3401.2 Grundlagen (Vorlesung)

3401.2 Grundlagen (Vorlesung)

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Flashcards 26
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 02.06.2013 / 23.02.2015
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Naiver Empirismus

Induktionismus

Naiver Empirismus: Prämissen  

P1 Wissenschaft beginnt mit Beobachtung, die auf sinnlicher 
Erfahrung basiert

P2 Aussagen über die Welt sind wahr und begründet, wenn ein 
unvoreingenommener Beobachter seine Sinnesorgane benutzt 
und gewissenhaft berichtet, was er sieht, hört etc.

Bedingungen für die Verallgemeinerung aus einzelnen Beobachtungen  

= induktives Schließen

B1  Verallgemeinerungen müssen auf einer großen Anzahl von 
Beobachtungsaussagen beruhen.

B2  Die Beobachtungen müssen unter einer großen Vielfalt von Bedingungen wiederholt worden sein.

B3  Keine Beobachtungsaussage darf im Widerspruch zu dem entsprechenden allgemeinen Gesetz stehen

Induktionsprinzip  

Wenn eine große Anzahl von A‘s unter einer großen Vielfalt von Bedingungen beobachtet wird, und wenn alle diese beobachteten A‘s ohne Ausnahme die Eigenschaft B aufweisen, dann weisen alle A‘s die Eigenschaft B auf.

Kritik am (naiven) Induktionismus  

Kritik 1:
Das Induktionsprinzip lässt sich weder logisch noch erfahrungsbasiert begründen

Kritik 2:
Bedingungen 1 und 2 für gültige induktive Schlüsse sind vage und zweifelhaft

Kritik 3:
Beobachtungen sind unsicher und hypothesengeleitet

Kritik an (naivem) Induktivismus bezüglich Prämissen und Bedingungen  

P1: Wissenschaft beginnt nicht Beobachtung, sondern mit Theorie

 

P2: Beobachtungen, die auf sinnlicher Erfahrung beruhen, sind keine sichere Basis für Erkenntnis

 

 

B1: Die Forderung nach einer möglichst großen Anzahl von

Beobachtungsaussagen ist vage und zweifelhaft

B2: Die Forderung nach einer möglichst großen Bedingungsvariation der Beobachtungen ist ebenfalls vage

B3: Die Forderung, nach der keine Beobachtungsaussage im Widerspruch zu einem allgemeinen Satz stehen darf, ist unhaltbar. Das damit verbundene Induktionsprinzip lässt sich weder logisch noch erfahrungsbedingt begründen

Kritischer Rationalismus

auch Falsifikationalismus

Popper

Falsifikationsprinzip  

- Hypothesen können nicht verifiziert, aber falsifiziert werden

 

- Prüfung einer Theorie/Hypothese durch Befunde, die gegen die

Theorie sprechen

 

- Eine Hypothese wird umso „wahrer“ bzw. bewährter, je häufiger

Widerlegungsversuche scheitern

 

- Keine absolute Wahrheit und Gewissheit, aber mehr oder weniger

gute Bewährung einer Theorie

Falsifizierbarkeit

Kriterium für gute Theorie


Eine Hypothese (theoretische Aussage) ist falsifizierbar, wenn eine logisch mögliche Beobachtungsaussage oder Menge von Beobachtungsaussagen existiert, die mit der Hypothese unvereinbar sind. 
Wenn diese als Beobachtungsaussagen als wahr nachgewiesen werden, würden sie die Hypothese falsifiziere

Eindeutigkeit und Präzision  

Kriterien für Falsifizierbarkeit

Vage formulierte Theorien sind schwer oder gar nicht falsifizierbar

Problem des Falsifikationsprinzip  

kann nur funktionieren, wenn Beobachtungsaussagen zutreffend/sicher sind 

falsche Beobachtungsaussage würde möglicherweise richtige Theorie widerlegen

Basissätze

Beobachtungsaussagen, die durch Beschluß/Konvention festgesetzt werden (Popper)

Beobachtungsaussagen, die in einem bestimmten Stadium der Entwicklung einer Wissenschaft nach Überprüfungen als vorläufig

gültig anerkannt werden.

 

Popper: Auch Beobachtungssätze müssen Überprüfungen

standhalten

 

Konsequenz:

Theorien können nicht endgültig falsifiziert werden, weil die

Beobachtungsaussagen als Basis der Falsifikation, sich im Lichte

späterer Entwicklungen ihrerseits als falsch erweisen können.

Kritik am Falsifikationsprinzip

Imre Lakatos

Popper0 (dogmatischer Falsifikationismus)

Popper1 (naiver Falsifikationismus)

Popper2 (raffinierter Falsifikationismus)

Popper 0  

dogmatischer Falsifikationismus

Wissenschaft kann Theorien nur widerlegen 

Voraussetzung: absolut wahre Basissätze

Popper 1  

naiver Falsifikationismus

Theorien können nicht endgültig empirisch widerlegt werden
Aber: Basissätzen wird der Status „unproblematisch“ zugesprochen, d.h. sie sind zwar selbst nicht theoriefrei, gehören aber zu sicheren, 
unproblematischen, bewährten Beobachtungstheorien

Warum naiv: auch Beobachtungstheorien sind unsicher, fallibel 
Falsifikation durch Basissätze eigentlich nicht endgültig möglich

Popper 2  

raffinierter Falsifikationismus

Nicht mehr Widerlegung von Theorien, sondern höherer empirischer
Gehalt (Informationsgehalt) und höherer Grad der Bewährung im 
Vergleich zu anderen Theorien

Theorien werden nur dann aufgegeben, wenn alternative Theorien mit höherem Informationsgehalt und höherem Bewährungsgrad vorliegen

Problem der Komplexität realistischer Falsifikationen  

Wenn eine Theorie experimentell überprüft werden soll, dann sind mehr Aussagen daran beteiligt, als diejenigen, aus denen die zu prüfende Theorie besteht, z.B. Aussagen, Hilfshypothesen, die den Gebrauch der benötigen Instrumente absichern

Zudem: Anfangsbedingungen/Randbedingungen, unter denen ein 
Experiment durchgeführt wird. 

Komplexität einer Testsituation kann viele fehlerhafte Aspekte enthalten, die zur irrtümlichen Falsifikation einer eventl. richtigen Theorie führen.

Elemente von Forschungsprogrammen  

Harter Kern

Schutzgürtel

Negative Heuristik

Positive Heuristik


Forschungsprogrammen muss Zeit und Gelegenheit gegeben werden, ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen
Strukturierung reduziert Falsifikationskomplexit

Harter Kern  

grundlegende theoretische Annahmen, die unfalsifizierbar gemacht 
werden („methodologische Entscheidung eines Protagonisten“)

Schutzgürtel  

falsifizierbares Netz von Annahmen, die den harten Kern ergänzen 
(Hilfshypothesen, Beschreibung der Randbedingungen etc.)

Negative Heuristik  

Forderung, dass während der Entwicklung eines Programms 
dessen harter Kern unangetastet bleibt

  • konservatives, konventionelles Element

Positive Heuristik  

methodologische Hinweise zur Ergänzung des harten Kerns

  • was muss getan werden, um den widerlegbaren Schutzgürtel raffinierter zu gestalten:
  • Hilfshypothesen, mathematische und experimentelle Techniken

Kriterien zur Bewertung von Forschungsprogrammen  

Gewisses Maß an Kohärenz und Möglichkeiten für zukünftige Forschung

Zumindest gelegentlich Entdeckung neuartiger Phänomene/Vorhersagen 

  • progressive und degenerative Programme

Forschungsprogramme: Problem

ab wann ein Forschungsprogramm „degeneriert“ ist, kann nicht 
endgültig entschieden werden 

  • neue kreative Veränderungen des Schutzgürtels können eine neue progressive Phase einleiten
  • In der Psychologie von Theo Hermann aufgegriffen

Domain-Programme  

Problemfeld (Domäne) vorhanden -> Suche nach brauchbaren 
Theorien

Problemfeld definiert durch Annahmenkern, Bsp. Angstentwicklung

Quasi-Paradigmen  

Theorie (Quasi-Paradigma) vorhanden -> Suche nach Anwendungsmöglichkeiten

Bsp.: Verstärkungskonzeption des Lernens

Bedeutung
Empirie kann nicht das alleinige Kriterium für die Tauglichkeit einer 
Theorie sein 

 

  • ein- und dieselbe Theorie kann sich in unterschiedlichen Domänen unterschiedlich bewähren