Biochemie I
Themen: Makromoleküle, Enzyme, Lipide-Membranen-Polysaccharide, Allgemeine Molekularbiologie & Vitamine (für Veterinärmediziner)
Themen: Makromoleküle, Enzyme, Lipide-Membranen-Polysaccharide, Allgemeine Molekularbiologie & Vitamine (für Veterinärmediziner)
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Cartes-fiches | 496 |
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Utilisateurs | 18 |
Langue | Deutsch |
Catégorie | Médecine |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 11.03.2015 / 15.06.2022 |
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Schloss-Schlüsselprinzip & Induced Fit-Hypothese
Die aktive Stelle ist in ihrer Form der molekularen Konfiguration des Substrats angepasst. Man hat deswegen früher von einem Schloss-Schlüsselprinzip gesprochen (Schloss = aktive Stelle, Schlüssel= Substrat).
Man darf sich diese Interaktion aber nicht zu starr vorstellen. Die aktive Stelle ist nicht ein genauer Abdruck des Substrats, sondern sie passt sich diesem bei dessen Aufnahme durch feine Konformationsänderungen eng an.
Erst dann wird die Wirkung des Enzyms auf das Substrat möglich, indem sich jetzt die eigentlichen Wirkgruppen des Enzyms (das aktive Zentrum) richtig auf die anzugreifenden Gruppen des Substrats einorientieren. Nach erfolgter Umwandlung des Substrats nimmt die aktive Stelle wieder ihre ursprünglich geöffnete Konformation an und entlädt die gebildeten Produkte. Dies ist die Induced Fit-Hypothese von Koshland.
Welche 3 Kräfte sind für die Bindung des Substrates an das Enzym sehr wichtig?
1. Elektrostatische Bindungen: Ladungsverteilung
2. Wasserstoffbrückenbindungen: Zwei Atome "teilen" sich ein H Atom, zum Beispiel OH······N, OH······O, OH······C, NH······O oder NH······N)
3. Van der Waals-Bindungen: Die Momentanasymmetrie von Elektronenladungen um ein Atom beeinflussen diejenige des Nachbaratoms in der Weise, dass die Anziehungskraft zwischen zwei Atomen bei Annäherung steigt. Hat der Abstand zwischen zwei Atomen eine gewisse Grösse erreicht, geht die Anziehungskraft verloren.
Die Wichtigkeit des Induced Fit ist auf Grund dieser Kräfte leicht einsehbar.
Repetition: 2 Eigenschaften von Wasser
Was bewirkt deshalb Wasser beim Enzym-Substratkontakt?
1. Wasser ist ein polares Molekül.
2. Wassermoleküle haben eine hohe Affinität zueinander.
Was bewirkt deshalb Wasser beim Enzym-Substratkontakt?
1. Es schwächt polare Wechselwirkugen.
2. Nicht-polare Moleküle neigen zur Assoziation in Anwesenheit von Wasser.
Nicht-regulatorischen und regulatorischen Enzyme
Man unterscheidet zwischen nicht-regulatorischen und regulatorischen (allosterischen) Enzymen.
Bei nicht-regulatorischen Enzymen ist die Geschwindigkeit des Substratumsatzes einzig von der Konzentration des Enzyms und der Konzentration des Substrats abhängig.
Bei regulatorischen Enzymen ist die Umsatzgeschwindigkeit darüber hinaus noch von der Konzentration gewisser regulatorischer Stoffwechselprodukte (sogenannte Effektoren oder Modulatoren) abhängig.
Monovalente regulatorische Enzyme, multivalente regulatorische Enzyme & Effektoren
Monovalente regulatorische Enzyme werden nur durch einen Effektor beeinflusst, multivalente regulatorische Enzyme besitzen mehrere Effektoren.
Diese Effektoren interagieren mit dem Enzym an besonderen Stellen, die als regulatorische Stellen (englisch: regulatory sites) bezeichnet werden. Sie sind mit der aktiven Stelle nicht identisch. Für jeden Effektor besteht eine eigene regulatorische Stelle, die man sich im Bau ähnlich der aktiven Stelle vorstellen muss, das heisst als Rinne oder Grube in der Oberfläche des Enzyms.
Die regulatorische Wirkung eines Effektors kommt dadurch zustande, dass bei seiner Bindung am Enzym die Proteinkonformation der regulatorischen Stelle verändert wird (also ganz analog zum induced fit an der aktiven Stelle), und dass sich diese lokale Konformationsänderung ausbreitet und auf die aktive Stelle überträgt.
Diese induzierte Konformationsänderung an der aktiven Stelle führt dann dazu, dass sich die Affinität der aktiven Stelle für das Substrat ändert. Damit verändert sich auch die Geschwindigkeit des Substratumsatzes.
Man unterscheidet Aktivatoren (positive Effektoren), welche den Substratumsatz erhöhen, und Inhibitoren (negative Effektoren), welche den Substratumsatz senken.
Wie sind regulatorischen Enzyme aufgebaut?
Welche 3 Anordnung unterscheidet man?
Alle bis heute bekannten regulatorischen Enzyme sind aus mehreren Untereinheiten aufgebaut.
Man unterscheidet 3 Anordnungen:
1. Bei einzelnen regulatorischen Enzymen befinden sich regulatorische und aktive Stellen nebeneinander auf jeder Untereinheit.
2. Bei anderen regulatorischen Enzymen (zum Beispiel Aspartattranskarbamylase von Escherichia coli) tragen die einen Untereinheiten auschliesslich die regulatorische Stelle (regulatorische Untereinheiten), die anderen ausschliesslich die aktive Stelle (katalytische Untereinheiten). Die durch die Bindung des Effektors an der regulatorischen Untereinheit bewirkte Konformationsänderung wird über die Kontakfläche der einzelnen Proteinketten auf die katalytischen Untereinheiten übertragen. Diesen Effekt nennt man Kooperativität.
3. Bei einem dritten Typ von regulatorischen Enzymen findet sich auf allen Untereinheiten nur eine einzige Art von Bindungsstelle. Diese ist gleichzeitig aktive und regulatorische Stelle, weil Substrat und Effektor identisch sind. Man spricht von homotrop regulatorischen Enzymen im Gegensatz zu den heterotrop regulatorischen Enzymen, bei denen Substrat und Effektor nicht identisch sind.
Die Bindung des Substrats an einer ersten Untereinheit führt durch Kooperativität zu einer Änderung der Konformation in einer zweiten Untereinheit. Diese bewirkt, dass ein weiteres Substratmolekül in dieser zweiten Untereinheit
besser oder schlechter gebunden wird, was sich in einer Aktivierung, beziehungsweise Hemmung, des Enzyms auswirkt.
Kooperativität
Wenn in einem multimeren Protein (zum Beispiel Enzym) eine erste Untereinheit durch Bindung eines Effektors eine Konformationsänderung erhält und diese den anderen Untereinheiten übermittelt, so spricht man von Kooperativität.
Die Untereinheiten handeln dann nicht individuell, sondern "sprechen" sich über das weitere Vorgehen miteinander ab.
Es gibt positive und negative Kooperativität. Das klassische Beispiel für positive Kooperativität findet sich beim
Hämoglobin.
Kooperativität beim Hämoglobin
Das Beispiel der Kooperativität des Hämoglobins entspricht einem homotrop regulatorischen Enzym. Obwohl das Hämoglobin nicht ein Enzym ist, wird dessen Kooperativität hier stellvertretend im Detail erklärt, da es für das physiologische Verständnis des Sauerstofftransportes ausserordentlich wichtig ist.
Struktur des Hämoglobins
Hämoglobin ist ein tetrameres Hämprotein. Es besteht aus 2 α-Globin- und 2 β-Globinuntereinheiten. Diese unterscheiden sich geringgradig in ihrer Primärstruktur (Aminosäuresequenz). Als prosthetische Gruppe dient Häm. Dabei handelt es sich um einen roten Eisenprotoporphyrinkomplex.
--> Dieser besteht aus einem Makrozyklus aus 4 untereinander verbundenen Pyrrolringen, deren Stickstoffatome zweiwertiges Eisen komplexieren.
--> Häm ist aufgrund seines aromatischen Charakters eine flache Scheibe. Diese steckt in den Hämtaschen des Globins.
Die Globine sind im Hämoglobin tetraedrisch angeordnet.
Konformationen des Hämoglobins
Die Globinuntereinheiten existieren in 2 Konformationen, die als Desoxykonformation, beziehungsweise Oxykonformation bezeichnet werden.
In nicht-oxygeniertem Hämoglobin liegen alle Globinuntereinheiten in der Desoxykonformation vor, in voll oxygeniertem Hämoglobin weisen alle Untereinheiten die Oxykonformation auf. In teilweise oxygeniertem Hämoglobin existieren beide Konformationen nebeneinander.
* Mechanismus der Konformationsumwandlung bei der Oxygenierung des Hämoglobins
* Hämeisen in der Desoykonformation?
* Was passiert bei der Besetzung des ersten Häms mit dem Hämeisen?
* Was bewirkt das Abreissen der ionischen Bindung?
* Der Grund für die schrittweise Konformationsumwandlung bei zunehmender Beladung mit Sauerstoff liegt in der homotrop-positiven Kooperativität der Globinuntereinheiten. Je eine α- und eine β-Globinkette bilden zusammen eine funktionelle Einheit.
* In der Desoxykonformation ist das Hämeisen durch Bindung an einen Histidinrest (His) aus der Hämebene herausgezoge --> diese gespannte Konformation wird durch ein System von Bindungen (Wasserstoffbrücke zu einem Tyrosinrest am karboxyterminalen Ende des Globins und ionische Bindung zur benachbarten Globinuntereinheit) aufrechterhalten.
* Bei der Besetzung des ersten Häms mit Sauerstoff wird das Hämeisen in die Hämebene gezogen --> da die Wasserstoffbrücke zum Histidin relativ stabil ist, wird Struktur und Funktion die zugehörige Proteinschlaufe nach rechts gezogen --> dadurch reisst die Wasserstoffbrücke zum Tyrosin (Tyr) --> das karboxyterminale Ende der β-Globinkette klappt nach links-unten weg und unterbricht damit die ionische Bindung zur α-Globinkette.
--> die β-Globinuntereinheit liegt jetzt in der Oxykonformation vor und ist mit Sauerstoff beladen.
* Das Abreissen der ionischen Bindung zwischen β- und α-Globin löst nun im α-Globin dieselben Reaktionen in der umgekehrten Reihenfolge aus: --> das karboxyterminale Ende der α-Globinkette klappt nach rechts-oben --> die Wasserstoffbrücke zwischen Tyrosin und der benachbarten Proteinschlaufe reisst --> die Proteinschlaufe weicht unter dem Zug der Histidin-Eisenbindung nach links --> gestattet damit dem Hämeisen, in die Hämebene zurückzukehren.
Durch diesen Ablauf hat die α-Globinuntereinheit die Oxykonformation angenommen, ohne einen Sauerstoff aufgenommen zu haben.
Besitzt die Desoxy- oder die Oxykonformation die höhere Affinität zu Sauerstoff?
Die leere Oxykonformation hat eine höhere Affinität zum Sauerstoff als die Desoxykonformation.
--> Deswegen wird bei Zutritt eines zweiten Sauerstoffs zum Hämoglobin zuerst die Untereinheit mit der leeren Oxykonformation besetzt, während die beiden Globine in der Desoxykonformation vorerst leer bleiben.
Durch kooperative Konformationsumwandlung gehen schliesslich auch diese in die Oxykonformation über und werden schrittweise mit Sauerstoff beladen.
Der geschilderte Mechanismus erklärt, warum von 2 Hämoglobin-Molekülen, die mit O2 in Berührung kommen immer zuerst eines mit Sauerstoff voll beladen wird, bevor das andere ebenfalls zum Zuge kommt.
Sauerstoffbindungskurven des Hämoglobins und Myoglobins
Der rote Blutfarbstoff Hämoglobin ist ein tetrameres Hämoportein. Es zeigt positive Kooperativität seiner Untereinheiten bezüglich Sauerstoffaffinität.
Myoglobin, ein sauerstoffbindendes Protein des Muskels, ist ein monomeres Hämprotein. Die Struktur des Myoglobins gleicht derjenigen einer einzelnen Hämoglobinuntereinheit sehr stark. Weil Myoglobin aber ein Monomer ist, kann es per definitionem keine Kooperativität zeigen.
Die Kooperativität des Hämoglobins und die Nicht-Kooperativität des Myoglobins drücken sich in ihren Sauerstoffbindungskurven aus.
Was für eine Sauerstoffbindungskurve ergibt die Nicht-Kooperativität bzw. die Homotrop-positive-Kooperativität?
Was für einen Einfluss haben die Kurvenformen auf Hämoglobin und Myoglobin?
Nicht-Kooperativität ergibt immer eine hyperbolische (Form einer Hyperbel aufweisende) Kurve.
Homotrop-positive Kooperativität ergibt immer eine sigmoide (s-förmige) Kurve.
Durch die verschiedenen Kurvenformen sind Hämoglobin und Myoglobin ihren besonderen Funktionen optimal angepasst.
Der Sauerstoffgehalt des Hämoglobins wird in Ruhe nur zu etwa 30% ausgeschöpft; 70% bleiben als Reserve. Diese wird dann eingesetzt, wenn der pO2 im venösen Blut unter die Norm abfällt:
• physiologischerweise wegen starker körperlicher Anstrengung oder im Hochgebirge
• pathologischerweise bei Hypoventilation oder Herzinsuffizienz.
Myoglobin befindet sich innerhalb der Muskelzelle, also am Ort des Sauerstoffverbrauchs, wo der pO2 um 10 mmHg liegt. Deswegen ist es günstig, dass Myoglobin sein O2 erst bei diesen tiefen pO2 abgibt.
Durch was kann die Sauerstoffbindungskurve des Hämoglobins beeinflusst werden? (3 Varianten)
Wo wird der Sauerstoff bevorzugt abgegeben?
Was ist der Bohr-Effekt?
Die Sauerstoffbindungskurve des Hämoglobins wird ausser durch den O2-Partialdruck auch durch Blut-pH und Temperatur beeinflusst.
Niedriges pH und hohe Temperaturen erleichtern die O2-Abgabe. Dies bringt funktionelle Vorteile. Im metabolisch aktiven Gewebe ist nämlich der pH tief (wegen der CO2-Produktion) und die Temperatur hoch (wegen der Wärmeproduktion).
Damit wird Sauerstoff bevorzugt an metabolisch aktives Gewebe abgegeben, welches auf eine besonders gute Sauerstoffversorgung angewiesen ist.
Die Verschiebung der Sauerstoffbindungskurve durch pH-Änderungen wird Bohr-Effekt genannt.
2,3-Bisphosphoglycerat (2,3-BPG)
2,3-Bisphosphoglycerat (2,3-BPG) ist ein Regulator der Sauerstoff-Bindung an Hämoglobin. 2,3-DPG bindet nichtkovalent an Desoxyhämoglobin, jedoch nicht an Oxyhämoglobin, wodurch die Sauerstoff-Affinität des Hämoglobins um den Faktor 26 verringert wird. In der Sauerstoff-Dissoziationskurve macht sich dies in einer Verschiebung der Kurve nach rechts bemerkbar.
Die molare 2,3-DPG-Konzentration in den Erythrocyten ist unter Normalbedingungen etwa gleich groß wie die des Hämoglobins. Daraus erklärt sich, dass (isoliertes) freies Hämoglobin in Lösung eine deutlich höhere Sauerstoff-Affinität hat als das Hämoglobin in Erythrocyten. Bei mangelhafter Versorgung der Gewebe mit Sauerstoff kann sich die Konzentration an 2,3-DPG entsprechend anpassen. Beim Übergang in größere Höhen wird beispielsweise mit der Zeit die 2,3-DPG-Konzentration erhöht und damit die Sauerstoff-Affinität des Hämoglobins verringert, so dass der Sauerstoff auch unter diesen Bedingungen im Gewebe aus den Erythrocyten abgegeben werden kann.
Fötales Hämoglobin kann im Körper Sauerstoff deutlich besser binden als das Hämoglobin von Erwachsenen, wodurch der Transfer von Sauerstoff vom mütterlichen in den fötalen Blutkreislauf unterstützt wird. In freier Form dagegen weist fötales Hämoglobin sogar eine etwas geringere Affinität auf. Auch für diesen Effekt ist das 2,3-DPG verantwortlich. Fötales Desoxyhämoglobin bindet nämlich den Regulator weitaus schlechter, woraus eine bessere Bindung von Sauerstoff resultiert.
Enzymkinetik Definition
Die Enzymkinetik beschreibt die quantitative Abhängigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit von Substrat- und Enzymkonzentration.
Der kinetische Ablauf einer Enzymreaktion
Eine Enzymreaktion lässt sich in 2 Teilschritte zerlegen.
Im ersten (schnellen) Schritt findet das Enzym (E) sein Substrat (S) und bildet mit ihm einen Enzym-Substrat-Komplex (ES). [--> wird beschrieben durch das Massenwirkungsgesetz]
Im zweiten (langsamen) Schritt vollzieht sich die chemische Umwandlung des Substrats, worauf der Komplex in Enzym (E) und Produkte (P) zerfällt
Geschwindigkeit der Gesamt(enzym)reaktion
Die Geschwindigkeit (v) der Gesamtreaktion misst sich anhand der Konzentrationsänderung des Substrats pro Zeiteinheit (Substratumsatz pro Zeiteinheit).
v hat die Dimension μMol · Liter-1·min-1.
Im allgemeinen verläuft der erste Schritt so schnell, dass er die Gesamtgeschwindigkeit kinetisch nicht beeinflusst. Geschwindigkeitsbestimmend ist lediglich der zweite, langsame Schritt, der eine Art Engpass darstellt.
Herleitung der Gesamtreaktion der Geschwindigkeit einer Enzymreaktion
Die Geschwindigkeit einer Reaktion ergibt sich allgemein aus:
\(v = k*[Ausgangsmaterial] \)
wobei k die Geschwindigkeitskonstante ist. Da in unserem Fall lediglich der zweite Schritt geschwindigkeitsbestimmend ist, ergibt sich für die Enzymreaktion:
\(v = k2* [ES]\)
[ES], die Konzentration des Enzym-Substrat-Komplexes, wird bestimmt durch das Massenwirkungsgesetz im ersten Schritt:
\(KD= {[E]*[S] \over [ES]}\) oder \([ES] = {[E]*[S] \over KD}\)
Daraus ergibt sich für die Gesamtreaktion
:\(x = k2*[E]*[S]*{1\over KD}\)
Trotz seiner hohen Geschwindigkeit geht also der erste Schritt auf dem Umweg über das Massenwirkungsgesetz
ebenfalls in die Geschwindigkeitsgleichung ein.
Von was hängt die (Enzym-)Reaktionsgeschwindigkeit ab?
Die Reaktionsgeschwindigkeit abhängt von [E] (Enzym), [S] (Substanz) und 1/KD sowie einer Geschwindigkeitskonstanten, welche für die Reaktion charakteristisch ist.
Die Kinetik nicht-regulatorischer Enzyme lässt sich durch die Michaelis-Menten-Gleichung beschreiben.
--> Dabei entspricht Km (Michaeliskonstante) der Dissoziationskonstanten KD des Enzym-Substratkomplexes (= Beitrag des ersten Schrittes) und Vmax enthält die Geschwindigkeitskonstante des zweiten Schrittes.
(siehe andere Karte)
Wechselzahl = Turnover number
Sie ist ein Mass für die Anzahl von Substratmolekülen, die bei vollständiger Sättigung des Enzyms mit Substrat pro Zeiteinheit ins Produkt umgewandelt werden.
[Wechselzahlen einiger Enzyme:
Name - Wechselzahl s-1
Carboanhydrase - 600'000
LDH - 1'000
Chymotrypsin - 100
DNA-Polymerase - 15
Lysozym - 0.5]
Vmax und Km
Vmax ist die maximale Reaktionsgeschwindigkeit einer Enzymreaktion bei vorgegebener (festgehaltener) Enzymkonzentration im Mess-System. Sie wird erreicht bei [S] = ∞.
Für praktische Belange genügt es, wenn man im Substratüberschuss arbeitet, das heisst, wenn die Substratkonzentration >10 Km beträgt. Unter diesen Bedingungen sind alle Enzymmoleküle mit Substrat gesättigt.
Km, die Michaelis-Konstante, ist die Substratkonzentration (in Mol / Liter) bei halber maximaler Reaktionsgeschwindigkeit.
Sie ist im allgemeinen identisch mit KD, der Dissoziationskonstanten des Enzym-Substrat-Komplexes.
Ist Vmax bzw. Km ein Mass für die Enzymkonzentration?
Vmax ist ein Mass für die Enzymkonzentration (ausgedrückt in Enzymeinheiten / Liter) und steigt linear mit dieser an.
Im Gegensatz dazu ist Km unabhängig von der Enzymkonzentration und beschreibt lediglich die Affinität des Enzyms für ein Substrat.
Was passiert mit dem Km wenn ein Enzym mit geringer Substratspezifität mehrere Substrate umsetzen kann? (Beispiel?)
Wie verhält sich die Enzymaffinität für ein Substrat wenn der Km-Wert immer kleiner wird?
Wenn ein Enzym mit geringer Substratspezifität mehrere Substrate umsetzen kann, existiert für jedes Substrat ein eigenes Km.
Zum Beispiel kann die Hexokinase verschiedene Hexosen phosphorylieren:
Km für Glucose beträgt 0,15 x 10-3 M
Km für Fructose beträgt 1,5 x 10-3 M
Je kleiner Km, desto höher ist die Affinität des Enzyms für ein Substrat, das heisst, umso schneller wird das betreffende Substrat (im obigen Beispiel Glucose) umgesetzt (Km erscheint in der Michaelis-Menten-Gleichung unter dem Bruchstrich, siehe andere Karte).
Die Michaelis-Menten-Kinetik
Kinetik nicht-regulatorischer Enzyme: E + S <---> ES ----> P (ES=Enzym-Substrat-Komplex; P=Produkt)
* Nicht-regulatorische Enzyme gehorchen der Michaelis-Menten-Kinetik.
--> Sie ist charakterisiert durch eine hyperbolische Kurve --> aus dieser lassen sich Vmax und Km entnehmen. Diese Werte brauchen wir zur kinetischen Charakterisierung eines Enzyms.
* Enzym bindet nur ein einziges Substrat
* Es gibt nur einen wichtigen Schritt zwischen ES-Komplex und Produktbildung und die Reaktion ist irreversibel.
* Die Konzentration des Enzym-Substrat-Komplexes bleibt konstant. \({d[ES] \over dt} = 0\)
(Aus einer gebogenen Kurve Vmax bestimmen zu wollen ist unsicher, weil es schwierig ist abzuschätzen, bei welcher Substratkonzentration die Kurve die Asymptote (Vmax) erreicht. Man formt deswegen die Kurve um, indem man sich erinnert, dass eine Hyperbel in eine Gerade übergeht, wenn man die Messpunkte als Reziproke der Ordinaten- und Abszissenwerte aufträgt. So erhält man das nachfolgende Lineweaver- Burk-Diagramm.)
Michaelis-Menten-Gleichung
Was lässt sich dadruch berechnen?
\(v = {Vmax*[S]\over Km+[S]}\)
Damit lässt sich die Umsatzgeschwindigkeit für jeden Punkt der Michaelis-Menten-Kinetik-Kurve berechnen.
Kinetik regulatorischer Enzyme
• Homotrop positiv-modulierte regulatorische Enzyme
• Homotrop negativ-modulierte
• Homotrop positiv- und gleichzeitig negativ-modulierte regulatorische Enzyme
• Heterotrop positiv- und negativ-modulierte Enzyme
• Gemischt homotrop-heterotrop positiv- und negativ-modulierte Enzyme
Die Kinetik regulatorischer Enzyme lässt sich nur in Ausnahmefällen durch die Michaelis-Menten- Gleichung beschreiben. Meist sind die mathematischen Beziehungen viel komplizierter. Einige Beispiele folgen:
• Homotrop positiv-modulierte regulatorische Enzyme sind solche, bei denen die Bindung eines Substratmoleküls an einem Protomer durch Kooperativität die Konformation der übrigen Protomere so verändert, dass diese eine höhere Affinität zu weiteren Substratmolekülen erhalten. --> Das Substrat ist also gleichzeitig positiver Modulator.
Die Kinetikkurve zeigt dann typischerweise einen sigmoiden Verlauf. Der Mechanismus ist analog demjenigen der Sauerstoffbindungskurve des Hämoglobins, deren sigmoide Form ebenfalls Folge einer homotrop-positiven Kooperativität ist.
• Homotrop negativ-modulierte regulatorische Enzyme zeigen das Phänomen der Substratüberschusshemmung, da das Substrat gleichzeitig negativer Effektor ist.
Sobald Hemmungen und Aktivierungen vorliegen, spricht man von scheinbarem Vmax und scheinbarem Km (definiert als Substratkonzentration bei halbem scheinbarem Vmax) und meint damit die tatsächlich gemessenen Werte, die von den extrapolierten Werten für ungehemmte, beziehungsweise unstimulierte Reaktion abweichen.
• Homotrop positiv- und gleichzeitig negativ-modulierte regulatorische Enzyme besitzen 2 Bindungsstellen für das Substrat:
a. eine aktive Stelle mit hoher Affinität für das Substrat und positiven Regulationseigenschaften
b. eine regulatorische Stelle mit niedriger Affinität für das Substrat und negativen Regulationseigenschaften.
• Heterotrop positiv- und negativ-modulierte Enzyme werden durch Effektoren moduliert, die vom Substrat verschieden sind. Sie zeigen in Anwesenheit der Effektoren ein von der Michaelis- Menten-Kinetik abweichendes Verhalten.
• Gemischt homotrop-heterotrop positiv- und negativ-modulierte Enzyme zeigen die komplizierteste Kinetik, besonders wenn es sich um multivalente Regulation handelt (das heisst viele Effektorstoffe). Meist wird das scheinbare Km verändert, seltener das Vmax.
Enzyme und Pharmaka
Die Wirkung vieler Pharmaka beruht auf der Hemmung von Enzymen (zum Beispiel drosseln manche entzündungshemmende Medikamente die Enzyme, welche an der Bildung von endogenen Entzündungsmediatoren beteiligt sind). Die pharmakologische Hemmung ist sowohl auf regulatorische wie auf nicht-regulatorische Enzyme anwendbar.
Als was können Inhibitoren verwendet werden? (4 Beispiele)
Zwischen welchen Hemmungstypen unterscheidet man?
Inhibitoren werden oft als Medikamenta verwendet, können aber auch als Insektizide (z.B. Malathion) , als Herbizide (z.B. Glyphosat) oder als Desinfektionsmittel (z.B. Triclosan) eingesetzt werden.
Man unterscheidet folgende Hemmtypen:
• reversible Hemmung
--> kompetitive Hemmung
--> nicht-kompetitive Hemmung
--> unkompetitive Hemmung
• irreversible Hemmung
Glyoxalase I
Glyoxalase I ist ein Ziel für die Entwicklung von Arzneimitteln gegen Bakterien.
Kompetitive Hemmung
Vergleich mit dem natürlichen Substrat
Was hemmt der kompetitive Inhibitor?
(eine reversible Hemmung)
Der Hemmstoff ist dem natürlichen Substrat strukturell im allgemeinen sehr ähnlich. --> Deswegen konkurriert er mit dem natürlichen Substrat um dessen Bindungsstelle am Enzym, der aktiven Stelle. --> Dadurch wird die Bindung des natürlichen Substrats erschwert. Es scheint dann, als ob das Enzym eine verminderte Affinität zum Substrat hätte, das heisst Km wird grösser.
Die kompetitive Hemmung kann dadurch überwunden werden, dass die Substratkonzentration so lange erhöht wird, bis der Hemmstoff aus der Bindungsstelle verdrängt ist. --> Das bedeutet, dass bei starker Erhöhung der Substratkonzentration das ursprüngliche Vmax wieder erreicht wird. --> Das heisst, Vmax bleibt unverändert.
Der kompetitive Inhibitor hemmt den ersten Schritt der Enzymreaktion.
Nicht-kompetitive Hemmung
Vergleich mit dem natürlichen Substrat
Was hemmt der nicht-kompetitive Inhibitor?
(eine reversible Hemmung)
Der Hemmstoff ist dem natürlichen Substrat strukturell unähnlich.
Er wirkt auf eine Gruppe, die für die Enzymwirkung unbedingt nötig ist, aber nicht notwendigerweise Teil der aktiven Stelle sein muss.
(z.B. besitzen viele Enzyme obligate SH-Gruppen [Cysteinreste in der Proteinkette], die für die funktionelle Konformation des Enzyms wichtig sind. Stoffe, die solche SH-Gruppen reversibel blockieren [z.B. Schwermetallionen wie Pb2+, Hg2+, Ag+] sind nicht kompetitive Inhibitoren. Sie erlauben dem Substrat freien Zugang zur Bindungsstelle, weshalb Affinität und Km unverändert bleiben. Wegen der strukturellen Unähnlichkeit kann eine Erhöhung der Substratkonzentration den Inhibitor nicht verdrängen. Die Hemmwirkung des nicht-kompetitiven Inhibitors beruht auf der Einschränkung der konformationellen Beweglichkeit des Enzyms [d.h. der Induced Fit ist herabgesetzt], wodurch die Überführung des Substrats in den Übergangszustand erschwert wird. Die Geschwindigkeit des Substratumsatzes wird dadurch gesenkt und Vmax wird kleiner.)
Der nicht-kompetitive Inhibitor hemmt den zweiten Schritt der Enzymreaktion.
Unkompetitive Hemmung
Mit was reagiert der Hemmstoff?
(eine reversible Hemmung)
Der Hemmstoff reagiert nicht mit dem freien Enzym, aber auch nicht mit dem freien Substrat. Erst mit dem Enzym-Substratkomplex kann er zu einem inaktiven Enzym-Substrat-Inhibitor-Komplexen reagieren (Vmax und Km verändert).
Irreversible Hemmung
Was macht der Inhibitor mit dem Enzym?
Michaelis-Menten-Kinetik?
Nennen Sie ein typisches Beispiel
Wo wurden diese Hemmstoffe eingesetzt?
* Bei diesem Hemmtyp geht der Inhibitor eine kovalente Verbindung mit dem Enzym ein.
* Eine Behandlung nach dem Prinzip der Michaelis-Menten-Kinetik ist nicht möglich.
* Ein typisches Beispiel ist die irreversible Hemmung der Cholinesterase durch Organophosphate (Insektizide, Kampfgifte). --> Diese gehen mit funktionell wichtigen Serinresten der aktiven Stelle des Enzyms eine kovalente Bindung ein und inaktivieren sie.
* Diese Hemmstoffe haben wieder traurige Berühmtheit erlangt, weil sie die Iraker als Kampfgift gegen die Kurden einsetzten.
Ibuprofen
Was hemmt es?
Wie wirkt es?
Ibuprofen hemmt die Cyclooxigenasen I und II (COX-1 & COX-2) die im Organismus für die Bildung von entzündungsvermittelnden Prostaglandinen verantwortlich sind.
Ibuprofen wirkt:
- schmerzstillend (analgetisch)
- entzündungshemmend (antiinflammatorisch)
- abschwellend (antiphlogistisch)
- fiebersenkend (antipyretisch)
Klinische Enzymdiagnostik - Bedeutung
Serumenzymaktivität
erhöhte Enzymaktivität
quantitative Bestimmung ausgewählter Enzyme
In der klinischen Diagnostik spielen Enzymbestimmungen eine grosse Rolle.
--> Dabei werden Serumenzymaktivitäten gemessen. --> Die zur Bestimmung gelangenden Enzyme entstammen den
Geweben. Sie sind dort intrazellulär lokalisiert. Krankhafte Prozesse schädigen die Zellen und lassen Enzyme in die Blutbahn übertreten. Wegen des normalen Zellzerfalls gelangen immer geringe Enzymmengen in das Serum, bei krankhaften Prozessen steigen jedoch die Serumenzymaktivitäten an.
--> Die Erhöhung einer Enzymaktivität deutet auf eine Erkrankung hin.
Die quantitative Bestimmung ausgewählter Enzyme im Blutserum erlaubt häufig die Organlokalisation einer bestimmten Erkrankung, sowie die Abschätzung der Schwere eines Krankheitsbildes.
Ziele der Enzymdiagnostik
(4 Punkte)
1. Wo sitzt die Erkrankung (= Herkunftsorgan der Enzymaktivität)?
2. Stadium des pathologischen Prozesses (akut oder chronisch)?
3. Wie weit reicht die Ausdehnung des Gewebeschadens?
4. Wie lautet die Diagnose der Erkrankung?
Erkrankungen lokalisieren!
Verlauf kontrollieren!
Organlokalisation (Enzyme)
Viele Enzyme zeigen eine ausgesprochene Organlokalisation.
Das ist verständlich, wenn man sich überlegt, dass Organe gewisse Spezialfunktionen ausüben, die eigene Stoffwechselwege erfordern.
z.B. ist die Bildung des Harnstoffs ausschliesslich auf die Leber beschränkt. Enzyme welche an der Harnstoffbildung teilnehmen (z.B. Ornithin-Carbamyl-Transferase und Arginase) kommen deswegen nur in der Leber vor.
Schwere des Krankheitsbildes (Enzyme)
Erkrankungen gehen mit Störungen der normalen Zellfunktionen einher.
Sie führen unter anderem zum Durchlässigwerden von Zellmembranen. Die intrazellulären Enzyme treten deswegen aus der Zelle in die Blutbahn über. Ein Ansteigen der Enzymaktivität im Serum zeigt eine Erkrankung an, die umso stärker ist, je höher der Enzymspiegel steigt.