Block 6 W21
Vorlesung W21
Vorlesung W21
Set of flashcards Details
Flashcards | 75 |
---|---|
Language | Deutsch |
Category | Medical |
Level | University |
Created / Updated | 12.06.2012 / 12.04.2016 |
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(1) Normales Bewusstsein = Vigilanz + Luzidität
(2) Minimally conscious State = Vigilanz + verminderte Luzidität
(3) Vegetative State = Vigilanz ohne Luzidität
(4) Coma, Schlaf, Anästhesie = Keine Vigilanz oder Luzidität
(5) Hirntod (schwerste Komaform)
Sonderformen:
- Locked-in Syndrom (= Störung der Motorik bei erhaltener Luzidität und Vigilanz)
- Akinetischer Mutismus (= Störung der Motorik und Sprache)
Hirntod
Beim Hirntod, geht man von einer so schweren Schädigung des Gehirns aus, dass eine Erholung unwahrscheinlich ist. Problematik liegt allerdings darin, dass nur Funktionszustände, nicht aber Irreversibilitäten bewiesen werden können!
Charakteristika bei Hirntod:
- Beidseits weite Pupillen, die nicht auf Licht reagieren
- Keine reflektorischen Augenbewegungen (Oculo-cephalische Antwort durch passive Bewegung und oculo-vestibuläre Antwort durch kalorischen Versuch)
- Keine Kornealreflexe
- Keine Reaktion auf Schmerzreize
- Kein Husten- oder Schluckreflex
- Keine Spontanatmung (pCO2 fällt unter 60 mmHg)
Ausgeschlossen werden müssen verschiedene anderer Störungen:
- Keine Hypothermie (Temperatur > 35°C)
- Keine Stoffwechselstörungen
- Keine Vergiftungen
- Keine neuromuskuläre Relaxation
- Keine Polyradikulitis
Per Definition ist Hirntod eine irreversible Schädigung bzw. der Ausschluss einer potentiell reversiblen Kondition
Persistent vegetative State
Vegetative State = Vigilanz ohne Luzidität
Charakteristika:
- Normaler Schlaf-Wach-Rhythmus
- Keine Reaktion auf Stimuli der Umgebung
- Erhaltung der Hirnstammfunktion
Locked-in Syndrome
Locked-in Syndrome = Cerebromedullospinal Disconnection, Deefferented state, Pseudokoma, ventral pontines Syndrom
Pathogenese: Locked-in Syndrom entsteht durch Schädigung von spezifischen Bereichen des Gehirns, wobei die unteren (basalen) Hirnbereiche und der Hirnstamm betroffen sind, während die restlichen Gehirnbereiche nicht geschädigt werden!
- Schädigung im Pons (häufig)
- Schädigung im Mesencephalon (selten)
- Beidseitige Schädigung Capsula interna (selten)
Ätiologie:
- Meistens Gefässstörung (Thrombose A. basilaris, Hirnschlag und Blutung A. basilaris)
- Neuronale Schädigungen (Central pontine Myelinolyse)
- (...)
Charakteristika:
- Komplette Paralyse
- Erhaltene Vigilanz und Luzidität
- Erhaltene Augenbewegungen (kann u.U. auch fehlen)
Minimally conscous state
= Minimale Luzidität bei vorhandener Vigilanz
Charakteristika:
- Diffuse oder multifokale Hirnverletzung
- Erhaltene Hirnstammfunktion
- Teilweise Reaktionen auf Stimuli der Umgebung
Schlafen ist nicht Koma, sondern ein aktiver Prozess. welcher hauptsächlich durch Aktivität von präoptischen ventromedialen Neuronen gesteuert wird. Dem Schlaf-Zentrum sind sog. Wach-Zentren entgegengesetzt (ARAS), welche eine Aktivierung bewirken. Beide Zentren wirken auf den Thalamus und so indirekt auf den Cortex und können so das Gehirn aktivieren oder hemmen!
Diese Zentren werden durch 2 unabhängige Mechanismen reguliert:
- Innere Uhr (Hell-Dunkel-Zyklus, am Morgen wacher als am Abend), messbar anhand Melatonin-Spiegel
- Homeostatischer Schlafdruck (je länger wach desto müder), messbar anhand von langsamen Wellen im EEG
Wachdruck
- Stehen
- Bewegung
- Motivation
- Licht
- Psychostimulanzein (Amphetamine)
- Dopamin
Schlafdruck:
- Liegen
- Ruhe
- Langeweile
- Essen
- Alkohol
- Histamin-Antagonisten
- GABA
Schlafstörungen
- Klassifizierung nach Leitsymptom
- Häufige Erkrankungen
Schlaflosigkeit (Insomnie)
- Depression/Angst
- Restless leg Syndrom
- Psychopathologisch
Tagesschläfrigkeit (Hypersomnie)
- Schlaf-Apnoe
- Schlafmanko
- Narkolepsie
Unerwünschte Phänomene im (ansonsten normalen) Schlaf
- NREM-Parasomnie
- REM-Parasomnie
Schlafstörungen
- Ätiologie
Zugrundeliegende Erkrankungen
- Neurologische Erkrankungen
- Psychiatrische Erkrankungen
- Internistische Erkrankungen
Exogene Faktoren
- Medikamente
- Alkohol
Genetische Faktoren
Psychosoziale Faktoren
Insomnie
- Charakteristika
"Insomniker schläft schlecht und fühlt sich am Tag auch schlecht!"
Charakteristika der Insomnie:
- Einschlafstörung oder frühes erwachen
- Durchschlafstörung
- Tagesmüdigkeit ohne Einschlafneigung
- Konzentrationsstörungen
- Wunsch nach Schlaf
Achtung:
- Insomniker ist nicht gleich wie Kurzschläfer, der wenig schläft, sich aber am Tage gut fühlt
- Insomikie muss von Schlaf-Misperzeption abgegrenzt werden, wo lediglich eine falsche Vorstellung des eigenen Schlafmusters vorliegt
Insomnie
- Ätiologien
Neurologische Erkrankungen
- Restless leg Syndrom PLMS
- Syndrom der verzögerten Schlafphase DSPS
- Schlaganfall
- Morbus Parkinson
Internistische Erkrankungen
- Hyperthyreose
- Refluxerkrankungen
- Asthmaerkrankungen
Psychiatrische Erkrankungen
- Depression und Angst (!!!)
Exogene Faktoren:
- Medikamenten
- Alkohol
Psychosoziale Störung (erlernte Insomnie)
- Schichtarbeit
Restless leg Syndrome
- Ätiologie
- Pathogenese
- Symptomatik
Ätiologie und Klassifizierung:
(1) Idiopathische Form = Durch Genetik und Trigger-Ereignisse bedingt
(2) Sekundäre Form = Durch verschiedene Faktoren ausgelöst (Erkrankungen, Medikamente, Schwangerschaft)
Pathogenese: Entstehung nicht eindeutig geklärt. Zentrale Rolle spielt Dopamin, extrapyramidale Störungen und Folgen eines veränderten Transmitterstoffwechsels
- Fehlfunktion des zentralen dopaminergen Systems
- Aktivierung von Ncl. ruber, Hirnstamm, Thalamus (nahe F. reticularis)
Man geht davon aus, dass Beeinträchtigungen auf verschiedenen Ebenen vorliegen. Verschiedene Erkenntnisse konnten noch nicht zu ganzheitlichen Theorie zusammengefügt werden.
Symptomatik bei idiopathischem RLS meistens auf Beine und/oder Füsse beschränkt und am Abend bzw. in Nacht und in Ruhe schlimmer
- Schlafstörungen jeglicher Art (95%)
- Bewegungsdrang in Ruhesituation (95%)
- Missempfindungen in Ruhesituation (91%)
- Beschwerden am Tag (76%)
- Spontane Bewegungen in Ruhesituation (50%)
Hypersomnie
Hypersomnie = Exzessive Einschlafneiguung durch Erhöhung des Schlafbedürfnisses pro 24h
Charakteristika:
- Schlaftrunkenheit
- Ausführung automatischer Handlungen
- Gefahr von Unfällen (Sekundenschlaf)
Ätiologie:
- Schlafmanko (!!!)
- Schlaf-Apnoe Syndrom (!!!)
- Narkolepsie (!!!)
- (...)
Therapie ist stark von Ätiologie abhängig (kausale Behandlung):
- Genügend Schlaf (Schlafmanko)
- CPAP (SAS)
- Psychostimulanzien (Narkolepsie)
Narkolepsie (Schlafkrankheit)
Zentrales Merkmal sind häufige Schlafattacken (Sekunden bis Minuten) während des Tages in Verbindung mit erheblich gestörtem Nachtschlaf.
Narkoleptische Tetrade:
- Schlafzwang
- Kataplexie (Tonusverlust in definierten Muskelgruppen bei Wachem Bewusstsein)
- Abnormer Schlafrhythmus und verschobene REM-Phasen
- Schlafparalyse bei Schlafbeginn oder beim Aufwachen (bei Bewusstsein)
- Automatisiertes Verhalten
Pathogenese noch weitgehend unbekannt:
- Störungen im Hyptohalamus und Ncl. suprachiasmatikus
- Verlust von Hypocretin/Orexin-Zellen im Hypothalamus
- Verlust graue Substanz im Ncl. accumbens
Mögl. handelt es sich um Autoimmunerkrankung!
Parasomnien
Parasomnien sind unerwünschte Phänomene, welche vorwiegend oder ausschliesslich im Schlaf auftreten (sog. dissoziierte Zustände) und unterschiedlicher Art sein können
- Motorische Parasomnie (Schlafwandeln)
- Mentale Parasomnie (Albträume)
- Vegetative Parasomnie (Reflux)
DD:
- Nächtliche Epilepsien
- Physiologische Phänomene
Ätiologie:
- Genetische Faktoren
- Exogene Faktoren (Alkohol, Medikamente)
- Neurologische Erkrankungen
- Stress
- Psychische Erkrankungen
Therapie:
- Schlafhygiene
- Stopp der exogenen Substanzen
- Vorsichtsmassnahmen
- Medikamente (Clonazepam)
Zirkadiane Störungen
Zirkadiane Rhythmusstörungen können erworben oder angeboren/vererbt sein:
- Genetik wesentlich an Störungen zirkadianer Rhythmus beteiligt
- Psychosoziale Komponente hat ebenfalls wesentlichen Einfluss
Jet Lag: Überschreitung verschiedener Zeitzonen und Anpassung der inneren Uhr
Schichtarbeit:Nacht- und Wechselschichten bzw. andere Ursachen für unregelmässige Arbeitszeiten bewirken, erfordern eine ständige Anpassung des Schlafs, was den Organismus überfordern kann.
Syndrom der verzögerten Schlafpphase (Delayed sleep phase syndrome DSPS): Gewisse Menschen können von 2 - 3 Uhr nicht schlafen, was zu Konflikten mit Schul- oder Arbeitszeiten führen kann (häufiger bei jüngeren Personen)
Syndrom der vorverlagerten Schlafphase (Advanced sleep phase syndrome ASPS): Gewisse Menschen schlafen bereits am frühen Nachmittag und können aber in der Nacht nicht mehr richtig schlafen (häufiger bei älteren Personen)
Einwanderung von hämatogenen Monozyten ins ZNS und Turnover in Mikroglia und ZNS-Makrophagen:
(1) Hämatogene Monozyten sind in der Lage die intakte BHS zu überwinden und ins ZNS zu wandern
(2) Im ZNS wandeln sich hämatogene Makrophagen in ruhende Mikrogliazellen (= Mikroglia vom downregulierten Immunphänotyp) um und verbleiben meistens als solche innerhalb des ZNS
(3) Mikroglia kann durch verschiedene Stimuli von ruhender in aktive Mikroglia-Zelle umwandeln (Ag-präsentierender Immunphänotyp, Sekretion pro- und anti-inflammatorischer Zytokine)
(4) Mikrogliazellen können sich weiter zu phagozytierenden Mikrogliazellen umwandeln und Phagozytose betreiben
Bei entsprechender Chemotaxis bzw. Vorliegen von proinflammatorischen Zytokinen können hämatogene Makrophagen ins ZNS einwandern und dort als perivaskuläre Makrophagen direkt zur Entzündung führen!
Bakterien werden meist aerogen aufgenommen und gelangen anschliessend über unterschiedliche Routen zum ZNS
- Über Neuralrohr und Liquor (Neuralrohrdefekt, retroperitonaler Abszess)
- Über Gefässsystem (Septische Endokarditis, Lungenabszess)
Beim Durchbruch von lokalen Infektionen (Mastoiditis, Sinusitis etc.) oder auch bei traumatischer Einwirkung können die Bakterien auch direkt zum ZNS vordringen
Von Bakterien befallene Kompartimente:
(1) Epiduralraum (Abszess)
(2) Subduralraum (Abszess, Empyem)
(3) Subarachnoidalraum (Eitrige Meningitis)
(4) ZNS-Parenchym (Hirnabszess)
Wichtig: Bakterien verursachen KEINE Enzephalitis (entweder eitrige Meningitis oder Abszess)!!
Virale Entzündungen ZNS
- Morphologische Hauptcharakteristika
(1) erivaskuläre Lymphozyteninfiltrate
- Im Parenchym und in Meningen (= Meningoenzephalitis)
- V.a. T-Lymphozyten (insbesondere CD8)
(2) Aktivierung der Mikroglia durch Entzündung
(3) Teilweise (je nach Virusart) virale Einschlusskörperchen
(4) Demyelisierung oder Nekrose des ZNS
Virale Entzündungen des Gehirns
- 2 Verlaufsformen
- 3 charakteristische Befallsmuster
(1) Verlauf der Entzündung
- Akute virale Enzephalitiden und Enzephalomyelitiden
- Chronische virale Enzephalitiden
- Latente virale Infekton
(2) Befallsmuster (Hirnparenchym, Rückenmark)
Polioencephalitiden/Polioencephalomyelitiden = Nervenzellkörper in grauer Substanz (Cortex)
- Diffuse Polioenzephalitis (FSME)
- Fokal betonte Polioenzephalitis
-- Hirnstamm (Rabies-Virus/Tollwut, Encephalitis epidemica/von Economo Krankheit)
-- Temporallappen (HSV)
-- Rückenmark/ Poliomyelitis (Polioviren)
Leukoenzephalitis/Leukoenzephalomyelitis = Nervenfaserverbindung in weisser Substanz (Marklager)
- Post-vakzinale Enzephalomyelitis
- Post- / Para-infektiöse Enzephalomyelitis
Panencephalitis/Panenzephalomyelitis = Gesamtes Hirngewebe
- HIV-Enzephalopathie (HIV)
- Progressive multifokale Leukenzephalopathie PML (John Cunningham Virus)
- Subakute Sklerosierende Panenzephalitis SSPE (Masern-Viren)
Akute virale Enzephalitiden/Enzephalomyelitiden
(1) Polioencephalitiden/Polioencephalomyelitiden = Nervenzellkörper in grauer Substanz (Cortex)
(1.1) Diffuse Polioenzephalitis
- Akute diffuse lymphozytäre Polioenzephalitis / Frühsommer-Meningoenzephalitis FSME (Arboviren via. Insektenstiche)
(1.2) Fokal betonte Polioenzephalitis
- Hirnstamm (Rabies-Virus/Tollwut, Encephalitis epidemica/von Economo Krankheit)
- Temporallappen (HSV)
- Rückenmark/ Poliomyelitis (Polioviren)
(2) Leukoenzephalitis/Leukoenzephalomyelitis = Nervenfaserverbindung in weisser Substanz (Marklager)
- Post-vakzinale Enzephalomyelitis
- Post- / Para-infektiöse Enzephalomyelitis
Chronische virale Enzephalitiden
HIV-Enzephalopathie (HIV)
Progressive multifokale Leukenzephalopathie PML (John Cunningham Virus)
Subakute Sklerosierende Panenzephalitis SSPE (Masern-Viren)
Frühsommer-Meningoenzephalitis FSME
= akute, diffuse, lymphozytäre Polioenzephalitis
Durch FSME-Viren (Flaviviridae) verursacht, welche via. Zecken (v.a. Ixodes ricinus) übertragen werden
Histologisch: Polymorphonukleäres, perivaskuläres Infiltrat der grauen Substanz, teils mit zytoplasmatischen Einschlüssen der Neurone und Neuronophagie
Klinisch biphasischer Verlauf:
(1) Initial Grippe-ähnliche Symptome (Fieber, Malaise etc.)
(2) Freies Intervall
(3) Später Polio-ähnliche Symptome (Nackensteifigkeit, Lähmung, Bewusstseinsstörung)
10er-Regel:
- 10% Patienten = symptomatisch (Grippe-ähnlich)
- 10% der symptomatischen Patienten = ZNS-Symptomatik (Meningismus, Photophobie, Erbrechen etc.)
- 10% der Patienten mit ZNS-Symptomatik = Poliomyelitis-Symptomatik (Lähmung, Ataxie, Gedächtnisstörungen)
- Bei 1 - 2 % der Infizierten tödlich
Keine kausale Therapie, dafür eine aktive Impfung
Herpesviren verursachen nur ca. 5 - 10% der viralen ZNS-Infektionen, aber 90% der Todesfälle durch virale ZNS-Infektionen
Ätiologie:
- Hauptsächlich HSV 1
- Selten HSV 2 (v.a. bei neonataler Infektion, dann meistens Panencephalitis und tödlich)
Betrifft klassicherweise Temporallappen:
- Temperobasal über Bulbus olfactorius
- Temperobasal über N. Trigeminus
Makroskopisch ödematöse Schwellung des Temporallappens und mikroskopisch hämorrhagisch-nekrotisierende Entzündung mit perivaskulärem Entzündungsinfiltrat (Lymphoyzten, Makrophagen) und teils intranukleärem, homogenem, eosinophilem Material.
Symptomatisch können sich einerseits klassische Zeichen einer Meningoenzephalitis zeigen (Kopfschmerzen, Meningismus, Krampfanfälle, Fieber, Bewusstseinsstörung). Häufig fehlt aber klassische Entzündungssymptomatik und Erkrankung manifestiert sich durch psachiatrische Störungen (însbesondere Psychose)
Ohne Behandlung meist Tod oder dauerhafte psychische Störungen! (
Neuropathologie von AIDS
(1) Neuropathologische Syndrome durch lokale Präsenz
- HIV-Enzephalitis HIVE
- HIV-Leukoenzephalopathie
- AIDS-Demenz-Komplex HAD
(2) Opportunistische Infektionen durch Immundefizienz
- Progressive multifokale Leukenzephalopathie PML
- CMV- und EBV-Enzephalitis
- Tuberkulöse Meningitis (atypische Mykobakterien)
- Toxoplasmose
- Zentralnervöse Mykose
(3) Tumore durch Immundefizienz
- Primär zerebrale non-Hodgkin Lymphome (B-Zell-Typ)
- Hirnmetastasen peripherer Tumore (Karposi-Sarkom)
(4) Durch HAART begünstigte Sonderformen des Krankheitsverlaufs
- Ausgebrannte Formen von opportunistischen Infektionen
- Meningoenzephalitis-ähnliche Lymphozyteninfiltrate bei Verbesserung Immunkompetenz
Gesamtes intrakranielles Volumen = 1900 ml
(1) Hirnparenchym (80%, 1500 ml)
- Interzellulärraum (65%) = Glia + Neurone
- Extrazelluläraum (15%)
(2) Gefässsystem und Blut (10%, 200 ml)
- Arterien
- Kapillaren
- Venen
(3) Liquorraum und Liquor (10%, 200 ml)
- Ventrikelsystem des Hirns (ca. 30 ml)
- Subarachnoidalraum (ca. 170 ml)
Wichtig: 3 Kompartimente stehen alle miteinander in Verbindung und können sich auch gegenseitig kompensieren, allerdings nur in relativ engem Bereich!!
Liquor
- Trägt/schützt Hirn und RM
- Diffusion und Massenfluss
- Intrazerebraler Transport
- Puffer (chemisches Milieu)
Liquorproduktion ca. 0.35 ml/min oder 500 ml/Tag, wobei 50% aktiv sezerniert wird (Pumpenfunktion) und 50% passiv filtriert wird (Plasma)
- 80% Plexus choroideus der Ventrikel
- 20% Zerebraler Interstitialraum
Resorption erfolgt hauptsächlich über aktive Prozesse
- Über Granulationes arachnoideales in venöse Hirnsinus (wichtigster Mechanismus)
- Über Pleuralscheiden der Spinalnervenwurzeln
Durch Sekretion/Filtraiton und Resorption entsteht gerichtete Zirkulation
- Deszendierend zu spinalem SAR
- aszendieren über Hemisphärenkonvexizität
Engpässe der Zirkulation
- Foramina monroi
- Aquäduktus cerebri
- Foramina magendii und luschkae
Permeabilitätskoeffizienz ist direkt von Fettlöslichkeit vieler Substanzen abhängig, da die BHS selbst für niedermolekulare Stoffe absolut dicht ist (auch gewisse Ionen).
Selektiver, spezifischer Transport durch Endothelzellen ermöglicht gezielte Aufnahme von Substanzen (Glucose, AS, Energiesubstrate)
- Energieabhängige Rezeptor-vermittelte Mechanismen
- Selektive Ionenkanäle
Monroe-Kelly Regel: ICV = V(CSF) + V(Blut) + V(Hirn)
ICP < 10 cmH2O (liegend)
- An Herz- und Atemzyklus angepasst (pulsatil)
- Physiologische Erhöhungen (Husten, Niessen etc.)
- Positionsahbängig
Theoretisch sind Kompartimente inkompressibel innerhalb eines abgeschlossenen Raums. In Wirklichkeit ist aber innerhalb eines gewissen Volumen- und Druckbereichs eine Kompensation möglich, darüber hinaus sinkt Compliance bzw. Volumen kann nicht mehr kompensiert werden (Volumenzunahme bewirkt also starke Druckzunahme)
- Liquorpuffer
- Blutsystem (Venöser Abfluss)
- Hirn
Wichtig ist, dass einerseits die Compliance mit grösserem Volumen abnimmt, dass also eine grossen Volumenzunahme ein starker Druckanstieg bewirkt und dass andererseits je nach Dynamik der Entstehung unterschiedliche Anpassungsmechanismen kompensieren können. Entscheidend ist also Volumenzunahme-Rate:
- Neoplasie wächst langsam über Jahre
- Blutung kann innert kürzester Zeit entstehen
Hydrocephalus (Zunahme des Liquorvolumens)
- Obstruktiver Hydrocephalus
- Malresorptiver Hydrocephalus
Ungenau definierter Begriff. Typischerweise versteht man erhöhtes Liquorvolumen (unklar ist ob auch Erhöhung des ICP vorliegen muss)
Pathomechanismen:
(1) Verminderte Resorption durch Behinderung der Granulationes arachnoideae durch Meningitis (Eiter, Proteine, Zellen verstopfen Granulationes), SAB (toxische Wirkung des Blutes auss erhalb Gefässsystem), hoher Proteingehalt oder embryonal bedingt (= malresorptiver Hydrocephalus)
(2) Gestörte Zirkulation durch Obstruktion durch Entzündungen, Raumforderungen, Blutungen oder embryonal bedingt (= obstruktiver Hydrocephalus)
(3) Vermehrte Produktion (sehr selten)
- Spezieller Tumor des Plexus choroideus
Vasokongestion (Zunahme des intrakraniellen Blutvolumens)
- Zunahme arterielles Volumen
- Zunahme venöses Volumen
Intrakranielles Blutvolumen
- 25% Arterielles Blut (Autoregulation)
- 75% venöses Blut (Passive Drainage, keine Klappen, abhängig vom hydrostatischen und intrathorakalen Druck)
(1) Zunahme des arteriellen Blutes
- Hypertonie
- Vaskulitis
- Chemisch, toxisch
(2) Zunahme des venösen Blutes (wesentlich häufiger)
- Thrombose (Hirnvenen, Hirnsinus)
- Rechtsherzinsuffizienz (Stauung)
- Steigerung intrathorakaler Druck (Pressen)
Wichtig: durch Hypertonie kann es zum sog. BBB-Breakthrough kommen. Ähnlich führen auch toxische Substanzen und Entzündungen zur Schädigung der BHS und zum vasogenen Ödem (= Direkte Verbindung zwischen intrakraniellem Blut- und Hirnvolumen)
Hirnödem (Zunahme des intrakraniellen Hirnvolumens)
- Massenzunahme
- Gewebewasserzunahme (4 Arten)
Hirnvolumen = 15% extrazellulärer und 65% intrazellulärer Raum
(1) Neoplasie = Vermehrung von intrakranieller Masse (Hirn, Gefässe, Meningen)
(2) Hirnödem = Vermehrung des Hirngewebewasser (90% des Hirnvolumens ist H2O)
(2.1) Osmotisches Ödem durch hyposmolare Zustände (Wasserintoxikation, SIADH)
(2.2) Vasogenes Ödem durch BHS-Störungen (chemisch, entzündlich, physikalisch, traumatisch, toxisch, ischämisch, hypoxisch, arterielle Hypertension oder venöse Stase
(2.3) Zytotoxisches Ödemdurch zellulärer Energiezusammenbruch (IC Na-Akkumulation mit intrazellulärem Ödem)
(2.4) Hydrostatisches Ödem durch Obstruktion von Ventrikel oder SAR mit Transependymalem Liquorrückstau
Klinische Manifestation erhöhter Hirndruck
Unabhängig von eigentlichen Ursache!
Charakteristisch:
- Kopfschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen (nüchtern)
- Diplopie durch Kompression HN
- Stauungspapille in Funduskopie
- Verlangsamung, Somnolenz, Koma
- Cushing Reflex = Bradykardie + Hypertonie
- Visuelle Obskurationen
(...)
(1) Subfalxial = Untrehalb des Falx cerebri
(2) Transtentoriell = Unterhalb des Tentorium cerebelli
(3) Transforamenal = Durch Foramen magnum
(4) Zentrale Herniation = Massenbewegung in alle Möglichen Öffnungen
Komplikationen
- Kompression Hirnstrukturen
- Obstruktion Liquorwege
- Kompression Gefässe
Lumbalpunktion
Indikation:
- Abnormer Liquordruck (Diagnostik)
- Liquoranalyse bei Blutung, Entzündung (Diagnostik)
- Zytologie bei meningealer Neoplasie (Diagnostik)
- Injektion von Medikamenten (Therapie)
- Druckentlastung (Therapie)
Risiko
- Postpunktionelles Hypoliquorrhoesyndrom (sog. Liquorunterdruck-Syndrom) = sekundäre Intrakranielle Hypotonie bedingt durch Punktion (kann aber auch nach Operation, Trauma, durch Neoplasien entstehen)
- Infektion
- Blutung
- Hirnnervendysfunktion (insbesondere HN 6)
- Akzidentelle PDA
Keine Lumbalpunktion bei:
- Erhöhtem Hirndruck wegen Einklemmungen (deshalb immer CT vorher)
- Erhöhter Blutungsgefahr