Epsy VL begriffliches Denken
Fertig
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Kartei Details
Karten | 31 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 26.07.2025 / 27.07.2025 |
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Begriffliches denken
Fähigkeit zur Kategorisierung von Erfahrungen: grundlegende Fähigkeit denkender Lebewesen
Konzept
Mentale Repräsentation von Kategorien: Begriff oder Konzept
Zusammenfassung von Objekten und Ereignissen zu Klassen aufgrund gemeinsamer Merkmale und Beziehungen
Funktionen von Konzepten
- Organisation der Welt
- Interpretation neuer Situationen mit Hilfe von Erfahrungen
- Ist dieses Lebewesen gefährlich für mich?
- Ist es ratsam, diese Beere zu essen?
Repräsentation definierender merkmale
- Konzeptzugehörigkeit über notwendige und hinreichende (definierende) Merkmale festgelegt
- Klassische Lehrmeinung (z.B. Piaget)
- Kinder sind zunächst nicht dazu in der Lage, Konzepte/Begriffe mit ihren definierenden Merkmalen zu repräsentieren
Repräsentation definierender Merkmale: Prä-operational vs. konkret-operationales Stadium
Präoperationales Stadium (ca. 2-7 Jahre)
- Thematische Organisation von Konzepten
- assoziativ
- =>Katze sitzt gerne auf dem Sofa
Konkret-operationales Stadium (ca. 7-11 Jahre)
- Taxonomische Organisation von Konzepten
- in hierarchisch organisierte Kategorien
- => Katzen und Kühe sind Tiere
Taxonomie
einheitliches Verfahren oder Modell (Klassifikationsschema), mit dem Objekte nach bestimmten Kriterien klassifiziert, das heißt in Kategorien oder Klassen (auch Taxa genannt) eingeordnet werden.
Naturwissenschaftliche Disziplinen verwenden den Begriff der Taxonomie für eine in der Regel hierarchische Klassifikation (Klassen, Unterklassen usw.)
Versuche bei Kindern zu Repräsentation definierenden Merkmalen
Smiley & Brown ,„Was passt besser zur Biene, der Honig oder der Schmetterling?“
Ergebnis
- 4- 6-Jährige: thematische Zuordnung
- 10-Jährige: taxonomische Zuordnung
- hängt hietr probs von der Definition ab??????
Bauer & Mandler, 1998
Unterscheiden sich die Konzepte jüngerer Kinder wirklich fundamental von älteren Kindern und Erwachsenen?
- Ergebnis: Kinder im Alter von 19 Monaten: 85% taxonomische Zuordnung
Probabilistische Repräsentationen
Nicht nur definierende Merkmale, sondern auch Eigenschaften, die mit (nicht perfekter) Wahrscheinlichkeit zum Konzept passen
Wittgenstein (1953): gleicher Begriff/Konzept bedeutet nicht gleiche Merkmale
- Z.B. Begriff „Spiel“ (Brettspiele, Kartenspiele, Ballspiele, Kampfspiele,…)
- Kein definierendes Merkmal, das alle Spiele gemeinsam haben
=>Familienähnlichkeit
=>Überschneidungen Schnittmengen, interne Struktur
=>Wahrscheinlichkeit als Mitglied der Familie z.B. rote Haare zu haben, aber keine Sicherheit
Rosch& Mervis Versuch zu Probabilistische Repräsentationen
Wie können Kinder entscheiden, ob bestimmte Objekte Beispiele für eine bestimmtes Konzept sind und nicht für ein anderes?
Rosch & Mervis: Nutzen der Hinweisgültigkeit (cue validity)
- Je typischer ein Merkmal für eine Kategorie, desto höher ist dessen Hinweisgültigkeit
- „kann fliegen“ trifft auf die meisten – aber nicht alle – Vögel zu und bei den meisten anderen Tieren nicht
=> Schlüsselmerkmal (hohe Hinweisgültigkeit)
Basisebenen nach Rosch
=> Sollten vor über- und untergeordneten Kategorien gelernt werden
Basisebenen Kategorien: Höchste Hinweisgültigkeit (teilen höchste Anzahl an Merkmalen mit anderen Exemplaren der gleichen Kategorie / niedrigste mit Exemplaren entgegengesetzter Klassen)
sollten vor über- und untergeordneten Kategorien erlernt werden
Versuch Mandler & Bauer, 1988 zu Probabilistischen Repräsentationen
Kinder im Alter von 12,15 und 20 Monaten
Zwei Gruppen von Spielzeugobjekten
- Basal: Hund und Auto
- Übergeordnet: Tier und Fahrzeug
Methode: sequentielles Berühren
- Säuglinge/Kleinkinder fassen Dinge, die sie interessant finden gerne an
- Annahme: Dinge, die der gleichen Kategorie angehören, werden häufiger nacheinander berührt als dem Zufall entsprechend zu erwarten wäre
Ergebnis
- 12 und 15 Monate: Gruppierung nur auf basaler Ebene
- Erst mit 20 Monaten: Gruppierung auch auf übergeordneter Ebene
Kritik an der Studie:
- Mitglieder einer Kategorie auf basaler Ebene sind sich auch oberflächlich-visuell ähnlicher und werden nur deshalb eher sequentiell berührt
Wie wichtig ist perzeptuelle Ähnlichkeit? Versuch von Pauen 2001
Systematische Variation der Ähnlichkeit zwischen Objekten aus zwei Kategorien (Tiere und Möbelstücke)
- 1. Artifizielle Tiere und Möbelstücke: höhere perzeptuelle Ähnlichkeit zwischen den Kategorien als innerhalb (z.B Stuhl mit zebramuster)
- 2. Naturalistische Tiere und Möbelstücke: höhere perzeptuelle Ähnlichkeit innerhalb der Kategorien als zwischen den Kategorien
Methode: Object-Examination-Task
- Familiarization: Kinder erkunden nacheinander Objekte, die alle der gleichen Kategorie angehören (z.B. Tiere), bis sie diese gut kennen
- Bisher unbekanntes Tier (gleiche Kategorie wie während Familiarization)
- Objekt, das einer anderen Kategorie angehört (z.B. Möbelstück)
- Indiz für Unterscheidung zwischen den Kategorien: Längere Exploration des Möbelstücks
Stichprobe: Kinder (10 Monate)
Mögliche Ergebnisse des Object-Examination-Task mit zwei Bedingungen (naturalistische vs. artifizielle Objekte):
1. Kategorisierung beruht auf perzeptueller Ähnlichkeit: Kategorisierung bei artifiziellen Objekten schwieriger als bei naturalistischen
2. Kategorisierung basiert auf vorhandenem Wissen über Kategorien/Konzepte: Kategorisierung gleich gut in beiden Bedingungen
=> In beiden Bedingungen (naturalistisch und artifiziell) haben die Kinder sehr viel Zeit mit dem Explorieren des Objekts der neuen Kategorie verbracht
Werden übergeordnete Kategorien früher erlernt als basale?
Experimente mit 3-4 Monate alten Säuglingen
Evidenz für Basis-Level: Habituation an Pferde, Dishabituation bei Giraffe im Vergleich zu einem anderen Pferd (Eimas & Quinn, 1994)
Evidenz für übergeordnete Kategorien : Habituierung an Säugetiere, Dishabituation bei Fischen, Vögeln oder Möbeln (nicht bei anderen Säugetieren) (Behl & Chada, 1998)
=>Annahme Mandler: Zuerst werden globale Klassen differenziert (also Erlernen der übergeordneten Kategorie vor der basalen), nach und nach werden feinere Unterschiede gemacht (vgl. Übergeneralisierung beim Spracherwerb)
Kindliche Basiskategorien (Mervis, 1987)
Basieren mehr (als bei Erwachsenen ) auf perzeptuellen Übereinstimmungen
weniger Wissen über Funktionen von Objekten und Merkmalen
Perzeptuelle und strukturelle Ähnlichkeiten korrelieren
- Perzeptuelle Ähnlichkeit von Hunden und Pferden ist Ausdruck zugrundeliegender struktureller/funktionaler Ähnlichkeit (biologisch verwandt)
Von kindlichen Basiskategorien zu Standard-basiskategorien
Lernen funktional wichtiger Attribute
Entscheidend für konzeptuelles Verstehen: Registrieren von Korrelationen von Merkmalen:
Unterscheidung Vögel und Hunde, weil Federn und Flügel gemeinsam auftreten, aber nicht Fell und Flügel
Experiment Younger, 1993 zu Probabilistische Repräsentationen
Können Kinder (10 Monate) minimal abweichende Exemplare als Mitglieder derselben Kategorie begreifen?
Stimuli (Tiere), bei denen systematisch Beinlänge, Halslänge, Schwanzbreite und Ohrenabstand variiert wurde
1. Phase: Darbietung von Tieren mit korrelierten Merkmalen
- Z.B. Rot: Tiere mit kürzeren Beinen hatten eher längere Hälse und umgekehrt,
2. Phase: Darbietung von weiteren Tieren
- Entsprechen den Erwartungen (korreliert) B: hellblau
- Widersprechen den Erwartungen (unkorreliert) C: dunkelblau
- Tiere mit anderen Merkmalen D: grün
Testphase E, gelb: prototypisches Tier, überall Durchschnitt
Ergebnisse:
Kinder, die nur Tiere mit korrelierten Merkmalen gesehen hatten (B), betrachteten Prototyp (Durchschnittsexemplar) länger als Kinder, die auch schon Tiere mit nicht-korrelierten Merkmalen (C) oder anderen Merkmalen (D) gesehen hatten
Prototypen
generalisierte Repräsentation unterschiedlicher Objekte
- entstehen durch die Integration merkmalsbasierter Beschreibungen aller Kategorienmitglieder
- Häufiger vorkommende Merkmale und Merkmalskombinationen beeinflussen die Repräsentation des Prototyps stärker.
=> typischere Objekte werden schneller kategorisiert als untypischere
- Prototypen weisen die höchste Hinweisgültigkeit auf.
Bomba & Siqueland 1983 zu Probabilistischen Repräsentationen
Schon Säuglinge (drei Monate) scheinen Prototypen zu bilden
Testphase: Prototyp der Testreihe aus der Habituierungsphase vs. anderes Muster
=> Dishabituation bei neuem Muster
Probabilistische Repräsentationen Fazit
Bereits im 1. LJ
- Prototypen und basale Kategorien registrieren
- Hinweisgültigkeit und Korrelationen zwischen Merkmalen
im Laufe der Entwicklung
- zunehmend über- und untergeordnete Kategorien
- verstehen komplexere korrelative Zusammenhänge
Schwäche: Wie bestimmen Kinder, welche Merkmale von noch unbekannten Objekten und Ereignissen sie enkodieren sollen und welche sie ignorieren sollen?
- Notwendig, um Hinweisgültigkeit zu registrieren
Theoriebasierte Repräsentationen
Zentral: kausale Verbindungen zwischen Merkmalen
Die meisten Begriffe sind Theorien, weil sie Erklärungen über Beziehungen zwischen ihren Komponenten und zu anderen Konzepten beinhalten
Theorien sind auf komplexe Weise mit dem (assoziativen) Wissen von Personen verknüpft, d.h. sie existieren nicht isoliert davon
Kausalbeziehungen innerhalb der Theorien sind nützlicher als andere Arten von Beziehungen
Hierarchische Relationen sind besonders informativ
Theoriebasierte Repräsentationen: Ontogenese
- Ontogentisch früh vorhanden: Kerntheorien oder „Begriffgerüste“ (Wellman & Gelman, 1992, 1997)
- Naive Physik
- Naive Biologie
- Naive Psychologie (vgl. ToM)
- Entwickeln sich gleichzeitig
- Beeinflussen die Aneignung weiterer Konzepte
- Oft werden Begriffe (Konzepte) in mehreren Begriffsgerüsten repräsentiert
- Herstellung von Zusammenhängen zwischen Wissensbereichen (Mapping)
Unterschied zwischen den Theorien?
Typ der kausalen repräsentationen
"Warum bewegt sich X?"
- Welche Theorie herangezogen wird (Physik, Biologie oder Psychologie) hängt davon ab, was X ist)
Erwerb physikalisches Wissen: Piaget vs. Spelke
Piaget:
- vgl. kopernikanische Wende: der Erwerb physikalischen Wissens ist einem radikalen konzeptuellen Wandel unterworfen
Spelke:
- Entwicklung physikalischen Wissens: Bereicherung statt konzeptueller Wandel
Bestandteile Erwerb physikalisches Wissen
Kontinuität
- Objekte existieren kontinuierlich und bewegen sich auf verbundenen Pfaden
Solidität
- Objekte nehmen einzig und allein Raum ein, so, dass keine Teile von zwei verschiedenen Objekten in Raum und Zeit zusammenfallen.
Gravitation
- Objekte bewegen sich ohne Unterstützung/Halt abwärts
Trägheit
- Objekte ändern ihre Bewegung nicht abrupt, sofern kein Hindernis vorhanden ist
Ergebnis Spelke
Kontinuität und Solidität:
- bereits 3-4 Monate alte Säuglinge
Gravitation und Trägkeit
- später
Trägheit
- 8-10 Monate
Annahme Spelke:
- Kontinuität und Soliditätr gehören zum Kernbereich unseres physikalischen Wissens
- der Kernbereich ist in eine Theorie über physikalische Sachverhalte enthalten
Theoriebasierte repräsentationen vs. Theorie-Theorie
Entspricht den Annahmen der Theorie-Theorie/Theorie intuitiver Theorien (Kernwissenshypothese)
- System aufeinander bezogener Konzepte, die Erklärungen und Vorhersagen in einer bestimmten Domäne erzeugen
- Erfahrung innerhalb der Umwelt als Datenbasis für Evaluation und evtl. Revision einer Theorie (Lernen durch Erfahrung verändert Theorien)
Bereicherung statt konzeptueller Wandel (z.B. Spelke) vs. Radikaler konzeptueller Wandel (z.B. Piaget; Carey
Generelles Fazit ganze VL
- Konzepte enthalten mehr als nur definierende Merkmale
- Zentral: Zusammenhänge zwischen Merkmalen, interne Strukturen
- Unterstützt durch Kernwissen (Annahmen über die Welt und Gründen für gemeinsames Auftreten von Merkmalen (Kausalität)