Sozialpsychologie 1
Universität Würzburg
Universität Würzburg
Kartei Details
Karten | 200 |
---|---|
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 17.06.2025 / 04.07.2025 |
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Metaanalyse Rudolph et al. (2004):
• 64 Studien, mehr als 12.000 Vpn
• Starke Hinweise auf Gültigkeit des pro/antisozial
Modells
„Hostile attibution bias“ bei gewalttätigen Personen
(Dodge, 1993):
• Fremdattribution: Negative Ereignisse werden
internal, kontrollierbar und intentional attribuiert
• Attributionstraining teils wirksam (Hudley et al.,
1998)
Attribution, Sympathie & Ärger
Selbstwertdienliche Attribution: Verzerrung der Attribution, so
dass...
• Selbstwert gesteigert oder
• Selbstwert geschützt wird
Stabilittät: stabil, variabel
Lakation: internal, Fähigkeit , Anstrengung --> Erfolg
external, Aufgabenschwierigkeit, Zufall --> Misserfolg
Attribution und Motivation
Metaanalyse Malle (2006)
• 173 Studien
• Drei Effektstärken berechnet:
Unterschied Akteur/Beobachter in
- Differenz i-E (sollte mehr bei
B sein)
- i (sollte mehr bei B sein)
- E (sollte mehr bei A sein)
• Analyse verschiedener
Randbedingungen
Metaanalyse Malle (2006) - Bedingungen
-nur bei Differenzmaß
-äußerst klein
-nur, wenn auch außergewöhnliche Studien eingeschlossen werden
Akteur-Beobachter Differenz
0,20 = klein
0,50 = mittel
0,80 = groß
Cohens d
Statistisch bedeutsame Randbedingungen: Effekt nur
zuverlässig wenn....
- Das Ereignis negativ war (umgekehrt für positive
Ereignisse!)
- Die Ereignisse hypothetisch waren
- Der Akteur ungewöhnlich handelt
Metaanalyse Malle (2006) - Ergebnis
- Hängt stark von Randbedingungen ab
- Könnte von Selbstwertmotivation getrieben sein
- Evtl. nur dann, wenn keine starke Alternativerklärung vorliegt
Akteur-Beobachter Differenz - Ergänzung
• Generelle Hypothese: Saliente Ursachen werden stärker
gewichtet (Trope & Gaunt, 2000)
• Akteur-Beobachter Verzerrung (ABV) Jones & Nisbett,
1972):
- Verhalten anderer Personen: starke Gewichtung von
Dispositionen
- Eigenes Verhalten: stärkere Gewichtung situationaler
Faktoren
• Vermutete Ursachen für ABV:
- Größeres Selbst- als Fremdwissen (Jones & Nisbett,
1972)
- „Unsichtbarkeit“ der Situationswahrnehmung des
Handelnden (Gilbert & Malone, 1995)
- Größere Salienz der Person im Falle von Beobachtern
(z.B. Taylor & Fiske, 1975)
Attribution: Salienz
Wovon hängt es ab, auf welche Weise attribuiert wird?
1. 2. Von der Salienz möglicher Ursachen
Von allgemeiner und spezifischer Motivation des
Urteilenden
Salienz und Motivation
• Kovariationsmodell (Kelley, 1967):
- Menschen ziehen kausale Schlüsse aus Konsensus,
Konsistenz und Distinktheit
- Bei (teils) fehlender Information wenden sie
Kausalschemata an
- Siehe Sutton & Douglas (2020, S. 104 - S. 107)
Aufwendige Attribution: Themen und Theorien
„Aus dem Vorhandensein eines
kausalen Faktors, der auf einen
beobachteten Effekt hinwirkt, ergibt
sich, dass andere potenzielle
Faktoren weniger Einfluss ausü̈ben.
Gegenteil des Aufwertungsprinzips“
(Parkinson, 2007, S. 82)
Abwertungsprinzip
„Die Annahme, dass Kausalfak-
toren stärker sein müssen, wenn ein
hemmender Einfluss auf einen
beobachteten Effekt vorhanden ist.
Gegenteil des Abwertungsprinzips. “
(Parkinson, 2007, S. 82)
Aufwertungsprinzip
Allgemeine Attributionstheorie (Gilbert, 1989): Je nach Motivation (und
Kapazität) findet unterschiedlich aufwendige Attribution statt
Stufe 1: Internale Attribution
"Er hältn es wohl nicht für nötig, mich zu grüßen. Er ist eingebildet." <-- (automatisch) Beobachtung eines Verhaltens Situation: Ein Bekannter grüßt auf der Straße nicht. = Korrespondierende Schlussfolgerung
--> mögliche Ursachen außerhalb der Person werden einbezogen <-- =Zeit, Energie, Motivation?
2.Stufe Korrigierte Attribution
"Die Situation war ablenkend: Die Sonne hat ihn geblendet, die Straßenbahn fuhr vorbei und er musste ausweichen, er war in Gedanken..." = Aufwendiges attributionales Denken
Attribution: Zwei - Prozess Theorien
Todorov & Uleman (2003)
• Fragestellung: Erfordern dispositionale Inferenzen
kognitive Kapazität?
• Vpn sehen Verhaltensbeschreibungen und
Eigenschaften zus. mit Gesichtern
• AV: Gedächtnistest für Eigenschaften
• Tatsächlich gezeigte
• Durch Verhalten implizierte
• Kontrolleigenschaften
• UV: Verarbeitungsbedingung
• Gedächtnis
• Nomen zählen („shallow“)
• Mit Zweitaufgabe
Spontaneous Trait Inferences
• Schluss auf Eigenschaften auch bei
Ablenkung
• Dispositionsinferenzen erfolgen bei geringer
Kapazität
Todorov & Uleman (2003) - Ergebnis
• Zielen: Weniger KV wenn Personen situationale
Einflüsse beurteilen sollen (Krull, 1993)
• Diagnostizität des Verhaltens (Reeder et al., 2002):
Normabweichendes Verhalten führt zu stärkerer KV
• Alter: KV nimmt mit Alter zu (Miller, 1984)
• Kultur: KV stärker in individualistischen
(independenten) als in kollektivistischen
(interdependenten) Kulturen (Miller, 1984)
Korrespondenzverzerrung
„People’s tendency to
overattribute causes to a
person and infer that if a
person behaves in a
particular way, it must be
because of some underlying
trait.“ (Sutton & Douglas,
2020, S. 107)
„The term correspondence
bias is used to describe
people’s tendency to infer
stable personality
characteristics from
observed behavior even
when this behavior could
also be due to situational
factors “ (Gawronski, 2007)
Korrespondenzverzerrung - Definitionen
• Soziale Rollen werden zu Persönlichkeitsdiagnosen
(z.B. Sekretärin à unselbständig)
• Veränderungsmöglichkeiten werden übersehen (z.B.
aggressogene Umgebungen)
• Stabilität von Verhalten wird überschätzt
Korrespondenzverzerrungen - Potentielle negative Folgen
Experiment Jones & Harris (1967)
• Vpn lesen Essay, das ein anderer Student über Fidel Castro
geschrieben hat
• UV 1: Essay ist pro oder contra Castro
• UV 2: Student hatte freie Wahl oder nicht
• Beobachtung: Auch ohne Wahlfreiheit
Rückschluss auf Disposition!
• Interpretation: Starke Tendenz zu
Dispositionsschlussfolgerungen
Korrespondezverzerrung - Experiment
Gawronski, 2003; Gilbert & Malone, 1995:
• Situationales Denken ist kognitiv aufwendig (tritt weniger
bei bei geringer Motivation oder Kapazität auf)
• Dispositionale Schlussfolgerungen sind wenig aufwendig
(tritt auch bei geringer Motvation oder Kapazität auf)
• Handelnde Person ist im Fokus der Aufmerksamkeit,
Situationale Faktoren bisweilen wenig sichtbar
Korrespondenzverzerrung - Wichtige, vermutete Ursachen
• Fragestellung: Erfordert situationale Korrektur kognitive
Kapazität?
• Vpn sehen Film, der nervöse Frau zeigt (ohne Ton)
• UV1: Untertitel liefern situationale Erklärung (spricht z.B.
über „peinlichster Moment“) oder nicht (spricht z.B. über
„schönste Ferien“)
• UV2: Ablenkung vorhanden vs. abwesend
• AV: Ausmaß, in dem der Frau eine ängstliche Persönlichkeit
(“trait anxiety“) zugeschrieben wird
• Die Vpn berücksichtigen das vorgebliche
Gesprächsthema in diesem Experiment nur dann wenn
sie nicht abgelenkt sind
• Schlussfolgerung: Situationale Korrektur erfordert
kognitive Ressourcen
Korrespondenzverzerrung - Gilbert et al. (1988)
„Two or more people who
share some common
characteristic that is
socially meaningful for
themselves or for others.“
Soziale Kategorie/ Gruppe
„any positive or
negative
evaluation of a
social group
and its
members“
Vorurteil
„any positive or negative
behavior directed
towards a social group
and its members“
Diskriminierung
• Valenzneutrale (z.B. Smith & Mackie, 2009; 2014) vs.
a group and its
and its individual
valente Definitionen, z.B. Sutton & Douglas (2020), S. 456:
-Valente Definitionen schränken den Untersuchungsbereich ein
-dafür sollten gute Gründe vorliegen
-valenzneutrale Definitionen sind die "vorsichtigere" Vorgehensweise
Problemfeld Valenz
Negativ
Rassismus: PoC à wenig
Intelligent
Sexismus: Frauen à
unselbständig
„Ageism“: Alte à vergesslich
„Classism“: Armeà faul
Positiv
Rassismus: PoC à
musikalisch
Sexismus: Frauen à
sprachbegabt
„Ageism“: Alte à zuverlässig
„Classism“: Arme à
warmherzig
• Positive Stereotype sind nicht „harmlos“
• Oft Kehrseite negativer Diskriminierung
Problemfeld: negativ/ positiv
• Inhalt: Reinheit, Moralität, Zerbrechlichkeit, Schutzbedürftigkeit
(Glick & Fiske, 1996)
• Messung: Ambivalent Sexism Inventory (Glick & Fiske, 1996)
o „In a disaster, women ought not necessarily to be rescued
before men.“
o „Women should be cherished and protected by men.“
o „Women, as compared to men, tend to have a more refined
sense of culture and good taste.“
• Korrelate (Auswahl):
• Mehr Geschlechterungleichheit (Glick et al., 2000)
• Mehr Akzeptanz von Geschlechterungleichheit (Jost & Kay,
2005)
• Mehr feindseliger Sexismus (Glick & Fiske, 1996)
• Mehr Schuldzuweisung an Vergewaltigungsopfer (Abrams, Viki,
Masser, & Bohner, 2003)
Benevolenter Sexismus: Spezifisches, positives Stereoty ggü. Frauen
• Stereotype und Vorurteile werden oft als Verzerrung
betrachtet
• Empirisch zeigt sich aber eine sehr große Varianz in der
Genauigkeit
o McCauley & Stitt (1978): „African Americans“ in den USA
o Rogers & Wood (2010): Stereotype über Region und
Persönlichkeit in den USA.
o Swim (1994): Metaanalyse zu Geschlechtsstereotypen
über Verhalten
o Ashton & Esses (1999): Analyse von Stereotypen über
Einwanderer in Kanada
Problemfeld Genauigkeit
Fazit: Studien zeigen alle Ausprägungen von Genauigkeit
Wichtig:
• Anwendung auf einzelne Person
IMMER problematisch!
• Stereotype können akkurat sein,
weil sie bisweilen selbst die
tatsächlichen Gruppenunterschiede
erzeugen (self-fulfilling prophecy)
à Hohe Genauigkeit ist kein Grund für
sorglosen Umgang mit Stereotypen
Problemfeld Genauigkeit: Fazit
• Stereotype sind „ganz normale“ Schemata
• Dienen als Urteilsheuristiken, insbesondere bei geringer
Motivation und Fähigkeit
• Schemata stammen aus persönlicher oder simulierter
Erfahrung oder aus Kommunikation
• Ungenauigkeit resultiert aus verzerrter Erfahrung,
verzerrter Kommunikation oder verzerrter
Informationsintegration
Social Cognition Perspektive
Tatsächliche Erfahrung
• Wiederholt
• Saliente Einzelfälle
Simulierte Erfahrung:
• Film / Schauspiel / Spiel
• Erzählungen / Mythen
Gedächtnisassoziation:
Gruppe - Eigenschaften
Soziales Lernen (Eltern, Peers):
• Meinungsäußerungen
• Verhaltensweisen
Variable
Validität
Kognitive Quellen
Gründe für Ungenauigkeit:
• Illusorische Korrelation: „An exaggerated perception of a
correlation between two variables. In intergroup relations,
the perception that a behaviour is more frequently displayed
by a minority than a majority group, when the behaviour is
displayed equally by both groups, in proportional terms.“
(Sutton & Douglas, 2020; S. 454)
• Extreme / seltene Kategoriemitglieder haben
überproportionalen Einfluss auf Stereotyp (z.B. Rothbart et
al., 1978; Risen et al., 2007)
• Aus zugewiesenen Rollen werden
Persönlichkeitseigenschaften (Hoffman & Hurst, 1990)
• Selbsterfüllende Prophezeiungen
Tatsächliche Erfahrung
• Vpn lesen
Verhaltensbeschreibungen
von zwei Gruppen
• UV: Absolute Häufigkeit
positiver und negativer
Verhaltensweisen
• à Verhältnis konstant
• AV: Einschätzung der
Gruppen
Illusorische Korrelation: Hamilton und Gifford (1976)
• Ergebnis: Negativere Urteile bei
Gruppe mit weniger
Verhaltensweisen!
• Interpretation: Wahrnehmung
einer Korrelation zwischen
Gruppe und Valenz, obwohl
keine solche vorliegt =
Illusorische Korrelation
• Bedeutung: Kann zur
Entstehung falscher Stereotype
insbesondere ggü. Minderheiten
beitragen
Illusorische Korrelation: Hamilton und Gifford (1976) - Ergebnis
• Salienz seltener oder wichtiger Ereignisse (Hamilton &
Gifford, 1976) à kleine Gruppe + seltene Eigenschaft
werden verknüpft
• Verfügbarkeit der häufigsten Ereignisse –Rothbart, 1981) à
große Gruppe und häufige Eigenschaft werden verknüpft
• Es werden eher Differenzen als Verhältnisse erinnert (Smith,
1991) à Differenz pos/neg bei großer Gruppe größer
• Häufigkeitserinnerungen unterliegen Regression zur Mitte,
dies um so stärker, je seltener das Ereignis ist (Fiedler,
1991) à Häufigkeit seltener Eigenschaft der kleinen Gruppe
wird besonders überschätzt
Illusorische Korrelation - Potentielle Mechanismen
• Zuverlässiger Effekt moderater Größe
• Stärker bei negativen Stereotypen
• Stärker bei großen Datenmengen
• Stärker bei entsprechender Urteilsstrategie
Illusorische Korrelation - Metaanalyse Mullen & Johnson (1990)
Aus zugewiesenen Rollen werden Persönlichkeitseigenschaften:
Elternzeit: über 90% von der Mutter in
Anspruch genommen (2004; BMF)
Korrespondenz-
verzerrung
Soziale Rollen „Fürsorglichkeit“
Siehe dazu z.B. die Studie von Hoffman & Hurst (1990)
Soziale Rolle
Medien (insbesondere TV) = simulierte Erfahrung!
Verzerrungen (Schneider, 2004):
Unterrepräsentation
• Kaum AA in amerikansichen Zeitschriften obwohl sie 15% der
Leser ausmachen (Rothenberg, 1991)
• Latinos: 9% der US Bevölkerung, 1% der Charaktere in US
Shows (Study Shows, 1994)
Stereotye Präsentation
• AA werden in Nachrichten überproportional als Täter
präsentiert (Romer et al., 1998)
• Latinos: 9% der US Bevölkerung, 1% der Charaktere in US
Shows, 16% der Auftritte als Kriminelle (Study Shows, 1994)
Simulierte Erfahrung
• Einfluss durch Familie, Freunde, Lehrer (Stangor & Leary,
2006)
• Soziale Normen legitimieren Stereotype
• Kommunikation über Fremdgruppen: Schematischere
Darstellung (z.B. Thompson, Judd & Park, 2000)
Soziales Lernen
• Stereotype und Vorurteile sind Ausdruck offener oder
versteckter Motive
• Dienen als zur Rechtfertigung von Diskriminierung oder
zur Selbstwertstützung
• Ungenauigkeit resultiert aus der Funktion der
Stereotypisierung und Bewertung
Motivated Reasoning Perspektive