Allgemeine Bestimmungen Obligationenrecht

Diese Karteikarten stützen sich auf die Vorlesung von Von Örelli Marianne im Fach OR I (Allgemeine Bestimmungen) von der Hochschule Luzern für Wirtschaft.

Diese Karteikarten stützen sich auf die Vorlesung von Von Örelli Marianne im Fach OR I (Allgemeine Bestimmungen) von der Hochschule Luzern für Wirtschaft.


Set of flashcards Details

Flashcards 205
Students 80
Language Deutsch
Category Law
Level University
Created / Updated 11.01.2015 / 09.06.2025
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Was ist eine Mitbürgschaft?

Haften mehrere Bürgen für dieselbe Schuld, spricht man von einer Mitbürgschaft (Art. 497 OR).

Was ist eine Nachbürgschaft?

Bei einer Nachbürgschaft haftet ein zweiter Bürge dem Gläubiger gegenüber, wenn neben dem Hauptschuldner auch der erste Bürge nicht leisten kann (Art. 498 Abs. 1 OR).

Was ist eine Rückbürgschaft?

Bei der Rückbürgschaft haftet eine weitere Person dem ersten Bürgen gegenüber, wenn der Bürge zahlen musste und der Hauptschuldner beim Rückgriff nicht leisten kann (Art. 498 Abs. 2OR).

Was ist eine Leibrente?

Leibrente (Art. 516 bis 520 OR):

Der Schuldner verpflichtet sich gegenüber dem Gläubiger periodisch eine widerkehrende Leistung zu erbringen. Normalerweise wird diese Leistung bis zum Tod entrichtet (z. B. bei einem Landwirtschaftsbetrieb). Der Vertrag muss schriftlich abgeschlossen werden (Art. 517 OR). Vorgängig erbringt der Rentengläubiger eine Gegenleistung.

Was ist eine Verpfründung?

Verpfründung (=Schleissrecht: Art. 521 bis 529 OR):

Der Pfründer übertragt sein Vermögen an den Pfrundgeber und erwirbt damit den lebenslängliche geltenden Anspruch auf Unterhalt und Pflege.

Was ist ein Innominatkontrakt?

Innominatkontrakte sind gesetzlich nicht geregelte Verträge.

Was gibt es für Innominatkontrakte?

  • Leasing
  • Franchising
  • Factoring
  • Vergleich

Was ist Franchising?

Franchising:

Der Franchisegeber stellt dem Franchisenehmer gegen Entgelt ein Package zur Verfügung. Unter einem Package ist in der Regel das Recht zur Verwendung eines Betriebs- oder Marketingkonzepts, die Verwendung des Namens, der Marke zu verstehen. Der Franchisenehmer verpflichtet sich in eigenem Namen und auf eigene Rechnung das Konzept umzusetzen. Das Entgelt besteht meistens aus einer Grundgebühr und aus einer umsatzabhängigen Zahlung an den Franchisegeber.

Beispiel: McDonald's, Mango, RE/MAX

Was ist Factoring?

Der Factor übernimmt gegen Entgelt das Inkasso und die Debitorenbuchhaltung der an ihn abgetretenen Kundenforderungen. Zusätzlich können noch weitere Vereinbarungen getroffen werden: z. B. Delkredererisiko, Marktforschung und Marketing

Was ist ein Vergleich (Innominatkontrakt)?

Vergleich:

Die vertragliche Einigung über ein strittiges Rechtsverhältnis. Meistens besteht der Vergleich aus einer teilweisen Anerkennung und einem teilweisen Erlass.

Was ist Prokura?

Prokura (Art. 458 bis 461 OR):

Prokuristen dürfen alle Rechtsgeschäfte tätigen, die der Unternehmungszweck mit sich bringt (Art. 459 Abs. 1 OR). Ausdrücklich ausgeschlossen sind dagegen die Veräusserung und die Belastung von Grundstücken (Art. 459 Abs. 2 OR). Die Prokura muss ins Handelsregister eingetragen werden (Art. 458 Abs. 2 OR). Die Prokura ist bereits vor der Eintragung gültig (deklaratorische Wirkung) (Art. 458 Abs. 1 OR).

In welcher weise kann die Prokura eingeschränkt werden? Was haben sie für eine Wirkung?

Die Prokura kann in zweifacher Weise eingeschränkt werden: einmal durch die Beschränkung auf eine Zweigniederlassung (Art. 460 Abs. 1 OR) und durch die Kollektiv-Prokura (Art. 460 Abs. 2 OR). Intern können noch weitere Einschränkungen vereinbart werden, solche können nicht ins Handelsregister eingetragen werden und können nicht gegenüber Dritten geltend gemacht werden.

Was ist eine Handlungsvollmacht?

Handlungsvollmacht (Art. 462 OR):

Handlungsbevollmächtigte führen das Geschäft oder einzelne Zweige. Es dürfen nur diejenigen Rechtsgeschäfte getätigt werden, die der Unternehmenszweck gewöhnlich mit sich bringt (Art. 464 Abs. 1 OR). Die Handlungsvollmacht ist enger gefasst als die Prokura.

Beispiel: Alleine dadurch, dass eine Kassiererin hinter der Kasse sitzt, ist sie befugt einzukassieren. Diese Handlung wird von den Vorgesetzten geduldet.

Wie wird der Werkvertrag definiert?

Werkvertrag (Art. 363 bis Art. 379 OR):

Beim Werkvertrag verpflichtet sich der Unternehmer zur Herstellung oder Reparatur eines Werkes und der Besteller zur Bezahlung dieser Tätigkeit (Art. 363 OR).

Wie wird ein Verlagsvertrag definiert?

Verlagsvertrag (Art. 380 bis Art. 393 OR):

Beim Verlagsvertrag verpflichtet sich der Verleger ein künstlerisches oder literarisches Werk zu vervielfältigen und zu vertreiben (Art. 380 OR). Der Verlaggeber (Autor) verpflichtet sich sein Werk zur Verfügung zu stellen und die Urheberrechte soweit erforderlich an den Verlag zu übertragen (Art. 381 Abs. 1 OR).

Wie wird ein einfacher Auftrag definiert?

Einfacher Auftrag (Art. 394 bis Art. 406 OR):

Beim Auftrag verpflichtet sich der Beauftragte, vertragsgemäss ein Geschäft zu besorgen oder eine Dienstleistung zu erbringen (Art. 394 Abs. 1 OR). Eine Vergütung ist nur geschuldet, wenn diese verabredet oder üblich ist (Art. 394 Abs. 3 OR). In jedem Fall hat der Beauftragt Anspruch auf Auslagenersatz (Art. 402 Abs. 1 OR). Beide Parteien können den Auftrag jederzeit widerrufen bzw. kündigen (Art. 404 OR).

Wie wird eine Ehe- oder Partnerschaftsvermittlung definiert?

Auftrag zur Ehe- oder Partnerschaftsvermittlung (Art. 406a bis 406h OR):

Wer den Auftrag annimmt, verpflichtet sich, dem Auftraggeber eine Person für die Ehe oder eine feste Partnerschaft zu vermitteln.

Wie wird ein Mäklervertrag definiert?

Mäklervertrag (Art. 412 bis 418 OR):

Bei der Mäklerei vermittelt der Mäkler den Abschluss eines Vertrages oder weist die Gelegenheit zum Vertragsabschluss nach (Art. 412 OR). Der Mäkler erhält eine Vergütung (Art. 413 Abs. 1 OR). Unabhängig vom Erfolg kann der Mäkler Anspruch auf Auslagenersatz erheben (Art. 403 Abs. 3 OR).

Wie wird ein Agenturvertrag definiert?

Agenturvertrag (Art. 418a bis 418v OR):

Beim Agenturvertrag verpflichtet sich der Agent, dauernd für einen oder mehrere Auftraggeber Geschäfte zu vermitteln oder im Namen und auf Rechnung des Auftraggeber Geschäfte abzuschliessen (Art. 418a OR). Agenten sind selbständigerwerbende und stehen in keinem Arbeitsverhältnis (Art. 418a Abs. 1 OR). Der Agent hat Anspruch auf die übliche bzw. vereinbarte Provision (Art. 418g OR). Im Normalfall hat der Agent keinen Anspruch auf Auslagenersatz (Art. 418n Abs. 1OR). Ein Konkurrenzverbot kann vereinbart werden (Art. 418d Abs. 2 OR).

Wie wird der Geschäftsführer ohne Auftrag definiert?

Geschäftsführung ohne Auftrag (Art. 419 bis 424 OR):

Diese Regeln kommen zum Zug, wenn jemand ohne Auftrag, jedoch im Sinne des Eigentümers handelt. Stimmt der Eigentümer im Nachhinein zu, so kommt das Auftragsrecht zur Anwendung (Art. 424 OR). Man hat Anrecht auf eine Entschädigung, wenn es im Interesse des Eigentümers war (Art. 422 Abs. 1 OR).

Wie wird die Kommission definiert?

Kommission (Art. 425 bis Art. 438 OR):

Der Kommissionär kauft oder verkauft für den Kommittenten (Auftraggeber) bewegliche Sachen oder Wertpapiere. Der Kommissionär hat Anspruch auf eine Provision. Er handelt auf eigene Rechnung.

Wie wird ein Speditionsvertrag definiert?

Speditionsvertrag (Art. 439 OR):

Beim Speditionsvertrag übernimmt der Spediteur die Versendung von Waren in eigenem Namen, jedoch auf Rechnung des Versenders. Der Absender bezahlt dafür eine Provision und ersetzt die Auslagen. Der Spediteur kümmert sich um die Transportmöglichkeit, Versicherung, Zollformalität etc.

Wie wird ein Frachtvertrag definiert?

Frachtvertrag (Art. 440 bis 457 OR):

Der Frachtführer führt den Transport von Sachen durch. Der Absender muss den Frachtlohn bezahlt (Art. 440 OR), für eine angemessene Verpackung sorgen (Art. 442 OR) und die notwendigen Informationen liefern (Art. 441 OR).

Was ist ein Gesamtarbeitsvertrag?

Vertrag zwischen Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände und/oder einzelnen Arbeitgebern, um unter anderem Mindestarbeitsbedingungen für Arbeitnehmer auszuhandeln (Art. 356 bis 358 OR).

Was ist ein Normalarbeitsvertrag?

Von den Behörde erlassener Mustervertrag für bestimmte Branchen (Art. 359 bis 360 f. OR)

Was sind dispositive Bestimmungen?

Abänderungen sind zulässig

Was sind relativ zwingende Bestimmungen?

Abänderungen sind nur zugunsten des Arbeitnehmers zulässig

Was sind absolut zwingende Bestimmungen?

Abänderungen sind nicht zulässig

Welches sind die vier Merkmale für die Entstehung des Einzelarbeitsvertrages?

Vier Merkmale für die Entstehung des Einzelarbeitsvertrages:

  1. Einigung der Parteien (Lohnzahlung und Arbeitsleistung)
  2. Vertragsfähigkeit der Parteien
  3. Formvorschriften einhalten (formlos gültig) (Art. 320 Abs. 1 OR und Art. 11 OR)
  4. Zulässiger Vertragsinhalt (grundsätzlich Vertragsfreiheit, sofern er nicht widerrechtlich, unsittlich oder objektiv unmöglich ist (Art. 20 OR))

Welches sind die Pflichten des Arbeitnehmers?

  • Inhalt der Arbeitsleistung: Der Arbeitnehmer muss die Arbeiten verrichten, zu denen er sich im Arbeitsvertrag verpflichtet hat.
  • Weisungsrecht: Innerhalb des Pflichtenkreises kann der Arbeitgeber bestimmten, wann welche Arbeit wie verrichtet werden muss, aufgrund des Weisungsrechts (Art. 321d OR).
  • Arbeitszeit: Die Arbeitsdauer hängt von der Abmachungen im Einzelarbeitsvertrag ab. Der tägliche Arbeitsbeginn bzw. -ende werden vom Arbeitgeber meist einseitig festgelegt.
  • Sorgfaltspflicht: Der Arbeitnehmer muss die Arbeit mit vollem Einsatz, mit bester Anstrengung und Konzentration ausführen.
  • Treuepflicht: Der Arbeitnehmer ist dem Arbeitgeber zu Solidarität und Loyalität verpflichtet. Der Arbeitnehmer hat die berechtigten Interessen des Arbeitgebers zu wahren (Art. 321a Abs. 1 OR).

Wann liegt eine Pflichtverletzung des Arbeitnehmers vor?

Nichterfüllung: Eine Nichterfüllung liegt vor, wenn der Arbeitnehmer überhaupt nicht oder zu wenig lang arbeitet.

Schlechterfüllung: Eine Schlechterfüllung des Arbeitsverhältnisses liegt vor, wenn der Arbeitnehmer zwar arbeitet, die erbrachte Arbeitsleistung aber in irgendeiner Form mangelhaft ist.

 

Was kann der Arbeitgeber für Ansprüche geltend machen, wenn der Arbeitnehmer den Vertrag nicht erfüllt?

Ansprüche des Arbeitgebers:

  • Anspruch auf richtige Erfüllung: Der Arbeitgeber kann gerichtlich verlangen, dass der Arbeitnehmer seine Arbeitspflicht erfüllt und die fehlende Zeit nachholt.
  • Lohnfortfall: Anstatt die Fehlzeit nachholen zu lassen, kann der Arbeitgeber den Lohn im entsprechenden Umfang kürzen.
  • Schadenersatz: Der Arbeitgeber kann ein finanzieller Schaden entstehen, wenn der Mitarbeiter seiner Arbeitspflicht nicht nachkommt. Dieser Schaden kann auf den Arbeitnehmer abgewälzt werden (-->Art. 321e Abs. 1 OR oder Art. 97 OR).
  • Kündigung: Der Arbeitgeber kann mit einer Kündigung reagieren. Eine fristlose Kündigung ist nur möglich, wenn dem Arbeitgeber die Fortführung des Arbeitsverhältnisses nicht mehr zugemutet werden kann.

Was kann der Arbeitgeber für Ansprüche geltend machen, wenn der Arbeitnehmer den Vertrag schlecht erfüllt?

Ansprüche des Arbeitgebers:

  • Anspruch auf richtige Erfüllung: Der Arbeitgeber kann verlangen, dass der Arbeitnehmer seine Pflichten erfüllt. Eine Schlechterfüllung berechtigt aber nicht zu Lohnfortfall oder Nacharbeit.
  • Schadenersatz: Es kann ein finanzieller Schaden entstehen.
  • Kündigung: wie bei der Nichterfüllung

Welches sind die Pflichten des Arbeitgebers?

Lohnzahlung: Der Arbeitgeber schuldet den Lohn, der vertraglich vereinbart ist (Art. 322 OR). Meistens besteht der Lohn aus einer Geldzahlung (Geldlohn).

Führsorgepflichten: Der Arbeitgeber schuldet nicht nur die Lohnzahlung sondern auch Führsorge.

 

Was versteht man unter einem Leistungslohn? Und welche Arten gibt es?

  • Leistungslohn: Als Bemessungsgrundlage dient die individuelle Arbeitsleistung. Es gibt drei Fälle von Leistungslohn.
    • Akkordlohn: Die Höhe des Lohnes richtet sich nach der geleisteter Arbeitsmenge (Art. 326 und 362a OR).
    • Provision: Die Provision wird für die erfolgreiche Vermittlung oder den Abschluss von Geschäften bezahlt. Die Lohnhöhe richtet sich nach der Anzahl und dem Wert der getätigten Geschäfte (Art. 322b OR).
    • Leistungsprämie: Solche Prämien werden für die Erreichung von bestimmten Leistungszielen ausbezahlt. Sie müssen sich auf die persönliche Leistung des Arbeitnehmers abstellen.

Welches sind weitere Führsorgepflichten?

  • Persönlichkeitsschutz
  • Datenschutz
  • Freizeit
  • Ferien
  • Mutterschaftsurlaub
  • Arbeitszeugnis

Welches sind die Pflichtverletzungen durch den Arbeitgeber?

Nichterfüllung: Der Arbeitgeber zahlt überhaupt keinen oder zu wenig Lohn. Um die Lohnforderungen gelten zu machen, muss der Arbeitnehmer den Arbeitgeber betreiben.

Schlechterfüllung: Die Verletzung von den Führsorgepflichten bedeuten eine Schlechterfüllung des Arbeitsvertrages.

 

Was kann der Arbeitnehmer für Ansprüche geltend machen gegenüber dem Arbeitgeber wegen nicht Erfüllung?

Der Arbeitnehmer kann Schadenersatz wegen verspäteter Lohnzahlung verlangen. Der Arbeitgeber muss auf jeden Fall Verzugszinsen von mindestens 5 % des Lohnes zahlen (Art. 104 OR). Zusätzlich kann der Arbeitnehmer auch kündigen.

Was kann der Arbeitnehmer für Ansprüche geltend machen gegenüber dem Arbeitgeber wegen Schlechterfüllung?

Ansprüche des Arbeitnehmers:

  • Klage auf richtige Erfüllung: Der Arbeitnehmer verlangt, dass der Arbeitgeber die Führsorgepflichten richtig erfüllt.
  • Recht auf Schadenersatz: Wir der Arbeitnehmer finanziell geschädigt, hat er Anspruch auf Schadenersatz.
  • Kündigung: Die Kündigung ist immer möglich. Eine fristlose Kündigung ist nur ausnahmsweise möglich.
  • Einstellung der Arbeit: Die Niederlegung der Arbeit ist nur ausnahmsweise möglich, wenn die Arbeitsleistung nicht mehr möglich bzw. unzumutbar ist.

Wann wird ein Arbeitsverhältnis beendet?

  • Zeitablauf: befristete Arbeitsverhältnisse ist keine Kündigung notwendig
  • Tod des Arbeitnehmers: Arbeitsverhältnis geht unter
  • Aufhebungsvertrag: unbefristete und befristete Arbeitsverhältnisse können jederzeit aufgelöst werden
  • Kündigung: Arbeitsverhältnis einseitig auflösen