Kriminaltaktik

BeweislehreSchlusslogikVerdachtVerdachtsanalyseTat-Täter-HypotheseVernehmungslehreWiedererkennungsverfahren

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Kartei Details

Karten 69
Sprache Deutsch
Kategorie Berufskunde
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 01.08.2025 / 02.08.2025
Weblink
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Welche Faktoren zur Glaubhaftigkeitsbeurteilung gibt es?

-Persönlichkeit

-Aussageanalyse

-Motiv

-Verhalten

Aufbau / Ablauf einer Vernehmung

  • Kontaktgespräch
  • Vernehmung zur Person (Personalien, Belehrungen)
  • Vorgespräch
  • Vernehmung zur Sache

Was sind die allgemeinen Grundsätze einer Vernehmung?

- Gute Vorbereitung

-  Kontakt herstellen

-  Interesse zeigen --> aktiv zuhören

- Geduld haben und zeigen

- Zweiteilung der Vernehmung: Freier Bericht vs. Verhörteil

Welche Fragetypen gibt es bei einer Vernehmung?

  • offene
  • geschlossen
  • suggestiv

Welche Vernehmungsmethoden gibt es?

  • Sondierungsmethode
    • Offene Fragen, Freie Schilderung es SV -> wenn SV nicht nicht ganz bekannt
  • Festlegemothode
    • Lügen zulassen, kein Eröffnen der Beweislage --> spätere Vorhalt und Dokumentation der Reaktion
  • Überzeugungsmethode
    • bei drohender Aussagenverweigerung, Ziel: Aussagemotivation erhöhen. Hinweis auf Strafmilderung, Moral
  • Überraschungsmethode
    • wenn Person lügt, überraschenden Vorhalt machen und Beweismittel präsentieren.
  • Zick-Zack-Methode (Kreuzverhör)
  • Kognitive Interview
    • Zur Verbesserung der Erinnerungsleistung. Erst freier Bericht, dann Perspektivenwechsel, andere Reihenfolge

Was sind kommunikative Verhaltensstile?

Routinetour

Verstandestour

Kumpeltour

Gefühlstour

Helfertour

Kalt-Warm-Tour

Welche Dokumentationsmöglichkeiten gibt es bei einer Vernehmung?

1. Schriftliche Protokoll --> Klassische Frage-Anwort-Vernehmung mit abschließender Unterschrift

2. Video-/Tonbandvernehmung

--> Diktat auf Tonband bzw. Bild-Ton-Aufzeichnung

--> sehr hoher Beweiswert, da unverfälscht und bei Video ist Mimik und Gestik erkennbar

Wie kann eine Aussage objektiviert und abgesichert werden?

  • Durch ausschließliches Täterwissen
  • Anwesende Zeugen (2. Beamter, Schreibkraft, Arzt,...)
  • ergänzende Aufzeichnung (Skizzen, Bild und Ton, handschriftliches Geständnis)
  • TO-Besichtigung-/Rekonstruktion
  • Sachbeweise
  • Richterliche Vernehmung

Was ist ein Alibi?

Eine Behauptung oder ein Beleg, dass eine Person zur Tatzeit nicht am Tatort, sondern an einem anderen Ort war

Was schließt ein Alibi aus?

Immer nur die eigenhändige, tatortgebundene Taterschäft. Nicht aber Beihilfe, Anstiftung oder Mittäterschaft

Welche Beudeutung hat ein Nicht vorhandenes bzw. Verweigern und ein nachweislich falsche Alibi?

Das Fehlen oder Verweigern eines Alibis ist allein kein Indiz für Täterschaft. Ein nachweislich falsche Alibi hingegen häufig schon.

Welche Umstände begründen den Verdacht bezüglich eines falschen Alibis?

- Befragte Person liefert sofort ein lückenloses Alibi ohne nach der relevanten Zeit gefragt worden zu sein

- Wenn das Alibi zunächst nicht erbracht wurde und im Anschluss perfekt detailliert nachgeliefert wird.

- Wenn der geschilderte Tagesanblauf nicht den sonstigen Lebensgewohnheiten entspricht

- wenn kein externer Bezug besteht (zu zweit alleine daheim)

Motive für ein falsches Alibi?

- Angehörigeneigenschaft >> Schutz

- Repression

- Mittäterschaft

- Freundschaft/Beziehung

- Geld

- Eigenes Verhalten in anderer Sache

Welche taktische Möglichkeit bestehen in Bezug auf die Vernehmung und Ermittlung angesichts eines behaupteten Alibis?

- Sofortige Trennung des TV und Alibizeugen

- Festlegevernehmung >> viele Details erfragen

- Die relevante Tatzeit nicht transparent machen

- Weg-/Zeitberechnung (am besten vor der Vernehmung) durchführen 

- Objektivierbare Aussage provozieren (z.B. Fahrkarten, Einkaufsbelege, Telefonate)

- Rekonstruktion der Alibi-Angaben vor Ort

- Chance ermöglichen, das Alibi zu einem späteren Zeitpunkt auszubessern

Was sind Punkte des Schemas zur Alibi-Überprüfung (bei vorliegender Alibiaussage)?

  1. Analyse der bisherigen Erkenntnisse
  2. Liste geeigneter Maßnahmen erstellen
  3. Festlegung der bestehen Reihenfolge und evtl. besondere Durchführungsweise der Maßnahmen
  4. Durchführung der Maßnahmen
  5. Analyse der neu gewonnenen Erkenntnisse & ggf. Erneuter Einstieg bei Punkt 1

Welche sonstigen Maßnahmen gibt es noch zur Alibiüberprüfung?

Detaillierte Vernehmung zu allen drei Tatphasen (Vortatphase, Haupttatphase, Nachtatphase)

- Sind die Übergänge plausibel?

- Sind Außenkontakte vorhanden?

- Entsprechen die Schilderungen den Lebensgewohnheiten?

- Situationsfragen

Welche forensische Bedeutung hat das Wiedererkennungsverfahren (WEV)?

- Einmaligkeit

- Hohe Sorgfalt geboten, da eine Wiederholung der HV nicht den Beweiswert steigert

- Das WEV ist ein vorweggenommener Teil der HV

- Im WEV gemachte Fehler sind irreversibel

Wie kann der Beweiswert eines WEV gestützt werden?

- Vorangegangene Vernehmung

- Hinweise an Zeugen

- anschließende Vernehmung

- Lückenlose Dokumentation

Was sind die allgemeinen Grundsätze eines WEV?

  • Trennung von TV, Vergleichspersonen und Zeugen -  Trennung von Wiedererkennungsmerkmalen
  • Betreeung des TV und Zeugen, Auffstellung, Zahl der Durchgänge

Was sind die wesentlichen Verfahren des WEV?

  • Einzellichtbildvorlage
  • Einzelgegenüberstellung
  • Wahllichtbildvorlage simultan oder sequentiell
  • Wahlgegenüberstellung
    • offen/gedeckt/verdeckt
    • simultan/sequentiell mit oder ohne Video
    • am Tatort

Wieviele Personen werden bei einer Wahllichtbildvorlage mindestens benötigt?

8

Hinweis: Wenn durch den Zeugen eine angebliche Erkennung des BS vor dem Vorzeigen aller 8 Lichtbilder erfolgt, mindert das den Beweiswert. Er wird hierdurch aber nicht wertlos

Was ist der Nachteil einer Einzellichtbildvorlage?

- Sie ist nahezu wertlos aufgrund der hohen Suggestivwirkung und die Treffewahrscheinlichkeit liegt bei nahezu 100%

Was ist bei der Einzelgegenüberstellung zu berücksichtigen?

Sie ist ähnlich wie die Einzellichtbildvorlage nahezu wertlos und hat eine noch höhere Suggestivwirkung

Wie läuft das sequentielle Verfahren ab?

- Immer nur eine Alternativperson

- Einzelne Entscheidung für jede Person

- Der Zeuge weiß nicht wie viele Vergleichspersonen gezeigt werden.

Wiedererkennen im Rahmen der Sofortfahndung

- Grundproblem: Handlungssicherheit und keine wirklichen Vergleichspersonen

- Beweiswert ist abhängig von der konkreten Gestaltung und Dokumentation.

-  Wichtig:

  • Trennung von Zeuge, TV, Wiedererkennungsmerkmalen
  • Wahlmöglichkeit durch situative Zuordnung
  • Umsetzung mit trichterförmiger Befragung

Sollte beim Wiedererkennen aus einer tatverdächtigen Gruppe die ganze Gruppe in einem Vorgang vorgestellt werden?

Nein, da für den Zeugen dann jede Person tatverdächtig ist

Was ist das Gesichtserkennungsverfahren (GES)?

Abgleich von Portrait-Aufnahmen von Personen mit Bundesbestand ED-behandelter Personen durch den GES-Auswerter.

Die Software errechnet Treffervorschläge, die durch den GES-Erstauswerter manuell visuell abgeglichen werden müssen. Im positiven Fall wird ein Ermittlungshinweis generiert.

Die gerichtsverwertbare Identifizierung erfolgt nur durch LKA

Die GES-Erstauswerter sind primär bei der ZIA angesiedelt.

Wie erfolgt der Lichbildbildvergleich?

Vergleich und Verifizierung von Aufnahmen von Personen anhand biometrischer Merkmale.

Untersuchungsantrag über die KI8 des PP an das LKA. Anschließend Gutachten durch LKA, Sachbearbeiter Fachgruppe 241 KTI

Welche WEV-Methode ist in der Hirarchie auf Platz 1 (also die beste)?

Sequenzierte direkte Wahlgegenüberstellung per Video