen wir «Arbeitskraft», d.h. Menschen, die gegen Bezahlung arbeiten.

Als Bestimmungsfaktor für Wirtschaftswachstum sind zwei Aspekte massgebend:
– zum einen die Anzahl der Erwerbstätigen und
– zum andern die Arbeitszeit, während der die Erwerbstätigen produktiv arbeiten.

Erwerbsbevölkerung

«Anzahl der Erwerbstätigen einer Gesellschaft»;

Alle Personen zwischen 15 und 64 Jahren, die in einer Wirtschaft erwerbstätig sind oder nach einer Arbeit suchen.
(Summe der Beschäftigen und Arbeitslosen)

Erwerbsquote

Erwerbsbevölkerung in Prozent der 15- bis 64-jährigen.

Wochenarbeitszeit / Lebensarbeitszeit

Durchschnittliche Anzahl Stunden, die eine Arbeitnehmerin, ein Arbeitnehmer in einer Woche ohne Feiertage arbeitet / Durchschnittliche Anzahl Jahre, die eine erwerbstätige Person arbeitet.

Wochenarbeitszeit in den EU-Staaten: zwischen 37,8 und 41,2 Stunden;
in der Schweiz: durchschnittlich 41,7 Stunden.

Lebensarbeitszeit endet in Europa mit dem durchschnittlichen Rentenalter von 64 Jahren, in der Schweiz arbeiten Männer bis zur Pensionierung ein Jahr länger.

Produktionsfaktor Wissen
(als Bestimmungsfaktor für Wirtschaftswachstum)

Das in den Unternehmungen vorhandene Know-how, das Wissen, wie Vorgänge ablaufen und die Fähigkeiten, diese umzusetzen.

Als Bestimmungsfaktor für das Wirtschaftswachstum ist Wissen verantwortlich für den technischen Fortschritt, d.h. für alle Verbesserungen der Verfahren und Fähigkeiten zur Produktion von Gütern und Dienstleistungen.

Technischer Fortschritt / Innovationen

«Summe» aller neuen Ideen und Erfindungen, wird auch mit dem Begriff «Innovation» gleichgesetzt.
Dabei werden zwei Arten von Innovationen unterschieden
a) Prozessinnovation,
b) Produktinnovation

Prozessinnovationen

Verbesserungen bei Produktionsprozessen; 
sind eine treibende Kraft für das Wachstum einer Volkswirtschaft.

Je schneller und zuverlässiger Güter und Dienstleistungen hergestellt werden können, desto grösser ist die Wirtschaftsleistung und das Wirtschaftswachstum.

Produktinnovationen

Ideen oder Erfindungen neuer Produkte;
diese erhöhen das Produktionsvermögen einer einzelnen Arbeitskraft um ein Vielfaches.

Produktionsfaktor Kapital 
(als Bestimmungsfaktor für Wirtschaftswachstum)

Einerseits Investitionsgüter, die zur Herstellung von Gütern und Dienstleistungen notwendig sind, z.B. Maschinen und Werkzeuge, andererseits aber auch die gesamte öffentliche Infrastruktur.

Für die Leistungsfähigkeit (und das mögliche Wirtschaftswachstum) einer Volkswirtschaft sind die finanziellen und nicht-finanziellen Vermögensbestandteile der verschiedenen Wirtschaftsakteure entscheidend.

Finanzkapital

Ersparnisse, die bei den Banken angelegt und verwaltet werden,
sollen in Form von Krediten in volkswirtschaftlich produktives Sachkapital (Maschinen, Immobilien, Strassen, Nutztiere usw.) umgewandelt werden. 
können auch für Investitionen im In- und Ausland genutzt werden.

Sachkapital

Für eine Volkswirtschaft produktives Kapital, bzw. Vermögensbestandteile wie z.B. Maschinen, Immobilien, Strassen, Fahrzeuge oder Nutztiere.

Infrastruktur

Infrastruktur ist von dem lateinischen «infra» (= «unten», «unterhalb») abgeleitet:
Infrastruktur bezeichnet somit den Unterbau, die Grundeinrichtungen einer Volkswirtschaft (Verkehrswege, Stromversorgung, Kommunikationsmöglichkeiten), damit Unternehmungen sich produktiv entfalten können

Humankapital

Die für wirtschaftliche Aktivitäten massgebenden Investitionen in Bildung und Gesundheit;

vergrössert einerseits die wirtschaftlichen Fähigkeiten (Bildung in Form von Kompetenzen und Wissen) und andererseits die Leistungsfähigkeit in Form von gesunden Arbeitnehmenden.

Produktionsfaktor Boden 
(als Bestimmungsfaktor für Wirtschaftswachstum)

Einerseits Träger von Nahrungsmitteln und Rohstoffen, andererseits Standort für die Betriebe.

Die Schweiz ist im Vergleich zu anderen Ländern nicht besonders gut ausgerüstet: zwar kann mithilfe der Wasserkraft saubere Energie erzeugt werden; ansonsten verfügt die Schweiz praktisch über keine Rohstoffvorkommen.

Klima 
(als Bestimmungsfaktor für Wirtschaftswachstum)

Gesamtheit der Wetterzustände an einem Ort sowie die typische Aufeinanderfolge ihrer jahreszeitlichen Schwankungen. 

Kann zum Produktionsfaktor Boden gezählt werden; Klimaelemente wie Wind, Niederschlag, Temperatur, Luftdruck oder Meeresströmungen beeinflussen die wirtschaftlichen Aktivitäten eines Landes massgeblich.

Bodenbeschaffenheit –
(als Bestimmungsfaktor für Wirtschaftswachstum)

Natürliche Eigenschaften des Bodens in Form von fruchtbaren Böden, Bergen, Seen und Flüssen;

ist eine wichtige Voraussetzung wirtschaftlicher Wertschöpfung.

Rahmenbedingungen 
(als Bestimmungsfaktor für Wirtschaftswachstum)

Grundlegende Voraussetzungen, die sich – neben den Produktionsfaktoren – auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft auswirken:
–  Wettbewerb und Konkurrenz
–  Institutionelle Infrastruktur
–  Kulturell bedingte Faktoren

Wettbewerb / Konkurrenz 
(als Bestimmungsfaktor für Wirtschaftswachstum)

Wettbewerb: (Wirtschaftlicher) Wettbewerb besteht dann, wenn gewinnorientierten Unternehmungen die Möglichkeit haben, neue Produkte, Dienstleistungen oder Herstellungsverfahren auf einem für alle zugänglichen Markt frei anbieten zu können.
Konkurrenz: verschiedene Anbieter versuchen in einem bestimmten Markt die begrenzte Kaufkraft der Konsumenten für ihre Produkte und Dienstleistungen zu gewinnen.

Volkswirtschaftlich führt der Wettbewerb dazu, dass mit den vorhandenen Ressourcen die grösstmögliche Menge an Waren und Dienstleistungen hergestellt wird.

Institutionelle Infrastruktur / Good Governance 
(als Bestimmungsfaktor für Wirtschaftswachstum)

Die vom Staat geschaffenen rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen, damit der Wettbewerb seine wachstumsfördernde Wirkung entfalten kann (z.B. politische Stabilität, Vertragsfreiheit und Rechtssicherheit). 

Unter «Good Governance» verstehen wir gutes Regierungs-und Verwaltungshandeln (effiziente, demokratische und transparente Entscheidungsprozesse, frei von Korruption), einschliesslich einer guten Haushalts- bzw. Einnahmen- und Ausgabenbewirtschaftung.

Kulturell bedingte Faktoren
(als Bestimmungsfaktor für Wirtschaftswachstum)

Disziplin, Sparsamkeit und Arbeitsethik der Bevölkerung, die zur Erklärung des unterschiedlichen Wachstums verschiedener Volkswirtschaften herangezogen werden.

Wohlstand

Individuell (bezogen auf eine Person) = Vermögen einer Person, durch materielle Faktoren (primär finanzielle Mittel).

Der Wohlstand eines Landes wird durch das Bruttoinlandprodukt definiert, d.h. dem Wert der in einem Jahr im Inland hergestellten Waren und Dienstleistungen.

BIP pro Kopf der Bevölkerung

Buttoinlandprodukt eines Landes dividiert durch die Anzahl Bewohner eines Landes.

Erbrachte Wirtschaftsleistung einer Volkswirtschaft pro Kopf
(= statistische Durchschnittsgrösse, dient dem Vergleich mehrerer Länder oder der Entwicklung im Zeitablauf).

Wohlfahrt

= Lebensqualität der einzelnen Mitglieder einer Gesellschaft; 
um diese zu bestimmen, stützt man sich neben dem BIP auf sogenannte Sozialindikatoren.

Sozialindikatoren

Statistische Messgrössen, zur Definition den Lebensumstände der Menschen (z.B. Gesundheit, Bildung, soziale Sicherheit, Kriminalität, familiäre Situation) aber auch Daten (Ergebnisse) von Umfragen zu jenen Bereichen, die das subjektive Wohlbefinden (z.B. Glück oder Liebe) betreffen.

Die beiden bekanntesten Messgrössen sind
–- der Human Development Index (HDI) und
–- der Happy Planet Index (HPI).

Human Development Index (HDI)

«Index für menschliche Entwicklung»; –Wohlstandsindikator; wird seit 1990 jährlich von der UNO erhoben und kombiniert das Pro-Kopf-Einkommen in einem Land mit Angaben zum Bildungsgrad und zur Lebenserwartung der Menschen. 
Hohe Lebensqualität → hoher HDI-Wert

Happy Planet Index (HPI)

Der Happy Planet Index ergänzt den HDI um eine ökologische Komponente. Er berücksichtigt dabei zusätzlich auch den ökologischen Fussabdruck. Dieser sagt aus, welche Fläche auf der Erde notwendig ist, um den Lebensstil und Lebensstandard eines Landes zu ermöglichen .

Dichtestress

Negativer Effekt von Wachstum in Form von überfüllten Züge, Staus auf Strassen, gestiegenen Mieten.

Begriff, der seit der Masseneinwanderungsinitiative vom Februar 2014 gebraucht wird; Grund für Dichtestress sei die gestiegene Einwanderung (Zunahme des Produktionsfaktors Arbeit);
Interessanterweise wurde die Masseneinwanderungsinitiative im von sogenannten Dichtestress betroffenen Regionen weniger stark angenommen als in ländlichen Regionen.

Nachhaltiges bzw. qualitatives Wachstum

Wirtschaftswachstum, das nicht alleine aus einer Steigerung des BIP (ökonomische Dimension) besteht, sondern auch soziale und ökologische Aspekte berücksichtigt und damit Fortschritte in allen drei Teilbereichen verkörpert.

Wirtschaftsstruktur

Struktur (allgemein) = Art, wie etwas aufgebaut und gegliedert ist.

Wirtschaftsstruktur = volkswirtschaftliches Gefüge, d.h. Grössen, die mit der Herstellung, Verteilung und dem Konsum von Gütern und Dienstleistungen zu tun haben, z.B. Elemente wie Angebot, Nachfrage, Konsum, Investitionen, Beschäftigungslage oder Produktionsfaktoren.

Zur Charakterisierung der Wirtschaftsstruktur eines Landes wird z.B. die Verteilung der genannten Grössen auf die Wirtschaftssektoren und ausgewählte Branchen betrachtet.

Wirtschaftssektoren

Drei Gruppen für die Gliederung von Unternehmungen (1., 2. und 3. Sektor; Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen)

Branchen

Untergruppen der Wirtschaftssektoren;
Wirtschaftszweige, wie z.B. Banken und Versicherungen

Sektorale Wirtschaftsstruktur

Charakterisierung des volkswirtschaftlichen Gefüges der drei Wirtschaftssektoren
anhand wirtschaftlicher Kriterien wie z.B. Grösse des BIP, Anzahl der Unternehmungen, Zahl der Erwerbstätigen oder Investitionen im jeweiligen Sektor.

Regionale Wirtschaftsstruktur

Charakterisierung des volkswirtschaftlichen Gefüges im regionalen, geografischen Raum

anhand wirtschaftlicher Kriterien wie z.B. Grösse des BIP, Anzahl der Unternehmungen, Zahl der Erwerbstätigen oder Investitionen im jeweiligen Gebiet.

Strukturwandel

Dauerhafte Veränderung des volkswirtschaftlichen Gefüges eines Landes.
Diese lässt sich an der Veränderung von verschiedenen Grössen erkennen, wie z.B. der Bevölkerungsstruktur, den Produktionsstrukturen (in Wirtschaftssektoren und Branchen), der räumlichen Verteilung der Wirtschaftstätigkeit oder der Zusammensetzung des internationalen Handels.