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Cartes-fiches 9
Langue Deutsch
Catégorie Affaires sociales
Niveau Université
Crée / Actualisé 28.06.2025 / 28.06.2025
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Was versteht man unter der „epistemischen Funktion“ von Kategorisierung?

Die epistemische Funktion der Kategorisierung besteht darin, Sinn in die soziale Welt zu bringen, indem Informationen strukturiert und organisiert werden. Kategorien helfen dabei, vielfältige soziale Informationen zu vereinfachen, Vorhersagen über das Verhalten anderer zu ermöglichen und Unsicherheit zu reduzieren.

Welchen entscheidenden Unterschied gibt es zwischen sozialen und nicht-sozialen Kategorien? Inwieweit erfüllt soziale Kategorisierung damit mehr als nur eine epistemische Funktion?

Soziale Kategorien unterscheiden sich von nicht-sozialen dadurch, dass sie nicht nur der Wissensorganisation dienen, sondern auch normative, affektive und soziale Implikationen mit sich bringen. Sie beeinflussen soziale Identität, Gruppenzugehörigkeit und zwischenmenschliche Beziehungen. Soziale Kategorisierung erfüllt damit auch eine soziale Funktion, indem sie z. B. Zugehörigkeit und Status mitbestimmt.

Welche Faktoren tragen zur Entstehung ungenauer Stereotype bei?

Ungenaue Stereotype entstehen u. a. durch kognitive Verzerrungen wie illusorische Korrelationen, durch selektive Aufmerksamkeit, durch subtyping, durch kulturell übermittelte Informationen sowie durch motivationale Faktoren, z. B. das Bedürfnis nach positiver Selbstsicht oder Ingroup-Favorisierung.

Worin unterscheiden sich exemplar- vs. prototypenbasierte Theorien über die Repräsentation von Kategorien?

Prototypenbasierte Theorien gehen davon aus, dass Kategorien durch ein durchschnittliches, typisches Mitglied („Prototyp“) repräsentiert werden. Exemplar basierte Theorien hingegen gehen davon aus, dass viele einzelne Beispiele („Exemplare“) im Gedächtnis gespeichert werden, und neue Stimuli durch Vergleich mit diesen entschieden werden. Der Unterschied liegt in der Repräsentation: generalisiertes vs. fallbasiertes Wissen.

Gruppenattribute können „kausalen Status“ haben. Was sind Beispiele für derartige Attribute? Was hat das Konzept des „psychologischen Essentialismus“ damit zu tun?

Attribute mit kausalem Status sind z. B. Geschlecht oder ethnische Zugehörigkeit, denen Menschen eine grundlegende Ursache für andere Eigenschaften oder Verhaltensweisen zuschreiben. Psychologischer Essentialismus bedeutet, dass Gruppen als durch ein „inneres Wesen“ definiert wahrgenommen werden, das stabile, unveränderliche Merkmale verursacht – was zur Verstärkung stereotyper Vorstellungen führt.

Manchmal können konkurrierende Gruppen als Subgruppen einer gemeinsamen großen Gruppe verstanden werden. Warum bietet dieser Ansatz Chancen, aber auch Gefahren für die Intergruppenbeziehungen?

Die Wahrnehmung einer übergeordneten gemeinsamen Identität kann den Intergruppenkonflikt reduzieren, indem sie ein „Wir“-Gefühl schafft. Gefahr besteht jedoch, wenn eine Gruppe ihre Identität in der neuen Superordinate Group als bedroht oder unterrepräsentiert wahrnimmt, was zu neuem Konflikt oder Dominanzansprüchen führen kann.

Warum sind Stereotype fast zwangsweise stabil und zeitlich überdauernd? Was legt jedoch nahe, dass Stereotype einen gewissen Grad an Flexibilität haben?

Stereotype sind stabil, weil sie kognitiv effizient, sozial normativ gestützt und selbstbestätigend sind (z. B. durch selektive Wahrnehmung). Dennoch zeigen Forschungsergebnisse, dass Stereotype kontextabhängig angepasst werden können, etwa durch neue Informationen, persönliche Erfahrungen oder Motivationen (z. B. der Wunsch, Vorurteile zu vermeiden).

Welche sozialen Kategorien werden am schnellsten und häufigsten verwendet? Warum?

Am häufigsten und schnellsten werden Alter, Geschlecht und Ethnie verwendet. Diese Kategorien sind visuell leicht zugänglich, kulturell stark betont und evolutionär bedeutsam für soziale Interaktionen – etwa zur Einschätzung von Gefahr, Kooperation oder Fortpflanzungspotenzial.

Welche beiden Primärdimensionen prägen laut Fiske et al. vorrangig den Inhalt von Stereotypen? Inwiefern sind viele Stereotype „ambivalent“?

Die zwei Primärdimensionen sind Wärme (z. B. Freundlichkeit, Vertrauenswürdigkeit) und Kompetenz (z. B. Fähigkeit, Intelligenz). Viele Stereotype sind ambivalent, weil Gruppen entweder als warm, aber inkompetent (z. B. Senioren), oder kompetent, aber kalt (z. B. reiche Geschäftsleute) wahrgenommen werden. Diese Ambivalenz kann zu gemischten emotionalen Reaktionen führen.