3 - Verhaltensphysiologie 2
Allgemeine verhaltensbiologische Grundlagen
Allgemeine verhaltensbiologische Grundlagen
Kartei Details
Karten | 67 |
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Lernende | 13 |
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Biologie |
Stufe | Andere |
Erstellt / Aktualisiert | 27.08.2013 / 17.09.2023 |
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1 - Verhaltensentwicklung
Nach welchen Gesetzmässigkeiten bilden sich Verhaltensweisen aus?
- manche von Geburt an vorhanden
- andere treten später spontan auf
- andere bilden sich langsam in der Interaktion mit der Umwelt aus
1.1 Angeborenes Verhalten
Wie können Säuger Fertigkeiten erlernen?
- ÜBEN - intensives Spiel mit Ersatzobjekten - von Elterntieren unterstützt
- NACHAHMUNG - profitiert von Erfahrung der Eltern oder Gruppenmitglieder - Übernahme Informationen, die sie nicht selbst oder stammesgeschichtlich erworben haben - bei Primaten durch Qualität Basis für Entstehung kultureller Evolution
1.1 Angeborenes Verhalten
Vorteil von angeborenem Verhalten?
Das Verhalten steht unmittelbar mit der Reifung der entsprechenden Strukturen des Organismus zur Verfügung.
1.1 Angeborenes Verhalten
Nachteile von angeborenem Verhalten (2)?
- Auf Veränderungen in der Umwelt kann nicht unmittelbar reagiert werden
- Neue ökologische Nischen können nur langsam auf dem Weg über genetische Veränderungen erschlossen werden.
1.1 Angeborenes Verhalten
Nachteile von Lernen (3)?
- Lange Phase des Übens
- Tiere sind in dieser Zeit recht hilflos
- Lange Zeit, die die Eltern die Nachkommen mit Schutz und Nahrung versorgen müssen - grössere Investitionsleistung = weniger Nachkommen
1.1 Angeborenes Verhalten
Was ist eine angeborene Verhaltensweise?
Verhaltenseisen, deren Anpassung an die Umwelt stammesgeschichtlichen Ursprungs ist und nicht auf individuellem Lernen beruht.
1.1 Angeborenes Verhalten
Welche Tiere sind in einer konstanten, sich kaum verändernden Umwelt eher im Vorteil?
Tiere mit angeborenen Verhaltenweisen.
1.1 Angeborenes Verhalten
Welche Tiere sind in einer sich rasch verändernden Umwelt eher im Vorteil?
Tiere mit erlernen Verhaltensweisen.
1.1 Angeborenes Verhalten
Wieso bleibt eine strenge Unterscheidung zwischen angeborenem und erlernten Verhalten oft unbefriedigend?
Weil viele Verhaltensweisen sowohl eine genetische Komponente besitzen als auch durch Erfahrung des Individuums veränderbar sind.
1.2 Reifungs- und Lernvorgänge
Was wird als Reifen bezeichnet?
Die vom Lernen unabhängige Entwicklung von Verhaltensweisen.
1.3 Kaspar-Hauser-Experimente
Was wird als Kaspar-Hauser-Experiment bezeichnet?
Experimente, bei denen den Tieren die SOZIALE ERFAHRUNG VORENTHALTEN wird.
1.3 Kaspar-Hauser Experimente
Wie lässt sich allgemein die Frage beantworten, ob eine Verhaltensweise durch Reifung oder Lernen entsteht?
Indem man Verhaltensexperimente durchführt, bei denen die Tiere einem ERFAHRUNGSENTZUG ausgesetzt sind.
1.3 Kaspar-Hauser Experimente
Was passierte mit isoliert aufgewachsenen RHESUSAFFEN, als man diese mit normal aufgewachsenen Altersgenossen zusammenbrachte?
- starke Angst vor Artgenossen
- Unfähigkeit zur Verteidigung
- Ausbrüche unbeherrschter Agressivität
- schwere Angst
- keine Reaktion auf Paarungsverhalten
- Vernachlässigung/"Misshandlung" von Nachwuchs
1.3 Kaspar-Hauser Experimente
Wie konnte man Deprivationsschäden isoliert aufgewachsener Rhesusaffen reduzieren?
Durch eine Mutterattrape. Gab dem Kind eine gewisse Sicherheit.
1.3 Kaspar-Hauser Experimente
Kann man - und wenn ja wie lange - Schäden isoliert aufgewachsener Rhesusaffen rückgängig machen?
Therapie bis 12 Monate möglich, danach scheinen sie therapieresistent zu sein.
1.3 Kaspar-Hauser Experimente
Welche ist eine weitere wichtige Kategorie von Erfahrungsentzugs-Experimenten?
Experimente zum Entzug ökologischer Erfahrung, d.h. welchen Anteil die Umwelt zur Ausprägung bestimmter Verhaltensweisen hat.
1.4 Reifung neuronaler Strukturen / Einfluss Hormone
Worauf haben Hormone u.a. grossen Einfluss?
- Bestimmen die Ausdifferenzierung der primären und sekundären Geschlechtsmerkmale
- Führen zu spezifisch weiblichen/männlichen Verhaltensweisen
- Saisonale Anpassungen der Verhaltensmuster Gesang, Balz und Kopulation
- Steuern kurzfristige Verhaltensänderungen wie z.B. Stress
1.5 Ontogenetischer Funktionswechsel
Was wird als Kainogenese bezeichnet?
Das Auftreten von bestimmten Juvenilanpassungen.
Beispiel Larven/Insekten mit vollständiger Umwandlung; Jung- und Elterntiere sind an einen völlig anderen Lebensraum angepasst und haben eine andere Ernährungsgrundlage.
1.5 Ontogenetischer Funktionswechsel
Was ist ein ontogenetischer Funktionswechsel?
Die juvenilen Verhaltensweisen bleiben erhalten und treten bei den erwachsenen Tieren in neuer Bedeutung wieder auf.
Beispiel: Aus dem Betteln von Jungtieren können Balzhandlungen von Erwachsenen werden.
1.5 Ontogenetischer Funktionswechsel
Wann liegt sehr eindeutig ein ontogenetischer Funktionswechsel vor?
Die Form der Verhaltensweise bleibt unverändert, die Funktion verändert sich aber mit fortschreitender Ontogenese.
1.5 Ontogenetischer Funktionswechsel
Was wird als Regression bezeichnet?
Das Wiederauftreten infantiler Verhaltensweisen.
1.6 Erkundungs- und Spielverhalten
Wer spielt?
Vor allem phylogenetisch hoch entwickelte Tiere.
1.6 Erkundungs- und Spielverhalten
Was hat Einfluss auf Art und Intensität des Spiels?
- Phylogenetische Entwicklung
- Ökologische Stellung
- Soziale Struktur
1.6 Erkundungs- und Spielverhalten
Welche verschiedene Arten von Spielverhalten gibt es?
- Solitär-, Partner- oder Gruppenspiel
- Objektspiel (Gegenstand im Zentrum des Spiels)
- Allgemeine Bewegungsspiele
- Sehr spezifische Spiele, die den Funktionskreisen Kampf- und Fluchtverhalten, Beute- oder Nahrungserwerb oder dem Fortpflanzungs- und Brutpflegeverhalten zuzuordnen sind
1.6 Erkundungs- und Spielverhalten
Kennzeichen, mit denen man überprüfen kann, ob es sich um Spielverhalten handelt?
- Ernstbezug fehlt
- Rollen werden fortlaufend gewechselt
- Nicht zielgerichtet
- evtl. Spielgesicht (bei Primaten)
- lebenswichtige Handlungsbereitschaften hemmen Spielverhalten (bei Gefahr wird Spiel unterbrochen)
- Elemente aus verschiedenen Funktionskreisen werden direkt kombiniert
- Keine Endhandlung
1.7 Sensible Phasen, Prägung
Was wird als sensible Phase bezeichnet?
Zeitabschnitte in der Entwicklung, in denen es den jungen Individuen besonders leicht fällt, Informationen aufzunehmen.
1.7 Sensible Phasen, Prägung
Was ist charakteristisch für Prägungsvorgänge?
- erfolgen nur während eines bestimmten Zeitabschnittes in der Ontogenese
- sind nahezu irreversibel
- bessere Prägung je mehr Auslöser den biologischen Auslösern entsprechen
1.7 Sensible Phasen, Prägung
Merkmale der Prägung auf den Sexualpartner?
- nicht auf Nestflüchter beschränkt (wie Nachlaufprägung)
- Wenn Aufzucht unter artfremden Tieren: zeigen später sexuelle Kontakte vor allem den Tieren der fremden Art
- behalten artfremde Bevorzugung bei
- sexuelle Fehlprägung ist nahezu irreversibel
1.7 Sensible Phasen, Prägung
Weitere Art der ökologischen Prägung?
Geographische Prägung (Bsp: pazifische Lachse, die mit Hilfe des Geruchssinns in den Geburtsfluss zurückkehren).
1.7 Sensible Phasen, Prägung
Was ist die biologische Bedeutung der prägungsartigen Vorgänge?
- Lernerfahrung wird gesammelt, wenn die Gelegenheit sehr gut ist
- Dauer und zeitliche Lage der sensiblen Phasen für die Prägung hängt mit den spezifischen Umweltansprüchen der Tierart zusammen.
1.7 Sensible Phasen, Prägung
Was ist der Grund für die Irreversiblität/Stabilität der Prägungsergebnisse?
Vermutlich der Schutz der bereits aufgenommenen Information gegenüber neuen Erfahrungen.
1.7 Sensible Phasen, Prägung
Was bezeichnet man als prägungsähnliche Vorgänge?
Erfahrungen, die in der Prägungsphase erworben wurden und in weiteren Lebensabschnitten noch verändert werden.
1.7 Sensible Phasen, Prägung
Vorteile der Stabilität und zeitlicher Begrenzung des Prägungslernens?
- Höchste Lernfähigkeit wird auf Zeit des Lebens konzentriert, wo Lernmöglichkeiten am besten sind
- In dieser Zeit erworbene Lerninhalte werden gegen eine Verfälschung durch spätere Umwelteindrücke geschützt.
3 - Orientierung und Navigation
Was ist unerlässlich für die erfolgreiche Orientierung im Raum?
Dass der Organismus in der Lage ist, Eigenbewegungen von der sich bewegenden Umwelt zu unterscheiden.
3.1 - Das Reafferenzprinzip
Was ist das Reafferenzprinzip?
Gehirn ist in der Lage zwischen Stimulation, die allein auf Aussenfaktoren zurückzuführen ist (exafferent) und Stimulation, die aufgrund von Eigenbewegungen des Tieres zustande kommt (reafferent), zu unterscheiden.
3.1 Das Reafferenzprinzip
Wie unterscheidet das Gehirn Eigen- und Fremdbewegungen?
- Erzeugung Efferenzkopie (neuronale Kopie der motorischen Kommandos)
- Vergleich mit eingegangenen, sensorischen Informationen
- Bei Übereinstimmung reafferenter Information und Efferenzkopie: Aufhebung, weitergeleitete Information ist Null.
- Exafferente Information wird nicht ausgelöscht, sondern an andere Gehirnregionen weitergeleitet.
3.2 Taxien
Was sind Taxien?
Orientierungsformen, mit denen sich das Tier in Bezug auf einen bestimmten Reiz ausrichtet.
3.2 Taxien
Was versteht man unter Phototaxis?
Orientierung in Bezug auf einen Lichtreiz.
3.2 Taxien
Was versteht man unter negativer Phototaxis?
Orientierung weg von der Lichtquelle.
3.2 Taxien
Was versteht man unter positiver Phototaxis?
Orientierung zu einer Lichtquelle.