Angewandte Sozialpsychologie
C. Gockel und B. Meyer, UZH
C. Gockel und B. Meyer, UZH
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Cartes-fiches | 130 |
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Utilisateurs | 24 |
Langue | Deutsch |
Catégorie | Psychologie |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 24.05.2013 / 14.05.2021 |
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Einstellungen sagen Verhalten nicht immer vorher.
Was kann man dagegen tun?
Die Verhaltensweise leicht ausführbar machen!
-
Allen Haushalten entsprechende Recycling-Behälter zur Verfügung stellen (Guagnano, Stern, & Dietz, 1995)
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In jedes Büro einen Kasten für Altpapier stellen
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Am Institut frisches/gefiltertes Wasser zur Verfügung stellen
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Die Radwege ausbauen...
Kultur (2 Definitionen)
1. Art von Information: Kultur bezieht sich auf alle Arten von Ideen, Meinungen, Technologien, Bräuche und Tätigkeiten, die von anderen erlernt werden. (Heine, 2011)
2. GruppevonIndividuen: Eine Kultur sind eine Gruppe von Personen, die im selben Kontext existieren.(Heine, 2011)
→ Herausforderung: unklare Grenzen zwischen Kulturen; stetige Veränderung; Variabilität innerhalb der Kulturen
Die Computer-Metapher (2 gegenseitige Definitionen)
Annahmen der allgemeinen Psychologie:
-
Gehirn funktioniert wie ein Prozessor
-
Informationsverarbeitung wie ein Computer
-
Egal welche Informationen verarbeitet werden, die “Hardware” ändert sich nicht
Annahmen der Kulturpsychologie:
-
Das Gehirn ist nicht unabhängig von der Art der verarbeiteten Information
-
Informationsverarbeitung bezieht sich auf einen bestimmten Inhalt in einem bestimmten Kontext
-
Informationsverarbeitung kann die “Hardware” ändern
Universelle Gehirne - kulturelle Gedanken
Das Gehirn, die menschliche “Hardware”, ist universell.
Nur die Möglichkeit (das Potenzial) zu lernen ist biologisch verankert.
Entwicklung des Denkens wird beeinflusst durch
-
Physische Umwelt
-
Soziale Umwelt
-
Kulturelle Umwelt
Auswirkung der Kultur auf Kognition und Wahrnehmung
• Analytisches und holistisches Denken
• Aufmerksamkeit
• Das Verhalten anderer Personen verstehen (fundamentaler Attributionsfehler)
• Urteilsstile
• Widersprüche tolerieren
• Kreatives Denken
• Reden und Denken
• Explizite vs. implizite Kommunikation
• Linguistische Relativität
• Wie wir den Menschen in der Welt betrachten
Annahme: Menschen in allen Kulturen stehen dieselben «kognitiven Werkzeuge» zur Verfügung.
Aber: Diese Werkzeuge werden nicht in allen Kulturen mit derselben Häufigkeit gebraucht.
Konsequenz: Kulturelle Unterschiede in grundlegenden kognitiven und perzeptuellen Prozessen aufgrund von unterschiedlichen kulturellen Erfahrungen
Analytisches vs. holistisches Denken
Analytisches Denken
• Fokus liegt auf Objekten, Komponenten, Teilen
• Wie funktionieren mehrere Teile zusammen?
• Regelbasiert
• Schemabasiert
• Vergleichen und gegeneinander überstellen
• Unabhängig vom Kontext
► individualistische Kultur
Holistisches Denken
• Breiter Aufmerksamkeitsfokus
• Eindrucksbildung
• Fokus liegt auf dem Ganzen,
nicht auf einzelnen Teilen
• Zufällige, wenig geordnete Präsentation von Informationen
• Innerhalb eines Kontexts
► kollektivistische Kultur
Auswirkung von Kultur auf die Aufmerksamkeit
Definition:
– Ressourcen zur Verarbeitung von Informationen aufteilen
– Auf einen Aspekt fokussieren und andere ausblenden
Analytische Denker:
– Fokus liegt auf einem zentralen Objekt – Feld-Unabhängigkeit
Holistische Denker:
– Fokus liegt auf Gesamtbild
– Feld-Abhängigkeit
Welche Aufgaben sind jeweils geei
Aufmerksamkeit: Sehen Personen aus unterschiedlichen Kulturen die Dinge anders?
Auswirkung der Kultur auf den fundamentalen Attributionsfehler
Annahme: die Verhaltensweisen von Personen entsprechen ihren Eigenschaften Korrespondente Schlussfolgerungen
– Verhalten «korrespondiert» mit der zugeschriebenen Eigenschaft einer Person
– Jemanden beobachten und denken «Ah, so ist die Person.»
→ Annahme: Personen sind so, wie sie handeln
Wann ist diese Art der Schlussfolgerung gerechtfertigt?
- Die Person führt das Verhalten freiwillig aus.
- Es gibt nur eine Begründung für das Verhalten.
- Das Verhalten ist unerwartet – und nicht typisch. (Verhalten wird gezeigt, obwohl es nicht populär ist.)
Korrekte Bezeichnung: Korrespondenzverzerrung
→ korrespondente Schlussforlgerung
Ziel: Warum handeln Personen auf bestimmte Art und Weise?
Wann ist diese Schlussfolgerung nicht gerechtfertigt? → Korrespondenzverzerrung.
– Man schliesst aufgrund von beobachtetem Verhalten auf Eigenschaften einer Person – auch wenn es andere Gründe für das Verhalten gibt und die Schlussfolgerung deshalb nicht berechtigt ist.
Andere Gründe für Verhalten:
– Auf die Person wurde Zwang ausgeübt (Jones & Harris, 1967)
– Alle anderen tun es au
Westliche Kulturen
– Eigenschaften bestimmen Verhalten
– Sie ist nett, grosszügig, redselig etc.
Indien
– Verhalten – und nicht Eigenschaften – werden herangezogen, um Personen zu beschreiben
– Sie backt zu Feiertagen Kuchen für meine Familie.
Bali
– Personen haben keine Eigenschaften
– Rollen bestimmen Verhalten mass
Urteilsstile
Analytische Denker
– Die Welt basiert auf abstrakten Regeln und Gesetzen
– Suchen Regeln und Gesetze
Holistische Denker
– Die Welt basiert auf Beziehungen zwischen Objekten oder Geschehnissen
– Suchen Beziehungen und Ähnlichkeiten
Formelles logisches Schlussfolgern vs. ähnlichkeitsbasierte Urteile
Widersprüche tolerieren
Zwei Meinungen
– Ein Soziologe befragt Studierende von 100 Unis. Er zeigt, dass es eine hohe negative Korrelation zwischen Rauchen und Gewicht gibt.
– Ein Biologe untersucht Nikotinabhängigkeit. Er findet, dass hohe Dosen Nikotin zu Übergewicht führen.
Widerspruch?
Peng & Nisbett (1999)
“Naïve dialecticism”: Widersprüche tolerieren, weil sie den Menschen innewohnen
► Amerikaner nehmen beide Argumente an, Asiaten werten die Plausibilität ab, weil es nciht beides stimmen kann
Kreatives Denken
Definition:
– Kreativität bedeutet, Ideen zu generieren, die a) neuartig und b) nützlich und angemessen sind (Amabile, 1983).
Unterschiede zwischen westlichen und östlichen Kulturen
– Singapur: Anwesenheit von anderen: mehr Elaboration
– Israel: Anwesenheit von anderen: kein Effekt
– Niederlande: Anwesenheit von anderen: mehr neuartige Ideen
– Korea: Anwesenheit von anderen: mehr nützliche Ideen
Ostasiatische Kulturen: Fokus liegt auf Nützlichkeit (inkrementelle Innovationen)
Westliche Kulturen: Fokus liegt auf Originalität
Reden und Denken
Hilft Reden beim Denken? Oder stört Reden das Denken?
Technik: laut denken Betonungen unterdrücken
Kim (2002):
– 20 Items von Ravens Matrizen
– Teilnehmende werden gebeten, entweder laut zu denken oder das Alphabet laut zu sagen
– Forschungsfragen: Wie beeinflusst Reden die Leistung in den Matr
Erklärung:
Ostasiaten denken eher holistisch und können nicht Schritt für Schritt benennen.
Euroamerikaner denken analytisch und müssen Schritt für Schritt durchdenken und können deshalb keine Ablenkung gebrauchen.Explizite (=verbal) vs. implizite (=nonverbal) Kommunikation
Nonverbale Kommunikation
Kulturelle Unterschiede im Ausmass der impliziten Kommunikation
– «High context»-Kultur (=kollektivistisch): grosse Übereinstimmung darin, wie Personen sich verhalten sollten; Information wird durch kontextuellen Hinweisreizen übertragen
– «Low context»-Kultur (=individualistisch): wenig Übereinstimmung darin, wie Personen sich verhalten sollten; Information wird durch Inhalt (und nicht nonverbale Hinweisreize) übertragen
Entspricht der Dimension Kollektivismus/Individualismus
High context: Asien Mittel: Europa Low context: Amerika
Stroop-Aufgabe (mit Stimme und Bedeutung)
Unterscheiden sich Personen aus verschiedenen Kulturen darin, wie viel Aufmerksamkeit sie auf den Inhalt vs. die Stimme (Ton) legen? (Heine, S. 322)
Studie 1: Amerikaner vs. Japaner
– UV1: Sprache: Englisch vs. Japanisch
– UV 2: Art des Urteils: Bedeutung vs. Ton der Stimme
– AV: Interferenz in Stroop-ähnlicher Aufgabe
Study 2: mit zweisprachigen Personen Englisch-Tagalog (Philippinen) durchgeführt
– UV1: Sprache: Tagalog vs. Englisch
Ergebnisse:
Ostasien: Tonfall wichtiger Euramerika: Bedeutung wichtig
Sapir-Whorf-Hypothese
Starke Variante: Sprache determiniert, was wir denken
Moderate Variante: Gedanken hängen von der Sprache ab bzw. Sprache beeinflusst Gedanken
Empirische Evidenz für Hypothese: Farbwahrnehmung
– Worte für Farben diskret
– Worte kontinuierlich
Nicht alle Sprachen haben die gleichen/entsprechenden Worte für Farben
- zwei Begriffe für Farben
- Mili= kühl/dunkel
- Mola=warm/hell
- Drei Begriffe
- Schwarz
- Weiss
- Rot
- Vier Begriffe
-
Schwarz, weiss, rot
-
Grün oder gelb
-
- Fünf Begriffe
-
Schwarz, weiss, rot
-
Grün und gelb
-
- Sechs Begriffe
- Die vorherigen
- Blau
- Sieben Begriffe
- Die vorherigen
- Braun
- Acht Begriffe
-
Die vorherigen
-
Lila, pink, grau, orange
-
Hypothese: Farbbegriffe beeinflussen die kategoriale Wahrnehmung von Farben
Berinmo-Sprecher: Papua-Neuguinea: Fünf Farbbegriffe: schwarz (kel), weiss (wap), rot (mehi), gelb (wor), grün (nol)
Himba-Sprecher: Namibia: Fünf Farbbegriffe: schwarz (zoozu), weiss (vapa), rot (serandu), gelb (dumbu), grün (burou)
Aufgabe: drei grüne Farbchips: Ist der erste Chip (grün) oder der zweite Chip (blau) dem dritten Chip (grün) ähnli
Definition Embodiment
Grundannahmen (Barsalou, 2008)
– Erwerb von Konzepten (z.B. Warmherzigkeit) durch konkrete Erfahrungen → Speicherung als multimodale Repräsentation
– Konzeptaktivierung durch:
- Hinweisreiz aus Umwelt,
- körperliche Zustände (z.B. Körperhaltung, Mimik),
- Gedanken, Erinnern etc.
– Simulation (der Teile) des Konzepts
– Embodied Prozesse automatisch und (meist) unbewusst
– Embodiment bezieht sich auf
- tatsächliche körperliche Zustände und/ oder
- Simulationen von Erfahrungen durch modalitätsspezifische Systeme des Gehirns für Wahrnehmung, Handlungen und Introspektionen (z.B. Emotionen, Motivation, kognitive Handlungen)
Embodiment - Befunde
- (sozialer) Stimulus aus der Umwelt ⇒ kognitive und körperliche Zustände (z.B. Priming mit Alter hat Auswirkungen auf die Gehgeschwindigkeit)
- Wahrnehmung körperlicher Zustände anderer ⇒ Nachahmung dieser Zustände (z.B. Empathie, Mimikry, Übernehmen von Gesten)
- eigen körperliche Zustände ⇒ affektive Zustände (z.B. Körperhaltung und Stolz)
- Kompatibilität von körperlichen und kognitiven Zuständen ⇒ Leistung, Urteile, Verhalten, Gedächtnis
Verbindung zwischen physikalischer und psychologischer Wärme (1/2)
Studie 1: Beeinflusst physikalische Wärme Personenbeurteilung?
2-Gruppen-Between-Design (N = 41)
UV: Halten von Eiskaffee vs. heißen Kaffee
AV: Personenbeurteilung (persönliche Wärme)
Ablauf: Fahrstuhl fahren, kannst du kurz meinen Kaffee (Heiß vs. Kalt) halten? Anschließend Einschätzung von Peronen auf Sympathie
Verbindung zwischen physikalischer und psychologischer Wärme (2/3)
Studie 2: Beeinflusst physikalische Wärme prosoziales Verhalten?
2 x 2 Mixed-Design (N = 53)
UVs:
-
Bewertung von Wärme- vs. Kälte-Pads (between Ss)
-
Geschenk für sich vs. Gutschein für Freund/in (within Ss)
AV: pros. Verhalten als Wahl, sich vs. Freund/in zu belohnen
Ablauf: Studie zur Bewertung von Wärme- und Kältepads mit anschließender Entscheidung, ob sie ein Getränk für sich oder Gutschein für einen Freund mitnehmen wollen
Verbindung zwischen physikalischer und psychologischer Wärme (3/3) ► Erklärung
Erklärung der Effekte durch Embodiment:
- (abstraktes) Konzept „persönliche Wärme“ durch Lernerfahrung (Caregivers)
- Assoziation phys. und psych. Wärme (neurologische Belege: Insular- Kortex)
- „persönliche Wärme“ assoziiert mit positiven Eigenschaften (Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Vertrauen)
- Stimuli aktivieren Wärmekonzept Einfluss auf Personenbewertung und prosoziales Verhalten
Beziehung zwischen Kälte und Einsamkeit? (1/3)
Beziehung zwischen Kälte und Einsamkeit? (2/3)
Studie 2: Beziehung zwischen Ausschlusserfahrung und Wunsch nach warmen Lebensmitteln?
2x2-Between-Design (N=52)
Vorgehen: Ball-Tossing-Aufgabe am PC UV:
– Prime: sozialer Ausschluss vs. Kontrollgruppe
– Getränk/ Lebensmittel: warm vs. neutral
AV: Wunsch nach Produkt (7-stufige Skala; „Marketing-Umfrage“)
Beziehung zwischen Kälte und Einsamkeit? (3/3)
Erklärung der Effekte durch Embodiment
-
abstrakte psychologische Erfahrungen (Einsamkeit) in physischen Erfahrungen eingebettet (Kälte)
-
Erfahrung von Zusammenhang in Lerngeschichte
Wie beeinflusst der Tastsinn Urteile und Entscheidungen?
• Gewicht
• Oberflächenbeschaffenheit
• Härte
Tastsinn und soziale Urteile (Gewicht)
Sensorische Empfindungen im frühen Leben bilden ein Gerüst für die Entwicklung von konzeptuellem Wissen (→ Metaphern).
Da der Tastsinn einer der ersten Sinne ist, die sich entwickeln, ist er für die Bildung von konzeptuellem Wissen eventuell am wichtigsten (Ackerman et al., 2010).
54 Passanten beurteilen Bewerbungsunterlagen
UV: Lebenslauf auf leichter (340g) oder schwerer (2041g) Unterlage präsentiert
AV: Wie gut ist der Kandidat? (Qualität)
Metaphern (Good to know...)
Wärme
- „Sie ist ein warmherziger Mensch.“
- „Er ist ein kalter Fisch.“
- „Sie eiskalt.“
Gewicht: mit Wichtigkeit und Ernst assoziiert
-
Ein wichtiges Argument
-
Etwas leicht nehmen
-
Ein politisches Schwergewicht / Leichtgewicht
Oberflächenbeschaffenheit: mit Schwere, sozialer Koordination assoziiert
-
Ein holpriger Vortrag
-
Geschliffene Sprache
-
Geschmeidiges Auftreten
Härte: mit Stabilität, Rigidität, Strenge assoziiert
-
Ein Fels in der Brandung
-
Ein harter Kerl
-
Harte Kritik
Klassisches Beispiel für Embodiment → Stift im Mund
Facial Feedback Hypothesis: man lacht, wenn man etwas lustig findet und man kann aus dem Anspannungsmuster im Gesicht auch rückschließen, ob man etwas lustig findet
Anschließend schaut man sich einen mäßig lustigen Komik an (Kontrolle: Hand)
1. Stift mit Lippen halten 2. Stift in Hand 3. Stift zwischen Zähnen (gleiches Muskelaktivitätsmuster, wie beim Lächeln) Witzigkeit: 1 < 2 < 3Babys erkennen Mimik
Visual Cliff:
Mutter zeigt % Babys die Krabbeln
Angst 0 %
Wut 11%
Traurigkeit 33%
Interesse 73%
Freude 74%