Kriminaltaktik

BeweislehreSchlusslogikVerdachtVerdachtsanalyseTat-Täter-HypotheseVernehmungslehreWiedererkennungsverfahren

BeweislehreSchlusslogikVerdachtVerdachtsanalyseTat-Täter-HypotheseVernehmungslehreWiedererkennungsverfahren


Kartei Details

Karten 69
Sprache Deutsch
Kategorie Berufskunde
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 01.08.2025 / 01.08.2025
Weblink
https://card2brain.ch/cards/20250801_kriminaltaktik
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Welche Beweisarten gibt es?

Sachverständigenbeweis

Augenscheinsbeweis

Urkundenbeweis

Einlassung des Angeklagten

 

S-A-U-Z-E

Was ist der Unterschied zwischen dem Wert und der Verwertbarkeit eines Beweismittels?

Wert = Qualität eines Beweises

Verwertbarkeit = rechtliche, strafprozessuale Verwertungsmöglichkeit eines Beweismittels

Unmittelbarer Beweis

Warnehmung eines gesetzlichen Tatbestandsmerkmals.

Der Richter nimmt das Tatbestansmerkmal in der Beweisaufnahme selbst war >> eher selten

Mittelbares Beweismittel

Indizienbeweis ( Schlussfolgerung erfolgt auf Basis tatbestandsferner Tatsachen)

Was ist ein Indiz?

Tatsache, die die Wahrscheinlichkeit für das Voliegen eines Tatbestandsmerkmals beeinflusst

Indizienreihe (Beweisring)

Indizien sind unabhängig voneinander 

Was bedeutet Deduktion?

Der Schluss vom Allgemeinen auf das Besondere

Was bedeutet Induktion?

Der Schluss vom Besonderen auf das Allgemeine

Wie entsteht ein Verdacht?

1. Wahrnehmung eines Ereignisses

2. Abgleich der wahrgenommenen Informationen mit 

 - polizeilicher-und allgemeiner Lebenserfahrung

 - kriminalistischen Erkenntnissen

 - kriminologischen Erkenntnissen

Wann liegt ein Anfangsverdacht gem. §152 (2) StPO vor und was ergibt sich daraus?

Wenn zureichende tatsächliche Anhaltspunkte für eine Straftat vorliegen.

gem. § 163 StPO Pflicht zur Strafverfolgung

Wann ist der dringende Tatverdacht gegeben?

Wenn nach dem vorläufigen Verfahrensstand auch hohe Wahrscheinlichkeit der Verurteilung besteht.

Hinreichende Tatverdacht

Wenn die Wahrscheinlichkeit der Verurteilung nach Abschluss der Ermittlungen besteht.

Wer ist Verdächtiger?

Wer als Täter oder Teilnehmer einer verfolgbaren Straftat in Betracht kommt

Beschuldigter

Beschuldigter ist, gegen den ein ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde.

Was sind Vorermittlungen?

Prüfung, ob überhaupt ein Anfangsverdacht vorliegt. Behördeninterne Prüfung.

Was sind Initiativermittlungen?

StA und Polizei gewinnen weitere Informationen, um Ansätze zu weiteren Ermittlungen zu erhalten.

Ziel ist die Gewinnung eines Anfangsverdachts

Nutzung personenbezogener Daten

Allgemein: §15 PolG BW

zur vorbeugenden Bekämpfung von Straftaten: §§75,76 PolG

  • Verfolgungsvorsorge: §75 (3) S.1 PolG >> 2 Jahre Speicherfrist
    • Untertstützung und Erleicherung zukünftiger strafprozessualer Ermittlungen (Restverdacht eine Straftat begangen zu haben langt aus)

 

  • Verhinderungsvorsorge: § 75 (3) S.3 PolG >> Mehr als 2 Jahre Speicherfrist
    • Verhütung zukünftiger Straftaten (Tatsächliche Anhaltspunkte für die zukünftige Begehung von Straftaten)

Verdeckte Ermittler (VE)

Polizeibeamte, die unter einer auf Dauer angelegten veränderten Identität ermitteln

Nicht offen ermittelnde Polizeibeamte (NoeP)

Polizeibeamte, die nicht als solche erkennbar gelegentlich im Einzelfall ihre Identität geheim halten.

Sie treten in der Hauptverhandlung (HV) offen auf.

Informant

Eine Person, die gegen Zusicherung der Vertraulichkeit bereit ist, der Strafverfolgungsbehörde ohne Auftrag erlangte Informationen weiterzugeben.

Vertrauensperson

Person, die ohne einer Strafverfolgungsbehörde anzugehören, bereit ist, mit der Ausführung von Aufträgen bei der Aufklärung von Straftaten zu unterstützen. Die Identität wird grundsätzlich geheim gehalten.

Unter welchen Voraussetzungen bzw. welchen Bedingungen wird eine Vertraulichkeitszusage gewährt?

  • Bei erheblicher Gefährdung od. Erwartung unzumutbarer Nachteile
  • kein Verdacht auf eine strafbare Beteiligung besteht
  • Schriftlich Belehrung über Gründe, die zum Entfallen der Vertraulichkeitszusage führen
  • tatsächliche Geeignetheit bzw. "Haltbarkeit" der Vertraulichkeitszusage

Zuständigkeit:

  • Anfangsverdacht: StA
  • G.i.V.: Polizei (aber nur mit unverzüglicher nachträglicher Benachrichtiung der StA)

Identität der VP nur im Einzelfall der StA mitteilen

StA ist über persönliche Verhältnisse und polizeilicher Erkenntnisse der VP zu unterrichten

Was ist eine Hypothese?

Aus den in der Fallanalyse getroffenen Feststellungen werden Hypothesen gebildet, wie sich die Tat zugetragen haben könnte (Tathypothese), wer Täter sein könnte und welcher Merkmale auf ihn zutreffen müssten (Täterhypothese). 

Annahme, Vermutung, Behauptung >> bedarf noch nicht eines Beweises

Was sind die Anforderungen an die Tat-Täter-Hypothese?

Innere Widerspruchsfreiheit (schlüssig, logisch, nachvollziehbar)

Äußere Widerspruchsfreiheit (kein Widerspruch zu Fakten aus dem SV)

Vollständigkeit (alle Tatphasen und Analysefelder berücksichtigen)

Welche Gefahren bestehen in Zusammenhang mit der Hypothese?

  • Fixieren und Beharren auf einer Hypothese
  • Widersprechende Informationen ignorieren
  • Passive Verteidigung einer Hypothese durch selektive Wahrnehmung
  • Falsche Täterhypothese kann zu polizeilichen Maßnahmen gegen die falsche Person führen

Was ist in Bezug auf den professionellen Umgang mit Hypothesen zu beachten?

  • Herausarbeiten mehrerer Hypothesen
  • Professionelle Distanz
  • Verifizieren (Bestätigen) und Falsifizieren (Widerlegen)  als ständiger Prozess
  • ständige reflektierende Schlüssigkeitsprüfung

Was ist der Unterschied zwischen einer Verdachtsanalyse und einer Tat-Täter-Hypothese?

Verdachtsanalyse: Vorläufige Bewertung, ob ein bestimmter TV aufgrund konkreter Anhaltspunkt in Betracht kommt.

Syllogistische Methode: keine rein hypothetische Überlegung, sondern logische Schlussfolgerung.

Basierend auf Feststellungen und  Wahrnehmungen

Ergebnis abgeschlossener Ermittlungen

 

Tat-Täter-Hypothese: umfassende Aufklärung des Tathergangs und der Täterschaft auf Basis aller Fakten.

Heuristische Methode: Bildung von Hypothesen. Verifizierung der Hypothese durch weitere Ermittlungen

Kein Ergebnis abgeschlossener Ermittlungen

Was ist bei der Formulierung von Tat-Täter-Hypothesen zu beachten?

Überschrift

Prosaform und Präsens -  Kein Konjunktiv!

Sachverhaltsbezug

Vollständigkeit der Analysefelder (7 W-Fragen)

Gliederung in Vortatphase, Haupttatphase, Nachtatphase

Wie lautet die Defintion einer Vernehmung?

Vernehmung ist ein unter rechtlichen und kriminalistischen Gesichtspunkten geführter Kommunikationsprozess über einen ermittlunsgrelevanten Sachverhalt.

Was sind die vier Elemente der Vernehmung

  • Gezielte Befragung
  • zu Zwecken der Strafverfolgung
  • durch eine Strafverfolgungsperson
  • kraft staatlicher Autorität

Welchen Zweck und welche Bedeutung hat eine Vernehmung?

1. Erlangung >> Anfangsverdacht, Fahndungshinweise, Ermittlungshinweise

2. Festelllung >> Täterschaft, subj, TBM, Schuldfähikeit, Täterpersönlichkeit

3. Zweiteilung der Vernehmung >> Freie Sachverhaltsschilderung (offener Bericht) und die Befragung

Welche forensischen Anforderung bestehen in Bezug auf eine Vernehmung?

  • Beachtung der Formvorschriften
  • Vollständigkeit der Aussage
  • Informationen zur Glaubhaftigkeit
  • Schriftlichkeit des Ermittlungsverfahrens
  • Beachtung von §136a StPO >> verbotene Vernehmungsmethoden

ABER: Freie Gestaltung des Ermittlungsverfahren (vgl. §§161,163 StPO)

Durch welche Maßnahmen kann die Vernehmungsqualität verbessert werden?

  • Festellen der Lese-und schreibfähigkeit des zu Vernehmenden
  • Sofortige Belehrung
  • Rechtzeitiger Wechsel vom Zeugen-zum Beschuldigtenstatus
  • Keine Verwendung von langen komplizierten Sätzen
  • Genaue Protokollierung von "Frage"-"Antwort"

Was sind Einflussfaktoren auf den Beweiswert einer Vernehmung?

  • Vernehmungssituation
  • Aussagefähigkeit
  • Erinnerungsvermögen
  • Beurteilungsvermögen
  • Wahrnehmungsfähigkeit-/möglichkeit
  • Glaubhaftigkeit
  • Beeinflussung durch Dritte
  • Prägung/Erfahrung

Weg vom wahrgenommenen Ereignis bis zum Abschluss der Vernehmung:

Objektives Ereignis

Wahrnehmung

Deutung

Behalten

Erinnerung

Wiedergabe

Kommunikation

Protokollierung

Der Weg zur Protokollierung: Wahrnehmung, Speicherung durch Umcodierung, Abrufen der Erinnerung, Wiedergab bei der Vernehmung

Welche Lygenstereotypen gibt es?

- Blick abwenden

- Nervosität

- inkohärente Sprache

- Körperbewegungen

- Mimik

Wie ist die Glaubhaftigkeit einer Person anhand von bestimmten Warnsignalen zu bewerten?

Stressreaktionen können vielen Ursachen haben und reichen allein nicht für eine sichere Lügenfeststellung!

Welche Analyseformen gibt es in Bezug auf die Einschätzung der Glaubhaftigkeit vor Gericht?

  • Kompetenzanalyse (Persönlichkeit der Aussageperson)
  • Motivationsanalyse (Mögliche Gründe für Falschaussage)
  • Aussagegenese (Entwicklung und Entstehung der Aussage)
  • Aussageinhalt - Konstanzananlyse (Vergleich mehrerer Aussagen über denselben Sachverhalt)
  • Aussageninhalt -  Aussageanalyse (Suche nach Glaubhaftigkeitsmerkmalen)
  • Merkmalsorientierte Aussageanalyse (Selbserlebte Ereignisse werden lebendiger, stimmiger erzählt)

Was besagt die sog. "Nullhypothese" des BGH?

Eine Aussage ist grundsätzlich als falsch anzusehen. Erst wenn genügen Glaubhaftigkeitsmerkmale vorliegen, kann eine Aussage als glaubhaft angesehen werden.

Nenne sie verschiedene Glaubhaftigkeitsmerkmale

  • Handlungskomplikationen
  • Überflüssige Details
  • Querverbindungen zu ähnlichen Vorgängen
  • Raum-zeitliche Einbettung
  • Wiedergabe von Gesprächen
  • Unverstandene Handlungen
  • Selbstbelastung oder Inschutznahme des Täters
  • Ungeordnete Erzählweise