Sozialpsychologie 1
Universität Würzburg
Universität Würzburg
Kartei Details
Karten | 200 |
---|---|
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 17.06.2025 / 04.07.2025 |
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Metasynthese (Zusammenfassung von Metaanalysen) zur
Genauigkeit der Selbstbeurteilung (Zell & Krizan, 2014):
• Schwacher Zusammenhang zw. Selbstbeurteilung und
externen Kriterien
• Zusammenhang stärker...
o bei spezifischen Einschätzungen
o objektiven Tests
o großer Vertrautheit
o geringer Komplexität
--> bestätigt geringe Einsicht in eigene Fähigkeiten und
Fertigkeiten.
Vertiefung: Selbstbeurteilung 2
Umfassende Tendenz, eigenen Selbstwert zu erhöhen:
• Selektive Attribution (z.B. Zuckerman, 1979): Erfolge internal,
Misserfolge external
• Selektive Erinnerung (z.B. Sanitioso et al., 1990): Bevorzugte
Erinnerung positiver Ereignisse
• Selektive Vergleiche (z.B. Helgeson & Mickelson, 1995): Auswahl
niedriger Vergleichsstandards
•
„Above-Average-Effect“ oder Lake-Wobegon Effect (z.B. Larwood &
Whittaker, 1977): Mehrzahl schätzt sich selbst überdurchschnittlich
gut ein.
--> Verstärkt bei Selbstbedrohung (z.B. Todessalienz,
Mikulincer & Florian, 2002), dies spricht dafür, dass es
wirklich um Selbstwerterhöhung geht
Selbsterhöhung: Verzerrungen
Abweichung oft in selbstwertsteigernder Richtung:
• 94% befragter Professoren halten sich für
überdurchschnittlich gute Lehrer (Cross, 1977)
• Nur 12 von 72 Studenten schätzen sich nicht
überdurchschnittlich (im Vergleich zu Kommilitonen)
begabt ein (Larwood & Whitthaker, 1977)
• Mehrzahl von Studenten schätzt Fahrfähigkeiten
überdurchschnittlich ein (Harre et al., 2005)
• Abgesichert durch Metaanalyse (Zell et al., 2019):
- N = 965.307, 291 Stichproben
- Effektstärke: d = 0,78 (großer Effekt)
Above Average Effect
Auftreten im Zusammenhang mit….
• Depressiven Störungen (Mullarkey et al., 2019)
• Selektiven Aufwärtsvergleichen (Gerber et al., 2018)
• Reaktion auf zufällige negative Ereignisse (Callan et al.,
2014)
• Folge verzerrter Verteilungswahrnehmung (subjektiv zu
viele “Gute“; Galesic et al., 2012)
• Impostor-Syndrom (Bravata et al., 2020):
- Gefühl, unverdient eine bestimmte berufliche Position zu
haben
- Zweifel an eigener Leistung trotz Leistungsbeweis
- „Komorbidität“ mit Depression und geringem Selbstwert
- Keine “anerkannte“ Krankheit
- Häufigkeit unklar
Selbstabwertung
Definition D-K Effekt: „Those who are less skilled
tend to overestimate their abilities more than do
those who are more skilled“ (Simons, 2013; S. 601)
Dunning-Kruger Effekt - Definition
• Beispielstudie Kruger & Dunning
(1999)
• 45 Studenten bearbeiten Logik-
Puzzles
• Avn: Selbsteinschätzung
(Fähigkeit, Leistung), objektive Leistung
• Beobachtung: Personen im schlechtesten und
zweitschlechtesten Leistungsquartil
überschätzen ihre Leistung, die anderen nicht
• Interpretation: Inkompetenz verringert
Fähigkeit, Leistung korrekt einzuschätzen
• Bedeutung: Rein kognitive Quelle für
Selbstüberhöhung
Dunning - Kruger Effekt - Beispiel
• Hinweisreize und Genauigkeit
• Cues und Schemata
Allgemeine Merkmale der Eindrucksbildung
• Kognitive Algebra
• Primacy- Recency- und Negativity-Effekte
Informationsintegration
• Sich selbst erfüllende Prophezeiungen
• Perseveranzeffekte
Aufrechterhaltung
-unsichtbar
-Kenntnis nützlich
-äußerlich erkennbar?
Innerer Zustand
• Merkmale der Umwelt
• Verbunden mit Urteilsdimension:
- Subjektive Validität
- Objektive Validität
Cues/Anzeichen/Hinweisreize
- Lernen aus eigener Erfahrung
- Soziales Lernen
- Phylogenetisches Lernen (angeborene Bedeutung der
Cues)
Herkunft subjektiver Validität
• Basiert auf mentaler Repräsentation (Assoziation,
Schema, Proposition, Heuristik)
• „Verbindet“ Cue und Urteil
Subjektive Validität
Prinzipiell unbegrenzt viele Hinweisreize
Attraktivität (Vertiefung in eigener Vorlesung)
• Typische Wirkung: Positivere Urteile auf
multiplen Dimensionen (z.B. Feingold, 1992;
Dion et al., 1972):
- Geselligkeit, Dominanz, mentale Gesundheit,
Intelligenz...
• Herkunft subjektiver Validität: Lernen + Genetik
(Thornhill & Gangestad (1999)
• Objektive Validität: Deutliche Korrelationen mit
vielen Dimensionen (Langlois et al. 2000)
Hinweisreize - Wichtige, ausgewählte Cues
Anzeichen für Kategoriemitgliedschaft (z.B.
Geschlecht, Alter, enthn. Herkunft)
• Typische Wirkung: Interpretation i.S. des
Gruppenstereotyps
• Herkunft subjektiver Validität: Lernen
• Objektive Validität: Sehr große Streuung (z.B.
Ashton & Esses, 1999)
Hinweisreize - Anzeichen für Kategoriemitgliedschaft
Mentale Repräsentation, die Gruppe mit Eigenschaften verbindet
Stereotyp
Nonverbales Verhalten (z.B. Gesichtsausdr.,
Gesten, Bewegungen, Blickbewegungen)
• Typische Wirkung: Spezifisch für Ausdruck /
Geste / Bewegung
• Herkunft subjektiver Validität: Lernen+Genetik
(z.B. Ekman & Friesen, 1971)
• Objektive Validität: Große Streuung, z.B. wg.
„display rules“ (Matsumoto, 1990)
Hinweisreize - Nonverbales Verhalten
• Typische Wirkung: Vertraut = positiv,
vertrauenswürdig (Zajonc, 1968)
• Herkunft subjektiver Validität: Lernen+Genetik
(z.B.Unkelbach, 2006; Winkielmann et al., 2003)
• Objektive Validität: Wenig Evidenz, aber
plausible theoretische Analysen (Unkelbach,
2006)
Hinweisreize - Vertrautheit
• Ähnlich à sympathisch (z.B. Wayne & Liden, 1995)
• Blickrichtung à Aufmerksamkeit (z.B. Emery, 2000)
• Kleidung à Kompetenz, Glaubwürdigkeit, Autorität
• Distinkte Körpermerkmale:
o Körperkraft à sozialer Status (z.B. Lukaszewski et
al., 2016)
o Testosteron-Marker à Dominanz (Valentine et al.,
2014)
o Gesichtskonfiguration à Vertrauenswürdigkeit (z.B.
Todorov, 2012)
Hinweisreize - Weitere beispielhafte cues
Gruppierung von zwei
oder mehr unter-
scheidbaren Objekten,
die ähnlich behandelt
werden
Kategorie
Wissensstruktur, die
auf Kategorien aufbaut
und das Wissen einer
Person über einen
Themenbereich enthält
Schema
Gruppierung von zwei
oder mehr unter-
scheidbaren Personen,
die ähnlich behandelt
werden
Soziale Kategorie
Schema, das sozial
geteilte Überzeugun-
gen über Persönlich-
keitsmerkmale und
Verhaltensweisen von
Angehörigen einer
sozialen Kategorie
enthält.
Stereotyp - grüne Box
Leichtigkeit/ Wahrscheinlichkeit/ Geschwindigkeit des Abrufs
Cues und Schemata - Zugänglichkeit
Erste Eindrücke bleiben bestehen oder entstehen selbst
dann, wenn...
Grundlage als falsch erkannt wird
• Falsches Feedback über eigene Leistung à Selbstbeurteilung
(Ross et al., 1975)
• Falsche Information über andere Person à Fremdbeurteilung
(Wyer & Unverzagt, 1985)
Nur eine Möglichkeit angedeutet wird
• Negiert Aussage (Er ist kein Mörder) à Eindruck i.S. Affirmation
(hier negativ; Wegner et al., 1981)
• Bloße Frage (Ist er ein Mörder?) à Eindruck i.S. der Frage
(Fiedler et al., 1996)
Perseveranzeffekte
Erklärungsprozesse (Ross et al., 1975)
• Verstehen aktiviert Evidenz für Eindruck
• Grundlage wird negiert, nicht aber eigene Erklärung
„Vergessen“ der Negation (Wegner et al., 1985; Gilbert,
1991)
• Negationen sind abstrakte Inhalte
• Werden leicht vergessen
• Anwendung schwierig, oft unvollständig
Motivationale Einflüsse (Guenther & Alicke, 2008)
• Perseveranz womöglich bes. wahrscheinlich, wenn Eindruck
positiv für die Person selbst ist
Perseveranzeffekte - Potentielle Mechanismen
• Negative Merkmale werden besonders stark gewichtet
• Gründe: Negative Information ist salient, informativ, ggf.
überlebenswichtig
Negativitätseffekt
• Zentrale Eigenschaften sind wichtiger für Gesamteindruck
(Asch, 1946)
• Wärme und Kompetenz als fundamentale, zentrale
Eigenschaften (Zanna & Hamilton, 1972)
Zentralität
• Zuletzt verarbeitete Merkmale werden besonders stark
gewichtet
• Tritt auf, wenn Motivation und/oder Fähigkeit gering sind
• Gründe: Zuletzt genannte Eigenschaften sind verfügbarer
Recency - Effekt
• Zuerst verarbeitete Merkmale werden besonders stark gewichtet
• Gründe: Mehr Aufmerksamkeit; Beeinflussung der
Interpretation weiterer Eigenschaften
Primacy - Effekt
• Je mehr gleich extreme Eigenschaften, desto extremere Urteile
(z.B. Fishbein & Hunter, 1964)
• Widerspricht einfachem „averaging“
Set-Size Effekt
• Hinzufügen moderater Eigenschaften zu extremen Eigenschaften
reduziert Urteilsextremität (z.B. Levin & Schmidt, 1970)
• Widerspricht einfacher „summation“
Verwässerungs Effekt
• Keines der beiden Modelle trifft vollständig zu
• Anscheinend betreiben Menschen eine Mischung aus
Summenbildung und Mittelwertbildung
Kognitive Algebra - Fazit
Angenommen, sie wollten bei einer Bewerbung einen
besonders guten Eindruck hinterlassen. Sollten Sie
dann möglichst viele positive Merkmale nennen? Oder
nur eine Auswahl der positivsten Merkmale?
Umfassend
Note (+9)
Praktika (+8)
Ausland (+9)
Sprachen (+5)
Computer (+4)
à ∑ = 35 (summation)
à ∅ = 7 (averaging)
Eindrucksbildung 1 Selektiv
Note (+9)
Praktika (+8)
Ausland (+9)
à ∑ = 26 (summation)
à ∅ = 8,7 (averaging)
Kognitive Algebra
Kognitive Algebra (z.B. Anderson, 1974):
„Approach to the study of person perception
proposing that people assign positive and
negative valence to various person attributes
and combine them to form a general evaluation
of a person.“ (Sutton & Douglas, 2020; S. 119)
Integrationsregel:
• Mittelwert
• Summe
•
…
Gewichtungsfaktoren
• Reihenfolge
• Valenz
• Zentralität
Wie wird aus Merkmalen ein Gesamteindruck gebildet?
Fragestellung: Aktivieren Kategorie-
Cues Stereotype?
Vpn: sollen Wörter (z.B. senil, blau)
von Nicht-Wörtern (z.B. Nelis)
unterscheiden.
UV 1: Kategorie der „Target-“Wörter:
alt (z.B. senil) vs. jung (z.B. laut)
UV 2: „Prime-“Wörter: alt, jung,
XXXXXXX
Beispiel: Stereotypaktivierung
Priming der
Kategorien ALT vs. JUNG
erleichtert Reaktion auf
kongruente Eigenschafts-
wörter
• Beispiel für unintentionale,
schnelle Stereotyp-
aktivierung durch Kategorie
Beispiel: Stereotypaktivierung - Ergebnis
1. Unauffälliges Konzept-Priming:
Positiv
• Anwendbar: Abenteuerlustig
• Nicht anwendbar: Nett
Negativ
• Anwendbar: Leichtsinnig
• Nicht anwendbar: Respektlos
2. Vermeintliche Textverständnisaufgabe:
„Donald verbrachte eine Menge Zeit damit,
danach zu suchen, was er für sich selbst
gern als Abenteuer bezeichnet. Er hatte
bereits den Mt. McKinley bestiegen, war die
Stromschnellen des Colorado in einem Kajak
heruntergerast . . . Er hatte schon viele Male
Verletzungen und sogar den Tod riskiert.“
3. AV: Beschreibung der Person in einem Wort
Ergebnis:
• Die verfügbare Kategorie beeinflusst Interpretation
uneindeutiger Information
• Aber nur dann, wenn die Kategorie anwendbar ist
Schemate und Urteile
Annahmen darüber, wie
Laien zu Erklärungen für ihr eigenes Verhalten
und das Verhalten anderer Menschen
gelangen“ (Parkinson, 2007)
Warum ist das wichtig?
• Soziales Verhalten: z.B. Helfen bei selbstverschuldeten
Problemen?
• Emotion: z.B. Ärger bei versehentlicher Schädigung?
• Motivation: z.B. Anstrengung bei unfairer Prüfung?
Attributionstheorie
Depressiver Attributionsstil: Globale, stabile, internale
Attribution andauernden
Kleiner, aber signifikanter Effekt depressiver Attributionsstile auf
depressive Symptome in Metaanalyse (Huang, 2015)
Attribution und Depression