StGB AT
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Kartei Details
Karten | 200 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Recht |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 22.10.2025 / 22.10.2025 |
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Welche Möglichkeit hat die Staatsanwaltschaft bei Antragsdelikten, die sie bei Vorliegen von Offizialdelikten nicht hat?
Sie kann Vergleichsverhandlungen führen.
Was ist der Unterschied zwischen einem Strafantrag und einer Strafanzeige?
- Die Strafanzeige kann jedermann einreichen.
- Bei der Strafanzeige handelt es sich um eine Wissenserklärung, beim Strafantrag um eine Willenserklärung.
Wer ist zum Stellen eines Strafantrages berechtigt?
- Träger des unmittelbar beeinträchtigten Rechtsguts
- Bei Verletzung von nicht höchstpersönlichen Rechtsgütern: auch derjenige, in dessen Rechtskreis die Tat unmittelbar eingreift und derjenige, dem eine besondere Verantwortung für die Erhaltung des Gegenstandes zukommt.
Es erfolgt eine Sachbeschädigung an einem Mietgegenstand. Wer ist strafantragsberechtigt?
Der Eigentümer und der Mieter.
Kann jemand anders den Strafantrag für die verletzte Person stellen?
- Grundsatz: Recht, Strafantrag zu stellen, ist höchstpersönlicher Natur und unübertragbar.
- Aber: Die verletzte Person kann sich durch einen Bevollmächtigten vertreten lassen.
- Bei Verletzung materieller Rechte: Sowohl Erklärung als Willen
- Bei Verletzung höchstpersönlicher Rechte: Nur Vertretung der Erklärung
Wie muss ein Strafantrag eingereicht werden?
Schriftlich oder mündlich zu Protokoll. Die Erklärung muss eine Umschreibung des Sachverhaltes beinhalten.
Antragsfrist Strafantrag.
Drei Monate ab dem Tag, an welchem der antragsberechtigten Person der Täter bekannt wird.
Was besagt der Grundsatz der Unteilbarkeit des Strafantrages?
Stellt eine antragsberechtigte Person gegen einen an der Tat Beteiligten Strafantrag, so sind alle Beteiligten zu verfolgen (Mittäter, Anstifter, Gehilfe).
Gegenüber wem muss der Strafantrag zurückgezogen werden?
Gegenüber den Strafverfolgungsbehörden (gegenüber Täter reicht nicht).
Verzicht ist endgültig und gilt auch gegenüber Mittätern und Teilnehmern.
Welche Strafen kennt das StGB?
- Freiheitsstrafe
- Geldstrafe
- Busse
- Gemeinnützige Arbeit (nur auf Gesuch des Verurteilten)
Höchstbetrag Busse.
CHF 10'000.00, vorbehalten andere Höchstbeträge in Spezialgesetzen.
-> Immer unbedingt!
Geldstrafe:
- Minimale Anzahl Tagessätze
- Maximale Anzahl Tagessätze
- Max. Höhe Tagessatz
- Minimale Höhe Tagessatz
- Minimale Anzahl Tagessätze: 3
- Maximale Anzahl Tagessätze: 180
- Max. Höhe Tagessatz: CHF 3'000.00
- Minimale Höhe Tagessatz: CHF 30.00 (Grundsatz); CHF 10.00 (Ausnahme, bei entsprechenden pers. und wirtschaftl. Verhältnisse)
Freiheitsstrafe:
- Minimale Dauer
- Maximale Dauer
- Minimale Dauer: 3 Tage (Grundsatz); weniger nur bei Ersatzfreiheitsstrafe
- Maximale Dauer: 20 Jahre (Grundsatz); lebenslänglich (Ausnahme)
Vorgehen Festlegung der Geldstrafe.
- Festlegung der Anzahl der Tagessätze
- Tatkomponente:
- Objektive Tatschwere: Schwere der Verletzung oder Gefährdung des betroffenen Rechtsguts, Verwerflichkeit des Handelns
- Subjektive Tatschwere: Beweggründe und Ziele des Täters, inwieweit der Täter nach den inneren und äusseren Umständen in der Lage war, die Verletzung oder Gefährdung zu vermeiden.
- Täterkomponente: Vorleben des Täters, persönliche Verhältnisse, Wirkung der Strafe auf das Leben des Täters, Verhalten nach der Tat und im Strafverfahren, Verletzung des Beschleunigungsverbots
- Tatkomponente:
- Bemessung der Tagessätze
- Richtet sich nach den finanziellen Verhältnissen im Zeitpunkt des Urteils
- Einkommen, Vermögen, Lebensaufwand, allfällige Familien- und Unterstützungspflichten sowie Existenzminimum
Welche Behörde ist für die Einziehung von Geldstrafen zuständig? In welchem Rahmen kann sie die Zahlungsfrist bestimmen? Wer kann über die Ratenzahlung und ein Verlängerungsgesuch der Zahlungsfrist entscheiden?
- Gerichtskasse;
- Zahlungsfrist von einem bis sechs Monaten;
- Gerichtskasse entscheidet über Ratenzahlung oder Verlängerung der Zahlungsfrist.
Was macht die Gerichtskasse, wenn der Verurteilte die Geldstrafe nicht fristgemäss bezahlt?
- Sofern ein Ergebnis davon zu erwarten ist, leitet sie die Betreibung ein.
- Falls Geldstrafe auf dem Betreibungsweg uneinbringlich: Ersatzfreiheitsstrafe
Im Bereich einer Strafe von drei bis 180 Tagen gibt es eine Überschneidung mit der Geldstrafe. Wie entscheidet das Gericht, ob sie eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe anordnet?
- Grundsatz: Die Geldstrafe geht vor.
- Ausnahme:
- wenn Freiheitsstrafe geboten erscheint, um den Täter von der Begehung weiterer Verbrechen oder Vergehen abzuhalten; oder
- eine Geldstrafe voraussichtlich nicht vollzogen werden kann.
-> Die Wahl der Freiheitsstrafe ist zu begründen!
Wann ist eine bedingte und wann ist eine teilbedingte Strafe möglich?
- Bedingte Strafe:
- Geldstrafe oder Freiheitsstrafe
- Höchstens zwei Jahre
- Teilbedingte Strafe:
- Nur Freiheitsstrafe
- Mind. ein Jahr und höchstens drei Jahre
Was wird für die Gewährtung des bedingten Strafvollzugs vorausgesetzt?
- Es genügt die Abwesenheit der Befürchtung, der Täter werde weitere Verbrechen oder Vergehen begehen.
- Vom Strafaufschub darf deshalb grundsätzlich nur bei ungünstiger Prognose abgesehen werden.
- Falls Täter in den letzten fünf Jahren vor der Tat zu einer bedingten oder unbedingten FS von mehr als sechs Monaten verurteilt worden ist -> bedingte Strafe nur zulässig, wenn besonders günstige Umstände vorliegen.
Warum kann bei Aussprechen einer bedingten Strafe keine stationäre oder ambulante Massnahme angeordnet werden?
Es wäre widersprüchlich, da die Aussprechung einer bedingten Strafe von einer günstigen Legalprognose ausgeht, während die Anordnung von Massnahmen eine Schlechtprognose voraussetzen.
Im Bereich der Aussprechung von Freiheitsstrafen zwischen einem und zwei Jahren hat das Gericht die Möglichkeit, die FS bedingt oder teilbedingt auszusprechen. Wie entscheidet es darüber?
Erscheint der teilweise Vollzug der Strafe für die Erhöhung der Bewährungsaussichten als unumgänglich?
Wann spricht das Gericht bei einer Freiheitsstrafe zwischen zwei und drei Jahren die Strafe teilbedingt aus?
Wenn die Voraussetzungen für den bedingten Vollzug gegeben wären, wird die Strafe teilbedingt ausgesprochen (d.h. Abwesenheit einer ungünstigen Legalprognose oder bei Verurteilung in den letzten fünf Jahren vor der Tat zu einer bedingten oder unbedingten FS von mehr als sechs Monaten: Besonders günstige Umstände).
Wie lange beträgt die Probezeit bei bedingt oder teilbedingt ausgesprochenen Strafen?
Zwei bis fünf Jahre.
Was geschieht, wenn der Verurteile sich während der Probezeit nicht bewährt?
- Das Gericht stellt eine erneute Legalprognose.
- Fällt die Legalprognose schlecht aus: Widerruf der bedingten Strafe oder des bedingten Teils der Strafe.
- Ist die neue Strafe gleichartig: Bildung einer Gesamtstrafe
- Einsatzstrafe: Während der Probezeit neu verübte Straftat und anschliessend mit Blick auf die zu widerrufene Vorstrafe angemessen erhöhen -> Gesamtstrafe
- Ist die neue Strafe anders: Kumulation
- Ist die neue Strafe gleichartig: Bildung einer Gesamtstrafe
- Fällt die Legalprognose gut aus: Verzicht auf Widerruf:
- Verwarnung oder Verlängerung der Probzeit um höchstens die Hälfte der im Urteil festgesetzten Dauer
Wie geht das Gericht vor, wenn es die Höhe der Freiheitsstrafe bestimmen muss?
- Festlegung des Strafrahmens:
- Ausgangspunkt: Schwerstes Delikt
- Bei echter Konkurrenz: Erweiterung des Strafrahmens um max. die Hälfte
- Festlegung der Strafe für jedes Delikt, Kriterien:
- Tatkomponente
- Objektive Tatschwere: Schwere der Verletzung oder Gefährdung des betroffenen Rechtsguts; Verwerflichkeit des Handelns
- Subjektive Tatschwere: Willensrichtung und Beweggründe; Vermeidbarkeit der Verletzung oder Gefährdung des Rechtsguts; Strafmilderungen (bspw. verminderte Schuldfähigkeit; Versuch; Gehilfenschaft)
- Täterkomponente
- Vorleben und persönliche Verhältnisse
- Verhalten nach der Tat und im Strafverfahren
- Strafempflindlichkeit
- Verletzung des Beschleunigungsverbotes
- Tatkomponente
- Asperation:
- Nur, wenn die gleiche Strafart ausgefällt wird, sonst Kumulation
Der Täter wurde wegen einer anderen Tat verurteilt. Es stellt sich später heraus, dass er eine weitere Tat vor dieser Tat begangen hat. Wie geht das Gericht vor?
Es fällt auch eine Gesamtstrafe aus. Ausgangspunkt ist das schwerere Delikt:
- Altes Delikt schwerer: Ausfällung einer Zusatzstrafe
- Neues Delikt schwerer: Ausfällung einer Gesamtstrafe (Neue Strafe minus alte Strafe minus "Asperationsbonus")
Art. 52 StGB statuiert, dass eine zuständige Behörde von einer Strafverfolgung, einer Überweisung an das Gericht oder einer Bestrafung absieht, wenn Schuld und Tatfolgen gering sind. Was ist der Anwendungsbereich dieser Bestimmung?
- Für die Anwendung von Art. 52 StGB bleibt ein relativ eng begrenztes Feld, sie kommt nur infrage, wenn keinerlei Strafbedürfnis besteht.
- Bei Bagatelldelikten: Nur, wenn es sich von anderen Fällen mit geringem Verschulden und geringen Tatfolgen qualitativ unterscheidet.
- Das Verhalten des Täters muss im Quervergleich zu typischen unter dieselbe Gesetzesbestimmungen fallenden Taten insgesamt als unerheblich erscheinen.
Wann kann die Behörde von einer Strafverfolgung, einer Überweisung an das Gericht oder einer Bestrafung absehen infolge Wiedergutmachung?
- Der Täter muss den Schaden gedeckt oder alle zumutbaren Anstrengungen untenrommen haben, um das von ihm bewirkte Unrecht auszugleichen, und
- als Strafe kommt eine bedingte FS bis zu einem Jahr, eine bedingte Geldstrafe oder eine Busse in Betracht;
- das Interesse der Öffentlichkeit und des Geschädigten sind an der Strafverfolgung geringt; und
- der Täter hat den Sachverhalt eingestanden.
Welche Gründe für die Strafbefreiung gibt es?
- Fehlendes Strafbedürfnis
- Wiedergutmachung
- Betroffenheit des Täters durch seine Tat
Bei welchen Delikten sieht das Gesetz eine Sistierungsmöglichkeit vor?
Bei
- einfacher Körperverletzung;
- wiederholten Tätlichkeiten;
- Drohung;
- Nötigung,
- wenn das Opfer
- Ehegatte/eingetr. Partner des Täters ist und Tat während der Ehe oder innerhalb eines Jahres nach der Scheidung begangen wurde;
- Lebenspartner bzw. noch nicht ein Jahr getrennt lebende Ex-Lebenspartner des Täters ist;
- das Opfer resp. sein gesetzlicher Vertreter darum ersucht; und
- die Sistierung geeignet erscheint, die SItuation des Opfers zu stabilisieren oder zu verbessern.
Wie lange kann die Staatsanwaltschaft das Verfahren sistieren bei einem Delikt gegen den Ehegatten?
- Die Sistierung ist auf sechs Monate befristet. Dann Entscheid:
- Wiederanhandnahme:
- Falls von Opfer verlangt, oder
- es sich herausstellt, dass die Sistierung die Situation des Opfers weder stabilisiert noch verbessert.
- Einstellung:
- Situation hat sich stabilisiert oder verbessert.
- Wiederanhandnahme:
Welche Massnahmen kennt das StGB?
- Therapeutische Massnahmen
- Stationäre therapeutische Massnahme
- Behandlung von psychischen Störungen
- Suchtbehandlung
- Massnahmen für junge Erwachsene
- Ambulante Behandlung
- Stationäre therapeutische Massnahme
- Verwahrung
- Andere Massnahmen
- Friedensbürgschaft
- Landesverweisung
- Obligatorische Landesverweisung
- Nicht obligatorische Landesverweisung
- Tätigkeitsverbot, Kontakt- und Rayonverbot
- Fahrverbot
- Veröffentlichung des Urteils
- Einziehung
- Sicherungseinziehung
- Einziehung von Vermögenswerten
Welches sind die allgemeinen Voraussetzungen zur Anordnung einer therapeutischen Massnahme oder einer Verwahrung?
- Strafe alleine ist nicht geeignet, der Gefahr weiterer Straftaten des Täters zu begegnen; und
- es besteht ein Behandlungsbedürfnis des Täters oder die öffentliche Sicherheit erfordert dies; und
- die besonderen Voraussetzungen der einzelnen Massnahmen sind erfüllt; und
- die Anordnung der Massnahme ist verhältnismässig
- = geeignet, beim Betroffenen die Legalprognose zu verbessern; und
- erforderlich: Anordnung der mildesten Massnahme;
- zwischen dem Eingriff und dem angestrebten Zweck muss eine vernünftige Relation bestehen.
Was muss das Gericht tun, um einen Entscheid über die Anordnung einer Massnahme fällen zu können?
Es muss ein Gutachten einholen, welches sich äussert über:
- die Notwendigkeit und die Erfolgsaussichten einer Behandlung des Täters;
- die Art und die Wahrscheinlichkeit weiterer möglicher Straftaten; und
- die Möglichkeiten des Vollzugs der Massnahme.
Bei lebenslanger Verwahrung: Zwei Gutachten notwendig!
Was geschieht, wenn das Gericht sowohl eine Strafe als auch eine stationäre Massnahme (= Behandlung von psychischen Störungen, Suchtbehandlung oder Massnahme für junge Erwachsene) anordnet?
Der Vollzug der Massnahme geht der Strafe vor.
Voraussetzungen Anordnung einer Behandlung von psychischen Störungen.
Allg. Voraussetzungen:
- Strafe allein genügt nicht, der Gefahr weiterer Straftaten des Täters zu begegnen;
- Behandlungsbedürfnis des Täters besteht oder die öffentliche Sicherheit erfordert dies;
- Verhältnismässigkeit.
Bes. Voraussetzungen:
- Psychisch schwer gestört;
- das Verbrechen/Vergehen steht im Zusammenhang mit der psychischen Störung; und
- es ist zu erwarten, dass sich durch die Massnahme der Rückfallgefahr begegnen lässt.
- Hier auch Behandlungsfähigkeit relevant!
Wo findet die stationäre Behandlung statt?
In einer geeigneten psychiatrischen Einrichtung oder einer Massnahmevollzugseinrichtung.
Ausnahmsweise: Strafanstalt, sofern die nötige therapeutische Behandlung durch Fachpersonal gewährleistet ist.
Wie lange kann eine Massnahme zur Behandlung psychischer Störungen angeordnet werden?
- Höchstens fünf Jahre;
- Verlängerung um jeweils höchstens fünf Jahre möglich -> theoretisch beliebig oft verlängerbar; aber: Verhältnismässigkeit!
Voraussetzungen Anordnung Suchtbehandlung.
Allg. Voraussetzungen:
- Strafe allein genügt nicht, der Gefahr weiterer Straftaten des Täters zu begegnen;
- Behandlungsbedürfnis des Täters besteht oder die öffentliche Sicherheit erfordert dies;
- Verhältnismässigkeit.
Besondere Voraussetzungen:
- Täter ist von Suchtstoffen oder in anderer Weise abhängig (bspw. auch Spielsucht!); und
- er hat Verbrechen/Vergehen begangen, das mit seiner Abhängigkeit in Zusammenhang steht; und
- zu erwarten ist, durch die Behandlung lasse sich der Gefahr weiterer mit der Abhängigkeit in Zusammenhang stehender Taten begegnen; und
- Behandlungswille bzw. Motivation.
Wo erfolgt die Suchtbehandlung?
In einer spezialisierten Einrichtung oder, wenn nötig, in einer psychiatrischen Klinik.