3418

Grundlagen der psychologischen Diagnostik

Grundlagen der psychologischen Diagnostik

Kati Jeschke

Kati Jeschke

Set of flashcards Details

Flashcards 68
Students 16
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 04.08.2014 / 20.02.2025
Weblink
https://card2brain.ch/box/3418
Embed
<iframe src="https://card2brain.ch/box/3418/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>

Welche Datenquellen gibt es?

  • Biographische und Aktuardaten
  • Verhaltensspuren
  • Verhaltensbeobachtung
  • Verhaltenbeurteilung
  • Ausdrucksverhalten
  • Interview
  • Projektive Tests/Verfahren
  • Objektive Tests
  • Fragebogen bzw. Selbsteinschätzung
  • psychophysiologische Diagnostik

Was sind Biographische und Aktuardaten, wie können sie erhoben werden und zu welcher Modalität gehören sie?

Daten über

  • Alter
  • Geschlecht
  • Familienstand
  • Beruf
  • Lebensgeschichte
  • Schul- und Berufsausbildung
  • Krankengeschichte

Können erhoben werden durch

  • Fragebogen
  • anamnestisches Interview

 

Modalität: Verhalten

Was sind Verhaltensspuren und wie können Sie erhoben werden?

  • direkt beobachtbare Nachwirkungen menschlichen Verhaltens
    • äußere Erscheinungsbild
    • intentionale Verhaltensprodukte (z.Bsp. künstlerische Werke)
  • Verhaltensspuren entstehen oft zufällig (Zustand des Arbeitsplatzes)

Können erhoben werden:

  • Verhaltensspuren sind mit Persönlichkeitsmerkmalen assoziiert.
  • Korrelation zwischen Fremd- und Selbsteinschätzung

Was sind Verhaltensbeobachtungen und wie können Sie erhoben werden?

  • alle visuell und akustisch wahrnehmbaren Aktivitäten und Zustandsveränderungen
  • ist mit weiterführende quantiativ-statistische Analyse der portokollierten Verhaltensdaten verbunden
  • muss Gütekriterien erfüllen
  • methodisch kontrolliert und systematische wissenschaftliche Beobachtung, die sich auf
    • bestimmte relevanten Beobachtungseinheiten beschränken reduktive Deskription
      • durch Zeichen- oder Kategoriesystem definierte Verhaltensweisen identifizieren und Kategorien des Beobachtungssystems zuordnen
    • mehrere Beobachtungseinheiten oder Kategorien bilden ein Zeichensystem, wenn nur bestimmte, aber nicht alle Verhaltensweisen interessieren
    • Kategoriesystem zielt darauf ab, jede Verhaltenweise durch Beobachtung zu erfassen
      • muss mit Beobachtertraining eingeübt werden

 

Erhoben durch:

  • Selbstbeobachtung
  • Fremdbeobachtung

Was sind Verhaltensbeurteilungen und wie können Sie erhoben werden?

  • subjektive und summarische Einschätzung
  • Bewertung der Häufigkeit, Intensität und Ausprägungsform des Verhaltens
  • basieren häufig auf abstrakten oder komplexen Merkamlen (z.Bsp. Unsicherheit, Souveränität)

Was ist der Unterschied zwischen Verhaltensbeobachtung und Verhaltensbeurteilung?

Verhaltensbeurteilungen geben gar nicht oder nicht so genau vor, auf welche Mirkoaspekte des Verhaltens die Aufmerksamkeit fokussiert ist

Verhaltensbeurteilungen = Skala nicht quantitativ definiert (häufig, oft etc.)

Verhaltensbeurteilungen = je mehr subjektive Wertung und Interpretation eingeht

 

Was ist Ausdrucksverhalten?
 

  • Gefühle, Stimmung und Affekte können ausgedrückt werden in
    • Mimik
    • Stimme und Sprechweise
    • Ganzkörpermotorik
  • Rückschlüsse nicht auf Persönlichkeit aber auf Befindlichkeit
    • auch die Verhaltensspur - Handschrift

Was ist ein international verbreitetes Beobachtungssystem zur Registierung von mimischen Muskelbewegungen von Ekman und Friesen?

Facial Action Coding System (FACS)

  • in FACS sind mehrere Action Units (AU) definiert
    • AU sind kleinste, gerade noch wahrnehmbare mimische Veränderungen
    • AU werden OHNE Bewertung objektiv erfasst
    • mit Hilfe von Auswertungsprogramm bestimmten Emotionen zugeordnet
      • Grundlage für Zuordnung sind Ekmans Annamhe über Primärfaktoren wie Wut, Angst, Ekel
        • diese sind biologisch determiniert sind und gelten somit universell

Was ist ein Interview?

eine zielgerichtete mündliche Kommunikation zwischen einem oder mehrerer Befragten und einem oder mehrerer Befragern, wobei Infosammlung über das Erleben und Verhalten des Befragten im Vordergrund steht

In welchen Aspekten kann ein Interview standardiersiert sein?

  • Wortlaut
  • Anzahl der Fragen
  • Abfolge der Fragen
  • Antwortmöglichkeiten
  • Verhalten Interviewer
  • Auswertung

Welchen Grad der Standardierung gibt es im Interview?

  • freie Exploration
  • halbstrukturierte Interviews
  • standardiersierte Interviews

Was sind projektive Test bzw. projektive Verfahren?

  • geben mehrdeutiges Reizmaterial vor, die vom Probanden bearbeitet, interpretiert, ergänzt oder gestaltet werden soll
  • sollen helfen, Abwehrmechanismen zu umgehen und den Zugang zu wichtigen psychologischen Infos zu ermöglichen, die dem Probanden vollkommen unbewusst sind
     

Welche 2 projektive Verfahren werden im Studienbrief kurz vorgestellt.

  • Sceno-Test
    • Arbeit mit Kindern
    • Spielmaterial das es ermöglicht Hypothesen zu  generieren
  • Thematische Apperzeptionstest
    • in der Forschung zur implizierten Machtmotivation

Was sind Objektive Tests bzw. Indirekte Tests?

Nach Pawlik:

An Testgütekriterien überprüfte Stichprobe über die eine Verhaltensstichprobe der untersuchten Person im interessierenden Merkmal erhoben uns ausgewertet wird

 

Nach Cattell:

Verfahren deren Messintention (Grund) für den Probanden nicht per Augenschein erschließbar / undurchschaubar ist. Der Test soll damit unverfälschbar sein

Was ist ein Fragebogen?

Nach Pawlik:

  • eine Erhebungsmethode keine Datenquellen
  • Datenquelle in einem Fragebogen ist die Selbsteinschätzung bzw. Fremdeinschätzung

Nach Mummendey:

  • ein Erhebungsinstrument, bei dem festgelegte Antwortmöglichkeiten auf klar vorgegebene Fragen oder Feststellungen angekreuzt werden
  • ist keine offene Beantwortung (wie im Interview)
  • Antworten werden nach bestimmten statistischen Prinzipen in einem Messwert zusammengefasst

Was ist psychophysiologische Diagnostik?

Veränderungen des Erlebens und Verhaltens kovariieren mit organismischen Variablen (z.Bsp. Blutdruck, Ausschüttung bestimmter Hormone) und werden mit Hilfe elektrophysiologischer Registriermethoden oder über biochemische Messgrößen gemessen

Diese Veränderungen sind nicht immer bewusst

Erläutere das Vorgehen bei der Prüfung von Messunterschieden einer Person in zwei Untertests!

Leistungsunterschiede eines Probanden in zwei Tests kann auch folgen Ursachen haben:

  • Unterschiedliche Reliabilitätsschätzungen der beiden Tests
  • Unterschiedliche Korrelation zwischen beiden Tests (Validität)

Um das auszuschließen -> mess- und schätzfehlerkritische Analyse

Für die Prüfung müssen Reliabilitäten der Untertests gleich sein -> Normierung (2 unterschiedliche)

  • X-Normierung: wenn die Normierung Vergleichsmaßstäbe für beobachtete Werte bzww. Rohwerte liefert
    • (Praktisch lassen sich alle Normen, die in der Testkonstruktion angewandt werden, als x-Normierungen bezeichnen)
  •  Tau-Normierung: orientiert sich an der Verteilung der wahren Testwerte in der Normpopulation;
    • Annahme: wahren Werte folgen einer ähnlichen Verteilung wie die beobachteten Werte

Welche Klassifikation von Daten gibt es?

Nach Pawlik:

3 Kriterien:

  • Datenmodalität:
    • Daten = mentale Repräsentationen des Erleben oder Verhaltens
    • Daten = direkt beobachtbares Verhalten
    • psychophysiologisch erfassbare Variable
  • erfassbare Varianz
    • Datenquelle Labor oder Feld
  • Reaktionsobjektivität
    • Ausmaß in dem Datenquelle durch Ziele, Werte oder Einstellungen beeinflusst oder verfälscht

 

Nach Cattell:

  • L-Daten
    • objektive Lebensdaten (Geschwisteranzahl , Lebensereignisse)
    • Verhaltensbeobachtung
    • Fremdbeurteilung
    • projektive Verfahren
    • Ausdrucksanaylse
    • Morphologische Methoden
  • Q-Daten (Selbstbeurteilung eines Individiuums)
    • Fragebogen
    • Interview
  • T-Daten (Daten aus objektiven Tests)
    • Papier-Bleistift-Test
    • Apparative Anordnung
    • Physiologische Messung
    • objektive Tests in der speziellen Bedeutung von Cattell

Was beudeutet der Begriff "Test"?

Der Begriff Test wird in der Psychologie mehrdeutig verwendet

Einigkeit besteht jedoch: Test ist ein Verfahren zur Gewinnung diagnostisch relevanter Daten.

Test im engeren Sinne:

Verfahren mti dem Daten unabhängig von den sujektiven Urteilen und Einschätzungen der Probenden erhoben werden.

  • Lediglich 3 Verfahren genügen dieser Definition:
    • objektive Test (im Sinne von Cattell
    • Fähigekeitstest
    • Leistungstest

Test im weiteren Sinne:

Ist ein wissenschaftliches Routineverrfahren zur Untersuchung eines oder mehrerer empirisch abgrenzbarer Persönlichkeitsmerkmale mit dem Ziel einer möglichst quantiativen Aussage über den relevanten Grad der individuellen Merkmalsausprägung.

Erläutere die Definition zu Test von Lienert und Raatz!

Test dienen der Erfassung von Persönlichkeitsmerkmalen >

  • meist mit Fragenbogen zur subjektiven Selbsteinschätzung erhoben

Test ist ein wissenschaftliches Routineverfahren >

  • weil es Gütekriterien genügen muss
  • weil Durchführung, Auswertung und zum Teil die Interpretation der erhobenen Daten standardisiert erfolgt und routinemäßig wiederholt werden kann

Test liefert quantitative Aussagen >

  • interessierendes Merkmal bzw die Antworten werden mit Zahlen verkünft und zu einem Gesamtwert zusammengefasst
  • der relative Grad der Merkmalsausprägung kann aus dem Gesamtwert ermittelt werden und mit Vergleichgruppe oder einem Kriteritum in Beziehung gesetzt

Erläutere die 3 Klassen von Tests nach Brickenkamp!

  1. Leistungstests
  2. psychometrische Persönlichkeitstest
  3. Persönlichkeitsentfaltungsverfahren (projektive Tests)

Brickenkamp unterscheidet typische und maximale Performanz, was bedeutet diese 2 Begriffe?

typische Performanz:

  • Persönlichkeitstest zielen darauf ab, das typische durchschnittliche Verhalten zu erfassen

maximale Performanz

  • Intelligenz- und Leistungstest zielen darauf ab, die maximale Leistung zu erfassen

Was bedeutet speed - test und power- oder Niveautest?

speed - test:

  • Test mit Zeitbegrenzung
  • Schwierigkeit der Aufgaben ist gleichbleibend und eher niedrig
  • meist Konzentrationstest

power- oder Niveautest:

  • keine oder großzügige Zeitbegrenzung
  • Aufgaben mit steigender Schwierigkeit
  • Denkkraft bzw. interlektuelles Niveau soll erhoben werden

 

In der Praxis meist eine Kombination aus Beiden.

Was ist der Unterschied zwischen Uni- vs. multimodale Datenerhebung?

unimodale Datenerhebung:

  • zur Datenerfassung wird nur ein einziges diagnostische Verfahren verwerden

multimodale Datenerhebung:

  • zur Datenerfassung werden mehrere diagnostische Verfahren zum Einsatz

Was bedeutet eine diagnostische Untersuchung ist einstufig bzw. mehrstufig?

einstufig:

  • eine einzige Sitzung

mehrstufig

  • über mehrerer Sitzungen

Welche Probleme gibt es bei der Veränderungsmessung?

Betrifft die Bildung von Differenzwerten zwischen den Merkmalsausprägungen von Personen zu zwei Messzeitpunkten

  •  Mangelnde Reliabilität der Differenzwerte:
    • bereits die einmalige Erfassung von psychischen Merkmalen ist mehr oder weniger messfehlerbehaftet
    • bei Differenzwerten verschärft sich diese Messungenauigkeit, das diese aufsummiert werden
    • besonders dann reliabilitätsmindernd, wenn Pre- und Posttestmessung hoch miteinander korrelieren


Reliabilität der Differenzen kann nur angemessene Werte erreichen, wenn die beiden Messwertreihen niedrig oder gar nicht korrelieren

  • bei hohen Korrelationen wird die Reliabilität der Differenzen auch dann niedrig sein, wenn die Reliabilitäten der Einzelmessungen relativ hoch sind

 

Gegenargument (Rogosa, Brandt und Zimowski):

Differenzwerte zwischen verschiedenen Messzeitpunkten liefern sinnvolle, unverzerrte Schätzungen zu wahren Veränderungen, insbesondere, wenn Daten nicht nur für zwei sondern für drei oder mehr Messzeiten vorliegen.

Erläutere das Problem der sozialen Erwünschtheit!

Bei der Erfassung und Auswertung von Persönlichkeitsmerkmalen stellt sich immer die Frage:

  • Welche Form der Selbstdarstellung den Antworten zugrunde liegt?

Faking good: Proband stellt sich so dar, wie er glaubt, dass es für ihn am günstigsten ist

  • gesamte Persönlichkeitsdiagnostik basiert auf einer Authentizitäts- oder Echtheitsunterstellung
  • Persönlichkeitsdiagnostik versucht mögliche Täuschungen, Über- und Untertreibungen seitens der Probanden mit einem eigens entwickelten Methodenarsenal abzuschätzen und einzugrenzen (mit mäßigen Erfolg)
  •  Persönlichkeitspsychologen müssen sich daher auch immer mit dem Aspekt der Selbstdarstellung befassen.

Gegenteilige Meinung (Marcus):

Faking good kein wirkliches Problem, da >  rezeptiver Selbstdarstellungskompetenz

  • kann die Anforderungen der Situation und die Erwartungen zutreffend erkennen und sich dementsprechend darstellen (z.B. Bewerberauswahl), wahrscheinlich aus außerhalb der Selbsteinschätzung

Nennt die zehn Grunddimensionen von Schneewind,die für die Familiendiagnostik maßgebend sind?

Jede Dimension hat unterschiedliche Konsequenzen für das diagnostische Vorgehen, teils für die Auswahl von Verfahren, teils für das Vorgehen.

Erkenntnistheoretische Annahmen:

  • Linear
    • Denken wird in einseitig gerichteten Wenn-dann oder Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen verstanden
  • Zirkulär
    • auch die Folgen des Verhaltens werden analysiert

Begriffliche Orientierung

  • Theoretisch:
    • Verfahren auf Basis von theoretischen Modellen
  • Nicht-theoretisch:
    • Verfahren atheoretisch / pragmatisch Anwendungsschwerpunkt Forschung Verfahren, die wissenschaftliche Fragestellung beantworten Praxis Verfahren, die eine wirkungsvolle Behandlung ermöglichen

Schwerpunkt der Analyse:

  • Strukturell
    • Familie als dauerhaftes, strukturelles Gebilde; Mitglieder feste Rollen; relativ feste Beziehungen
  • Prozessorientiert
    • Nicht die stabilen Merkmale interessieren, sondern Interaktionen der Familienmitglieder

Ebene der Diagnostik

  • Individuell
    • Informationen über einzelne Familienmitglieder gewinnen; unabhängig von Beziehung zu anderen Mitgliedern
  • Systembezogen
    • Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern

Repräsentationsmodus

  • Verbal:
    • Interviews, Fragebögen
  • Bildhaft-metaphorisch
    • Skulpturtechniken, Familienaufstellung

Zeitperspektive

  • Gegenwart:
    • aktueller Zustand
  • Vergangenheit / Zukunft
    • Dynamik des Familienlebens

Datenquelle:

  • Insider
    • Familienmitglieder
  • Outsider
    • Außenstehende Personen

Datenart:

  • Subjektiv
    • Interviews, Fragebögen
  • Objektiv
    • Verhaltensbeobachtung durch Fremde

Erhebungs- und Auswertungsmodus

  • Qualitativ
    • Ergebnisse von Interviews und freier Verhaltensbeobachtung
  • Quantitativ
    • Fragebögen, Verhaltensbeurteilungen und systematische Verhaltensbeobachtung