Einführung


Kartei Details

Karten 76
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 16.10.2025 / 30.10.2025
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Wer war Kurt Huber und warum ist er für die Psychologiehistorie interessant?

 

- Geboren: 24.10.1893 in Chur (Schweiz), aufgewachsen in Stuttgart

- Ausbildung: humanistisches Gymnasium, Studium Musikwissenschaft & Philosophie, Promotion 1917, Habilitation 1920 bei Erich Becher

- Beruf: Professor an der LMU München, Methodik, experimentelle & angewandte Psychologie, Sprachpsychologie

- Werke: “Grundbegriffe der Seelenkunde”

- Widerstand & politische Haltung: Gegner des Nationalsozialismus, Mitglied der Weißen Rose → 1943 hingerichtet

- Einfluss: Prägte Studierende methodisch, menschlich & politisch, Widerstand geleistet, inspirierte seine Studenten z.B. Hans & Sophie Scholl

- Beispiel, wie individuelle Biografien die Psychologiegeschichte prägen

Was sagt Erich Becher zur Leib-Seele-Problematik?

Ideengeschichtlicher Ansatz

schlägt eine Wechselwirkungslehre vor:

  • physische Vorgänge durchziehen kontinuierlich das Gehirn
  • psychische Wirkungen entstehen zusätzlich und beeinflussen ihrerseits die physischen Prozesse


Psychovitalismus:
Besonderheit von Lebensvorgängen im Vergleich zur unbelebten Natur
Seelische Faktoren steuern und beeinflussen physische Abläufe
→ Kernaussage: Körper und Seele wirken wechselseitig aufeinander ein, nicht getrennt

Welche Lösungsansätze für die Leib-Seele-Problematik gibt es?

1. Wechselwirkung (Interaktionismus, Psychovitalismus)

2. Paralllelismus

3. Materialismus

4. Idealismus

5. Identitätslehre

Was ist das Leib-Seele-Problem?

 

= Überlegungen und Ansätze, wie physische Vorgänge (Körper) auf psychische Vorgänge (Seele) wirken und umgekehrt → auch psychophysisches Problem genannt

Was besagt der Interaktionismus/ Psychovitalismus (Wechselwirkung) beim Leib-Seele-Problem?

 

= Körper und Seele (körperliches/ seelisches) existieren selbständig nebeneinander und sind durch wechselseitige Ursache-Wirkungs-Beziehungen miteinander verbunden

- Körper ↔ Seele: ständiger Dialog, beide wirken aufeinander ein 


- Beispiel: Descartes, Becher

 

Was versteht man unter Parallelismus beim Leib-Seele-Problem?

 

- zwischen Leib und Seele gibt es keine Beziehungen

- psychische und physische Prozesse laufen selbständig und unabhängig nebeneinander her (inkommensurabel)

- Körperliche und psychische Prozesse laufen unabhängig nebeneinander, ohne direkte Wechselwirkung

- Beispiele: Leibniz, Wundt

 

Wie erklärt der Materialismus das Verhältnis von Körper und Seele?

  • seelisches Geschehen ist eine Begleiterscheinung des körperlichen, wird von ihm bewirkt, wirkt aber nicht auf das körperliche zurück (Epiphänomenalismus, Schattentheorie)
  • Psychische Prozesse sind Begleiterscheinungen körperlicher Vorgänge
    keine Rückwirkung auf Körper
  • Seele = Schatten des Körpers, Körper bestimmt alles, Seele wirkt nicht zurück
  • Beispiele: La Mettrie, Ostwald

Was besagt der Idealismus in Bezug auf Körper und Seele?

 

- körperliche Geschehen und der Leib sind lediglich Produkte oder Erscheinungsform des Geistigen oder eines psychischen Prinzips (Spiritualismus, Idealismus, Psychomonismus)
- was man denkt, fühlt oder erlebt (geistiges/prinzipielles Psychische) → beeinflusst direkt die körperlichen Vorgänge: Bewegungen, Handlungen, Wahrnehmungen (Gedanken und Gefühle steuern den Körper)
- Körper = Ausdruck des Geistes, geistige Wirklichkeit steht im Vordergrund
- Beispiele: Schopenhauer, Fechner

 

Wie beschreibt die Identitätslehre das Verhältnis von Körper und Seele?

 

  • Seelisches bzw. Geistiges und Körperliches sind für den Betrachter nur verschiedene Erscheinungsformen derselben "Wirklichkeit" (Identitätslehre), eines unteilbaren Ganzen
  • es sind dieselben Geschehnisse, die wir unter dem einen Blickwinkel als (neuro-) physiologische, unter einem andern als psychische betrachten (Aspektivität, Neutralmonismus)
  • Körperliche und psychische Vorgänge sind zwei Aspekte derselben Realität
  • ein Geschehen, zwei Blickwinkel: physiologisch oder psychisch betrachtet
  • Beispiele: C. F. v. Weizsäcker, Max Planck

Ab wann ist der Begriff „Psychologie“ nachzuweisen? (Psychologie, griech. psyche, Seele; logos, Wort, Kunde)

Wann und durch wen tauchte der Begriff „Psychologie“ erstmals auf?

Erster Nachweis:
- erstmals um 1520 in Schrift „Psychologia de ratione animae humanae“ („Psychologie des menschlichen Geistes“) des Humanisten Marko Marulić (1450–1524) aufgetaucht
- Schrift ist verschollen

 

Zweiter Nachweis:
- Johannes Thomas Freigius (1574): in seinem Werk „Quaestiones Logicae et Ethicae“ („Logische und ethische Fragen“) taucht zum zweiten Mal der Begriff „Psychologia“ auf
- dort stellte er eine Klassifikation der Wissenschaften auf (also eine Art Übersicht, welche Wissensgebiete es gibt) → „Psychologia“ als neues Fachgebiet aufgeführt
- führte Begriff „Psychologia“ als Wissenschaft der vollkommenen, zusammengesetzten, körperlichen Qualitäten ein

Dritter Nachweis:
- Rudolf Goclenius der Ältere (1547–1628): schrieb eine Schrift mit dem Titel „Psychologica“ (1590)

Wie kann die Geschichte der Psychologie erforscht oder dargestellt werden?

Geschichte der Psychologie kann auf verschiedene Arten betrachtet werden:

  • Chronologisch (z. B. in Zeitleisten)
  • Nach Persönlichkeiten (Leibniz, Herbart, Fechner, Helmholtz, Wundt, Külpe etc.)
  • Nach Ideen (z. B. Leib-Seele-Problem, Ideo-Motorik, Theorien verstehen)
  • Nach Schulen (Leipziger, Würzburger, Berliner Schule etc.)
  • Mit Bezug auf soziale und politische Ereignisse (z. B. Wehrpsychologie)
  • Nach Themengebieten (Allgemeine Psychologie, Sozialpsychologie, Entwicklungspsychologie etc.)
  • Oder einfach aus Neugier, Freude und Interesse

Wer führte die Begriffe „empirische Psychologie“ und „rationale Psychologie“ im 18. Jh. ein?

Wer war Christian Wolff und welche Bedeutung hatte er für die Psychologiegeschichte?

- Christian Wolff (1679–1754) war ein deutscher Universalgelehrter 
- führte die Psychologie im Zusammenstellung wissenschaftlicher Disziplinen zweifach als eigenständige Wissenschaft auf:

1️. Psychologia empirica (1738):
→ Erfahrungsseelenkunde, beschreibt seelische Vorgänge auf Basis von Beobachtung und Erfahrung (Seelengeschichte bzw. beschreibende Psychologie)
2️. Psychologia rationalis (1738):
→ Vernunftgeleitete Analyse über das Wesen der Seele und des Geistes 

- damit gab er der Psychologie eine besondere Stellung unter den Wissenschaften
- bereits 1720 veröffentlichte er das erste psychologische Lehrbuch: „Vernünfftige Gedancken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt“

Wer gehörte nicht zu den Vertretern des britischen Empirismus?

Was versteht man unter Empirismus?

= erkenntnistheoretische Richtung, welche alle Erkenntnis aus Sinneserfahrung, Beobachtung und Experiment ableitet
- Wissen entsteht also durch Erfahrung und Wahrnehmung der Außenwelt

 

Was ist der Rationalismus und wie unterscheidet er sich vom Empirismus?

 

- Gegenposition zum Empirismus
- Denkweise der Aufklärung
- Vertreter des Rationalismus glauben, dass die Vernunft (rationales Denken) die wahre Quelle der Erkenntnis ist
- Auffassung, dass alles Seiende durch die Erkenntniskraft des Menschen erfasst werden kann
- das reine Denken ist die wahre Quelle der Erkenntnis und nicht die bloße Erfahrung
- alles Seiende kann durch die Erkenntniskraft und das Denken des Menschen erfasst werden, nicht allein durch Erfahrung

 

Was war René Descartes’ Grundannahme über die Welt?

geht davon aus, dass die gesamte Wirklichkeit aus zwei Arten von Sein besteht:

Körperliche Welt (res extensa) → räumlich ausgedehnt, materiell, mechanisch erklärbar, Kausalitätsprinzip
= alles Körperliche, Materielle, Physikalische
→ folgt mechanischen Gesetzen (Kausalität, Bewegung, Ausdehnung im Raum)
- anatomische Studien an Tieren & Menschen (entdeckte Reflexbogen)
- nahm an, dass belebte und unbelebte Körper nach denselben mechanischen Gesetzen funktionieren (z. B. Reflexe)

Geistige Welt (res cogitans) → nicht räumlich, nicht materiell, nicht mechanisch erklärbar, Welt der Gedanken
= Geist, Seele, Bewusstsein
→ nicht materiell, nicht räumlich, nicht durch physikalische Gesetze erklärbar

- Begründer des Leib-Seele-Dualismus
- Seine Unterscheidung von Körper und Geist prägte die frühe Psychologie und die Diskussion um das Leib-Seele-Problem
- verband erstmals physiologische Prozesse (Reflexe) mit geistigen Vorgängen

 

 Was bedeutet Descartes’ Ausspruch „Cogito, ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“)?

- Ausdruck seiner Methode des radikalen Zweifelns: Er zweifelte alles an, bis nur noch das Denken selbst als sicher blieb
- Denken ist der einzige Beweis der eigenen Existenz
- Erkenntnis beginnt mit dem Bewusstsein des eigenen Denkens

„…woher weiß ich denn, dass es nichts … gibt, an dem zu zweifeln nicht der geringste Anlass vorliegt?“ (Descartes, 1641)

Ich denke, also bin ich (Cogito, ergo sum)

„Das Denken ist‘s! Das Denken allein ist untrennbar mit meinem Ich verbunden. Es gibt mich wirklich!“ (Descartes, 1641)

 

Was versteht David Hume unter Assoziationsprinzipien?

 

- David Hume (1711–1776) sah die Assoziation als Ordnungsprinzip des Geistes: alleiniges Prinzip der geistigen Ordnung (ähnlich wie die Gravitation die Ordnung des Universums bestimmt) 
- greift auf Ideen-Theorie John Lockes zurück und lässt sich von der damals bahnbrechenden Gravitationstheorie Isaac Newtons (1643 – 1727) inspirieren

formulierte drei Assoziationsprinzipien, nach denen sich Ideen miteinander verbinden (wirken aufeinander ein):  
Ähnlichkeit – Dinge, die sich ähneln, werden miteinander verknüpft
Raum-zeitliche Nähe – Ideen, die gleichzeitig oder nacheinander auftreten, werden verbunden (Kontiguität & Kontingenz)
Verursachung (Kausalität) – wir nehmen an, dass ein Ereignis ein anderes bewirkt

- Später stellte Hume fest: verursachung ist keine objektive Eigenschaft der Welt, sondern eine Gewohnheit des Denkens (wir erwarten nur, dass ein Ereignis regelmäßig auf ein anderes folgt)

 

Welches ist kein Kennzeichen der Assoziationstheorie?

Wodurch ist die Assoziationstheorie gekennzeichnet?

1. Elementarismus – Das Bewusstsein wird in kleinste Einheiten/ Ideen zerlegt

2. Sensualismus – alle Erkenntnis stammt aus Sinneserfahrung

3. Mentalismus – Es gibt keine Realität außerhalb der Ideen

4. Assoziationismus – Ideen verknüpfen sich nach bestimmten Prinzipien (z. B. Ähnlichkeit oder räumlich-zeitliche Nähe)
→ Erkenntnis entsteht durch die Verbindung von Sinneseindrücken
- Rationalismus nimmt im Gegensatz zum Empirismus eine unabhängig von den Ideen existierende höhere Ordnung an, die der vernunftbegabte Mensch zu erkennen fähig ist

 

Sinnliche Erfahrung ist nach Leibniz und Wolff…

Was versteht Leibniz unter „Perzeption“ und „Apperzeption“ und wie übernimmt Christian Wolff diese Begriffe?

 

- G.W. Leibniz (1646–1716)führt Begriffe Perzeption & Apperzeption in Psychologie ein, Christian Wolff (1679–1754)übernimmt diese
 

Perzeption:
→ Innere Darstellung äußerer Gegenstände (Sinneserfahrung)
→ stets von Begierden begleitet und streben deshalb nach Neuem 

Apperzeption:
→ Fähigkeit zur Reflexion des Wahrgenommenen (perzipierten) und damit zur Selbsterkenntnis
→ ermöglicht Selbsterkenntnis und ist Grundlage abstrahierten Denken

Wie fungiert Immanuel Kant als Bindeglied zwischen Rationalismus und Empirismus?

Immanuel Kant (1724–1804)

Zusammenhang von Perzeption und Apperzeption:
- beide bedingen einander
- Sinnesempfindungen des Neben- und Nacheinander sind nur durch apperzeptive Erkenntnis der Begriffe Raum und Zeit wahrnehmbar (können ohne nicht wahrgenommen werden)

Kants Annahmen (Erkenntnistheorie):
- sinnliche Erfahrung (a posteriori) entsteht erst nach der Wahrnehmung eines Gegenstandes
- zum Erkennen ist jedoch die vorhandene Kenntnis (a priori) von Prinzipien wie Raum und Zeit notwendig
- vereint Empirismus (Erfahrung) und Rationalismus (Vernunft)

Welche Modelle gibt es, um menschliches Verhalten zu erklären, und worin unterscheiden sie sich grundsätzlich?

1. S–R-Modell (Reiz→ Reaktion) – Behaviorismus

- Epoche: Anfang 20. Jh. (z. B. Watson, Skinner)

- Kernidee: Verhalten ist eine direkte Reaktion auf äußere Reize

- Verhalten = unfrei / reflexhaft, von außen bestimmt

- Beispiel: Pawlow: Glocke → Speichelfluss beim Hund

2. S–O–R-Modell (Reize→ Organismus/ Verarbeitung → Reaktion) – Kognitionspsychologie

- Epoche: Mitte 20. Jh., „kognitive Wende“

- Kernidee: Zwischen Reiz und Reaktion liegt der Organismus, also innere Verarbeitung (Denken, Wahrnehmen, Entscheiden), Verhalten hängt davon ab, wie Reize interpretiert werden

- Verhalten immer noch teilweise „unfrei“, aber nicht mehr rein reflexhaft

3. Ideomotorisches Modell (Idee/ Ziel → Intention → Reiz → Handlung) – Handlungspsychologie / moderne Psychologie

- Epoche: Später 20. Jh. bis heute

- Kernidee: Verhalten entsteht nicht nur als Reaktion, sondern aus inneren Zielen und Absichten

- Mensch wird als aktives, selbstbestimmtes Wesen verstanden

- Verhalten = frei, zielgerichtet, intentional

Was bedeutet sensumotorisch im Hinblick auf die Entwicklung?

= beschreibt das Zusammenspiel von Wahrnehmung (Sensorik) und Bewegung (Motorik)

- Welt wird mit sensorischen u. motorischen Fähigkeiten erfahren

- in der sensumotorischen Entwicklungsstufe (nach Jean Piaget, ca. Geburt bis zwei Jahre) lernt ein Kind, seine Bewegungen gezielt zu steuern, Sinneseindrücke mit Handlungen zu verknüpfen, und durch Ausprobieren Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge zu erkennen

Wer war Thomas Laycock?

- Thomas Laycock (1812–1876) war ein britischer Neurophysiologe und Mediziner

- geboren am 10. August 1812 in Wetherby (Yorkshire)

- Studium der Medizin am University College London (bis 1835)

- 1839 Promotionzum Dr.med. in Göttingen 

- ab 1855 Professor für Anwendungen der Medizin in Edinburgh

- Intensive Forschungen zur Tollwut, Bedeutung: gilt als einer der frühen Vertreter der Ideo-Motorik, einer Theorie, nach der Vorstellungen oder Gedanken automatisch Bewegungen auslösen können

Was bedeutet Ideomotorik im Hinblick auf das Verstehen und Beherrschen des Körpers während der Entwicklung?

= beschreibt die Verbindung zwischen Vorstellung und Bewegung

- Bewegungen können allein durch die Vorstellung oder Beobachtung einer Handlung ausgelöst oder vorbereitet werden auch ohne bewusste Steuerung (z. B. man denkt an Laufen und spannt dabei unwillkürlich die Beinmuskeln an)

- In der Entwicklung bedeutet das: nach der sensumotorischen Phase, in der Kinder durch Wahrnehmung lernen, Bewegungen zu steuern,
entwickeln sie zunehmend die Fähigkeit, Bewegungen innerlich vorzustellen und daraus gezielt Handlungen abzuleiten

Was war die Bedeutung von Thomas Laycocks Forschung zu den Reflexfunktionen des Gehirns?

- Datum/Vortrag: 28. September 1844, Medical Section of the British Association for the Advancement of Science

- Publikation: „On the reflex functions of the brain“ (1845)

- Bedeutung: Laycock erweiterte das Prinzip spinaler Reflexe auf das Gehirn und legte damit eine Grundlage für die moderne Neurophysiologie

Grundlagen:

1. Aufklärung der Physiologie spinaler Reflexe in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts

2. Großer anatomischer Wissenszuwachs über das Nervensystem

3. Zustimmung zum britischen Assoziationismus (Berkeley, Locke, Hobbes) → Ideen im Gehirn können physiologisch verknüpft werden; Erkenntnis über die Welt abhängig von Naturgeschehen

--> schuf eine physiologische Grundlage

In welcher Universitätsstadt wurde das erste Institut für experimentelle Psychologie gegründet

Wer gründete das erste Institut für experimentelle Psychologie weltweit und finanzierte es anfangs privat?

Wann wurde das erste Institut für experimentelle Psychologie gegründet?

Wer war Wilhelm Maximilian Wundt?

- lebte von 1832‐1920

Geb. 16. 8.1832 in Neckarau (heute Stadtteil von Mannheim)
Gymnasium in Heidelberg
1851‐1856 Studium der Medizin bei seinem Onkel Prof. Friedrich Arnold in Tübingen und Heidelberg.
1856 Promotion zum Dr. med.
1856 Forschungssemester bei Johannes Müller in Berlin
1856 Arbeiten für Emil Du Bois‐Reymond zur Muskelkontraktion
1857 Habilitation an der Uni Heidelberg
1858‐1863 Assistent bei Hermann von Helmholtz in HD
1864 Professor für Medizinische Psychologie in HD
1874 Professor für Philosophie in Zürich
1875 Professor für Philosophie in Leipzig (Ruf an Uni Leipzig, wird Professor für Philosophie, Psychologie gehört damals zur Philosophie)
1879 Gründung des 1. Instituts für experimentelle Psychologie
1890 Rektor der Universität Leipzig
Gest. 31.8.1920 Großbothen bei Leipzig

Welche Ereignisse prägten Wundt?

- mit 16 Jahren war Wundt ein Anhänger der Revolutionäre von 1848 (Märzrevolution 1848, wichtiger Teil der Revolution von 1848/49, bei der das deutschen Bürger gegen die konservative Monarchie aufstand und eine deutsche Einheit sowie liberale Freiheitsrechte wie Presse- und Versammlungsfreiheit forderten)


- er erlebte Anfang und Ende der Revolution im Großherzogtum Baden

- danach folgte Phase der Unterdrückung (Gegenrevolution)

- das „Professorenparlament“ der Frankfurter Nationalversammlung (= erstes gesamtdeutsche Parlament) wurde vom Bildungsbürgertum (zu dem auch Wundts Familie gehörte) begrüßt

- Nationalversammlung Paulskirche: Bewegung war Teil der liberalen Revolution von 1848, die politische Freiheit, nationale Einheit und bürgerliche Rechte forderte

Welche Beiträge leisteten Hermann von Helmholtz und Gustav Theodor Fechner zur Entwicklung der experimentellen Psychologie?

Hermann von Helmholtz (1821–1894):

- publizierte zwischen 1856–1867 mehrere Bände des „Handbuchs der physiologischen Optik“ und „Die Lehre von den Tonempfindungen“

- trug entscheidend zum Verständnis von Sinneswahrnehmung, Sehen und Hören bei → verknüpfte Physiologie und Physik mit psychologischen Fragestellungen 

Gustav Theodor Fechner (1801–1894):

- veröffentlichung der „Elemente der Psychophysik“ (1860) in 2 Bänden

- Begründer der Psychophysik: Versuch, die Beziehung zwischen Reizintensität und Empfindung mathematisch zu erfassen

- sprach Frauen besonderes ästhetisches Empfinden zu (Teil seiner frühen Ästhetiktheorien)

Wie stand Hermann von Helmholtz’ Kollege Emil du Bois-Reymond zu Wilhelm Wundt, und was zeigt ihr Briefwechsel über Helmholtz’ Haltung zu ihm?

- Briefe zwischen Helmholtz und du Bois-Reymond (1846–1894) zeigen, dass du Bois-Reymond wenig Vertrauen in Wundts experimentelle Fähigkeiten hatte

- er beschreibt Wundt als anständigen, ausdauernden, aber technisch ungeschickten Wissenschaftler, den er nicht als Assistenten eingestellt hätte

- Helmholtz selbst stand Wundt zunächst wohlwollend (gab ihm eine Chance), ca. um 1858

- später äußert er sich etwas ironisch über Wundts politische Aktivitäten (erst 10 Jahre später)

Wer war Hermann v. Helmholtz?

Geb. 31.8.1821 in Potsdam
WS 1838/39 beginn des Medizinstudiums in Berlin als Militärarzt
1842 Promotion mit einer Arbeit über die Entstehung der Nervenfasern
1842‐1848 Dienst als Militärarzt in Berlin an der Charité und in der Garnisonsstadt Potsdam
1847 Publikation über die Erhaltung der Kraft, dem heute als I. Hauptsatz der Thermodynamik bekannten Gesetz von der Erhaltung der Energie
1848 Professur an der Akademie der Künste in Berlin (wollte menschlichen Körper korrekt darstellen)
1849 Professur an der Universität Königsberg
1849 Vermessung der Nervenleitungsgeschwindigkeit am Froschschenkel
1850 Erfindung des Augenspiegels
1852 Vortrag der Dreifarbentheorie des Sehens

1855 Professur an der Universität Bonn. Beginn akustischer Arbeiten (Frau erkrankte an Tuberkolse, stirbt später daran)
1858 Professur an der Universität Heidelberg
1863 Publikation der Lehre von den Tonempfindungen, Ortstheorie über das Hören von Tönen
1870 Professur für Physik an der Universität Berlin (große Begabung für Physik)
1887 Erster Präsident der Physikalisch‐Technischen‐Reichsanstalt
1893 Amerikareise zu einem internationalen Kongress für Elektrotechnik. Schwerwiegende Kopfverletzung auf der Rückfahrt (Schädelhirntrauma, wegen Sturz auf Treppe)
1894 Tod aufgrund von Spätfolgen seiner Kopfverletzung

Was fand Hermann von Helmholtz bei der Messung der Nervenleitgeschwindigkeit heraus?

Versuchsanordnung:

- Helmholtz entwickelte um 1849 eine Messapparatur zur Bestimmung der Leitungsgeschwindigkeit von Nervenimpulsen

- Aufbau: Ein Froschschenkel mit Muskel und Nerv wurde unter eine Glasglocke gelegt

- Nerv wurde an verschiedenen Punkten elektrisch gereizt (Elektroden, Quecksilberkontakte)

- Myograph (= Messgerät zur Aufzeichnung von Muskelbewegungen bzw. Muskelzuckungen) zeichnete die Zuckung des Muskels auf, also wann und wie stark der Muskel reagierte

Prinzip:

- Helmholtz verglich die Zeitverzögerung zwischen der Reizung an verschiedenen Punkten des Nervs und der Muskelzuckung, konnte so berechnen, wie schnell sich der elektrische Impuls entlang des Nervs fortpflanzt

- Ergebnis: Nervenleitgeschwindigkeit beträgt etwa 25–30 Meter pro Sekunde → überraschend langsame Nervenleitgeschwindigkeit

Bedeutung für die Psychologie:

- Entdeckung zeigte erstmals, dass geistige und körperliche Prozesse messbar und naturwissenschaftlich erfassbar sind., legte damit den Grundstein für die spätere experimentelle Psychologie (z. B. Reaktionszeitforschung bei Wundt)

Welche Beiträge leistete Hermann von Helmholtz zur Sinnesphysiologie?

Augenspiegel (Ophthalmoskop, 1850):

- erlaubte erstmals die direkte Beobachtung des Augenhintergrunds

- Beleuchtung und Betrachtung des reflektierten Lichts mit dem eigenen Auge

- wichtiger Fortschritt für medizinische Diagnostik

Dreifarbentheorie (Farbenwahrnehmung):

- Annahme von drei Rezeptortypen (Rot, Grün, Blau) im Auge

- Grundlage der modernen Farbenlehre

Untersuchungen des Hörens:

- analysierte die Tonempfindungen und Schwingungen im Innenohr

-trug wesentlich zum Verständnis der auditiven Wahrnehmung bei

Lernen