Psychologische Aspekte im Einsatz

pos. Grundhaltung, Humanfaktoren, Kommunikation, Teamarbeit, Residenz & Vulnerabilität, Stressbewältigung

pos. Grundhaltung, Humanfaktoren, Kommunikation, Teamarbeit, Residenz & Vulnerabilität, Stressbewältigung


Kartei Details

Karten 50
Sprache Deutsch
Kategorie Medizin
Stufe Andere
Erstellt / Aktualisiert 21.10.2025 / 23.10.2025
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https://card2brain.ch/cards/20251021_psychologische_aspekte_im_einsatz
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pos. Grundhaltung im RD

Wertschätzung, Empathie für Pat. und dessen Situation, Glaubwürdigkeit &amp; Verschwiegenheit

Humanfaktoren

alle "typisch menschlichen" Eigenschaften, die Handeln & Reaktion auf Mitmenschen & Umgebung beeinflussen

physiologische Stressreaktion (Eustress)

  • Orientierungsphase (z.B. Einsatzarlamierung): Stressor wirkt auf Körper, Wahrnehmung durch Person
  • Aktivierungsphase (z.B. Anfahrt zur E-Stelle, Erfassen Notfallsituation):Aktivierung Sympathikus => vermehrter Adrenalinausstoß => gesteigerte Leistungsfähigkeit
  • Anpassungsphase (z.B. Notfallbehandlung): Organismus auf Stressor eingestellt => Adrenalinausstoß verringert => hohe Leistungsfähigkeit
  • Erholungsphase (z.B. nach dem Einsatz): sinkende Leistungsfähigkeit => Einfluss Parasympathikus => Regeneration => Widerherstellung Anfangszustand

pathologische Stressreaktion (Disstress)

  • keine Erholungsphase => Phase der Überforderung: Aktivierung weiterer Ressourcen => kurzzeitige Leistungssteigerung
  • Folge => Erschöpfungsphase: Einbruch Leistungsfähigkeit => keine Kompensation des einwirkenden Stress durch Organismus mehr mgl.

individuelle Kompensationsfähigkeit

wie gut eine Person Stress verarbeiten kann

=> ohne Verarbeitung: akute Belastungsreaktion => PTBS

Folgen chronischer Disstress

Beispiele:

  • Rücken- & Kopfschmerzen
  • Verspannungen
  • Erschöpfung
  • Schlaf-& Konzentrationsstörungen
  • Gereiztheit

CRM

= Crew Ressource Management

zentrale Frage: Wie geht ein Team in einer kritischen Situation mit sich, der Arbeitsumgebung und den verfügbaren Arbeitsmitteln um?

Ziel: Vermeidung von Fehlern

TRM

= Team Resource Management

Ziel: Steigerung von Leistung & Erfolg d. Teams => verbesserte Zsm-arbeit der Teammitglieder; Entw. pos. Verhaltensweisen & Einstellungen; erhöhte Motivation d. Teammitglieder, 

wichtigste Faktoren für erfolgreiches TRM & CRM

  • Kommunikation
  • Teamarbeit
  • Fehlermanagement

Sender-Empfänger-Modell

Komponenten: Sender, Übertragungskanal, Empfänger => Sender schickt Nachricht über Übertragungskanal zu Empfänger

Störungen: Sender & Empfänger codieren & decodieren eine Nachricht nicht mit einem identischen Zeichensatz => fehlerhafte Übertragung

Ursachen Störungen: z.B. nicht-gemeinsame Sprache (auch Fach- vs. Umgangssprache)

Bsp. fehlerhafte Übertragung: Störungen Funkverkehr

4-Ohren-Modell

Jede Nachricht hat immer vier Bedeutungsebenen:

  • Sachebene: Sachinfo (Daten, Fakten etc.), die Sender Empfänger mitteilt
  • Beziehungsebene: Sender zeigt Empfänger Bez. zueinander, häufig durch Formulierungen, Tonfall, Mimik, Gestik
  • Selbstoffenbarungsebene: bewusste/ unbewusste Infos über Sender (Gefühle, Werte, Eigenarten, Bedürfnisse etc.)
  • Appellebene: Wünsche, Ratschläge od. Handlungsweisen von Sender zu Empfänger, Sender beabsichtigt etwas bei Empfänger

Schwierikeiten der Kommunikation: Sender nutzt andere Ebene als Empfänger wahrnimmt => Missverständnisse in Wahl der Ebene

Kommunikationskanäle

  • verbal: tatsächlich gesprochene Worte
  • nonverbal: alles, was nicht in Worten ausgesprochen wird => Körpersprache (Mimik, Gestik) & -haltung (z.B. aufrecht, gebückt)
  • paraverbal: stimmliche Sprachaspekte (z.B. Lautstärke, Tonfall, Sprechgeschwindichkeit, Betonung)

Kongruenz von Nachrichten

kongruent: non- & paraverbale Anteile der Sprache = verbal vermittelte Nachricht => Sachinhalt wird bekräftigt

inkongruent: non- & paraverbale Sprachanteile > verbal vermittelte Nachricht => Gefahr der fehlerhaften Decodierung der Nachricht durch Empfänger (Missverständnisse)

Closing-Loop-Strategie

Mittel zur eindeutigen, gezielten Teamkommunikation

Ablauf: Empfänger gibt eingegangene Infos wieder => Sender stellt fest, ob Info von Empfänger korrekt empfangen & verarbeitet

Einsatz im RD: Ansage von Vitalwerten, Medikamentengabe

Ziel: Minimierung von Kommunikationsfehlern

Teamarbeit

  • definierte Rollen- & Aufgabenvertelung
  • Ziel: effektive Nutzung der spez. Fähigkeiten der einzelnen Teammitglieder

TEK

gruppenbasiertes Intensivprogramm zur Verbesserung der Stress-, Selbstwert- & Emotionsregulation

akute emotionale Reaktionen

mit Evolution entstanden, um zu helfen existentielle Bedürfnisse zu schützen & Ziele zu erreichen
   => "fight or flight"

siehe physiologische Stressreaktion

Emotionen

Gefühle => häufige Begegnung im RD => Hilfe bei Bewältigung von Dingen

Basiskompetenzen des TEK

Umgangsweisen mit belastenden Gefühlen:

  • Muskel-, Atementspannung => schnelle Reduktion einer überschießenden Reaktion, Mglk. zur Ruhe zu kommen
  • Bewertungsfreie Wahrnehmung
  • Akzeptanz & Toleranz => Gefühle zulassen
  • Selbstunterstützung
  • Analyse
  • Regulation

Grenzsituaionen

Erfahrungen & Ereignisse mit überschießenden Emotionen => häufig schwer eigenes Coping durchzuführen

Bsp.: Kinderreanimation

Kollegiale Unterstützung

Teamfähigkeit & Teamarbeit essentiell im RD => in Krisen auf andere zu schauen = Mglk. zu helfen

Mglk. der kollegialen Unterstützung:

  • Ansprechpartner benennen => Gespräche führen
  • Teamausflüge
  • PSNV = psychosoziale Notfallversorgung
  • Zeit und Freistellungen ermöglichen
  • kurzfristige Dienstübernahme
  • Supervision
  • KIT = Kriseninterventionsteam => nur unmittelbar nach belastendem Ereignis

Emotionen im RD

  • Leid
  • Hoffnung
  • Empathie / Mitgefühl => Vertrautheit
  • Motivation
  • Fürsorge
  • Respekt
  • Angst
  • Hilflosigkeit
  • Verlust & Trauer

Mglk. der kollegialen Unterstützung im RD

  • Erfahrungsaustausch
  • Austausch von Bewältigungsmethoden => Inspiration

Vorteile der kollegialen Unterstützung im RD

  • Regelmäßigkeit
  • Augenhöhe
  • akut/ sofort mgl.
  • können Situationen besser nachvollziehen

Grenzen der kollegialen Unterstüztzung im RD

  • Kollegen können Erfahrungen nicht rückgängig machen
  • private Themen (teilw.)

CRM-Grundsätze

für erfolgreichere Teamarbeit & zur Fehlerreduktion

  1. Kenne deine Arbeitsumgebung.
  2. Antizpiere & plane voraus.
  3. Fordere Hilfe an, lieber früh als spät.
  4. Übernimm die Führungsrolle oder sei ein gutes Teammitglied.
  5. Verteile die Arbeitsbelastung.
  6. Mobilisiere alle verfügbaren Ressourcen (Personen & Technik).
  7. Kommuniziere sicher & effektiv - sag, was dich bewegt.
  8. Beachte & verwende vorhandene Informationen.
  9. Verhindere & erkenne Fixierungsfehler (falsche Einschätzung von Tatsachenohne neue Bewertung in Folge => eigentlich vorliegendes Problem nicht gelöst)
  10. Habe Zweifel & überprüfe genau ("double check", b´nie etwas ungeprüft voraussetzen).
  11. Verwende Merkhilfen & schlage nach.
  12. Reevaluiere die Situation immer wieder (Anwendung des 10-for10-Prinzip).
  13. Achte auf gute Teamarbeit - unterstütze andere und koordiniere dich.
  14. Lenke deine Aufmerksamkeit bewusst.
  15. Setze Prioritäten dynamisch.

10-for-10-Prinzip

in 10s Besprechung mgl. Handlungsschritte & Komplikationen, die innerhalb nächste 10min relevant im Team => Entscheidungen

wann? Beginn kritische Situation

wichtig: jeder kann 10-for-10 einfordern & immer Priorität außer bei unmittelbar lebensrettenden Maßnahmen

Ablauf:

  1. Fakten zu Pat-Zustand & Situation vortragen => alle auf selbem Informationsstand
  2. Dursprechen aller Handlungsoptionen sowie deren Risiken, Nutzen, Erfolgsaussichten
  3. Entscheidungen über weiteres Vorgehen im Team treffen & Verantwortlichkeiten für einzelne Aufgaben festlegen
  4. Durchführung festgelegte Aufgaben
  5. Erfolg Vorgehen überprüfen => fehlender Erfolg => neues 10-for-10

Fehlerkettenmodell nach Reason

auch: Schweizer-Käse-Modell

Unterschiedung von:

  • latenten Fehlern = durch ungünstige org. / tech. Bedingungen (Systemfehler)
  • aktive Fehler = durch einzelne Personen (Personenfehler)

Sicherungs- & Schutzmaßnahmen = Käsescheiben => Beseitigung von Schwachstellen mit Humanfaktoren der Teammitglieder (Erfahrung, Wissen etc.)
Schwachstellen = Löcher in Käsescheiben => Fehler, wenn alle Löcher übereinanderliegen

Resilienz

psychische Widerstandsfähigkeit von Individuen

7 Säulen der Resilienz

realistischer Optimismus: optimistische Grundeinstellung, realitätsnah => tatsächliche Umstände & Handlungskonsequenzen noch nachbedacht

Akzeptanz: Situation annehmen, auch wenn unangenehm

Lösungsorientierung: auf Handlungsmglk. konzentrieren anstatt nur auf Problem zu fokussieren

Selbstwirksamketit: Vertrauen in eigenes Können

Verantwortung übernehmen: Eigenverantwortung für Entscheidungen & Handlungen zu tragen, anstatt Opferrolle

Netzwerkorientierung: Pflegen & Nutzen soz. Beziehungen zur Unterstützung

Zukunftsplanung: Fähigkeit, Ziele zu setzen, Perspektiven zu entwickeln & sich auf pos. Ereignisse zu freuen

Mglk. Resilienz im RD zu erhöhen

Selbstreflexion => Gutes beibehalten, stetige Verbesserung

Teamreflexion => nach Einsatz

Unterstützung holen => Kollege(n), professionell (PSNV), NEF

praktische Erfahrungen => Selbstsicherheit

Absprache auf Anfahrt

Grundeinstellung => nicht jeder kann gerettet werden

pers. Methoden => Atemübungen

hohe Selbstwirksamkeit => gute Ausbildung, Kritikfähigkeit, Trainings/ Fortbildungen

CRM => Arbeits-/Stressverteilung, Close-Loop, Checklisten, 10-for-10

Vulnerabilität

Verwund- bzw. Verletzbarkeit => Anfälligkeit eines Menschen für Erkrankungen/ psych. Störungen => Gegenteil von Resilienz

Vulnerabilitäts-Stress-Modell

beeinflussende Faktoren:

  • gen. Veranlagungen
  • körperliche Vorerkrankungen
  • soz. / kulturelle / erzieherische / familiäre Einflusfaktoren
  • zusätzliche Stressoren

Coping

Handlungen & Gedanken zur Stressbewältigung => Gleichgewicht zw. Stressoren & Ressourcen erhalten/ wiederhergestellt

Stressoren

physische &/od. psych. Auslöser für Stressreaktionen (z.B. Schichtarbeit, belastende Einsätze)

Mikrostressoren

kleine, häufig auftretende Ärgernisse => allein harmlos, aber in Masse stressauslösend (z.B. schlechte Stimmung im Team, Diskriminierung)

Ressourcen

Beispiele:

  • gute Ausbildung, fundierte Kentnisse über Notfallsituationen, Weiterbildung
  • strukturierte Arbeitsweise => Handlungsempfehlungen & -schemata
  • Unterstützung von Familie & Freunden
  • aktive Freizeitgestaltung => Self Care => z.B. Sport
  • gute körperliche Verfassung => regelmäßige Bewegung

Situationsanalyse

objektive Analyse zur Stressreduktion:

  • Stressoren identifizieren & verändern der Situation
  • klare Grenzen (Trennung zw. Beruf und privat)
  • geplanter & organisierter Tagesablauf (soweit mgl.)
  • bewusste Pausen (Entspannungstechniken)
  • realistische Ziele (Erwartungen überprüfen, kein übersteigerter Ehrgeiz)
  • Abstand zu Problem aufbauen => aus verschiedenen Perspektiven analysieren
  • Gespräche mit Kollegen & Freunden, Hilfe annehmen

Yerkes-Dodson-Gesetz

Modell für die Beziehung zw. Stress & Leistung

=> pos. Korrelation von Stress / Erregung mit Leistung bis zu bestimmten Pkt. => danach mehr Stress = Überforderung = Leistungsminderung

5 Phasen der Trauer

  1. Schock, Nicht-Wahrhaben-Wollen
  2. Wut & Zorn
  3. Verhandeln (mit dem Schicksal)
  4. Depression
  5. Akzeptanz

=> Reihenfolge kann variieren, Phasen können fehlen

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