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Kartei Details

Karten 10
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 25.10.2025 / 25.10.2025
Weblink
https://card2brain.ch/cards/20251025_sozialpsychologie_2_gruppenwahrnehmung
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1. Was verstehen Bodenhausen et al. (2012) unter der
„epistemischen Funktion“ von Kategorisierung?

Bodenhausen et al. (2012) verstehen unter der epistemischen Funktion von Kategorisierung die kognitive Ordnungs- und Strukturierungsfunktion:

• Kategorisierung hilft, die komplexe soziale Welt zu vereinfachen und vorhersehbar zu machen.

• Sie ermöglicht es, Informationen effizient zu verarbeiten und auf bestehendes Wissen zurückzugreifen, um Verhalten und Eigenschaften anderer Personen vorherzusagen.

• Menschen sind motiviert, ihre Umwelt verständlich und kohärent zu erleben; Kategorisierung dient damit als ein „Wissensinstrument“ für soziale Orientierung.

2. Welchen entscheidenden Unterschied gibt es laut Bodenhausen et al. (2012) zwischen sozialen und nicht-sozialen Kategorien? 

Inwieweit erfüllt soziale Kategorisierung damit mehr als nur eine epistemische Funktion?

Der entscheidende Unterschied laut Bodenhausen et al. liegt darin, dass soziale Kategorien auch relationale und motivationale Bedeutungen tragen:

• Nicht-soziale Kategorien (z. B. Pflanzen, Werkzeuge) erfüllen primär eine epistemische Funktion – sie strukturieren Wissen.

• Soziale Kategorien (z. B. Geschlecht, Ethnie, Alter) haben zusätzlich eine soziale und identitätsbezogene Funktion:

• Sie prägen Zugehörigkeit, Machtverhältnisse und Gruppenidentität.

• Sie dienen auch der Selbstdefinition und sozialen Positionierung.

→ Soziale Kategorisierung erfüllt daher mehr als nur epistemische Zwecke, nämlich auch motivationale (Selbstwert, Identität) und relationale (Wir-gegen-Sie) Funktionen.

3. Welche Faktoren tragen laut Bodenhausen et al. (2012) zur Entstehung ungenauer Stereotype bei?

Bodenhausen et al. nennen mehrere Ursachen:

• Begrenzte oder verzerrte Informationsverfügbarkeit über Gruppen.

• Kognitive Vereinfachung: Menschen übertreiben Unterschiede zwischen Gruppen (Intergruppen-Differenzierung) und unterschätzen Unterschiede innerhalb von Gruppen (Homogenitätsverzerrung).

• Motivationale Verzerrungen: Der Wunsch, das eigene Selbstwertgefühl zu schützen oder die Eigengruppe zu bevorzugen.

• Bestätigungsfehler (confirmation bias): Tendenz, Informationen so wahrzunehmen, dass bestehende Überzeugungen bestätigt werden.

4. Worin unterscheiden sich exemplar- vs. prototypenbasierte Theorien über die Repräsentation von Kategorien?

• Exemplar-Theorien: Kategorien werden durch konkrete Beispiele (Exemplare) repräsentiert; neue Stimuli werden mit gespeicherten Einzelfällen verglichen.

• Prototyp-Theorien: Kategorien beruhen auf abstrakten Durchschnittsrepräsentationen (Prototypen), die typische Merkmale einer Kategorie zusammenfassen.

→ In der sozialen Kognition heißt das: Stereotype können entweder auf konkreten Personen (z. B. „ein typischer Deutscher, den ich kenne“) oder auf abstrakten Idealvorstellungen („der typische Deutsche“) beruhen.

 

5. Laut Bodenhausen et al. (2012) können Gruppenattribute „kausalen Status“ haben. Was sind Beispiele für derartige Attribute? 

Was hat das Konzept des „psychologischen Essentialismus“ damit zu tun?

• Einige Gruppenmerkmale (z. B. Geschlecht, Ethnie) werden als kausal grundlegende oder „essentielle“ Eigenschaften angesehen – sie scheinen andere Merkmale (z. B. Verhalten, Intelligenz) zu „verursachen“.

• Psychologischer Essentialismus bedeutet, dass Menschen glauben, Gruppen hätten ein unsichtbares inneres Wesen oder eine Natur, die ihr Verhalten bestimmt.

→ Beispiel: Die Annahme, Männer seien „von Natur aus“ rationaler oder Frauen „von Natur aus“ emotionaler.

Diese Sichtweise stabilisiert Stereotype, weil Unterschiede als unveränderlich wahrgenommen werden.

6. Manchmal können konkurrierende Gruppen als Subgruppen einer gemeinsamen großen Gruppe verstanden werden. Warum bietet dieser Ansatz laut
Bodenhausen et al. (2012) Chancen, aber auch Gefahren für die Intergruppenbeziehungen?

• Wenn konkurrierende Gruppen als Subgruppen einer übergeordneten Kategorie gesehen werden (z. B. verschiedene Ethnien als Teil einer gemeinsamen Nation), kann das Vorurteile reduzieren – gemeinsame Identität fördert Kooperation.

• Gefahr: Mitglieder können sich depersonalisiert oder entwertet fühlen, wenn die übergeordnete Kategorie ihre Besonderheit oder historische Ungleichheit verschleiert („color-blind ideology“).

→ Der Ansatz kann also Integration fördern, birgt aber das Risiko der Unsichtbarmachung von Gruppenunterschieden.

 

7. Warum sind Stereotype laut Bodenhausen et al. (2012) fast zwangsweise stabil und zeitlich überdauernd? 

Was legt jedoch nahe, dass Stereotype einen gewissen Grad an Flexibilität haben?

• Stabilität: Stereotype sind überdauernd, weil sie tief in kulturelle Diskurse eingebettet sind, kognitive Effizienz bieten und sozial weitergegeben werden.

• Flexibilität: Neue Erfahrungen, veränderte Kontexte und bewusste Reflexion können stereotype Annahmen verändern.

• Menschen passen Stereotype an, wenn widersprüchliche Information häufig und konsistent auftritt.

• Soziale und situative Faktoren (z. B. Motivation, Aufmerksamkeit, Kontext) beeinflussen, ob stereotype Aktivierung unterdrückt oder angepasst wird.

8. Welche sozialen Kategorien werden laut Bodenhausen et al. (2012) am schnellsten und häufigsten verwendet?
Warum?

Laut Bodenhausen et al. werden sichtbare und chronisch salientere Kategorien am schnellsten aktiviert:

• Geschlecht, Ethnie und Alter, soziale klasse

• Grund: Diese Merkmale sind visuell unmittelbar wahrnehmbar, werden früh gelernt und sind evolutionär bedeutsam für soziale Interaktion (Kooperation, Fortpflanzung, Gefahreneinschätzung).

Soziale Kategorisierung:

Die Einteilung von Individuen insoziale Gruppen

Gruppenwahrnehmung

Prozesse, die zur Entstehung oderVeränderung von Stereotypen führen

Lernen