3400.1.1 Was ist Psychologie?

3400.1.1 Was ist Psychologie?

3400.1.1 Was ist Psychologie?


Kartei Details

Karten 40
Lernende 15
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 28.05.2013 / 27.11.2020
Weblink
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Standarddefinition Psychologie

- Wissenschaft von Erleben und Verhalten (Städler 1998)
- Kompromiss zwischen Psychologie als 

  • Bewusstseinspsychologie (erleben) (Methode: Introspektion, erste-person-perspektive)
  • Wissenschaft des Verhaltens (verhalten) (Methode: Fremdbeobachtung, dritte-Person-Perspektive)

Erste Person Perspektive / Dritte Person Perspektive

Erste Person:

  • Selbstbeobachtung (ich erlebe, fühle, dass ich hunger habe)
  • Introspektion



Dritte Person:

  • Fremdbeobachtung (ich beobachte, dass P1 dieses Bewegungsmuster zeigt)

Selbstbeobachtung / Introspektion

  • es kann nicht geklärt werden wie Selbstbeobachtung genau funktioniert
  • Beobachtende und Beobachtung werden simultan erzeugt u müssen beide Zeitgleich genau beobachtet werden

diskrepante Erfahrung

  • Ein und dasselbe physikalische Muster gibt Anlass zu zwei verschiedenen Wahrnehmungen.
  • Bsp. Umspringbilder (Rubinscher Pokal)
  • Unsere Erfahrungen, vergangene Wahrnehmung, Deutung bauen wir in die Wahrnehmung des aktuellen Musters ein.

Beipiele für diskrepante Erfahrung

Umsprungsbilder ( Rubinsche Pokal)
Konstanzleistungen
optische Täuschungen ( Müller-Lyer-Täuschung)

Konstanzleisungen

Verrechnung unterschiedlicher Größeneindrücke die mit Bewegungen interpretiert werden.

Größenkonstanz = ein Gegenstand, dessen reale Größe bekannt ist, erscheint uns aus der Ferne nicht kleiner. Er bleibt Konstant.

Bsp. Kaffeetasse auf dem Schreibtisch

optischen Täuschung

  • stabile Wahrnehmung
  • Wahrnehmung in Konflikt mit Wissen (aus intersubjektiver Messpraxis)
  • Bsp: Müller-Lyer-Figur

Extraorganismische vs intraorganismische Bedingungen

- Gemeinsamkeit von Diskrepanzerfahrungen: kein einfacher und direkter Zusammenhang zwischen

  • extraorganismischen Bedingungen
  • durch diese verursachten intraorganismischen Bedingungen
  • durch diese bewirkten Wahrnehmungen


- Wahrnehmungen können einander widersprechen
- Wahrnehmungen können sich verändern, während Dinge unverändert bleiben
- Wahrnehmung kann gleich bleiben, obwohl sich Dinge ändern

= das was wir wahrnehmen ist eine Mischung aus Äußerem und innerem. Etwas von uns kommt dazu

Doppelstatus der Außenweltobjekte

Beispiele

  • Lichtbrechung
  • Doppler-Effekt


Dinge haben Doppelstatus als:

  • wahrgenommene, bewusstseinsimmanente, erscheinende
  • bewusstseinsunabhängige, bewusstseinstranszendente

Psychologie ohne Seele?

  • F.A. Lange
  • der Seelenbegriff wurde für metaphysisch gehalten
  • es lässt sich nichts beobachten, was den Begriff Seele rechtfertigt

Gründerpersönlichkeiten der wissenschaftlichen Psychologie

  • Franz Brentano
  • William James
  • Wilhelm Wundt

Seele als Sammelbegriff

- Seelische Eigenschaften und Funktionen (Brentano, James, Wundt)
- Psychische Eigenschaften und Funktionen (modern)

Seele = Insgesamt seelischer

  • Eigenschaften und Zustände
  • Funktionen
  • Fähigkeiten
  • Fertigkeiten

Teilklassen seelischer Funktionen und Eigenschaften

  • Erleben
  • Verhalten
  • Handeln


Seele als Aktualität (nicht Ding) Wundt

Seele als System

  • Gefüge von seelischen Funktionen, Fähigkeiten und Fertigkeiten
  • dominanter Zug: Tätigkeit / Aktualität
  • "arbeitende funktionale Form" (Busche)

seelische Funktionen

Wahrnehmen
Spüren
Streben
Wünschen
Vorstellen
Denken
Handeln/Bewegungsregulation
Gefühle/Emotionen
Wollen/Entscheiden

Nachfolgebegriffe für Seele  

-Selbst
- Ich
- Person

Selbst nach James

I

  • self-as-knower
  • Ich als Subjekt


Me

  • self-as-known
  • Ich als Objekt



George Herbert Mead (Me + sozial vermitteltes Wissen, wer man ist)

Seele als Reflexionsbegriff

...der uns unter anderem erlaubt, unsere Erfahrungen kritisch zu analysieren

Beruht auf Existenz des erlebenden Subjekts

Intentionalität

  • Franz Brentano
  • Gerichtetheit seelischer Funktionen.
  • stehen im Dienste des Handelns
  • Handeln ist auf die zukünftige Veränderung der Umwelt des Akteurs gerichtet

Soziale Definition des Handelns

- P1 kann von P2 zum Handeln aufgefordert werden
- kann unterlassen werden (P1 kann von P2 zum Unterlassen aufgefordert

Information

- Maß für Regelmäßigkeit
- Jeder Organismus kann als informationsverarbeitendes System aufgefasst werden

Kultur

Insgesamt der

  • Von Menschen hergestellten Dinge (Artefakte)
  • Von Menschen hergestellten sozialen Einrichtungen (Recht, Wirtschaft)
  • in Tradition entstandene Einrichtungen (Sprachen, Sitten)

Semiotische Kompetenz

Sprachtheorie (Bühler)

 

Einzigartige Fähigkeit des Menschen, ein Zeichensystem für kognitive und kommunikative Ziele zu erlernen und zu gebrauchen.

 

z.B. zur Weitergabe von Wissen an die nächste Generation

sprachliche und nichtsprachliche Kommunikation)

 

 

Voraussetzungen:

- anatomische / physiologische

 

Artikulieren

Dekodieren von Sprachlauten

Verarbeiten von sprachlichen Äußerungen

- kognitive und kommunikative Fähigkeiten

- Fähigkeit zu sozialen Beziehungen

Was sind Dispositionen?

  • Seelische Fähigkeiten
  • mit Eigenschaftswörtern gekennzeichnet (intelligent, freundlich,...)
  • Dispositionale Erklärungen= in der Psychologie weit verbreitet

Seelische Funktion Beispiele

  • Sehen
  • Riechen
  • Hören
  • Tasten
  • Fühlen
  • Schmerzempfinden
  • Vorstellen
  • Denken
  • Wählen
  • Wollen
  • Beabsichtigen
  • Handeln
  • Identifizieren und Unterscheiden (an einen bestimmten Wahrnehmungssinn/Modalität gebunden)

Gestaltgesetze Beispiel

Gesetz der Nähe
Gesetz der Geschlossenheit

Der Faktor "Geschlossenheit" schlägt "Nähe"

Funktion als Zweckmäßigkeit eines komplexen Teilsystems

- Bsp. Teilsystem: Sehen
- zwei Relata

  • das Gesehene
  • das Erlebnis des Gesehenen (Phänomen)

Wahrnehmungsurteil

keine Wahrnehmung, sondern Erkenntnis

  • abschließende Interpretation einer Wahrnehmungsepisode

Qualia

Phänomenales Bewusstsein

Schematische Darstellung einer Wahrnehmungsepisode

Objekt

    |

Umweltreiz (nicht bewusste Wahrnehmung)

 

- Reizinformationen durch Sehen, Hören, Tasten, etc

- nicht zielgerichtet wahrgenommen und ausgewertet

    |

Phänomen (Bewusste Wahrnehmung)

 

- Zielgerichtetes Sehen, Hören, Tasten, etc.

- um (weitere) Informationen über das Objekt (jetzt Phänomen/Erscheinung) zu Erhalten

    |

Erkenntnis (Wahrnehmungsurteil)

 

- Abschließende INterpretetion der durch Wahrnehmung gewonnenen Informationen

- Wahrnehmungsurteil bzw. propositionale Einstellung

Stereotyp

verallgemeinernde Urteilsmuster,mit denen wir infos klassifizieren und automatisch mit den dazu passend erscheinenden Infos ergänzen

Urteilsfehler

  • Wenn ein Stereotyp aktiviert ist ,erkennt man die dazu passenden Informationen schneller
  • z.B. Halo-Effekt, alte Frau (Wentura, Dräger, Brandstätter 1997)

Halo-Effekt

über Person oder Sachverhalt wird nicht differenziert geurteilt

Attributionsfehler

- Zuschreibung bestimmter Eigenschaften als Ursache für das Handeln von Menschen
- nicht die situationsbedingten Ursachen.

- Selbsttäuschung, wenn auf sich selbst angewendet

Sprache und Introspektion

- Über öffentliche Kriterien werden innere Erlebnisse den anderen zugänglich gemacht
- Zur Introspektion werden öffentliche interpretationsmittel benötigt
- Deutung innerer Erlebnisse mit sozial vermittelten Erkenntnismitteln
- kommunizierte private Erkenntnis wird zur öffentlichen Erkenntnis

wie ist seelisches erfahrbar?

in 2 facher Weise:
1.) als inneres,unmittelbar,privat
2.) als vermittelte Erfahrung,in der wir seelisches mitteilen

Private Erlebnisse (des Seelische) können nur in der intersubjektiven Form interpretiert werden

sprachliches Bewusstsein ist nicht unser privates,inneres sondern das gedeutete selbst= Dialektische Grenze zwischen innen und Außen

Ebenen der Erklärung

- physiologisch/neuronal
- funktional/kausal (Handeln)
- mental (Wünsche, Absichten, Überzeugungen)
- sozial (Interaktion, kollektive Intentionalität)

Ziele und Aufgaben der Psychologie

Beschreiben

  • erfassen aktueller Prozesse, Persönlichkeitsmerkmale, situativer u entwicklungsbezogener Bedingungen mit geeigneten diagn. Methoden

Erklären

  • Kombination der diagnostizierten Bedingungen vor dem Hintergrund theoretischer Modelle u empirisch gesicherter Befunde

Vorhersagen

  • Prädiktoren für Erleben u Verhalten

Verändern

  • mit geeigneten Interventionstechniken

Bewerten

  • Evaluation (Bewertung) der durchgeführten Interventionen / Veränderungsmethoden

Beobachtung und Beschreibung

Beobachtung: Wahrnehmung die bestimmtes Ziel verfolgen und an Theorie gebunden sind  (Selektiv)

Beschreibung: sprachlich abgefasste und begrifflich interpretierte Wahrnehmung (Selektiv, Subjektiv) und erfassen nie alle Aspekte

Ethische Normen

* Verbot, Menschen Schaden zuzufügen
* Gebot, einen Beitrag zu lebensweltlichen, arbeitsweltlichen, gesellschaftlichen Probelem zu leisten